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Ella Hohenberg, geborenen Levy

geboren am 13. Mai 1882 in Kassel, Hessen, Deutschland
ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Ehemann: Hohenberg, Abraham Arthur geboren am 12. März 1893 in Karlshafen, Hessen, Deutschland emigriert im Sommer 1939 nach England verstorben 1971 in den USA

Lebensdaten

1882 geboren in Kassel, Heinrichstraße 5 1918 Ihr Bruder Louis stirbt im 1. WK 1922 Heirat mit Abraham Arthur Hohenstein, geb. in Karlshafen 1922 wohnhaft Kassel; Heinrichstraße 3 1938 Inhaftierung ihres Ehemannes im Konzentrationslager Buchenwald 1939 Flucht des Ehemannes nach England 1939 erzwungener Umzug in die Schäfergasse 30 in Kassel 1942 Deportation und Ermordung in Sobibor
Porträtfoto
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Biografie

Ella Hohenberg, geborene Levy, wurde in Kassel als drittes Kind von Marianne und Isaac Levy geboren. Sie hatte vier Brüder und eine Schwester. Vor ihr waren bereits Abraham und Louis geboren, nach ihr kamen noch Erna, Max und Salli zur Welt. Ihr Bruder Louis starb während des 1. Weltkriegs, ihr Bruder Max konnte in Kassel die Zeit der Verfolgung überleben, über das Schicksal der weiteren Geschwister ist nichts überliefert.


Kassel war eine der größten städtischen jüdischen Gemeinden des Reiches mit fast 3.000 Mitgliedern. Die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner trugen erheblich zum wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Leben der Stadt bei. Das städtische Judentum setzte sich aus v.a. assimilierten und liberalen Juden, aber auch streng Gläubigen zusammen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Synagoge und eine für orthodox orientierte Juden. Zum jüdischen Leben in Kassel gehörten u.a. ein Krankenhaus, ein Altersheim, ein Waisenhaus, ein Kinderhort und eine jüdische Schule, die 1933 noch von 176 Kindern besucht wurde. Viele Gemeindemitglieder engagierten sich in zahlreichen Wohltätigkeits- und anderen Vereinen und Einrichtungen. Im Ersten Weltkrieg waren in Kassel 62 jüdische Männer gefallen.


1922 heiratete Ella den aus Karlshafen gebürtigen Kaufmann Arthur Hohenberg. In der Heiratsurkunde ist ihr Beruf als „Verkäuferin“ angegeben. Das kinderlose Paar lebte in Kassel in der Heinrichstraße 3 in unmittelbarer Nähe zu Ellas Geburtshaus in der Heinrichstraße 5.




Nach der Reichspogromnacht 1938

Nach dem Novemberpogrom wurde Arthur Hohenberg – wie weitere 250 Kasseler jüdischen Männer – verhaftet und in das 200 Kilometer entfernte Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, wo er mehrere Wochen festgehalten wurde. Nach seiner Entlassung kehrte er zurück nach Kassel. Im Juli 1939 floh er ohne seine Frau nach England, die genaueren Umstände sind nicht überliefert. Als sein Wohnsitz war bis Mai 1939 Kassel angegeben, danach ein Lager in Kent in England, als Beruf war „Bergarbeiter“ aufgeführt. Nach dem antijüdisch verschärften Wohnrecht musste die alleinstehende Ella Hohenberg aus ihrer Wohnung ausziehen, ab 15.7.1939 lebte sie in der Schäfergasse 30.




Die Deportation von Kassel nach Sobibor

Zum 31.5.1942 wurde Ella Hohenberg in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurde sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert.


Ella Hohenberg wurde am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt.


Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohner*innen, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Juden für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg.

Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt.


Der Sonderzug „Da 57“ fuhr vom Anschlussgleis „Alter Flughafen“ direkt nach Sobibor weiter. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, auch nicht nach Izbica. Da 57 kam am 3. Juni 1942 in Sobibor an; Ella Hohenberg wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.


Ihr Mann Arthur Hohenberg suchte über den Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes nach 1945 vergebens nach seiner Frau Ella. Er heiratete in England erneut und wanderte 1947 mit seiner zweiten Frau in die USA aus, wo er 1971 starb.




Verwendete Dokumente und Literatur

Website des Archivs ITS Arolsen

Website Gedenkbuch des Bundesarchivs

Website Statistik des Holocaust

Website Geschichte jüdischer Gemeinden - Kassel

Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005

Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018

Kammler, Jörg, u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933 – 1945, Bd. I und II, 1984 und 1987

Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998

Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang ,Namen und Schicksale der Juden Kassels. Ein Gedenkbuch,

Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg.,1986

Thiele, Helmut, Die jüdischen Einwohner zu Kassel, 2006




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