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Heinrich Peter Selowsky

geboren am 8. Oktober 1925 in Dresden, Sachsen, Deutschland
ermordet am 13. März 1943 im deutschen Mordlager Sobibor

Familie

Mutter: Eleonora Selowsky geboren am 1. April 1902 in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 13. März 1943 im Mordlager Sobibor Vater: Oskar Selowsky geboren am 19. Dezember 1891 in Dresden, Sachsen, Deutschland ermordet am 13. März 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Schwester: Karin Friedel Selowsky geboren am 1. August 1931 in Delft, Niederlande ermordet am 13. März 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Großmutter: Fridoline Eichenberg, geborene Kaufmann geboren am 26. September 1880 in Mannheim, Deutschland, Baden-Württemberg verstorben 1908 in Düsseldorf, Deutschland Stiefgroßmutter: Johanna Eichenberg, geborene Nathan geboren am 31. März 1879 in Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland umgekommen am 13. März 1943 im Ghetto Theresienstadt Großvater: Albert Eichenberg geboren am 9. Mai 1861 in Adelebsen, Niedersachsen, Deutschland verstorben am 2. Mai 1922 in Düsseldorf Onkel: Hubert Eichenberg geboren am 04. Juni 1903 in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland verstorben am 08. Juni 1903 in Düsseldorf Onkel: Gerhard-Michel Eichenberg geboren am 26. Januar 1908 in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland geflüchtet 1939 über Großbritannien in die USA verstorben am 22. Mai 1999 in Indianapolis, Indiana, USA Stieftante: Ruth Eichenberg, verheiratete Ruschkewitz geboren am 9. Februar 1911 geboren in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland umgekommen am 26. Oktober 1942 in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau Onkel: Ernst Richard Selowsky geboren am 29. August 1895 in Dresden, Sachsen, Deutschland flüchtet 1938 nach Südamerika verstorben 1975 in Genf, Schweiz Onkel: Selowsky, Heinz Kurt geboren am 25. Dezember 1903 in Dresden, Sachsen, Deutschland flüchtet 1938 nach Südamerika verstorben nach 1963

Lebensdaten

1925 Geburt in Dresden 1929 Auswanderung der Familie in die Niederlande 1931 Geburt der Schwester Karin 1935 Stieftante Ruth wandert in die Niederlande aus 1937 Mutter legt Prüfung zur Physiotherapeutin ab 1938 Flucht der beiden Onkel nach Chile 1938 Tod der Großmutter Elli Selowsky in Dresden 1939 Abitur am humanistischen Gymnasium in Delft 1939 Flucht Onkels Gerhard Michael Eichenberg in die USA 1942 Verschleppung der Großmutter Johanna nach Theresienstadt 1942 Verschleppung und Ermordung der Stieftante Ruth und ihres Sohnes Jan nach Auschwitz 1943 Einquartierung der befreundeten Nachbarfamilie van Hoorn 1943 Verhaftung der Familien Selowsky und van Hoorn 1943 Verschleppung nach Westerbork 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor, zusammen mit Jenny Jeidels-Stamm in Sobibor 1943 Tod der Großmutter Johanna in Theresienstadt 1943 Verschleppung und Ermordung der Familie van Hoorn nach Sobibor
Porträtfoto
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Der 4. Geburtstag von Schwester Karin, das Mädchen mit dem weißen Hut vorn links, Bruder Peter hinten Mitte. Emmy van Hoorn ganz rechts und daneben Reni Jeidels, die Kinder der befreundeten Familien


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Peters Mutter Eleonora


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Peters Schwester Karin


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Stolpersteine für die Familie Selowsky in der Julianalaan in Delft


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Biografie

Heinrich Peter Selowsky wurde 1925 in Dresden geboren. Seine Kindheit war geprägt von vielen Trennungen.

Seine Mutter war Eleonore Eichenberg, verheiratete Selowsky, sie stammte aus Düsseldorf. Sie hatte zwei Brüder; sein Onkel Gerhard Michael wanderte Ende der 1930er Jahre in die USA aus und verstarb 1999 in Indianapolis. Sein Onkel Hubert war bereits 1903 kurz nach seiner Geburt verstorben.

Seine Großeltern mütterlicherseits lernte Heinrich Peter nicht mehr kennen, sie waren vor seiner Geburt verstorben. Der Großvater war zweimal verheiratet. Seine zweite Frau, Großmutter Johanna, wurde im August 1942 aus Frankfurt am Main in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie im März 1943 ums Leben kam.

Heinrich Peters Vater war Oskar Selowsky aus Dresden. Er hatte ebenfalls zwei Brüder. Diese beiden Onkel flohen vermutlich 1938 nach Südamerika. Der Großvater väterlicherseits war bereits vor seiner Geburt verstorben. Seine Witwe, die Großmutter väterlicherseits. verstarb 1938, dem Jahr der Auswanderung ihrer beiden Söhne.




Emigration der Familie in die Niederlande

Seine Eltern Eleonora und Oskar heirateten 1923. Bei der Geburt Heinrich Peters im Jahr 1925 lebte die Familie noch in Dresden. 1929 emigrierte die Familie in die Niederlande und ließ sich in Delft nieder. Hier wohnten sie in der heutigen Julianalaan 74. Seine Schwester Karin wurde 1931 in Delft geboren.

In der Nachbarschaft wohnten zwei weitere deutsch-jüdische Familien, zu denen sowohl seine Eltern als auch er und seine Schwester engen Kontakt pflegten. Das war zum einen die Familie Van Hoorn mit ihren beiden Kindern Emma und Berend, die einige Jahre jünger waren als er selbst. Die zweite Familie hieß Jeidels, sie hatten eine Tochter, sie hieß Reni und war drei Jahre jünger. In der Familie Jeidels lebte zudem die Großmutter, Jenny Jeidels-Stamm. Seine Schwester Karin war mit dem gleichaltrigen Nachbarskind Reni Jeidels befreundet. Die beiden waren das, was man beste Freundinnen nennt. Reni beschrieb ihre Freundin Karin als ein süßes Mädchen mit großen braunen Augen. Von ihr stammt auch die Information, dass es in der Wohnung der Selowskys ein lebensgroßes Porträt von Elenora mit ihrem Baby Karin auf dem Schoß gab. Von Heinrich Peter ist bekannt, dass er Briefmarken sammelte und sich mit seiner Bienenzucht beschäftigte. Er besuchte das Delfter Gymnasium und machte 1939 seinen Abschluss.

Sein Vater Oskar Selowsky arbeitete in der Farbenfabrik in Delft. Seine Mutter hatte sich in den Niederlanden zur Physiotherapeutin ausbilden lassen und legte 1937 die entsprechende Prüfung ab. Sie annoncierte ihre Dienste in der Delfter Zeitung und behandelte ihre Patientinnen und Patienten zuhause.

Seine Mutter Eleonora Selowsky war offensichtlich eine engagierte Frau. Sie setzte sich für geflüchtete jüdische Kinder ein, die nach der Pogromnacht mit den Kindertransporten aus Deutschland in die Niederlande kamen. Schon am 17.11.1938 rief sie niederländische Familien mit einer Anzeige in der Delfter Zeitung dazu auf, deutsche Kinder bei sich aufzunehmen.

Im Mai 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande. Das hatte für die jüdische Bevölkerung und die jüdischen Flüchtlinge auch hier zur Folge, dass sie Schritt für Schritt ausgegrenzt, entrechtet, beraubt und verfolgt wurden.

Seine Großmutter Johanna wurde 1942 von Frankfurt aus ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie umkam. Seine Tante Ruth, die Stiefschwester seiner Mutter, war Mitte der 30er Jahre in die Niederlande geflohen. 1936 kam in Den Haag ihr Sohn Jan zur Welt. Bereits im Oktober 1942 wurde sie von Westerbork aus mit Ehemann und Tochter in das Konzentrations- und Vernichtungslager nach Auschwitz verschleppt. Mutter und Tochter kamen dort um, der Ehemann überlebte. Das Schicksal des Sohnes Jan ist unklar.




Verhaftung und Deportation

Zu Beginn des Jahres 1943 wurde in ihre Wohnung die befreundete Familie Van Hoorn mit ihren beiden Kindern einquartiert. Diese mussten ihr Haus für die deutschen Besatzer räumen. Anfang März 1943 wurden die beiden Elternpaare von der niederländischen Polizei verhaftet. Die Kinder gingen zu Fuß zur Polizeistation, um nicht getrennt von ihren Eltern zu bleiben. Beide Familien wurden zusammen mit ihren Kindern nach Westerbork verschleppt.

Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.

Am 10. März 1943 mussten Heinrich Peter, seine Schwester Karin und die Eltern zusammen mit der Großmutter der befreundeten Familie, Jenny Jeidels, im 2. Transport zusammen mit 1000 weiteren Jüdinnen und Juden die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt im Viehwaggon dauerte drei Tage. Der 17-jährige Heinrich Peter, seine 11-jährige Schwester Karin, seine Eltern und Jenny Jeidels-Stamm wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft, am 13 März 1943, im Todeslager Sobibor ermordet.

Die Familie Van Hoorn wurde zwei Wochen später deportiert. Am 23. März verließen sie Westerbork und kamen drei Tage später in Sobibor an, wo sie unmittelbar nach der Ankunft ermordet wurden.

Im November 2021 wurden in Delft auf der Julianalaan vier Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Selowsky verlegt. Die Stolpersteine für die Familie Van Hoorn wurden vor ihrem Haus verlegt, aus dem sie von den Deutschen verjagt worden waren.




Verwendete Dokumente und Literatur

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