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Walter Beck

geboren am 6. April 1932 in Magdeburg, Sachsen-Anhalt, Deutschland
ermordet am 28. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Mutter: Gerda Beck, geborene Meissner geboren am 2. September 1911 in Berlin, Deutschland ermordet am 28. Mai 1943 in der Mordstätte Sobibor Vater: Karl Beck geboren am 27. Mai 1899 in Wien, Oesterreich-Ungarn ermordet am 16. Juli 1936 im Gefängnis in Berlin-Moabit Stiefvater: Franz-Otto Seligsohn geboren am 28. Oktober 1899 in Berlin, Deutschland verstorben am 29. Mai 1945 bei Tröbitz, Brandenburg, Deutschland

Lebensdaten

1932 Geburt in Magdeburg 1933 Verhaftung und Verurteilung der Eltern 1933 Walter lebt bei seinen Großeltern mütterlicherseits 1935 Haftentlassung der Mutter 1935 Ermordung des Vaters 1937 Tod der Großmutter mütterlicherseits 1938 Verhaftung des Großvaters mütterlicherseits 1938 Flucht in die Niederlande 1938/39 lebt in Quarantäneunterkunft/ Kinderheimen in Amsterdam 1939 seine Mutter heiratet Franz-Otto Seligsohn 1939 wohnt bei seiner Mutter und seinem Stiefvater 1942 Deportation und Ermordung des Großvaters mütterlicherseits 1943 Walter und seine Mutter werden deportiert und in Sobibor ermordet 1945 Stiefvater Franz-Otto Seligsohn stirbt kurz nach Kriegsende
Porträtfoto
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Biografie

Walter Beck war der Sohn von Karl und Gerda Beck. Die Familie wohnte in Magdeburg, der Vater war Handelsgehilfe, arbeitete aber als Gleisarbeiter bei der Reichsbahn. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 waren Mutter und Vater im kommunistischen Widerstand engagiert; wegen einer Flugblattaktion wurden beide zu Gefängnisstrafen verurteilt. Während ihrer Inhaftierung kümmerten sich die Großeltern um den kleinen Walter. Kurz vor der Entlassung aus dem Zuchthaus Luckau wurde sein Vater in das Gefängnis der Geheimen Staatspolizei in Berlin-Moabit überstellt, zwei Tage später war er tot, nach Aussagen von Mithäftlingen wurde er bei einem Verhör erschlagen. Die Mutter war bereits einige Wochen vorher aus dem Gefängnis entlassen worden. Sie musste nicht nur die Nachricht über den Tod ihres Mannes verkraften, in den nächsten beiden Jahren starben auch ihre Mutter und ihre Großmutter. Während des Novemberpogroms 1938 wurde der Großvater Leopold Meissner verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.




Flucht in die Niederlande

In dieser verzweifelten Situation verließ Gerda mit ihrem Sohn Walter Magdeburg in Richtung Amsterdam. Bis zu 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden flohen bis zur deutschen Besetzung in die Niederlande, legal oder illegal. Das Leben der Flüchtlinge war schwierig. Emigranten erhielten keine Arbeitserlaubnis und waren von Hilfsorganisationen abhängig.


Für den 6-jährigen Walter Beck ist einem Eintrag vom 28.11.1938 in der Quarantäneunterkunft in der Amsterdamer Zeeburgerdijk 321 zu entnehmen: „legal, zu klein zu antworten, keine Papiere“. Bis September 1939 war Walter Beck in verschiedenen Kinderheimen in Amsterdam untergebracht. Diphtherieerkrankungen in seinem Heim führten dazu, dass er erneut von September bis Mitte Dezember 1939 in seiner alte Quarantäneunterkunft im Zeeburgerdijk untergebracht wurde.

Der Aufenthaltsort seiner Mutter Gerda in diesem ersten Jahr in den Niederlanden ist unbekannt. Bekannt ist, dass sie den Berliner Emigranten Franz-Otto Seligsohn kennenlernte, im Mai 1939 das Aufgebot bestellt wurde und Mitte September desselben Jahres heiratete.


Erst ab 14. Dezember 1939 konnte Walter Beck endlich wieder bei seiner Mutter leben. Die kleine Familie wohnte in der Dintelstraat 84 in Amsterdam. Mit der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 verschärfte sich die Situation der deutschen Flüchtlinge zusehends durch Ausgrenzung, Entrechtung, Beraubung und Verfolgung. Die Familie zog in Amsterdam noch zweimal um, 1941 in die Biesboschstraat 67 III und kurz vor ihrer Deportation in die Amstelkade 3.




Verhaftung und Deportation

Im Frühjahr 1943 erhielten Walter Beck und seine Mutter die Aufforderung, sich in der Hollandse Schouwburg zu melden. Dieses ehemalige Theater diente den deutschen Besatzern ab Sommer 1942 als Sammelstelle für Jüdinnen und Juden aus Amsterdam. Wenn sie sich nicht freiwillig meldeten, wurden sie bei Razzien in ihren Wohnungen, an ihren Arbeitsplätzen oder auf der Straße von deutschen oder auch niederländischen Polizisten aufgegriffen und zur Sammelstelle gebracht und in das Lager Westerbork verschleppt.


Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.


Am 25. Mai 1943 mussten der mittlerweile zehnjährige Walter und seine Mutter Gerda im 13. Transport zusammen mit insgesamt 2860 Jüdinnen und Juden die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt im Viehwaggon dauerte drei Tage. Walter und seine Mutter wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft, am 28. Mai 1943, in Sobibor ermordet.


Walters Großvater Leopold Meissner, bei dem Walter Beck als Baby während der Haftzeit seiner leiblichen Eltern lebte, wurde am 14. April 1942 in das Warschauer Ghetto deportiert und von dort aus in das Mordlager Treblinka verschleppt und ermordet. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.


Der Stiefvater Franz-Otto Seligsohn wurde im April 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt. Nur einen Tag vor der Befreiung durch die britische Armee wurde er am 10. April 1945 noch in einen Zug mit 2400 Menschen gemeinsam in Richtung Konzentrationslager Theresienstadt gepfercht. Nach einer Irrfahrt durch die noch unbesetzten Teile Deutschlands ließ man den Zug auf offener Strecke nahe der brandenburgischen Gemeine Tröbitz stehen. Erst am 23. April 1945 befreite die vorrückende Rote Armee die Insassen des Zuges. Etwa 200 Menschen waren in den Waggons bereits verstorben, viele waren an Typhus erkrankt. Franz Otto Seligsohn starb wenige Wochen später am 29. Mai 1945 in einem Krankenrevier an Typhus.




Verwendete Dokumente und Literatur

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