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Berend `Beertje´van Hoorn

geboren am 10. Januar 1931 in Delft, Südholland, Niederlande
ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Mutter: Hilda Hoorn geboren am 15. Januar 1895 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Vater: Maurits van Hoorn geboren am 27. Januar 1891 in t´Zandt, Groningen, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Schwester: Emma van Hoorn, Rufname Emmy geboren am 27. August 1928 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Lebensdaten

1922 Umzug der Mutter nach Delft 1928 Geburt der Schwester Emma 1931 Geburt 1938 Tod der Tante Emilie-Kroon 1939 Flucht des Onkels Erich-Sally Katz mit Familie in die Niederlande 1940/1941 Vater verliert seine Arbeit an der Universität 1941/1942 Vater wird Lehrer an der jüdischen Schule in Den Haag 1941/1942 Schulverbot und Umschulung in die jüdische Schule in Den Haag 1942 Tod der Tante Estella-Carolina in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau, zusammen mit Ehemann und drei Kindern 1943 Ermordung der Tante Henni Irma Kroon in Auschwitz 1943 Verhaftung der Familie 1943 Inhaftierung in Westerbork 1943 Ermordung von Berend van Hoorn, seinen Eltern und seiner Schwester in Sobibor 1943 Ermordung der Tante Grietje Minco in Sobibor 1943 Ermordung des Onkel Erich Sally Katz in Auschwitz
Porträtfoto
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links außen in der 2. Reihe Berend, seine Schwester Emma steht in der hinteren Reihe, das zweite Mädchen von rechts. Vor Emma Reni Jeidels, vorn in der Mitte mit dem karierten Kleid Karin Selowsky


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Mutter Hilda


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Emma und Berend


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Berend mit seiner Schwester Emma, links ihre Freundin Reni Jeidels


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Biografie

Berend Van Hoorn wurde 1931 in Delft in den Niederlanden geboren. Seine Mutter Hilda Katz war bereits Anfang der 1920er Jahre in die Niederlande ausgewandert. Seine Eltern waren schon 1922 nach Delft umgezogen. Nach der Geburt der Schwester Emma, im August 1928, bewohnte die kleine Familie ein eigenes Häuschen in die Juliana Laan 54. Sein Vater Maurits van Hoorn hatte studiert und arbeitete als Lehrer an der Universität am Rotterdamsche Weg. Zusätzlich unterrichtete er Deutsch an der Handelsabendschule. Seine Mutter nannte seinen Vater ’Mo‘, sie buk gerne Butterkuchen und sorgte liebevoll für ihre Kinder.

Seine Mutter Hilda stammte aus Deutschland und hatte Schwierigkeiten mit der niederländischen Sprache, so tat sie sich gern mit deutschsprachigen Nachbarinnen zusammen. Das waren die Familie Anne und Kurt Jeidels aus Berlin und die Familie Eleonora und Oskar Selowsky aus Dresden. Erwachsene und Kinder, so auch Berend, pflegten einen freundschaftlichen Umgang. So schauten beispielsweise beide van-Hoorn-Kinder bei den Nachbarn gerne den geschmückten Christbaum an, den es zuhause nicht gab. Sein Rufname war Beertje und Bär. Er wird als ein fröhlicher Junge beschrieben. Als Beertje noch zu klein war, um an die Türklingel zu kommen, rief er durch den Briefkasten: öffnen, öffnen. Kinder, die später in das Haus der Van Hoorns zogen, taten es ihm gleich und riefen wie er, öffnen, öffnen. Berend besuchte die Grundschule zusammen mit Karin Selowsky aus der Nachbarschaft. Seine Schwester Emma und Reni Jeidels waren beste Freundinnen. Anne Jeidels beschrieb Schwester Emma als ein tapferes sommersprossiges Mädchen mit schwarzen Locken, die es liebte Witze zu erzählen. Die beiden Mädchen besuchten dieselbe Grundschule Nr. 11 in der Van Spreykstraat.




Die deutsche Besatzung

1940, als die Deutschen die Niederlande besetzten, gab es etwa 140.000 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in den Niederlanden, davon waren an die 15.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland. Etwa 75 Prozent der jüdischen niederländischen Bevölkerung fiel dem Holocaust zum Opfer, sie wurden vor allem in die Mordstätten Sobibor und Auschwitz verschleppt.

Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde Bernds Vater Maurits Van Hoorn verboten, weiter an der Hochschule zu unterrichten. Er nahm eine Stelle an der jüdischen Schule in Den Haag an. Auch Berend und Emma durften nicht mehr in der öffentlichen Schule am Unterricht teilnehmen. Sie besuchten ab 1941 ebenfalls die jüdische Schule in Den Haag.

Im Januar 1943 mussten Berend und seine Familie innerhalb von drei Tagen ihr Haus verlassen. Danach wurde es von einem deutschen Offizier bewohnt. Berend und seine Familie fanden Unterschlupf bei den Selowskys in der Julianalaan 74.




Verhaftung und Deportation

Wenige Wochen später wurden die beiden Elternpaare van Hoorn und Selowsky von der niederländischen Polizei abgeholt. Berend, Emma, Peter und Karin hatten keinen Platz mehr in dem Auto, das die Eltern wegholte. Also liefen Berend und die drei anderen Kinder zu Fuß zur Polizeistation zu ihren Eltern. Von der Polizeistation aus wurden die beiden Familien gemeinsam mit Renis Großmutter Jenny Jeidels in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht.

Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen der niederländischen Jüdinnen und Juden und der jüdischen Flüchtlinge in die deutschen Mordstätten. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.

Am 23. März 1943 mussten der zwölfjährige Berend, seine Schwester und die Eltern in Westerbork einen Deportationszug besteigen. Mit weiteren 1246 jüdischen Menschen wurden sie in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer dreitägigen Zugfahrt in überfüllten Waggons kamen sie am 26. März 1943 in Sobibor an. Berend Van Hoorn und seine Familie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.

Die Familie Selowsky war bereits Anfang März 1943 mit ihren beiden Kindern und der Großmutter Jenny Jeidels nach Sobibor verschleppt und dort ermordet worden.




Geschwister der Eltern

Seine Mutter Hilda Katz hatte zwei Schwestern und einen Bruder. Eine Schwester, Emmas Tante Emilie, verstarb 1938 in Winschoten. Die zweite Schwester der Mutter, Tante Henni Irma, wurde mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern in Auschwitz ermordet. Bruder Erich Sally Katz wurde wie seine Ehefrau in Auschwitz ermordet, einer seiner Söhne starb kurz nach der Befreiung in Bergen-Belsen, der zweite Sohn überlebte

Sein Vater hatte drei Geschwister. Ihr Onkel Carel Jacob verstarb bereits mit zehn Jahren, Ihre Tante Grietje wurde 1943 in Sobibor ermordet, ihre Tante Estella Carolina 1942 in Auschwitz – Birkenau. Nur ein Neffe väterlicherseits überlebte die Zeit des Krieges in verschiedenen Lagern. 




Brief seiner Schwester Emmy an Hoorn aus Westerbork an Anne Jeidels


"Westerbork, 9-3-43
Liebe Familie Jeidels …
Im Auftrag von Mutter schreibe ich, da sie so müde ist. …. Jetzt sind wir hier. Mutter sitzt hier ohne Stopffaden und ohne Nadeln. Auch keine Butter, weil … sie noch im Keller liegt. Im dunklen Schrank in Mutters Schlafzimmer stehen auch 3 Marmeladengläser. Ein kleiner Käse liegt im Kleiderschrank der Mutter auf dem Dachboden. Gegenüber diesem Schrank steht ein Koffer mit etwas Tee. Wir hätten alles so gerne hier. Im dunklen Schrank im Schlafzimmer der Mutter hängt Mutters Bademantel und darunter ein Kleid, das diese Mutter für die Arbeit haben wollte. Im Keller steht auch eine Dose mit Margarine … in einem grünen Buttertopf. … Und auch Haarnadeln und Sicherheitsnadeln, die in einer Sirupdose auf Mutters Nachttisch liegen. Mutter hat gerade mit deiner Schwiegermutter gesprochen. (Emmy meint meine Großmutter Jenny Jeidels-Stamm …) Sie ist sehr stark, ebenso Frau Feldmann (Jennys Schwester Lina), letztere ist sehr stark. Die Delfter sind alle zusammen in einer Baracke. … Wir dürfen einmal alle 14 Tage. schreiben. Jetzt muss ich Schluss machen. Grüßen Sie alle Bekannten.
Nun liebe Familie … Grüße von uns allen und einen Kuss von Emmy.
P.S. Mach dir keine Sorgen um deine Schwiegermutter und Tante. Sie halten sich sehr gut. Möchten Sie auch Father's Shaver benutzen? Wir besuchen oft Onkel Erich, du kennst Mutters Bruder."

Emmys Mutter, Hilda Van Hoorn-Katz schreibt noch einige Zeilen: „Ich bin am Boden, alle Lebensmittel sind zurückgelassen worden. Ich hoffe, dass einige davon nachgeschickt werden können.“ Unter dem Bademantel hängt ein Kleid mit Knöpfen … das hätte mir gefallen. Auf dem Nachttisch oben steht eine Schachtel mit Haarnadeln etc. Mit freundlichen Grüßen H. van Hoorn.“
Auf der Rückseite des Umschlags an der Absenderstelle steht: "M. van Hoorn und Katz, Barak 67, Westerbork (Dr)" …




Verwendete Dokumente und Literatur

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