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Rosi Hanna Ochs

geboren am 26. Juni 1929 in Herleshausen, Hessen, Deutschland
ermordet am 7. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Mutter: Recha Ochs, geborene Hirnheimer geboren am 1. August 1900 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 1. Oktober 1944 im deutschen Konzentrationslager Stutthof Vater: Karl Kallmann Ochs geboren am 7. Mai 1896 in Herleshausen, Hessen, Deutschland ermordet 1942 im Ghetto von Riga Großmutter: Gitta (Gitla) Hirnheimer geboren am 14. Dezember 1862 in Greussenheim, Bayern, Deutschland ermordet am 2. Juli 1943 im Mordlager Sobibor Großvater:Max Hirnheimer geboren am 6. August 1861 in Reichmannsdorf, Bayern, Deutschland gestorben am 31. Mai 1938 in Oss, Niederlande Tante: Mathilde Kahn-Hirnheimer geboren am 24. Oktober 1893 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 6. Oktober 1944 im deutschen Konzentrations- und Mordlager Auschwitz-Birkenau Onkel: Josef Hirnheimer geboren am: 3. Mai 1904 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 7. Mai 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Tante: Estera Hirnheimer geboren am 18. März 1897 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 14. Oktober 1944 im deutschen Konzentrations- und Mordlager Auschwitz-Birkenau Tante: Selma Hirnheimer, verheiratete Neumark geboren am: 26. Februar 1899 geboren in: Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet: 13. Mai 1942 im deutschen Mordlager Chelmno

Lebensdaten

1929 Geburt in Herleshausen 1933 Besuch des Kindergartens in Herleshausen 1935 Besuch der Volksschule Herleshausen 1937 Auswanderung der Großeltern und der Tante Estera in die Niederlande 1938 Großvater Max Hirnheimer verstirbt in den Niederlanden 1938 Ausschluss vom Schulbesuch in Herleshausen 1938 Vater Karl Ochs wird im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert 1938 Verschickung in die Niederlande zur Großmutter 1939 Umzug der Eltern nach Berlin 1940 Rückkehr der Eltern nach Herleshausen 1941 Verschleppung der Eltern ins Ghetto Riga 1941 Schulbesuch in Herzogenbusch 1942 Einweisung in ein jüdisches Waisenhaus in Amsterdam 1942 Tod der Tante Selma Hirnheimer im Mordlager Chelmno 1942 Tod des Vaters im Ghetto Riga 1943 Verschleppung nach Sobibor und Ermordung 1943 Verschleppung und Ermordung des Onkels Josef Hirnheimer in Sobibor 1943 Verschleppung und Ermordung der Großmutter in Sobibor 1944 Tod der Mutter im Konzentrationslager Stutthof 1944 Tod der Tante Mathilde Kahn-Hirnheimer in Auschwitz-Birkenau 1944 Tod der Tante Estera Hirnheimer in Auschwitz-Birkenau
Porträtfoto
Porträtfoto


Gedenktafel Rosi Ochs Herleshausen


Porträtfoto


Kindergartenfoto von Rosi


Porträtfoto


Recha Ochs, Rosis Mutter


Porträtfoto

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Biografie

Seit dem 17. Jahrhundert lebten Jüdinnen und Juden in Herleshausen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine Synagoge, die 1938 in der Reichspogromnacht zerstört wurde, es gab eine jüdische Schule, eine Mikwe und einen jüdischen Friedhof. 1933 lebten 60 jüdische Gemeindeglieder in Herleshausen, viele von ihnen zogen in der Folgezeit wegen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weg oder wanderten aus. Im Herbst 1938 lebten noch 34 jüdische Personen im Ort, von denen niemand den Holocaust überlebte. 


Rosi Ochs wurde am 26. Juni 1929 in Herleshausen geboren. Ihre Eltern waren Recha und Karl (auch Kallmann genannt) Ochs, die seit 1928 verheiratet waren. Rosi besuchte den evangelischen Kindergarten in Herleshausen, auf einem erhaltenen Gruppenfoto ist sie 1933 zu sehen. Rosis Vater Karl Ochs war Viehhändler und betrieb mit seiner Frau ein Geschäft in Herleshausen. Nach dem Sabbat Gottesdienst trafen sich die jüdischen Männer oft im Hause Ochs. Das Geschäft blieb nicht von den antijüdischen Übergriffen verschont. Unter anderem 1935 wurde ihnen eine Fensterscheibe eingeschlagen. 


Rosis Mutter Recha Ochs stammte aus einer großen Familie, sie hatte noch weitere elf Geschwister.  Drei Geschwister starben bereits im Kindesalter, zwei Geschwister konnten rechtzeitig emigrieren, Schwester Ida überlebte in den Niederlanden. Vier Geschwister kamen in Konzentrationslagern ums Leben.




Nach 1938

Karl Ochs wurde nach der Reichspogromnacht im November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, aus dem er am 23.11.1938 entlassen wurde. Rosi besuchte zu dieser Zeit die örtliche Schule im Ort. Nach der Pogromnacht wurde ein Gesetz erlassen, das jüdischen Mädchen und Jungen den Besuch von öffentlichen Schulen untersagte. Im Herbst 1938 kamen Männer in Rosis Schule. Die Klassenlehrer der Schule wurden aufgefordert, die Namen der jüdischen Schülerinnen und Schüler anzugeben. Diese wurden daraufhin aus dem Schulbesuch ausgeschlossen und aufgefordert, die Schule sofort zu verlassen. Eine ehemalige christliche Schulkollegin beschrieb die damals neunjährige Rosi Ochs als intelligente Schülerin mit einer auffallend schönen Handschrift. 


Ihre Eltern beschlossen noch im Dezember 1928, Rosi zur Großmutter in die Niederlande in Sicherheit zu bringen. Ihre Großeltern, Gitta Hirnheimer und deren Ehemann Max, waren schon 1937 in die Niederlande ausgewandert. Auch weitere Geschwister von Rosis Mutter lebten bereits in den Niederlanden. Rosis Großeltern wohnten in Oss in der Ridderstraat 38, ihr Großvater Max verstarb im Mai 1938. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 waren Rosi und ihre Großmutter erneut den Schikanen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Nach und nach wurden in den Niederlanden antijüdische Gesetze eingeführt. Rosi Ochs besuchte zuerst die öffentliche Grundschule in Eikenboomgaard,wurde erneut der Schule verwiesen und musste ab Oktober 1941 das jüdische Gymnasium im zwanzig Kilometer entfernten Den Bosch besuchen. Am 6. Dezember 1942 wurde sie in das Niederländisch-israelische Mädchenwaisenhaus in Amsterdam aufgenommen, die Gründe hierfür sind nicht bekannt.




Verschleppung nach Westerbork

Im Februar 1943 wurden die Kinder des Waisenhauses `evakuiert´, die meisten der Mädchen, so auch Rosi Ochs, kamen in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Kamp Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt – 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.




Deportation nach Sobibor

Am 4. Mai 1943 musste Rosi Ochs mit weiteren 1187 Menschen einen Deportationszug besteigen. Dies war der 10. Transport, der Westerbork in Richtung des deutschen Vernichtungslagers Sobibor in Polen verließ. Rosi Ochs wurde im Alter von 13 Jahren am 7. Mai 1943 unmittelbar nach ihrer Ankunft im Mordlager Sobibor ermordet. 


Sowohl in Herleshausen, Am Anger 2, als auch in Oss in der Ridderstraat 38 erinnern Stolpersteine an Rosi Ochs. 


Ihr Onkel Josef Hirnheimer, geboren am 3. Mai.1904 in Bamberg, war in den Niederlanden im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv und wurde verraten. Er war von Beruf Hopfenhändler und hatte in Vlijmen in der Wolput 12 gelebt. Er wurde im selben Transport wie Rosi Ochs ebenfalls von Westerbork aus nach Sobibor deportiert, wo er am 7.Mai 1943 ermordet wurde. 


Rosis Großmutter Gitta wurde wenige Wochen später, am 29. Juni von Westerbork nach Sobibor gebracht und am 2. Juli 1943 dort ermordet.




Rosis Eltern

Die Eltern von Rosi Ochs zogen Ende 1939 nach Berlin, kamen aber schon im Februar 1940 zurück nach Herleshausen. Ihre Bemühungen um eine Emigration ins rettende Ausland blieben vergebens. Am 8. Dezember 1941 mussten sich die Eltern von Rosi Ochs in Kassel in die Turnhalle am Schulkomplex Schillerstrasse melden. Sie wurden durchsucht und ihre Wertsachen konfisziert. Am nächsten Tag, am 9. Dezember 1941, wurden sie zusammen mit 1032 weiteren Menschen in das Ghetto in Riga im heutigen  Lettland deportiert. Ihr Vater Karl Ochs starb vermutlich im Ghetto Riga, sein Todesdatum ist mit dem 1. Januar 1942 angegeben. 1942 erwarb die Gemeinde das „Judenhaus“ Karl Ochs, Herleshausen, Am Anger 2, noch bevor seine rechtmäßige Erbin ausfindig gemacht werden konnte. 


Rosis Mutter Recha Ochs wurde von Riga aus weiter in das Konzentrationslager Stutthof gebracht, sie starb dort am 1. Oktober 1944.




Verwendete Dokumente und Literatur

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