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- Braunsberg, geborene Stern | Gedenkweg in Sobibor
< zurück vorherige Emilie Braunsberg geboren am 1. Juni 1892 in Betziesdorf, bei Kirchhain/Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann Braunsberg, Viktor geboren am 29. März 1887 in Breuna, Kreis Kassel, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der Mordstätte Sobibor Lebensdaten 1892 Geburt in Betziesdorf 1919 Heirat mit Viktor Braunsberg aus Breuna 1930ger Flucht zwei ihrer Brüder in die USA 1938 Inhaftierung für einen Tag 1938 Einquartierung der Familie Hamberg in ihrem Haus 1939 Selbstmord ihres Vater Moses Stern 1942 Deportation und Ermordung in Sobibor nächste Viktor Braunsberg, Emilies Ehemann Biografie In Betziesdorf bei Kirchhain, dem Geburtsort von Emilie Braunsberg, lebten Juden bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Eltern von Emilie Braunsberg waren Moses und Emma Stern, geborene Katz. Emilie Braunsberg hatte mindestens zwei Brüder, Julius und Henry/Harry, die in die USA ausgewandert sind. Emilie Braunsberg wohnte mit ihrem Ehemann Viktor im Geismarweg 42 in Breuna; sie besaßen ein Wohnhaus, ein Gartengrundstück und einen Acker. Die Familie Braunsberg betrieb ein Stoff- und Kurzwarengeschäft. Ihr Ehemann Viktor Braunsberg engagierte sich in der Jüdischen Gemeinde und leitete bis 1932 den Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chevroth. Von ihrer Nichte Hannah Altbush wurde Emmi Braunsberg als intelligente und warmherzige Frau beschrieben, sie hatte die Tante hin und wieder besucht. Beim Abschiedsbesuch vor ihrer Auswanderung schenkte ihr Emmi einen Diamantring. Die Reichspogromnach 1938 In Breuna, dem Wohnort des Ehepaares, lebten zwei jüdische Familien. Am Tag der Reichspogromnacht versteckten sich Emmi Braunsberg und ihre alten Schwiegereltern bei ihren jüdischen Nachbarn, der Familie Hamberg im Kirchweg 6 vor den gewalttätigen Nazi-Horden. Das Haus der Hambergs wurde verwüstet und demoliert. Hermann Hamberg, konnte durch einen Hinterausgang in die Felder flüchten. Die Verbliebenen wurden im benachbarten Volkmarsen für einen Tag in Schutzhaft genommen. Am nächsten Tag wurden Frauen und Kinder entlassen, die Väter der beiden Familien, Viktor Braunsberg und Moritz Hamberg in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Von dort kehrten sie nach einigen Wochen in ihr Dorf zurück. 1938 wurde die Familie Hamberg aus dem Kirchweg 6 bei der Familie Braunsberg im Geismarweg 42 einquartiert, ihr eigenes Haus war wegen eines Feuerschadens für Jahre nur noch teilweise bewohnbar. Viktor Braunsberg und Moritz Hamberg hatten sich zur Zwangsarbeit im Straßenbau in Kassel zu melden. Emilies Vater Moses Stern beging am 24. Mai 1939 Selbstmord. Viktor und Emilie Braunsberg wollten bei Viktors alten Eltern in Breuna bleiben, erst nach deren Tod 1939/1940, bemühten sie sich um ein Visum für die USA. Die Deportation von Kassel nach Sobibor Für die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel standen sechs Personen aus Breuna auf der Deportationsliste. Neben der Familie Hamberg waren das Viktor Braunsberg und seine Frau Emilie. Zum 31.5.1942 wurden die Familien Hamberg und Braunsberg in die ‚Sammelstelle‘ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert. Die Braunsbergs wurden am Morgen des 1. Juni 1942, Emmis 50. Geburtstag, mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem-Bezirk Kassel der Geheimen Staatspolizei von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Jude für die geplante Ermordung konzentriert und in neue Transporte zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Dieser Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto. Emmi und Viktor Braunsberg aus Breuna wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft im deutschen Mordlager Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Alemmannia Judaica Breuna Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013 Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg., Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945 Lebenserinnerungen Irmgard Meyer, geborene Hamberg, 1988 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang Prinz, Ein Gedenkbuch, 1982 Die Familie Hamberg aus Breuna, jimh.lima-city.de Interviews: Interview mit Hannah Altbush, USC Shoa Foundation; 20.3.1996 in Rye Brook, New York, USA Interview mit Ilse Greening, USC Shoa Foundation; 21.4.1996 in Sarasota, Florida, USA Interview mit Irma Meyer, geb. Hamberg, USC Shoah Foundation; 21.5.1997, Pennsylvania, USA - online verfügbar
- Bruinvels-van Gelder | Gedenkweg in Sobibor
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- Mordstätte | Gedenkweg in Sobibor
Sobibór ist ein kleines Dorf in Ostpolen. Es liegt nicht weit vom Bug entfernt, dem Grenzfluss zwischen Polen, der Ukraine und Weißrussland. Die Bahnstation Sobibór liegt etwa acht Kilometer vom Dorf Sobibór entfernt an der Bahnlinie zwischen Chełm und Włodawa. Zwischen Mai 1942 und Oktober 1943 wurden im deutschen Mordlager Sobibor 180.000 Jüdinnen und Juden in durch Motorabgase ermordet. Das Mordlager Sobibor Geschichte der Mordstätte Lagebereiche Die Täter Ermordung der Jüd*innen Die jüdischen Gefangenen Transporte Öffentlichkeit und Bereicherung Flucht und Widerstand Nachkriegsprozesse Lagebereiche Die Täter Ermordung der Jüd*innen Die jüdischen Gefangenen Transporte Öffentlichkeit und Bereicherung Geschichte der Mordstätte Sobibor Sobibór ist ein kleines Dorf in Ostpolen. Es liegt nicht weit vom Bug entfernt, dem Grenzfluss zwischen Polen, der Ukraine und Weißrussland. Die Bahnstation Sobibór liegt etwa acht Kilometer vom Dorf Sobibór entfernt an der Bahnlinie zwischen Chełm und Włodawa. Bis 1942 befand sich in diesem abgelegenen, waldreichen und sumpfigen Gebiet eine kleine Wohnsiedlung für Beschäftigte der polnischen Eisenbahngesellschaft und der Forstverwaltung. Aufbau des Mordlagers Im Spätherbst 1941 beobachteten polnische Eisenbahner wiederholt, dass sich die deutschen Besatzer für das Gebiet interessierten. Sie untersuchten das Gelände und nahmen Vermessungen vor. Tatsächlich begannen dann im Februar 1942 auf dem Gelände gegenüber dem Bahnhof Sobibór Bauarbeiten. Sie dienten der Errichtung des zweiten Mordlagers der „Aktion Reinhardt“. Das erste Mordlager existierte bereits: Ab Mitte März 1942 wurden im 160 Kilometer entfernten Bełżec Jüdinnen und Juden in Gaskammern ermordet. Nach Belzec und Sobibor entstand eine dritte Mordstätte der „Aktion Reinhardt“. Diese lag in Treblinka. Das Morden begann dort, ebenfalls mit Gas, wenige Monate später im Juli 1942. In diesen drei Mordlagern der Aktion Reinhardt wurden insgesamt mindestens 1,5 Millionen Jüdinnen und Juden getötet. Die ersten Bauarbeiten zur Errichtung der Mordstätte Sobibor beaufsichtigte Richard Thomalla, Leiter der SS-Zentralbauleitung in Zamość. Die deutsche Zivilverwaltung des Kreises Cholm (deutsche Bezeichnung für die polnische Stadt Chełm) stellte das Material zur Verfügung: Pfähle, Barackenteile, Ziegel und Stacheldraht. Weitere Baustoffe wurden durch den Abriss jüdischer Wohnhäuser beschafft. Bei den Aufbauarbeiten wurden Juden eingesetzt, die man aus den Ghettos und Zwangsarbeitslagern der Umgebung heranzog. Die Bauern der Umgebung wurden beauftragt, mit ihren Fuhrwerken das Baumaterial ins spätere Lager zu transportieren. Einige wenige Gebäude nahe der Bahnstation wurden ins Lager integriert. Ein als Postamt dienendes Haus wurde zur Unterkunft für die deutschen Täter genutzt, ein Forsthaus als Verwaltungsgebäude. Auf dem Gelände der Mordstätte befand sich zudem eine katholische Holzkapelle, die zuvor von den Anwohnerinnen und Anwohnern der Umgebung genutzt wurde. Lager III 1 Gebäude mit den Gaskammern 2 Wohnbaracke jüd. Sonderkommando Lager III 3 Küche Lager III 4 Leichenverbrennung 5 Bereich der Massengräber Lager III Weitere Bauten S 1 Bahnhofsgebäude S 2 Wachtürme S 3 Kapelle aus der Vorkriegszeit (Erschießungsstelle) weitere Bauten Vorlager 1 Wache 2 Z ahnarzt/Arrestzelle Trawniki 3 Neu es Kasino 4 Garage/Friseur der Lager-SS 5 Waschraum der Lager-SS 6 Wäscherei 7 Altes Kasino 8 'Schwalbennest', diente als Unterkunft 9 Magazin und Bügelstube der Lager-SS 10 Unterkunft Trawniki 11 Altes Posthaus (existiert noch) 12 Munitionslager 13 – 15 Unterkunft Trawniki 16 Kasino Trawniki 17 Unterkunft für Zugführer Trawniki Vorlager Lager II 1 Ehemaliges Forsthaus 2, 3 Lebensmittelmagazine 4 Schweinestall 5 Pferdestall 6 Scheune 7 Wirtschaftsgebäude 8 Schuhmagazin 9 Feuermeldeturm 10 – 15 Sortierbaracken 16 Abgabe Handgepäck 17 Haarschneidebaracke 18 Wachturm 19 Auskleideplatz 20 „Schalter“ am Eingang zum „Schlauch“ Lager II Lager I 1 evtl. Werkstatt oder Toiletten 2 – 4 Werkstätten 5 Bäckerei 6 Schusterei Trawniki 7 Werkstatt 8 Baracke Frauen 9 Küche Lager I 10, 11 Baracken Männer 12 Malerwerkstatt Lager I Die Lagerbereiche Das Areal der Mordstätte Sobibor war anfänglich etwa 600 Meter lang und 400 Meter breit, im Sommer 1943 wurde das Gelände auf 1000 mal 400 Meter erweitert. ... mehr ... mehr über Die Täter Mitte April 1942 wurden etwa zwanzig Deutsche unter der Leitung von Franz Stangl von Berlin nach Sobibor abkommandiert. ... mehr ... mehr über Die Ermordung der Jüdinnen und Juden Die Mordaktionen in Sobibor begannen ab Anfang Mai 1942. Die Züge mit den in den Güterwaggons eingepferchten Jüdinnen und Juden beendeten ihre Fahrt auf dem öffentlichen Bahnhof Sobibór. Die Waggons wurden auf ein Nebengleis rangiert und abgestellt. Da die Bahnrampe an der Mordstätte zu kurz war, mussten die Züge auf diesem Nebengleis geteilt werden: Es wurden jeweils fünfzehn Waggons abgekoppelt und in das Lager geschoben. Dort wurden die Türen der Waggons geöffnet und die Menschen mit Gewalt und Geschrei auf die Rampe gejagt. Sie sollten keine Möglichkeit haben, sich zu orientieren, ihre Situation zu erfassen, das Geschehen bewusst wahrnehmen und einordnen können. Es wurde künstlich eine gehetzte, aufgeregte Situation geschaffen. Die Familien wurden auseinandergerissen, die Männer von Frauen und Kindern getrennt. Oft hielt ein deutscher Täter dann eine beruhigende heimtückische Rede. Nach dem Krieg schilderte der Sobibór-Überlebende Dov Freiberg den Wortlaut einer solchen Rede: „Da es zurzeit Krieg gibt, müssen alle arbeiten und sie werden alle zu Arbeit gefahren. Es wird ihnen gutgehen. Alte und Kinder werden nicht arbeiten, aber sie werden trotzdem genug zu essen haben. Sie müssen alle auf Reinlichkeit achtgeben und deshalb müssen sie zunächst baden. Die Ausländer pflegten dann mit den Händen zu klatschen. In späterer Zeit, als Transporte von polnischen Juden ankamen, die gewusst haben, dass sie umgebracht werden, haben sie laut geklagt und geschrien. Da hat er gesagt; 'Ruhe, ich weiß, dass ihr schon sterben wollt, aber es wird euch nicht so leicht gemacht, vorher müsst ihr noch arbeiten…' und auf diese Art hat er sie durcheinandergebracht.“ Zuerst wurden die Frauen mit den Kindern von der Bahnrampe zum Auskleideplatz im Lager II eskortiert, wo sie ihre Kleidung und Schuhe ablegen mussten. Danach wurden sie auf dem umzäunten Weg zu den Gaskammern getrieben. In den Gaskammern wurden sie mit den Abgasen eines Dieselmotors erstickt. Jüdische Gefangenen mussten die Körper der Ermordeten aus den Kammern ziehen, ihnen die Goldzähne entfernen und zu riesigen Leichengruben tragen. Menschen, die nicht mehr aus eigener Kraft von der Bahnrampe zu den Gaskammern gehen konnten, wurden anfänglich mit Fuhrwerken in die Nähe der auf dem Lager befindlichen Holzkapelle gefahren und dort an einer Grube erschossen. Im Juni 1942 wurde eine Schmalspurbahn gebaut, mit der die nicht mehr gehfähigen Menschen ins Lager III gebracht wurden. Ebenso wurden schwere Gepäckstücke mit dieser Bahn in das Lager II transportiert. Zwei bis drei Stunden nach Ankunft auf der Rampe war die Mordaktion abgeschlossen., die Jüdinnen und Juden ermordet und in den Leichengruben verscharrt. Währenddessen mussten die jüdischen Gefangenen des „Bahnhofskommandos“ bereits die leeren Waggons reinigen. Die jüdischen Gefangenen Von den in Sobibor eingetroffenen Jüdinnen und Juden suchten die SS-Männer einzelne Deportierte zur Arbeit aus. Bis zu 650 Gefangene mussten in verschiedenen Arbeitskommandos arbeiten. ... mehr ... mehr über Transporte Von den etwa 180.000 Jüdinnen und Juden, die in Sobibor ermordet wurden, kamen etwa 100.000 aus dem sogenannten Generalgouvernement, der von Deutschland besetzte Teil Polens ... mehr ... mehr über Die Öffentlichkeit und deren Bereicherung Das Mordgeschehen in Sobibór war in der Region nicht zu verheimlichen. Unter den jüdischen Ghettobewohner*innen, der polnischen Zivilbevölkerung und den deutschen Besatzern verbreiteten sich schnell Informationen und Gerüchte. Auf der öffentliche Bahnstation Sobibór hielten turnusmäßig vier Mal täglich Personenzüge. Nur wenige Meter von der Station entfernt begann die Umzäunung des Mordlagers. Ein Buffet im Bahnhofsgebäudes wurde auch von den deutschen Tätern und Trawniki besucht. Als ab Herbst 1942 die Körper der Ermordeten auf Scheiterhaufen verbrannt wurden, legte sich ein furchtbarer Gestank über die gesamte Umgebung. Je nach Windrichtung war er noch in der zehn Kilometer entfernten Stadt Włodawa wahrnehmbar. Der dort lebende Reichsdeutsche Paul Winkler sagte später dazu: „Dass sich in Sobibór ein Vernichtungslager befand, war mir, wie auch jedem anderen in Wlodawa bekannt. Wenn man von Cholm nach Wlodawa mit der Bahn fuhr, konnte man die Judentransporte, tausende und zehntausende nach Sobibór fahren sehen. Nachts sah man von Wlodawa aus dem Feuerschein von Sobibór, außerdem bemerkte man einen eigenartigen Geruch. Es war bekannt, dass die Juden dort vernichtet wurden." Der Handel mit den geraubten Wertsachen der Ermordeten bescherte der Region um Sobibór einen plötzlichen Wohlstand. Vor allem die Trawniki tauschten in den umliegenden Orten das Raubgut aus dem Lager gegen Alkohol, Lebensmittel. Sie waren gerne gesehene Gäste. Es entstanden sogar Liebschaften zwischen Anwohnerinnen und Trawniki. Es tauchten Händler auf, um von den Trawniki Gold, Geld und Schmucksachen zu erwerben. Prostituierte boten ihre Dienste an. Auch die deutschen Täter bereicherten sich an den geraubten Gegenständen der ermordeten Jüdinnen und Juden. Stand ein Heimaturlaub bevor, organisierten sie sich Koffer voll mit Wertsachen, Schmuck, Geld, Kleidung und Spielzeug. Sie ließen sich von Gefangenen Gemälde und Zeichnungen als Mitbringsel anfertigen. Inhaftierte Jüdinnen mussten für die Kinder der SS-Männer Kleidung nähen und Puppen anfertigen. Eda Lichtman beschrieb das so: „Wir haben Pakete vorbereitet, Kleiderpakete, fast für alle Offiziere und unter den Paketen gab es sehr schöne Sachen, auch Puppen für ihre Kinder, die die Kinder mit sich nach Sobibór genommen hatten um danach mit ihren Eltern zusammen in den Tod zu gehen. Sie nahmen alle Puppen, sie sagten uns, alles aus den Lagerhallen heraus zu holen, in Ordnung zu bringen, schöne Kleidung für die Puppen zu nähen, und sie anzuziehen, das war das Einzige, was Ihnen noch gefehlt hatte…. Wir taten natürlich alles was sie sagten, aber zum Schluss hatten wir sehr viel Leid und ein großer Schmerz erfüllte unsere Herzen. Wir sahen aber, dass sie großes Interesse daran hatten, Pakete mit nach Hause zu nehmen. Jeder Deutsche, der zu einem Heimaturlaub gefahren ist, wollte für sich schöne Sachen mitbringen und diese waren bei uns in den Lagerhallen. Wir haben für sie Uniformen der Hitlerjugend genäht und sie waren so sehr glücklich und jeder deutsche Offizier hat sich mit guten Paketen ausgerüstet.“ Bei einigen deutschen Tätern, wie z.B. Hubert Gomerski und Johann Niemann ließ sich nach dem Krieg nachweisen, dass sich auf ihren Sparkonten ungewöhnlich viel Geld angesammelt hatte. Flucht und Widerstand Die ständige Androhung und Erfahrung von Gewalt sollten sowohl die im Lager neu Eintreffenden als auch die jüdischen Zwangsarbeiter*innen davon abhalten, Widerstand zu leisten. ... mehr ... mehr über Nachkriegsprozesse Der deutsche Täter Erich Bauer aus Sobibor wurde im August 1949 von den Überlebenden Ester Raab und Samuel Lerer in Berlin auf einem Rummelplatz erkannt. Das Berliner Landgericht verurteilte ihn ... mehr ... mehr über Flucht und Widerstand Nachkriegsprozesse
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- Braunsberg, geborene Stern | Gedenkweg in Sobibor
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Emilie Braunsberg hatte mindestens zwei Brüder, Julius und Henry/Harry, die in die USA ausgewandert sind. Emilie Braunsberg wohnte mit ihrem Ehemann Viktor im Geismarweg 42 in Breuna; sie besaßen ein Wohnhaus, ein Gartengrundstück und einen Acker. Die Familie Braunsberg betrieb ein Stoff- und Kurzwarengeschäft. Ihr Ehemann Viktor Braunsberg engagierte sich in der Jüdischen Gemeinde und leitete bis 1932 den Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chevroth. Von ihrer Nichte Hannah Altbush wurde Emmi Braunsberg als intelligente und warmherzige Frau beschrieben, sie hatte die Tante hin und wieder besucht. Beim Abschiedsbesuch vor ihrer Auswanderung schenkte ihr Emmi einen Diamantring. Die Reichspogromnach 1938 In Breuna, dem Wohnort des Ehepaares, lebten zwei jüdische Familien. Am Tag der Reichspogromnacht versteckten sich Emmi Braunsberg und ihre alten Schwiegereltern bei ihren jüdischen Nachbarn, der Familie Hamberg im Kirchweg 6 vor den gewalttätigen Nazi-Horden. Das Haus der Hambergs wurde verwüstet und demoliert. Hermann Hamberg, konnte durch einen Hinterausgang in die Felder flüchten. Die Verbliebenen wurden im benachbarten Volkmarsen für einen Tag in Schutzhaft genommen. Am nächsten Tag wurden Frauen und Kinder entlassen, die Väter der beiden Familien, Viktor Braunsberg und Moritz Hamberg in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Von dort kehrten sie nach einigen Wochen in ihr Dorf zurück. 1938 wurde die Familie Hamberg aus dem Kirchweg 6 bei der Familie Braunsberg im Geismarweg 42 einquartiert, ihr eigenes Haus war wegen eines Feuerschadens für Jahre nur noch teilweise bewohnbar. Viktor Braunsberg und Moritz Hamberg hatten sich zur Zwangsarbeit im Straßenbau in Kassel zu melden. Emilies Vater Moses Stern beging am 24. Mai 1939 Selbstmord. Viktor und Emilie Braunsberg wollten bei Viktors alten Eltern in Breuna bleiben, erst nach deren Tod 1939/1940, bemühten sie sich um ein Visum für die USA. Die Deportation von Kassel nach Sobibor Für die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel standen sechs Personen aus Breuna auf der Deportationsliste. Neben der Familie Hamberg waren das Viktor Braunsberg und seine Frau Emilie. Zum 31.5.1942 wurden die Familien Hamberg und Braunsberg in die ‚Sammelstelle‘ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert. Die Braunsbergs wurden am Morgen des 1. Juni 1942, Emmis 50. Geburtstag, mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem-Bezirk Kassel der Geheimen Staatspolizei von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Jude für die geplante Ermordung konzentriert und in neue Transporte zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Dieser Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto. Emmi und Viktor Braunsberg aus Breuna wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft im deutschen Mordlager Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Alemmannia Judaica Breuna Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013 Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg., Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945 Lebenserinnerungen Irmgard Meyer, geborene Hamberg, 1988 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang Prinz, Ein Gedenkbuch, 1982 Die Familie Hamberg aus Breuna, jimh.lima-city.de Interviews: Interview mit Hannah Altbush, USC Shoa Foundation; 20.3.1996 in Rye Brook, New York, USA Interview mit Ilse Greening, USC Shoa Foundation; 21.4.1996 in Sarasota, Florida, USA Interview mit Irma Meyer, geb. Hamberg, USC Shoah Foundation; 21.5.1997, Pennsylvania, USA - online verfügbar
- Beem van | Gedenkweg in Sobibor
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- Lewandowski, geborene Mecca | Gedenkweg in Sobibor
< zurück vorherige `Lina´Caroline Lewandowski geboren am 2. Februar 1875 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Jakob Lewandowski geboren am 06. Oktober 1860 in Hamburg, Deutschland gestorben am 27. Januar 1936 in Kassel, Hessen, Deutschland Sohn: Dr. Herbert Lewandowski geboren am 20. März 1896 in Kassel, Hessen, Deutschland gestorben am 04. März 1996 in Genf, Schweiz Tochter: Irma Lewandowski geboren am 10. Januar 1903 in Kassel, Hessen, Deutschland verstorben am 21. September 1915 in Kassel, Hessen, Deutschland Sohn: Hans Wolfgang Lewandowski geboren am 10. Februar 1911 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 01. Dezember 1942 im deutschen Mord- und Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Sohn: Paul Walter Lewandowski geboren am 10. Februar 1911 in Kassel, Hessen, Deutschland verstorben am 25. Januar 2005 in Portland, Oregon, USA Schwester: Dorothea Mosberg, Rufname Dora, geborene Mecca geboren am 09. Mai 1878 in Kassel, Hessen, Deutschland deportiert am 9. Dezember 1941 von Kassel nach Riga - ermordet Vater: Julius Mecca geboren am 16. Januar 1843 in Neisse, Preußen verstorben am 20. Oktober 1915 in Kassel, Hessen, Deutschland Mutter: Olga Mecca, geborene Fränkel geboren am 8. Februar 1853 in Neiße, Preußen gestorben am 10. Juni 1935 in Kassel, Hessen, Deutschland Lebensdaten 1875 Geburt in Kassel 1881 Schulbesuch 1895 Heirat mit Jakob Lewandowski 1903 Geburt der Tochter Irma 1911 Geburt der Zwillinge Hans Wolfgang und Peter Walter 1914 Teilnahme ihres Sohnes Herbert am Weltkrieg I 1915 Tod ihrer 12-jährigen Tochter Irma 1915 Tod ihres Vaters Julius Mecca 1923 Sohn Herbert wandert in die Niederlande aus 1935 Flucht des Sohnes Hans Wolfgang in die Niederlande 1936 Tod ihres Ehemannes Jakob Lewandowski 1935 Flucht ihres Sohnes Paul Walter in die Niederlande 1936 Umzug mit ihrer Schwester Dora Mosberg in die Hardenbergstraße 1937 Emigration ihres Sohnes Paul Walter in die USA 1937 Flucht ihres Sohnes Herbert aus den Niederlanden nach Frankreich 1939 Flucht in die Niederlande zu ihrem Sohn Hans Wolfgang 1941 Verschleppung und Tod ihrer Schwester Dora in Riga 1942 Verschleppung von Caroline und Hans Wolfgang nach Westerbork 1942 Flucht ihres Sohnes Herbert von Frankreich in die Schweiz 1942 Verschleppung und Tod ihres Sohnes Hans Wolfgang nach Auschwitz 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor nächste Dora Mosberg; Linas Schwester Biografie Caroline Linas Mutter Olga und ihr Vater Julius stammten beide aus Neiße an der Oder, einer kleinen Stadt in Oberschlesien. Das Paar heiratete 1873. Ab wann sie in Kassel lebten, ist unbekannt. Ihr Vater Julius Mecca verdiente den Familienunterhalt als Kaufmann. Er unterhielt mehrere Firmen, verteilt über die Stadt. Caroline wurde 1875 in Kassel geboren. Drei Jahre später kam ihre jüngere Schwester Dora zur Welt. Die Eltern ermöglichten ihren beiden Kindern eine gute Schulbildung an der höheren Töchterschule. Beide Töchter galten als außerordentlich gebildet. Gründung der eigenen Familie Caroline Lina heiratete am 8. Mai 1895 den Hamburger Jakob Lewandowski. Er betrieb eine Wollwäscherei am Rande von Kassel. Das Paar bekam vier Kinder. Herbert kam 1896 zur Welt, die Tochter Irma 1903 und 1911 folgten die Zwillinge Hans Wolfgang und Paul Walter. Die Familie zog 1911 in eine größere Wohnung in die Hohenzollernstraße 78, die heutige Friedrich-Ebert-Straße. Caroline Lewandowski war es wichtig, dass ihre Kinder auch die christlichen Traditionen kennenlernten, so schmückte jedes Jahr zu Weihnachten ein Christbaum ihre Wohnung. 1915 war für Caroline Lina mit zwei Todesfällen ein schweres Jahr. Erst starb ihre 12-jährige Tochter Irma und wenige Wochen später Carolines Vater Julius Mecca. Sohn Herbert Der älteste Sohn Herbert legte sein Abitur in Kassel ab.Bereits 1914 wurde er zum Militär eingezogen und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Da war er 18 Jahre alt. Seine Teilnahme war nicht freiwillig, sein Vater hatte ihn dahingehend beeinflusst. Sein Bruder erinnerte sich in einem späteren Interview an die Argumente seiner Eltern, die nachträglich geradezu blauäugig klingen: „You are a German. This country gives us a good living. We can live here, and you go to the army …“. 1917 kam Herbert zur Filmabteilung des deutschen Heeres in Budapest, wo er auch seine ersten Lieder und Novellen verfasste und für Zeitungen schrieb. Nach Kriegsende begann er sein Studium der Germanistik in Berlin. Nebenbei arbeitete er für Filmzeitschriften als Redakteur und Kritiker. Sein Studium beendete er 1923 in Bonn, wo er mit einer Dissertation über Lyrik promovierte. Noch im selben Jahr emigrierte er in die Niederlande. 1924 heiratete Herbert in Utrecht seine aus Berlin stammende Frau Marta Berkowski. Sie war Christin. Die beiden bekamen zwei Kinder. Herbert verdiente den Lebensunterhalt mit Buch- und Briefmarkenhandel und durch die Einnahmen aus dem Berliner Pfeil-Verlag, den er schon während seines Studiums 1922 erworben hatte. 1933 erhielt er ein Publikationsverbot für Deutschlande. Viele seiner Bücher fielen 1933 der Bücherverbrennung zum Opfer. 1934 besuchte Herbert das letzte Mal seine Eltern in seiner Heimatstadt Kassel. Später erinnerte er sich, wie er seinen Vater auf dem zentral gelegenen Königsplatz davon abhielt, wütend auf eine Gruppe Hitlerjugend loszugehen, die lauthals antisemitische Lieder sang. Ein Jahr später besuchten ihn die Eltern in Utrecht, dort sah er seinen schwerkranken Vater das letzte Mal: „Er reichte mir vom Fenster aus noch einmal die Hand, zog dann das Fenster herauf und verschwand. Und ich stand auf dem Bahnsteig und sagte mir stumm: ‚Dieser Mann war mein Vater, mein innig geliebter Vater – er geht von mir fort, um allein, einsam zu sterben – und ich stehe hier tatenlos – und lasse den gehen, den mir niemals ein anderer Mensch ersetzen wird.‘ Noch heute wird es mir kalt und heiß, wenn ich an diesen Abschied im Oktober 1935 in Utrecht denke … “ Wenige Monate später verstarb Jakob Lewandowski in Kassel. Der Pfeil-Verlag wurde 1935 beschlagnahmt. 1937 emigrierte die Familie nach Frankreich und wurde bei Kriegsbeginn 1939 vorübergehend von den Franzosen interniert. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs wurde Herbert Lewandowski erneut interniert, entkam aber in die Schweiz, wo er von 1942 bis 1945 in schweizerischen Internierungslagern leben musste. Nach dem Krieg entschied er sich mit seiner Familie in der Schweiz zu bleiben. Schwester Dora Mosberg Caroline Linas Schwester Dora war mit dem Kaufmann Theodor Mosberg verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Dora arbeitete als Prokuristin im Geschäft ihres Mannes. 1929 verstarb ihr Ehemann. 1936 verstarb auch der Ehemann von Caroline-Lina. Sie und ihre Schwester waren nun Witwen und bezogen zusammen eine Wohnung in der Kasseler Hardenbergstraße 6. Unter dem Druck der zunehmenden Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung flüchtete Caroline Lina Lewandowski im April 1939 in die Niederlande, wo seit 1935 bereits ihr Sohn Hans als Fotograf in Enschede lebte. Ihre Schwester Dora konnte sich wohl nicht für eine Flucht entscheiden. Sie hielt sich nun für kurze Zeit in Freiburg auf, von wo aus sie nach wenigen Wochen wieder nach Kassel zurückkehrte. Am 9. Dezember 1941 musste sie mit über 1000 anderen jüdischen Menschen am Kassler Hauptbahnhof einen Deportationszug „in den Osten“ besteigen. Der Zug `DA 26´ hatte das Ziel Riga. Dora Mosberg überlebte nicht. Ihr erhebliches Vermögen aus dem Erbe ihres Mannes und ihres Vaters wurde vom NS-Staat eingezogen. Von Kassel aus gab es zwischen Dezember 1941 und September 1942 drei große Deportationen von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern. Insgesamt wurden 2380 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel in nationalsozialistische Mordstätten gebracht. Sohn Paul Walter Der Sohn Paul Walter Lewandowski arbeitete 1933 in Koblenz als Kaufmann. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten verlor er seine Arbeit und emigrierte im selben Jahr nach Amsterdam in die Niederlande. Er heiratete dort 1935 die aus Wiesbaden stammende Edith Rosenthal. Dem Paar gelang 1937 mit dem Schiff RMS Ausonia rechtzeitig die Emigration in die USA. Deportation des Sohnes Hans Wolfgang Sohn Hans war 1935 in die Niederlande geflüchtet. Er wurde 1942 verhaftet und musste am 19. Oktober 1942 mit 1326 jüdischen Menschen im polizeilichen Durchgangslager Westerbork einen Deportationszug besteigen. Das Ziel des Zuges war das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von den Nazis besetzten Polen. Nach zwei Tagen erreichte der Zug sein Ziel. Im Kalendarium von Auschwitz-Birkenau heißt es zu diesem Transport „… Mit einem Transport des RSHA aus Holland sind 1237 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem Lager Westerbork eingetroffen. Nach der Selektion werden 497 Männer, die die Nummern 69212 bis 69708 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 830 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“ Hans Lewandowski war einer dieser zur Arbeit Ausselektierten und wurde im sogenannten Stammlager Auschwitz untergebracht. Er erhielt die Häftlingsnummer 69448. Die Inhaftierung in Auschwitz überlebte er keine zwei Monate. In den Sterbebüchern von Auschwitz ist sein Tod mit dem 1. Dezember 1942 angegeben. Deportation nach Sobibor Caroline Lewandowski hatte in Enschede zusammen mit ihrem Sohn Hans Wolfgang in der Dahliastraat 51 gewohnt. Sie wurde1943 verhaftet und ins polizeiliche Durchgangslager nach Westerbork gebracht. Lina Lewandowski musste sieben Monate nach ihrem Sohn am 11. Mai 1943 einen Viehwaggon besteigen. Es war der 11. Transport, der das Lager Westerbork in Richtung der deutschen Mordstätte Sobibor im heutigen Ostpolen verließ. Mit weiteren 1445 jüdischen Männern, Kindern und Frauen erreichte sie drei Tage später Sobibor. Caroline Lewandowski wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor in der Gaskammer ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website Museum Auschwitz-Birkenau Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Jewish Museum Oregon - Transkript Interviel Paul Walters Website des Vereins Kassel West Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz – Birkenau 1939 – 1945, 1989
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Sie möchten einen Gedenkstein stiften? An die einzelen Menschen erinnern In der Mordstätte Sobibor wurden in den Jahre 1942 bis 1943 180.000 Jüdinnen und Juden von den deutschen Nationalsozialisten getötet. Im Jahr 2003 wurde auf dem Areal der Gedenkstätte und Gelände des ehemaligen Lagers, die Gedenkallee eröffnet. Ein Baum und davor jeweils ein Gedenkstein erinnerten in dieser Allee an einen in Sobibór ermordeten Menschen. Jahr für Jahr kamen neue Bäumchen und Steine dazu. Insgesamt fanden über 300 Gedenksteine in der Allee ihren Platz. Eine bedruckte Plakette auf jedem Gedenkstein gab mit Namen und Geburtsort Auskunft darüber, wem dieser gewidmet war. Ein Teil der Opfer wurde so der Anonymität entrissen. Im Mittelpunkt standen damit einzelne Menschen, nicht eine unvorstellbare große namenlose Opferzahl. Die Neugestaltung der Gedenkstätte Ab 2017 wurde die Gedenkstätte Sobibór neugestaltet, davon war auch die Gedenkallee betroffen. Für die Zeit des Umbaus gibt es ein Moratorium für das Aufstellen von neuen Gedenksteinen, das vom Staatlichen Museum Majdanek verfügt wurde, dem die Gedenkstätte Sobibor untergeordnet ist. Lange Zeit blieb unklar, ob die Gedenkallee Teil der neugestalteten Gedenkortes bleiben wird. Nach Jahren des Wartens und des Stillstands wurde schließlich eine Entscheidung getroffen: Die Gedenkallee – mit ihren Bäumen und Steinen – wird aufgelöst, die Gedenksteine bleiben allerdings erhalten und werden an einem neuen Standort innerhalb des Gedenkortes niedergelegt. Und es können nach Abschluss des Umbaus der Gedenkstätte wieder neue Gedenksteine dazu gelegt werden. Die Umgestaltung ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Während des Moratoriums wurden von Menschen in den Niederlanden 70 Gedenksteine gestiftet, in Deutschland 52. Für 33 polnische in Sobibór ermordete Jüdinnen und Juden, wurden Patenschaften für Gedenksteine übernommen. Nun warten insgesamt 155 neue Gedenksteine darauf, in Sobibór niedergelegt zu werden. Noch ist unklar, ab wann das möglich ist. Wenn Sie Interesse haben, für eine Frau, einen Mann, ein Kind oder eine Familie einen Gedenkstein zu stiften, gibt es zwei Möglichkeiten. Sie stiften jetzt einen Stein, ohne dass wir angeben können, wann er aufgestellt werden kann oder Sie signalisieren Ihr Interesse und wir informieren Sie zeitnah darüber, wenn wieder Steine niedergelegt werden können. Schreiben Sie an: Annett Gerhardt, gerhardt@bildungswerk-ks.de Für diese Jüdinnen und Juden wurde bereits ein Gedenkstein gestiftet. Dieser wird zum nächstmöglichen Termin in Sobibór niedergelegt. Bereits gestiftete Gedenksteine
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