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- Quellen | Gedenkweg in Sobibor
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- Bildungswerk | Gedenkweg in Sobibor
Informationen zur Arbeit des Bildungswerks Stanisław Hantz Bildungswerk Stanisław Hantz Stanisław Hantz 1995 fuhren wir erstmals mit unserem Namensgeber Stanisław Hantz zu den Gedenkstätten in Auschwitz-Birkenau. In beeindruckender Offenheit erinnerte sich der Überlebende an das Lagerleben und brachte uns Geschichte auf seine sehr persönliche Art nahe. Er erzählte uns von seinen Erfahrungen, seinen Erinnerungen an die Zeit in Auschwitz. Von Hunger und Durst, von Trauer und Todesangst. Und auch von Hilfe und Solidarität. vom Lachen, von den Witzen und Scherzen in seinem Arbeitskommando. Von den Menschen, denen er in Auschwitz begegnete, von Freunden und Peinigern. Frei von einfachen Freund- und Feindbildern. So konnten bei ihm Täter auch Angst haben und Opfer sich von ihren dunkelsten Seiten zeigen. Und dennoch blieb die Klarheit, dass sich die Grenzen zwischen Tätern und Opfern niemals aufheben. Und er erzählte uns davon, wie er mit der Vergangenheit lebte, und wie diese seine Gegenwart prägte. Mit seinem besonderen Weg seine Vergangenheit zu betrachten, hat Stanislaw Hatz uns sehr schnell für sich eingenommen. Seine Sichtweise hat uns und unsere Arbeit geprägt. Im Sommer 2008 starb Stanisław Hantz nach einer schweren Herzoperation in Krakau. Auf dem Weg in die Klinik besuchte er ein letztes Mal Auschwitz. Unsere Schwerpunkte Seit 1995 unternehmen wir Bildungsreisen mit Interessierten zu Stätten des Holocaust: Auschwitz-Birkenau, Lodz, Treblinka, Belzec, Sobibor, Majdanek, Izbica Lemberg, Wilna und Bialystok. Unsere Bildungsreisen geben Antworten und werfen gleichzeitig Fragen auf. Von großer Bedeutung für unsere Bildungsarbeit waren und sind die Kontakte zu Überlebenden deutscher Konzentrations- und Vernichtungslager. Die meisten der Häftlinge, mit denen wir Kontakt hatten, sind mittlerweile verstorben. Unsere Bildungsreise nach Lodz und zur Mordstätte Chelmno wird von dem ehemaligen Häftling Leon Weintraub begleitet. Leon Weintraub ist 97Jahre alt und eine große Bereicherung für diese Veranstaltung. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit sind unsere Veröffentlichungen von Autobiografien und Ausstellungen zu Aspekten des Holocausts. Mit den Veröffentlichungen der Überlebendenberichte wollen wir dazu beitragen ihre Erfahrungen zu erhalten. Im Rahmen unserer Arbeit, vor allem unserer Bildungsreisen, haben sich in verschiedenen Orten des Holocaust zahlreiche Kontakte zu Museen, Vereinen und Schulen ergeben. Daraus resultierten und resultieren vielfältige Formen der Zusammenarbeit, wie gemeinsame Veranstaltungen und Veröffentlichungen oder Unterstützung bei der Installation von neuen Gedenkorten. So haben wir in BeƗzec die Renovierung der ehemaligen SS-Kommandantur mit unterstützt. In Sobibor haben wir den Weg mit Gedenksteinen. In Treblinka waren wir an der Schaffung eines Gedenkortes am ehemaligen Bahnhof beteiligt. In Izbica, Chełm, Zamość und Auschwitz gibt es Kooperationen mit Schülerinnen und Schülern, die sich mit der Geschichte ihrer Orte befassen. Unsere Aufgaben für die Zukunft Eine große Aufgabe ist und bleibt für uns die Erinnerungsarbeit. Immer mehr steht dabei im Mittelpunkt, wie dies ohne Überlebende gut und überzeugend umgesetzt werden kann. Als Weg dorthin zeichnet sich ein solides Fachwissen unserer Referentinnen ab, immer kombiniert mit den Biografien der Überlebenden. Wir sehen die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nicht als Geschichtsunterricht, sondern vor allem als Möglichkeit, die Welt zu verstehen, daraus Schlüsse zu ziehen und sein Verhalten zu entwickeln. Wir sehen uns als Nachkriegsgeborene nicht in der Schuld, sondern in der Verpflichtung Verantwortung für unsere deutsche Geschichte zu übernehmen. Wir wollen die Erinnerung und das Wissen wachhalten und in der Gegenwart nutzen. Unsere Bildungsarbeit lebt zum einen von unserem ehrenamtlichen Engagement. Zum anderen lebt sie von zahlreichen Spenden. Vor allem aber lebt sie aufgrund eines weit verzweigten Netzes von UnterstützerInnen, die unsere Arbeit erst möglichen machen. Für das Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V. ist der Umgang mit der Vergangenheit im Land der Täter von damals und der Nazi Ideen von besonderem Interesse und nimmt uns in die Verantwortung. Als Nachkriegsgeborene geht es bei uns nicht um persönliche Schuld und Verstrickungen. Im Vordergrund steht für uns Verantwortung für die deutsche Geschichte zu übernehmen, die Erinnerung wach zu halten und dieses Wissen in die Gegenwart einfließen zu lassen. Weitere Informationen finden sich auf unserer Homepage Januar 2024
- Gedenkstätte | Gedenkweg in Sobibor
Nach dem Aufstand und der Flucht von etwa 360 jüdischen Gefangenen am 14. Oktober 1943 begannen die deutschen Täter das Mordlager Sobibor unverzüglich aufzulösen und die Spuren des Massenmordes zu verwischen. Viele Jahre nach dem Krieg blieb das Gelände sich selbst überlassen. Besucher*innen fanden vor Ort keine Informationen darüber, dass hier in der Zeit zwischen Mai 1942 und Oktober 1943 etwa 180.000 Jüdinnen und Juden ermordet worden waren. Die Geschichte der Gedenkstätte Die Gedenkstätte Die Geschichte der Gedenkstätte Erste Untersuchungen Das Gelände bleibt sich überlassen Der lange Weg zu einer Gedenkstätte Die Gedenktätte wird eröffnet Das Verschweigen der Jüdinnen und Juden Die vergessene Gedenkstätte? Neuanfang in den 1990er Jahren Um- und Neugestaltung der Gedenkstätte Die neue Gedenkstätte Die Geschichte der Gedenkstätte Nach dem Aufstand und der Flucht von etwa 360 jüdischen Gefangenen am 14. Oktober 1943 begannen die deutschen Täter das Mordlager Sobibor unverzüglich aufzulösen und die Spuren des Massenmordes zu verwischen. Die im Lager zurückgebliebenen etwa 280 Gefangenen wurden von Deutschen unmittelbar nach dem Aufstand ermordet. Für die Arbeiten zur Auflösung des Lagers wurden jüdische Gefangene aus dem Mordlager Treblinka herangeschafft. (I) Sie wurden nach Beendigung der Abbrucharbeiten Ende November oder Anfang Dezember 1943 ebenfalls erschossen. Die Gebäude im Lager III, also dem Bereich, in dem die Jüdinnen und Juden ermordet und verscharrt worden waren, waren abgerissen und die Gaskammern gesprengt worden. Im Lager II, in dem sich die großen Magazine mit der geraubten Habe befunden hatten, standen jetzt nur noch die Gebäude des sogenannten Erbhofs. Als „Erbhof“ bezeichneten die Deutschen landwirtschaftliche Gebäude, wie die Schweine- und Pferdeställe und die Scheune. Auch die Baracken, die sich in Lager I befunden hatten, waren abgetragen worden. Hier waren die Werkstätten und Unterkünfte für die jüdischen Gefangenen. Lediglich im ehemaligen Wohn- und Freizeitbereich der deutschen Täter, dem sogenannten Vorlager, blieben alle 17 Gebäude erhalten. Danach folgte die letzte Phase der Tarnung der Mordstätte: sie wurde bepflanzt. Der polnische Bahnarbeiter Jan Krzowski beobachtete damals: „Dort wo das Lager sich befunden hatte, wurde der Boden umgepflügt, anschließend geeggt […] und dann wurde ein Nadelwald gepflanzt.“ (II) 28. Mai 1944: Auf der Luftaufnahme der Wehrmacht ist zu erkennen, das auf dem Areal von Sobibor noch Gebäude stehen. Das ehemalige Lagergelände ist rot umrandet. Die unterbrochene Linie markiert den Bereich des Lager IV. Foto: United States National Archives and Records, Administration, College Park/Maryland, GX 8102 Ab Januar 1944 wurden dann einige Dutzend Zwangsarbeiter des „Baudienstes“ in die Gebäude der ehemaligen Mordstätte einquartiert. Am 20. Juli 1944 erreichte die 1. Weißrussische Front der Roten Armee den Fluss Bug. In den folgenden Tagen befreiten sie die gesamte Region um Sobibór. Schon am 22. und 23. Juli 1944 begannen Angehörige der sowjetischen Armee die Bewohner*innen aus den umliegenden Dörfern zu den Geschehnissen in der Mordstätte zu befragen und erstellten Berichte. In den darauffolgenden Monaten gab es weitere Begehungen des ehemaligen Mordlagers durch Angehörige der Roten Armee. 19. August 1944: Eine Untersuchungskommission der Roten Armee besuchte Sobibor und machte Aufnahmen von dem ehemaligen Lagergelände. Das Bild zeigt die Reste des Nebengleises in das Mordlager und die Rampe, auf der Jüdinnen und Juden aus den Waggons getrieben wurden. Foto: Russische Historische Gesellschaft – www.historyrussia.org 19. August 1944: Eine Untersuchungskommission der Roten Armee besucht Sobibor und macht Aufnahmen von dem ehemaligen Lagergelände. Das Bild zeigt das Wachhaus am Eingangstor zum Mordlager. Foto: Russische Historische Gesellschaft – www.historyrussia.org Kurz nach der Befreiung wurde das Gelände um den Bahnhof von Sobibór ab Oktober 1944 zu einem Sammelplatz für Angehörige der ukrainischen Minderheit, die von hier aus mit Zügen in die UdSSR umgesiedelt wurden. Die noch bestehenden Gebäude des ehemaligen Mordlagers wurden von Umsiedler*innen für Brennmaterial zum Heizen und Kochen zerlegt. Auch andere Materialien wie Holz wurden als Baumaterial mit in die UdSSR genommen. Die lokale Bevölkerung nutzte die ehemaligen Lagergebäude als Baustoffdepot. Letztendlich blieben nur zwei Häuser im Bereich des ehemaligen „Vorlagers“, dem Wohnbereich der deutschen Wachmannschaft, stehen. Zum einen war dies das sogenannte „Alte Casino“, das u. a. dem Lagerkommandanten Franz Reichleitner als Unterkunft gedient hatte, sowie das Gebäude, in dem in der Vorkriegszeit die örtliche Post untergebracht war. In diesem Haus hatten zur Lagerzeit ebenfalls deutsche Täter gewohnt. (III) Das Gebäude, das die Deutschen als Casino bezeichneten, wurde erst nach 1984 abgerissen. Das ehemalige Postgebäude ging wie das restliche Gelände des „Vorlagers“ in private Hand über, während das bewaldete Gelände und die Freifläche mit den Massengräbern den lokalen Forstbehörden übergeben wurden. Die ersten Untersuchungen in Sobibór Am 28. September 1945 bat die „Hauptkommission zur Untersuchung deutscher Kriegsverbrechen in Polen“ die Kreisstaatsanwaltschaft in Lublin, Ermittlungen zum ehemaligen Mordlager im Kreis Włodawa einzuleiten. Am 4. Oktober 1945 begannen daraufhin der Staatsanwalt des Wojewodschaftsgerichts in Lublin, Kazimierz Schnierstein, und der Ermittlungsrichter Sergiusz Urban aus Włodawa mit den Untersuchungen der Verbrechen in Sobibor. Am 23. November 1945 schrieb Richter Schnierstein im Auftrag des polnischen Innenministeriums einen Zwischenbericht an die „Hauptkommission zur Untersuchung deutscher Kriegsverbrechen in Polen“ in Krakau. Darin wurde unter anderem festgestellt, dass „die Baracken [auf dem Lagergelände] verbrannt oder abgebaut wurden, die Asche und Knochenstücke der verbrannten Leichen in flachen über das Gelände verteilten Gruben lagen, die mit Sand zugeschüttet waren“ . An dem Ort, so stellte der Bericht fest, gab es „nur noch das Gebälk der Wohnhäuser (der Gestapo- und Wachmänner), aus denen Türen, Fenster und Reste der Einrichtungsgegenstände von der umliegenden Bevölkerung ausgebaut“ wurden. (IV) Endgültig abgeschlossen wurden die Untersuchungen zum Mordlager Sobibor im Oktober 1946. Das Gelände bleibt sich überlassen Nach Abschluss der Untersuchungen blieb das Gelände für viele Jahre sich selbst überlassen. Besucher*innen fanden vor Ort keine Informationen darüber, dass hier in der Zeit zwischen Mai 1942 und Oktober 1943 etwa 180.000 Jüdinnen und Juden ermordet worden waren. Das Gelände blieb ohne Umzäunung und war für jedermann frei zugänglich. Wer in den ersten Dekaden der Nachkriegszeit das ehemalige Lager in Sobibór aufsuchte, fand ein durchwühltes Gelände vor. Überreste menschlicher Knochen lagen an der Erdoberfläche und es waren tiefe Gräben ausgehoben worden. Wie an den meisten Orten des Massenmordes an Juden und Jüdinnen, kamen auch nach Sobibór Grabräuber*innen, in polnischen Medien auch „Hyänen“ genannt, die das Gelände durchwühlten, um nach Wertgegenständen oder Geld der jüdischen Opfer zu suchen. Der jüdische Journalist Mordechaj Tsanin aus Palästina besuchte Sobibór Ende der 1940er Jahre. Er gab sich als britischer Journalist aus. So gewann er das Vertrauen eines Bauern, der ihn zum ehemaligen Mordlager führte. Der Zustand des Geländes hinterließ bei ihm einen tiefen Eindruck: „Die Spuren dieses Golgathas sind bis heute zu sehen. Nach einem zwanzig-minütigen Marsch erreichen wir eine leere Waldlichtung, die auf den ersten Blick den Eindruck macht, als ob hier einmal ein Dorf gestanden hätte, das jedoch abbrannte und die Einwohner geflüchtet waren. Auf dem gesamten Gelände ragen aus dem Gras zerschlagene Ziegelsteine, Lumpen, Papierfetzen. Die Erde ist grau, vermischt mit Asche. Das Gras ist durchgewühlt, es haben sich kleine Erhebungen und Vertiefungen gebildet. Die Oberfläche dieser Niemandswiese erscheint um einiges kleiner als die in Treblinka. […] Wie an allen Orten, wie an allen Vernichtungslagern, war auch durch Sobibór die Welle des Goldfiebers gerollt. Jedes Stück Erde auf dem Gelände des ehemaligen Lagers und des Wegs von der Eisenbahnlinie war von der lokalen Bevölkerung umgegraben worden. Der Bauer, der mir davon mit einfachen Worten eines primitiven Menschen berichtete, glaubte weiterhin, dass wenn man sich ‘gut an die Arbeit mache‘, man noch irgendwelche Schätze finden würde. Um diese potenziellen 'Schätze‘ drehen sich alle Gedanken dieses Bauern. Alle Fragen, die er mir später stellte, gingen in diese Richtung. Zu einem bestimmten Zeitpunkt bekam ich sogar den Eindruck, dass der Bauer mich verdächtigte, dass auch ich hier zum Graben hingekommen war, um diese ’Schätze‘ zu suchen.“ (V) Bis in die 1960er Jahre interessierten sich in erster Linie die „Hyänen“ für das Terrain. Auf der Suche nach Wertgegenständen durchwühlten die Grabräuber*innen die Erde und durchsiebten die Menschenasche aus den Massengräbern. Mitglieder des „Wojewodschaftskomitees der Juden“ in Lublin berichteten nach einem Besuch am 26. September 1950, sie hätten vor Ort „ausgehobene Gräber [gesehen], um die herum menschliche Überreste verstreut sind“. Ihnen sei gesagt worden, hier hätten „Plünderer nach Goldzähnen gesucht“. (VI) Anfang des Jahres 1960 wurden vierzehn Männer aus Złobek, einem Dorf in der unmittelbaren Nähe von Sobibór, beim Suchen nach Wertgegenständen auf dem ehemaligen Gelände der Mordstätte gestellt. Dreizehn von ihnen wurden zu anderthalb Jahren Haft verurteilt. Ein Berufungsgericht in Warschau setzte die Haftstrafen zur Bewährung auf drei Jahre aus. (VII) Im selben Jahr wurden in Sobibor Schilder aufgestellt, die darauf hinwiesen, das dies „ein Ort der Hinrichtung von Opfern des Hitlerischen Lagers“ ist und das Betreten des Geländes bei Strafe verboten ist. Im März 1960 kam ein Staatsanwalt aus Włodawa zu einer Ortsbegehung nach Sobibór. Es wurden Fotos von dem umgegrabenen Areal gemacht. In seinem Bericht stellte der Staatsanwalt fest: „In den Vertiefungen wie auch auf dem gesamten Gelände verteilt sind verbrannte und nicht verbrannte Knochen zu sehen, menschliche Totenschädel und Kiefer mit Gebissen, lange menschliche Haare. An manchen Knochen und Schädeln ist der sich in weit fortgeschrittenem Stadium der Zersetzung befindende Körper zu erkennen. Überall sieht man durchsiebte Erdhaufen und getrennt davon Knochen. Am Rand eines Lochs liegt eine Beinprothese, die aus der Erde gezogen wurde, wovon der Rost der Metallteile zeugt und das Leder, an dem Erde haftet. In der Luft liegt über dem gesamten Lager ein sehr starker, unangenehmer, in den Atemwegen beißender Geruch.“ (VIII) Weder die strafrechtliche Verfolgung noch die aufgestellten Warnschilder konnten jedoch verhindern, dass die Hyänen weiterhin aktiv waren. Der Grabraub auf dem ehemaligen Gelände der Mordstätte Sobibor ist bis in die 1980er Jahre dokumentiert. Im Jahr 2015 wurden Reste der ungeheuerlichen und jahrelang andauernden Grabungen in den Massengräbern gefunden. Ein Anwohner hatte dem in Sobibór arbeitenden Archäologen Wojciech Mazurek einen Hinweis auf zwei Plätze mit menschlicher Asche im Wald in der unmittelbaren Nähe der Gedenkstätte gegeben. Eine Untersuchung der Aufschüttungen bestätigte, dass sich hier tatsächlich menschliche Überreste in der Erde befanden. Später wurde noch eine dritte Stelle mit Menschenasche bekannt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Stellen aufgefunden werden. Zwei der bekannt gewordenen „Aschefelder“ liegen nicht unmittelbar auf dem Gelände der Gedenkstätte Sobibor. Dennoch stellt sich die Frage, wie die Überreste der Ermordeten würdevoll in die Konzeption der Gedenkstätte einbezogen werden können. Der lange Weg bis zu einer Gedenkstätte Am 2. Juli 1947 wurde vom polnischen Parlament per Gesetz der Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums ins Leben gerufen. Die Aufgabe des Rates war es, „die Aktivitäten der staatlichen Behörden, Organisationen und gesellschaftlichen Institutionen im Bereich des Gedenkens an den Orten des Kampfs und des Märtyrertums des Polnischen Volks und anderer Völker [zu] koordinieren“. (IX) Damit war dem Rat auch die Verantwortung für die Errichtung von Gedenkorten auf dem Areal der ehemaligen Mordstätten der „Aktion Reinhard“ zugesprochen worden. Bis in die 1960er Jahre entstanden jedoch weder in Sobibór noch an den Stätten der beiden anderen ehemaligen Mordlagern der „Aktion Reinhard“ Gedenkstätten in Bełżec und Treblinka. In Sobibór gab es keinen Gedenkstein, keine Installation, kein Denkmal, das in dieser Zeit den über Hunderttausend ermordeten Jüdinnen und Juden an diesen Orten gedachte. Dabei hatte der Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums schon zwei Jahre nach seiner Entstehung im Jahr 1949 entschieden, eine Fachkommission nach Sobibór zu entsenden, um vor Ort den gegenwärtigen Zustand des Geländes der ehemaligen Mordstätte zu begutachten. (X) Zwei weitere Jahre dauerte es, bis sich im Sitzungsprotokoll des Präsidiums der Hinweis findet, dass im Jahr 1951 erste Projektplanungen für ein Gedenken in Sobibór vorgesehen seien. Zwar wurde im Jahr darauf auch die Aufnahme von Krediten zur Finanzierung der Einrichtung einer Gedenkstätte in Sobibór beschlossen (XI), eine tatsächliche Konkretisierung dieses Vorhabens ließ jedoch bis Ende der 1950er Jahre auf sich warten. Im April 1959 wurden in Anwesenheit des polnischen Vizeministers für Kultur und Kunst die Resultate der Arbeit des Schutzrats der vergangenen Jahre besprochen. Unzufrieden stellten die Teilnehmer*innen fest, dass die Gelände der drei ehemaligen Vernichtungslager der „Aktion Reinhard“, Treblinka, Sobibor und Belzec, nicht aufgeräumt worden waren, sondern weiterhin geschändet wurden, was ihrer Meinung nach „schädliche gesellschaftliche Folgen“ hätte. Ein radikales Umdenken wurde gefordert und eingeleitet. Die Debatte um die Errichtung einer Gedenkstätte in Sobibór nahm endlich Gestalt an. Der Nationalrat der Wojewodschaft Lublin legte dem Kultusministerium in Warschau im Jahr 1960 einen Plan zur Absicherung und Erschließung des Geländes der ehemaligen Mordstätte Sobibor vor. Nach diesem Plan sollte die Realisierung der Gedenkstätte 400.000 Złoty kosten. (XII) Im Jahr 1961 wurde das Konzept zur Errichtung der Gedenkstätte Sobibór akzeptiert. (XIII) Bei einer Ortsbegehung schlugen im Mai 1962 Vertreter des Rats für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums vor, dass „ein sehr dichter Zaun mit Stacheldraht es einem Aufseher ermöglichen [würde], mithilfe eines aufmerksamen Hunds das Gelände zu beaufsichtigen. Die Lichtung des ehemaligen Krematoriums und die aufgewühlte direkte Umgebung davon sollte entsprechend mit einem Gedenken und einem Schutz beispielsweise von Betonplatten versehen werden.“ Bei der Begehung sahen die Besucher*innen frische Spuren von zehn Erdlöchern, die Grabschänder*innen hinterlassen hatten. (VIV) Noch im selben Jahr entschied das Präsidium des Schutzrates, die Errichtung der Gedenkstätte bis 1963 zum Abschluss zu bringen und äußerte die Notwendigkeit einer ständigen Beaufsichtigung des Geländes. (XV) Die Errichtung sollte laut Planung im September 1963 abgeschlossen sein, es kam jedoch zu Verzögerungen. Die Gedenkstätte wird eröffnet Es dauerte schließlich bis zum 27. Juni 1965, bis die Gedenkstätte in Sobibor schließlich eröffnet werden konnte. Damit war Sobibor das letzte der drei ehemaligen Lager der „Aktion Reinhard“, an dem eine Gedenkstätte entstand. Zu der feierlichen Eröffnung hatten die Komitees von Lublin und Włodawa für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums geladen. Angekündigt wurde eine „Rede des ehemaligen und am Aufstand beteiligten Häftlings des Lagers Sobibor“, Alexander Petscherski. Die Anwesenheit von Petscherski am 27. Juni 1965 in Sobibor ist aber nicht dokumentiert. (XVI) 27. Juni 1965: Veranstaltung zur Eröffnung der Gedenkstätte Sobibór. Foto: Kurier Lubelski. 28.06.1965 27. Juni 1965: Eine Delegation von Jüdinnen und Juden, ehemals wohnhaft in Włodawa, legt einen Kranz bei den Eröffnungsfeierlichkeiten nieder. Foto: Yizkor book in memory of Vlodava and region, 1974. Die von dem Lubliner Architekten und Stadtplaner Romuald Dylewski konzipierte Gedenkstätte bestand aus verschiedenen Elementen – einem symbolischen Aschehügel (XVII) am Ort der Massengräber, einem steinernen Obelisken, der den Ort der Gaskammer kennzeichnete, und einer Skulptur des Bildhauers Mieczysław Welter. Sie stellte eine sterbende Mutter mit einem Kind in ihren Armen dar. Die Inschrift auf dem Sockel der Skulptur lautete: „In Gedenken an die von den Deutschen zwischen den Jahren 1942 und 1943 Ermordeten.“ Bei der Gestaltung der Gedenkstätte wurde eine Erschießungsgrube auf dem Gelände der Mordstätte, das sogenannte „Lazarett“, nicht berücksichtigt. In den 1920er Jahren war für die katholischen Einwohner*innen der Gegend eine Holzkapelle errichtet worden. Auf dem Terrain unmittelbar hinter der Kapelle befand sich in den ersten Monaten des Lagerbestehens das „Lazarett“. Der Sobibor-Überlebende Moshe Bahir berichtete: „Im Lazarett war eine große Grube; das war in der Nähe der Kapelle. An diese Grube wurden die sogenannten Kranken geführt und nach dem Erschießen dort begraben.“ (XVIII) Nach dem Abzug der Deutschen 1944 wurde die Kapelle wieder für Gottesdienste genutzt. Im Jahr 1987 wurde die Holzkapelle schließlich durch ein Steingebäude ersetzt. Mit dem Neubau wollten die Bauherren der Kapelle auch die Deutungshoheit über den Ort Sobibór neu auslegen. An einer Außenwand wurde das hölzerne Relief eines Symbols des christlichen Märtyrertums angebracht – eine lebensgroße Darstellung von Maximilian Kolbe, einem Franziskaner-Mönch, der in Auschwitz für einen anderen nicht-jüdischen Häftling freiwillig in den Hungertod ging. (XIX) Die Umgestaltung der Kapelle auf dem Gelände des ehemaligen Mordlagers Sobibor und das Holzrelief erregten Aufsehen und wurde kontrovers diskutiert. (XX) Der Überlebende Thomas Blatt meinte: „Der Holzschnitt vermittelte den unglücklichen und irrtümlichen Eindruck, dass Nichtjuden, insbesondere Katholiken, die Opfer von Sobibor gewesen waren.“ (XXI) Zu der vom Schutzrat beschlossenen Beaufsichtigung des Geländes und der Errichtung eines Forsthauses kam es jedoch nicht. (XXII) Das Verschweigen der Jüdinnen und Juden als Opfergruppe Entsprechend den politischen Vorgaben der Zeit wurde bei der Eröffnung der Gedenkstätte im Jahr 1965 nicht erwähnt, dass es sich bei den Opfern der Deutschen um Jüdinnen und Juden gehandelt hatte. Am Eingang des Gedenkorts wurde eine massive Granitmauer errichtet. Neben dem Schriftzug „Sobibór“ war eine Tafel befestigt, auf der man lesen konnte: „An diesem Ort befand sich von Mai 1942 bis Oktober 1943 ein hitlerisches Vernichtungslager. In diesem Lager wurden 250 000 sowjetische Kriegsgefangene, Juden, Polen, Zigeuner ermordet. Am 14. Oktober 1943 brach im Lager ein bewaffneter Aufstand aus. Nach einem Kampf mit den hitlerischen Wachmännern flüchteten mehrere Hundert Häftlinge.“ Diese Beschreibung des Lagers thematisierte zwar, dass Jüdinnen und Juden zu den Opfern des Lagers gehörten. Gleichzeitig wurde jedoch der eigentliche Zweck des Lagers nicht nur nicht benannt, sondern verfälscht. Es diente nicht der Ermordung von Kriegsgefangenen, Polen oder Roma und Sinti, sondern war zur Ermordung von Jüdinnen und Juden errichtet worden. (XXIII) Im Jahr 1987 wandte sich das US-amerikanische „Holocaust Sites Preservation Committee “ mit ihrem Vorsitzenden, dem Sobibor-Überlebenden Thomas Blatt, an die Hauptkommission für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums mit der Bitte, eine neue Gedenktafel an der Granitwand zu befestigen. Im Jahr 1991 wurde die inkriminierte Tafel abgenommen und eine neue angebracht. (XXIV) Auf ihr war jetzt von „250.000 Juden und 1.000 Polen“ zu lesen, die in Sobibor ermordet wurden. (XXV) 1979: Obwohl Sobibor ein Mordlager für Jüdinnen und Juden war, wurden als Opfer auf auf der Gedenktafel „250.000 sowjetische Kriegsgefangene, Juden, Polen, Zigeunern“ benannt. Foto: Archiv Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. 1991: Die bisherige Tafel wurde abgenommen und eine neue angebracht. Auf ihr war von „250.000 Juden und 1.000 Polen“ zu lesen, die in Sobibor ermordet wurden. Foto: Sammlung Thomas Toivi Blatt Zum 50. Jahrestag des Aufstands von Sobibor wurde dieser Text dann am 14. Oktober 1993 auf Tafeln in fünf Sprachen nebeneinander an der Mauer angebracht – in Englisch, Hebräisch, Polnisch, Jiddisch und Niederländisch. Unter den Rednern auf der feierlichen Einweihung war auch Marek Edelmann, einer der Kommandeure des Warschauer Ghettoaufstands.XXVI Im Jahr 2003 kam eine Tafel in deutscher Sprache hinzu und in den Jahren danach noch auf Slowakisch und Französisch – so dass der Text schließlich in acht verschiedenen Sprachen zu lesen war. Im Zuge der Neugestaltung der Gedenkstätte Sobibór wurde die Mauer mit dem Schriftzug „Sobibór“ im Jahr 2013 abgerissen und die Tafeln abmontiert und eingelagert. Die vergessene Gedenkstätte? Auch nach der Errichtung der Gedenkstätte im Jahr 1965 blieben die lokalen Forstbehörden für den Unterhalt und die Pflege des Geländes in Sobibór zuständig. Bei der Errichtung der Gedenkstätte Sobibór wurden keine hochwertigen Materialien verwendet und das Gelände stand weiterhin nicht unter ständiger Aufsicht. Nach fünf Jahren war bereits eine Instandsetzung notwendig, die etwa eine Millionen Złoty kostete. (XXVII) 1974 stieg die Zahl der Besucher*innen an und die Forstverwaltung entschied, auf dem ehemaligen Lagergelände einen Parkplatz und ein Holzgebäude mit einem Aufenthaltsraum zu errichten. Zwei Räume waren für Übernachtungen vorgesehen. Später diente dieses Holzhaus als Schulungsgebäude der Forstbehörden, später als Kindertagesstätte mit einem Außenspielplatz. Im Herbst 2014 wurde das Holzgebäude im Zuge der Neugestaltung der Gedenkstätte abgerissen. Datum unbekannt: “Kindergarten built at the place of execution of the Jews.” Bildbeschreibung des Sobibor-Überlebenden Thomas Toivi Blatt. Foto: Sammlung Thomas Toivi Blatt Datum unbekannt: “Kindergarten built at the place of execution of the Jews.” Bildbeschreibung des Sobibor-Überlebenden Thomas Toivi Blatt. Foto: Sammlung Thomas Toivi Blatt Neuanfang in den 1990er Jahren Im Jahr 1993 wurde die Gedenkstätte Sobibór dem Kreismuseum im benachbarten Włodawa angegliedert. Zum 50. Jahrestag des Aufstands der jüdischen Gefangenen in Sobibor wurde eine erste Ausstellung über die Geschichte des Mordlagers eingerichtet. Sie befand sich in dem Holzhaus, das vorher u. a. als Kindertagesstätte genutzt worden war. Das Museum war nur halbtags und nur in den Sommermonaten geöffnet. Im Jahr 2003 wurde in einer gemeinsamen Initiative des Bildungswerks Stanisław Hantz e.V. und der Gedenkstätte Sobibór die Gedenkallee eingeweiht. Im Jahr 2000 begannen umfassende archäologische Bodenuntersuchungen auf dem Gelände des ehemaligen Mordlagers Sobibor. Archäologenteams öffneten in verschiedenen Abschnitten große Teile des Bodens und fanden dabei etwa 11.000 Gegenstände, die von den ermordeten Jüdinnen und Juden stammten. Im Jahr 2014 wurden die Fundamente der acht ehemaligen Gaskammern freigelegt. Bei den archäologischen Arbeiten konnte schließlich auch der Weg der Jüdinnen und Juden zu den Gaskammern lokalisiert werden. Um- und Neugestaltung der Gedenkstätte Sobibór 2008 vereinbarte eine Kommission, an der Regierungsvertreter*innen aus Polen, der Slowakei, Israel und den Niederlanden teilnahmen, eine Umgestaltung des Gedenkorts beim ehemaligen deutschen Mordlager Sobibor. Das Gelände sollte nicht nur neugestaltet, sondern es sollte auch ein Museum gebaut werden. Die Kommission erarbeitete in den kommenden Jahren eine Konzeption für die Neugestaltung und beaufsichtigte die archäologischen Arbeiten. Im Juni 2011 wurde die Gedenkstätte Sobibór aufgrund finanzieller Probleme für kurze Zeit geschlossen, bis sie im Jahr 2012 schließlich in der polnischen Museumslandschaft aufgewertet wurde – aus dem Kreismuseum wurde eine staatliche Institution. Sie wurde als Abteilung der Gedenkstätte Majdanek zugeordnet. Die neue Gedenkstätte Im Rahmen der Neugestaltung der Gedenkstätte wurde das Gelände auf 25 Hektar erweitert, dennoch wurde nicht das gesamte Areal der ehemaligen Mordstätte in die Planungen mit einbezogen. Die ehemalige Lagerrampe, das Gelände der Erschießungsstätte bei der katholischen Kapelle und der Wohnbereich der deutschen Täter wurden in der Neukonzeption der Gedenkstätte nicht berücksichtigt. So stehen bis heute private Wohnhäuser auf dem Terrain der ehemaligen Mordstätte Sobibor. Man entschied zudem, das Museumsgebäude innerhalb des ehemaligen Lagergeländes zu bauen. Zum Teil befindet sich es auf dem Platz, an dem sich die Jüdinnen und Juden sammeln und entkleideten mussten, bevor sie in die Gaskammern getrieben wurden. Am 29. Oktober 2020 wurde schließlich die Ausstellung im neu errichteten Museum für die Besucher*innen eröffnet. Sobibór, 2023: Die neugestaltete Gedenkstätte. Foto: Museum Sobibór Im Oktober 2023 wurden auch die neugestalteten Außenanlagen der Gedenkstätte Sobibór eröffnet. Eine mehrere Meter hohe Mauer läuft vom Museumsgebäude entlang des Weges, den die Jüdinnen und Juden zu den Gaskammern gehen mussten. Die Fundamente der Gaskammern sind teilweise freigelegt worden und für die Besucher*innen sichtbar. Die Massengräber erstrecken sich weitflächig hinter den ehemaligen Gaskammern bis zum Waldrand und sind mit hellen Steinen gekennzeichnet. Mit unterschiedlichem Sand ist der Wohnbereich der Arbeitshäftlinge im Mordareal gekennzeichnet. Am zentralen Zuweg vom Parkplatz vor dem Museumsgebäude liegen zu beiden Seiten in Stahlbänder gefasst Gedenksteine mit Namen der Ermordeten. In diesem neuen Gedenkweg sind derzeit etwa 400 Gedenksteine abgelegt. Sie wurden von Nachkommen der Opfer, von Vereinen, von ehemaligen Nachbarn gespendet. Sie verweisen stellvertretend auf die 180.000 verlorenen Leben von Sobibor. Oktober 2023: Der Gedenkweg. Foto: Archiv Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. Bildungwerk StanisƗaw Hantz e.V. November 2023 I Jules Schelvis hat die Zahl der geflohenen und erschossenen jüdischen Gefangenen berechnet. Siehe: Schelvis, Jules. Vernichtungslager Sobibor. Berlin 1998. S. 201. II Vernehmung Jan Krzowski v. 7.8.1974. Bezirkskommission zur Untersuchung deutscher Verbrechen in Lublin, OKL DS. 1373. Aus: Jules Schelvis Dokumente, NIOD 804 3.2.21. III Dies berichteten Esther Raab am 10.1 0.1977. LNW Münster, Q 234 Nr. 4572 und Eda Lichtmann am 23.2.1966. LNW Münster, Q234, Nr. 4457. IV Bericht des Staatsanwalts des Kreisgerichts in Lublin, A. Schnierstein, an die Hauptkommission zur Untersuchung der Deutschen Verbrechen in Polen in Krakau v. 23.11.1945, zitiert nach: Marek Bem, Wojciech Mazurek, Sobibór. Archöologische Untersuchungen, die in den Jahren 2000-2011 auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Sobibor stattfanden. Warszawa/Wlodawa 2012, S: 31. V Mordechaj Canin [Tsanin], Sobibór. Erschienen in: Przez ruiny i zgliszcza. Podróż po stu zgładzonych gminach żydowskich w Polsce [Durch Ruinen und Schutt. Eine Reise durch hundert vernichtete jüdische Gemeinden Polens], Warszawa 2018, S. 459–466, hier S. 459-460. Übersetzung aus dem Polnischen: Steffen Hänschen. VI Wojewodzki Komitet Żydow w Lublinie do Centralnego Komitetu Żydow w Polsce [Wojewodschafts-Komitee der Juden in Lublin an das Zentralkomitee der Juden in Polen], 26. 9. 1950, ŻIH, 355/38, 22.1.9. VII Zu der Information siehe: Pawel Piotr Reszka, Pluczki [Schürfstellen], S. 160. VIII Bericht der Ortsbegehung Sobibor, Kreisstaatsanwalt Stanisław Matysiak in Włodawa v. 27.2.1960, Staatsarchiv Lublin (APL) Bestand 988 (Sąd Wojewódzki w Lublinie [Wojewodschaftsgericht Lublin]), Sign. 4/711 (IVK 90/60), Bl. 25. Übersetzung von Steffen Hänschen. IX Zitiert aus dem Tätigkeitsbericht der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] für den Zeitraum 15.11.1960-15.11.1962. AMMP-IV-55/9 (ROPWIM 1/97). X Protokoll Präsidiumssitzung der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] v. 21.5.1949. AMMP-IV-55/2 (ROPWIM 1/25). XI Protokoll Fachsitzung der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] v. 25.6.1951. AMMP-IV-55/5 (ROPWIM 1/43). XII Referat über die Arbeit der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] v. 8.11.1960. AMMP-IV-55/11 (ROPWIM 1/100). XIII Präsidiumssitzung der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa in Lublin [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] v. 29.9.1961. AMMP-IV-55/12 (ROPWIM 1/109). XIV Bericht von Stefan Guirard und Jozef Kowalik von einer Ortsbesichtigung in Sobibor und Belzec, 4.-5.5.1962, AMMP-IV-55/14 (ROPWIM 1/134). XV Sitzungsprotokoll des Präsidiums der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] v. 18.5.1962. AMMP-IV-55/12 (ROPWIM 1/109). Die Zeitangabe wurde am 1. März 1963 von dem Schutzrat bestätigt, als auf der Präsidiumssitzung angegeben wurde, der Bau sollte bis zum 15.9.1963 abgeschlossen werden. XVI Auf dem Plan, in dem die Veranstalter den genauen Tagesablauf in Sobibor am 27. Juni festlegten, wurde der geplante Auftritt Petscherskis durchgestrichen. Außerdem berichtete lediglich die Zeitung, „Za wolnosc i lud“ [Für Freiheit und Volk, Nr. 13 1.-15.7.1965] davon, dass der Ehrengast Petscherski tatsächlich in Sobibor war. In allen anderen Berichten von den Feierlichkeiten wurde er nicht erwähnt. Vgl. Mappe „Sobibor“, Archiv Muzeum Pod Zegarem, Lublin. XVII Jahrzehnte lang bestand die Information, dass im „Aschehügel“ die Asche der ermordeten Jüdinnen und Juden gesammelt war. Eine Untersuchung des Instituts für Archäologie und Ethnologie der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruñ im Oktober 2000 sowie im Mai 2001 hatte das Ergebnis, das sich im „Aschehügel“ keine menschliche Asche bzw. Knochen vorhanden waren. XVIII Aussage Moshe Bahir v. 14.12.1965, Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, Münster, Q 234/4464 XIX Kolbe wurde im Mai 1941 in das Konzentrationslager Auschwitz eingeliefert. Dort ging er anstelle eines Vaters von 2 Söhnen freiwillig in den „Hungerbunker“. Als er nach 2 Wochen noch nicht gestorben war wurde er mit einer Phenolspritze ermordet. Im Oktober 1982 wurde Kolbe als Märtyrer vom Papst heiliggesprochen. Kolbe haftete auch der Ruf eines Antisemiten an. In zwei katholischen Massenblättern schrieb er gegen die Juden: Da Polen das „biologische Hauptreservoir“ des Weltjudentums sei, das „sich wie ein Krebsgeschwür in den Volkskörper frißt“, gebe es nur eine Lösung: „Die Juden müssen emigrieren“. XX Vgl. Pacyfik Antoni Dydycz, O kaplicy w Sobiborze [Um die Kapelle in Sobibor], Tygodnik Powszechny v. 4.1.1987, S. 2. XXI Thomas „Toivi“ Blatt, Sobibór – der vergessene Aufstand, Hamburg/Münster 2004, S. 181. Verschiedene Persönlichkeiten, wie unter anderem Simon Wiesenthal, schickten deshalb Protestbriefe an die verantwortliche katholische Kirche. Vgl. Simon Wiesenthal in Frankfurter Rundschau, 2.9.1986., vgl. Jules Schelvis, Sobibor, S. 77; Thomas Blatt, Sobibor. A Forgotten Revolt. A survivor‘s report. Issaquah 1997, S. 130. XXII Vgl. Sitzungsprotokoll des Präsidiums der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] v. 18.5.1962. AMMP-IV-55/12 (ROPWIM 1/109). XXIII Der Richter der Hauptkommission zur Untersuchung deutscher Kriegsverbrechen in Polen, Zdzisław Łukaszkiewicz, hatte im Jahr 1947 behauptet, Zeugen hätten davon gesprochen, dass auch „eine gewisse Anzahl Zigeuner und Polen“ in Sobibor umgekommen sei. Siehe Z. Łukaszkiewicz: Obóz zagłady w Sobiborze. „Biuletyn Głównej Komisji Badania Zbrodni Niemieckich w Polsce” [Das Vernichtungslager Sobibor. Bulletin der Hauptkommission zur Untersuchung deutscher Verbrechen in Polen], Bd. III (1947), S. 49-58, hier S. 57. Konkrete Belege dafür, dass und wie viele christliche Polen oder Roma und Sinti in Sobibor ermordet wurden sind jedoch nie aufgetaucht. Vgl. dazu Robert Kuwałek, Obozy koncentracyjne i ośrodki zagłady jak miejsca pamięci [Konzentrationslager und Vernichtungszentren als Erinnerungsorte], in: Feliks Tych / Monika Adamczyk-Garbowska (Hrsg.), Następstwa zagłady Żydów. Polska 1944-2010 [Konsequenzen des Judenmords. Polen 1944-2010], Lublin 2011, S. 493-525, hier S. 497. XXIV Vgl. Jacek E. Wilczur, Sobibór – fałsz i prawda [Sobibór – Lüge und Wahrheit], Życie Warszawy, 13.12.1991. XXV Für die Ermordung von 1000 christlichen Polen gibt es keine Belege. XXVI Siehe Thomas Blatt, Sobibór – der vergessene Aufstand, Hamburg/Münster 2004, S. 182. XXVII Die Instandsetzungsarbeiten fanden in den Jahren 1971 und 1972 statt. Vgl. Berichte der Rada Ochrony Pomników Walk i Męczeństwa [Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums] v. 19.7.1970, AMMP-IV-55/12 (ROPWIM 1/109), 21.9.1971, 20.6.1972 (AMMP-IV-55/12 ( ROPWIM 1/109). Das Verschweigen der Jüdinnen und Juden Die vergessene Gedenkstätte? Neuanfang in den 1990er Jahren Um- und Neugestaltung der Gedenkstätte Die neue Gedenkstätte Erste Untersuchungen Das Gelände bleibt sich überlassen Der lange Weg zu einer Gedenkstätte Die Gedenktätte wird eröffnet
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Geschichte des Gedenkwegs in Sobibór. Im Jahr 1996 besuchten Mitarbeiter*innen des Bildungswerks Stanisław Hantz e.V. zum ersten Mal die Gedenkstätte Sobibór. Sie fanden dort einen abgeschiedenen Ort vor, einen Gedenkort, der der Natur viel Platz ließ. Da war ein feuchter Wald, da war die ungeheure Stille der Massengräber, da waren ein symbolischer Aschehügel und ein Denkmal mit einer Statue. Geschichte der Gedenkallee im Museum Sobibór Der Gedenkweg Geschichte der Gedenkallee im Museum Sobibór Der Wunsch nach individuellem Gedenken Der Bau der Gedenkallee Ein lebendiger Gedenkort entsteht Zu wenig repräsentiert: die polnischen Opfer Die Gedenkstätte Sobibor wird umgestaltet Eine neuer Gedenkweg entsteht Die Gedekallee (Video) Informationsbroschüre Geschichte des Gedenkwegs in Sobibór Im Jahr 1996 besuchten Mitarbeiter*innen des Bildungswerks Stanisław Hantz e.V. zum ersten Mal die Gedenkstätte Sobibór. Sie fanden dort einen abgeschiedenen Ort vor, einen Gedenkort, der der Natur viel Platz ließ. Da war ein feuchter Wald, da war die ungeheure Stille der Massengräber, da waren ein symbolischer Aschehügel und ein Denkmal mit einer Statue. An diesem sprachlosen Ort war der fürchterliche Massenmord an etwa 180.000 Jüdinnen und Juden nur schwer nachvollziehbar. Der Wunsch nach individuellem Gedenken 1998 kam das Bildungswerk Stanisław Hantz schließlich mit Teilnehmer*innen einer Bildungsreise zurück nach Sobibór. Und danach jedes Jahr wieder, manchmal sogar mehrmals jährlich. Von Besuch zu Besuch entfalteten sich Gedanken und Gespräche darüber, wie man an diesem eindrücklichen Ort der Jüdinnen und Juden angemessen gedenken könnte, die hier in den Gaskammern ermordet wurden. Übrig blieb schließlich ein Vorhaben, an einzelne Menschen zu erinnern. Nicht eine unvorstellbare anonyme Opferzahl sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die einzelnen Menschen. Die Absicht war, mit einem Baum und einem Gedenkstein an einzelne in Sobibor Ermordete zu erinnern. Auf der Tafel soll Name, Geburtsort und Geburtsdatum einem einzelnen Menschen gewidmet sein. Der dazugehörige Naturstein sollte individuell sein, jeder anders in Form und Größe. Die Bäume sollten nach und nach eine Allee bilden. So sollte eine Gedenkallee entstehen. Mit den Besuchen in Sobibór entwickelte sich eine gute Zusammenarbeit zwischen der Gedenkstätte und dem Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. Die Gedenkstätte war damals dem Regionalmuseum in Włodawa zugeordnet, einer Einrichtung des gleichnamigen Landkreises. Das ehemalige Schtetl Włodawa war etwa fünfzehn Kilometer entfernt. Der damalige Leiter der Gedenkstätte, Marek Bem, wollte Sobibór nicht nur verwalten. Er wollte der Gedenkstätte mehr Beachtung verleihen und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit entwickeln. Er stand unserer Idee einer Gedenkallee wohlwollend gegenüber und sorgte für die praktische Umsetzung. Die für die Gedenkpolitik zuständige polnische Institution, der Rat für den Schutz der Denkmäler des Kampfs und Märtyrertums, konnte sich mit dem Vorschlag einer Gedenkallee nicht anfreunden und sprach sich dagegen aus. Allerdings war diese Institution nicht weisungsbefugt. Die Verantwortlichen im zuständigen Landkreis Włodawa gaben ihre Zustimmung für die Errichtung einer Gedenkallee. Da der Weg der Allee über das Gelände der Gedenkstätte hinaus auf den Grund und Boden der Forstbehörde führen sollte, war deren Genehmigung ebenfalls erforderlich, die sie auch erteilte. Der Bau der Gedenkallee Im Sommer 2003 begann der Bau der Allee. Ihr Verlauf sollte sich in etwa an dem Weg orientieren, den die Menschen zu den Gaskammern gehen mussten. Der tatsächliche Verlauf des Weges zur Gaskammer war zu diesem Zeitpunkt nicht genau bekannt. 14. Oktober 2003: Thomas Toivi Blatt, Überlebender der Mordstätte Sobibor, eröffnet die Gedenkallee. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. Am 14. Oktober 2003 versammelten sich über 150 Menschen an der Gedenkallee, um diese feierlich zu eröffnen. Thomas Toivi Blatt durchschnitt das Band und übergab die Gedenkallee der Öffentlichkeit. Dieser Tag war der sechzigste Jahrestag des Aufstands der jüdischen Zwangsarbeiter*innen im Mordlager Sobibor. Thomas Blatt war im April 1943 von den Nationalsozialisten aus dem kleinen Ort Izbica nach Sobibor verschleppt worden und konnte beim Aufstand fliehen. Er hatte bei den Planungen der Gedenkallee wertvolle Hinweise zu ihrem Verlauf geben können. Für ihn war sie eine Möglichkeit des Erinnerns, die er anerkannte und unterstützte. Allerdings entsprach die Form des Denkmals nicht seinen Vorstellungen. Er hätte in Sobibór gerne mit einer großen Steinmauer, auf der die Zahl 250.000 steht, der Opfer gedacht. Das war die damals vermutete Opferzahl, heute geht man von etwa 180.000 Ermordeten aus. Ihm war es wichtig, dass allen Opfern, auch jenen, deren Namen wir nicht kennen, gedacht wird. Dies war Anlass dafür, in der Gedenkallee auch Steine mit der Aufschrift „Für die Unbekannten“ niederzulegen. Aus den Niederlanden wurden etwa 34.000 Jüdinnen und Juden nach Sobibor verschleppt und ermordet. Ab 2004 beteiligte sich die niederländische Stichting Sobibor am Projekt Gedenkallee. Die Stichting Sobibor wurde 1999 von Jules Schelvis ins Leben gerufen. Am 4. Juni 1943 hatte Jules Schelvis mit seiner Frau Rachel und deren Familie auf der Rampe in Sobibor gestanden. Dort wurde er von den deutschen Tätern zur Zwangsarbeit in einem Arbeitslager ausgesucht. Er überlebte als einziger von 3.006 Jüdinnen und Juden, die mit ihm nach Sobibor verschleppt wurden. 2005 wurde die Gedenkallee fertiggestellt. Eine Gruppe der Naturfreundejugend Nordrhein-Westfalen e.V. pflanzte die Bäume dieses zweiten Bauabschnitts. Das Ende der Gedenkallee bildete ein massiver Stein. Auf ihm war zu lesen: „Die Gedenkallee endet hier. Zehntausende von Menschen, aus vielen verschiedenen Ländern, wurden gezwungen, diesen Weg zu gehen. Männer, Frauen und Kinder. Nicht weit von diesem Punkt wurde ihrem Leben ein abruptes Ende bereitet. Wer waren sie? Die erwähnten Namen entlang dieses Weges sind Zeugen für all die Menschen, die hier in Sobibor während des Zweiten Weltkriegs ermordet wurden. Die Namen halten ihr Leben und ihr Schicksal lebendig.“ Gleichzeitig wurde im Museum der Gedenkstätte ein Raum eingerichtet, in dem Biografien der in der Gedenkallee genannten Menschen nachzulesen waren. April 2006: Bei einem einwöchigen Aufenthalt in Sobibór pflanzte eine Gruppe der Naturfreunde Nordrhein-Westfalen die Bäume im zweiten Bausbschnitt in der Gedenkallee. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. Ein lebendiger Gedenkort entsteht In der Folgezeit entwickelte sich die Gedenkallee zu einem dynamischen Erinnerungsprojekt. Jahr um Jahr kamen neue Steine mit Namen und biografischen Daten dazu. Es entstand ein lebendiger Gedenkort. Die Gedenkallee für die ermordeten Jüdinnen und Juden von Sobibor ist kein staatliches, sondern ein von Bürger*innen Europas getragenes Gedenk- und Erinnerungsprojekt. Hunderte Menschen aus Deutschland, aus den Niederlanden, aus Frankreich und Polen haben sich an der Entstehung und Finanzierung der Gedenkallee beteiligt. Es gab auch Unterstützung aus Australien, Israel und den USA. Vor allem Angehörige von in Sobibor Ermordeten, gedenken hier ihrer geliebten Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, ihrer Geschwister, Angehörigen oder Freunde und erinnern der von den Nationalsozialisten begangenen Verbrechen. Vor allem für Hinterbliebene haben die Gedenksteine eine immense persönliche Bedeutung. Die Steine symbolisieren die verlorenen Vorfahren, die fehlenden Gräber, geben ihnen Platz in unserer Mitte. Das Projekt Gedenkallee wurde und wird breit unterstützt. Es beteiligten sich auch Menschen, die an jüdische Mitbürger*innen erinnern wollen, die aus ihren Heimatorten verschwunden und nach Sobibor verschleppt worden waren. Ebenso engagierten sich Schulklassen und Gruppen von Studierenden, die an die Ermordung jüdischer Jugendlicher erinnern wollen. Immer wieder brachten Menschen aus verschiedenen Ländern selbst angefertigte Steine mit Plaketten in die Gedenkallee und legten sie dort ab. Allen diesen Spender*innen ist gemein, dass ihre Trauer und ihr Wunsch nach Nicht-Vergessen und Gedenken mit dem Stein einen konkreten und angemessenen Ort gefunden haben. Die Opfer kehrten nun namentlich bekannt in die Welt der Trauernden und Gedenkenden zurück. Es entwickelte sich ein Gedenkort, wie wir uns es gewünscht hatten, aktiv bewahrend, ständig wachsend und breit getragen, ein Denkmal „von unten“. Letztlich bildeten über 300 Steine die Gedenkallee von Sobibór. Für die Besucher*innen von Sobibór wurde die Allee zu einem Areal der Stille, der Einkehr und des Gedenkens. Der geschützte Weg zwischen den Fichtenreihen, dessen Ende sich erst nach der Biegung des Weges erschloss und die vielen Steine mit den Namen ließen das grausame Geschehen an diesem Ort wieder fassbar werden. Die Allee mit ihren Steinen wurde zum Herzstück der Gedenkstätte, zum zentralen Anziehungspunkt, und nahm eine dominante Rolle im Gedenken ein. Juni 2006: Besucherinnen und Besucher in der Gedenkallee. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. April 2007: Die Gedenkallee wurde ein Ort der Begegnungen und des gemeinsamen Gedenkens. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. Zu wenig repräsentiert: die polnischen Opfer Leider war es nicht gelungen, mit einer angemessenen Anzahl von Gedenksteinen an die größte Opfergruppe von Sobibor zu erinnern: Die meisten Ermordeten stammten aus Polen und wurden aus dem sogenannten Generalgouvernement nach Sobibor verschleppt. Der Holocaust in Westeuropa wurde bürokratisch organisiert und verwaltet. Es wurden Deportationslisten mit Namen, Adressen, Geburtsort und -datum erstellt. In Polen wurden die Jüdinnen und Juden namenlos in die Waggons getrieben. Einziges Interesse galt der richtigen Anzahl der Menschen in einem Waggon. Ihre Namen waren bedeutungslos. Das Fehlen von Dokumenten zur Verschleppung der Jüdinnen und Juden aus dem Generalgouvernement nach Sobibor ist nur einer der Gründe, warum so wenige Gedenksteine für polnische Jüdinnen und Juden in der Gedenkallee liegen. Trotz der schlechten Quellenlage sind ausreichend viele Namen der Ermordeten bekannt. Der weitaus gewichtigere Grund der geringen Anzahl von Gedenksteinen für die polnischen Opfer liegt in der gesellschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Gemeinden und ihrer Zerstörung durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Zum einen dominiert in der polnischen Gedenkpolitik nach wie vor eher die Bedeutung von „großen Opferzahlen“ als die Darstellung von individuellen Schicksalen. Zum anderen sind die polnischen Jüdinnen und Juden nach ihrer Ermordung aus der gesellschaftlichen Erinnerung verschwunden. Nach 1945 gab es in Polen für lange Jahre in der öffentlichen Erinnerung keinen Platz für das jüdische Leben vor der deutschen Besatzung. Nur wenige Menschen interessierten sich für das Schicksal ihrer ehemaligen jüdischen Nachbarn*innen. Dies ändert sich zwar, der Prozess war und ist schwer und langwierig. Um auch polnischen Jüdinnen und Juden einen angemessenen Raum in der Gedenkallee zu geben, wurden Steine aufgestellt, die u.a. an die jüdischen Gemeinden der Städte Włodawa, Chełm, Izbica und Hrubieszów erinnern, deren Mitglieder in Sobibor getötet wurden. 2007: Der Gedenkstein für die in Sobibor ermordeten Jüdinnen und Juden von Izbica. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. Die Gedenkstätte Sobibór wird umgestaltet Im September 2008 verständigten sich die Regierungen von Polen und Israel, der Slowakei und den Niederlanden, die Gedenkstätte Sobibór neu zu gestalten. Im Mai 2012 wurde Sobibór der Gedenkstätte Majdanek in Lublin zugeordnet. Aus der Abteilung eines Regionalmuseums wurde so ein Staatliches Museum. Für die Neugestaltung wurde ab März 2017 die Gedenkstätte Sobibór und mit ihr auch die Gedenkallee für die Öffentlichkeit gesperrt. Das Gelände wurde für Jahre zur Baustelle. Bis 2023 konnten keine neuen Gedenksteine mehr in der Allee abgelegt werden. Bei der Neugestaltung der Gedenkstätte Sobibór wurde die Gedenkallee nicht in ihrer ursprünglichen Form mit ihren Serbischen Fichten und den individuellen Natursteinen mit den Plaketten übernommen. Die Gedenkallee in ihrer alten Form gibt es im neu gestalteten Museumsgelände nicht mehr, die Fichten wurden entfernt. 14. September 2021: Die Gedenkallee wird abgebaut. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. Eine neuer Gedenkweg entsteht Erhalten blieben im neuen Gedenkstättenkonzept die vorhandenen Natursteine der ehemaligen Gedenkallee. Die Plaketten wurden wegen ihrer Witterungsempfindlichkeit durch Edelstahlplatten ersetzt und die Namen neu eingraviert. Der Platz für die Gedenksteine verläuft nun entlang des Hauptweges im Außengelände des Museums Sobibór. Diese schnurgerade Diagonale vom Gedenkstätteneingang in Richtung Mordanlagen und Massengräber ist in Anlehnung an den umgebenden Waldboden sandig gestaltet. Sie wird schienenähnlich auf beiden Seiten mit zweifach verlaufenden Stahlbändern begleitet. Die Stahlbänder liegen jeweils im Abstand von etwa siebzig Zentimetern voneinander entfernt. In dem schmalen Sandband dazwischen liegen nun aneinander gereiht die Gedenksteine mit den Edelstahlplaketten, unterbrochen von passenden Leuchtkörpern. In diesem neuen Gedenkweg sind derzeit etwa 400 Gedenksteine abgelegt und finden bei den BesucherInnen sichtlich Interesse. Der Gedenkweg ist damit eine würdige Nachfolge-Installation der ehemaligen Gedenkallee. Bildungswerk Stanisław Hantz e.V., Januar 2024 Oktober 2023: Der Gedenkweg in Sobibór. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. Oktober 2023: Ein neuer Gedenkstein wird eingeweiht. Foto: Bildungswerk StanisƗaw Hantz e.V. Film zur Gedenkallee (2003 - 2021) Informationsbroschüre zum Gedenkweg in Sobibór In seiner Reihe „Texte zur Aktion Reinhardt“ hat das Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. eine Information zur Geschichte des Gedenkwegs in Sobibór veröffentlicht. Die Broschüre können Sie hier lesen. Der Wunsch nach individuellem Gedenken Der Bau der Gedenkallee Ein lebendiger Gedenkort entsteht Zu wenig repräsentiert: die polnischen Opfer Die Gedenkstätte Sobibor wird umgestaltet Link vom Hauptmenü Eine neuer Gedenkweg entsteht Die Gedekallee (Video) Informationsbroschüre







