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- Valk | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige 'Leni' Magdalena Valk geboren am 28. September 1933 in Goch, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 21. Mai 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Familie Mutter: Erna Valk, geborene Stern geboren am 29. Januar 1905 in Goch, Nordrhein-Westfalen, Deutschland gestorben am 10. August 1993 in Goch, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Vater: Walter Valk geboren am 3. Juni 1897 in Emden, Niedersachsen, Deutschland gestorben am 30. Juli 1962 in Goch, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Onkel: Otto Stern geboren am 24. Januar 1889 in Goch, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 2. November 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Tante: Sophie Stern geboren am: 7. Februar 1889 in Odenkirchen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 2. November 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Onkel: Isaak Valk geboren am 4. September 1889 in Emden, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 21. Mai 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Tante: Hertha Valk, geborene Hoffmann geboren am 11. Juni 1898 in Jever, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 21. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Cousine: Hildegart Susanne Valk geboren am 12. Mai 1923 in Emden, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 25. Januar 1943 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Cousin: Josef Valk geboren am 19. Mai 1925 in Emden, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 18. Februar 1943 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Lebensdaten 1933 Geburt 1936 Emigration ihres Onkels Isaak Valk in die Niederlande 1938 zwangsweiser Umzug der Familie in Goch 1938 Verhaftung des Vaters nach der Reichspogromnacht 1938 Leni wird zu ihrer scheinbaren Sicherheit in die Niederlande gebracht 1939 Besuch der Grundschule in Leeuwarden 1941 Besuch der Jüdischen Schule in Leeuwarden 1942 Verschleppung von Onkel Isaak und Cousin Josef Valk nach Westerbork 1942 Verschleppung nach Westerbork zusammen mit Tante Hertha 1942 sie trifft Onkel Otto Stern und Tante Sophie Stern in Westerbork 1942 Ermordung von Onkel Otto Stern und Tante Sophie Stern in Auschwitz 1943 Tod ihrer Cousine Hildegart in Auschwitz 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor, zusammen mit Onkel Isaak und Tante Hertha 1943 Tod des Cousins Josef in Auschwitz 1962 Tod des Vaters in Goch 1993 Tod der Mutter in Goch nächste Sophie und Otto Stern sowie Erna und Walter Valk mit Leni Portät von Leni Leni mit ihrer Mutter Erna Grafiti der Familie Valk in Goch - zum Gedenken an Leni Der Gedenkstein für Leni in der Gedenkallee wurde von der Realschule in Goch gespendet, die Schule trägt Lenis Namen Biografie Leni Valk wohnte zusammen mit ihren Eltern in der Hindenburgstraße, heute Brückenstraße 37, in Goch. Ihr Vater betrieb seit 1930 ein Geschäft für Herren- und Knabenbekleidung im `de Witt-Haus´ am Gocher Marktplatz. In Goch lebten schon seit Ende des 13. Jahrhundert Jüdinnen und Juden. Die Synagoge im Ort wurde 1812 erbaut und mehrmals erweitert und renoviert. 1933 wohnten rund 70 Jüdinnen und Juden in der Stadt. Viele von ihnen verließen in den kommenden Jahren Goch, nur wenige Menschen kehrten nach Kriegsende zurück, zwei von ihnen waren Lenis Eltern. Als jüdisches Kind war Leni Valk der Besuch des Kindergartens verboten. Eine Gocher Mitbürgerin hatte sich zudem laut Aussage ihrer Mutter für Lenis Ausschluss engagiert, sie wollte nicht, dass ihre Kinder mit einem jüdischen Mädchen spielten. Leni fehlten Spielkameraden und Spielkameradinnen. Sie war sehr einsam. So tröstete sie sich mit Vorliebe damit, im Gocher Stadtpark oder am Schwanensee zu sitzen. Jahre später erzählte ihre Mutter Erna Valk von dieser Zeit: „Vor allem durfte Leni nicht mit zum St. Martins-Zug gehen wie die anderen Kinder. Das tat ihr furchtbar weh und sie stellte mir die Frage, ob sie später zur Schule gehen dürfe. Als die Mutter verneinte, war sich Leni sicher: „Dann will ich nicht hierbleiben, dann will ich nach Holland.“ Auch das Geschäft des Vaters lief immer schlechter, nur noch wenige Leute trauten sich bei dem jüdischen Händler einzukaufen. Er gab das Geschäft im Sommer 1938 auf. Zu dieser Zeit musste die Familie ihre Mietwohnung verlassen und sie kamen bei Lenis Onkel und Tante in der Herzogenstraße 36 unter. Nach 1938 Am 8. November 1938 sah Leni Valk, sie war fünf Jahre alt, wie die Gocher Synagoge in Flammen aufging. Am Abend der Reichspogromnacht wurde die Wohnung der Valks von Nazis durchsucht, selbst Lenis Puppenwagen blieb nicht verschont und wurde umgeworfen. Am nächsten Morgen wurde ihr Vater verhaftet und erst ins Gocher und später ins Klever Gefängnis gebracht. Vier Tage später verschleppte man ihn ins Konzentrationslager Dachau, aus dem er erst einige Monate später wieder entlassen wurde. Am 15. November 1938 erließen die Nationalsozialisten ein Schulverbot für jüdische Kinder in öffentlichen Schulen. Die Mutter beschloss, ihre Tochter Leni nach Leeuwarden in die Niederlande zu schicken und bei Lenis Tante Hertha und Onkel Isaak Valk in Sicherheit zu bringen. Ein nicht-jüdischer Nachbar mit niederländischer Staatsangehörigkeit brachte das Mädchen im Dezember 1938 über die Grenze bis zur Bahnstation in Boxmeer in der Provinz Limberg. Dort kaufte er ihr eine Fahrkarte und hängte dem fünfjährigen Mädchen ein Schild um den Hals mit der Aufschrift: „Bitte helft diesem Kind, Zielort Leeuwarden“ . Leni lebte fortan bei der Familie ihres Onkels Isaak, die schon 1936 in die Niederlande emigriert war. Isaak Valk wohnte in Leeuwarden mit seiner Frau und den beiden Kindern Josef und Hildegart Susanne. Hier ging Lenis Wunsch in die Schule gehen zu dürfen, endlich in Erfüllung. Sie besuchte anfangs die Grundschule und wechselte später in die Jüdische Schule in Leeuwarden. Leni lernte schnell die niederländische Sprache und schrieb ihren Eltern Briefe, denen sie manchmal Fotos beilegte. Im Mai 1940 überfiel die deutsche Wehrmacht die Niederlande, dadurch wurde auch die Situation für die Familie von Lenis Onkel schwieriger. In einem Brief vom November 1941 schrieb ihre Tante Hertha an Lenis Mutter: „Leni hilft uns über das Trübsal hinweg. Ihre sonnige Natur sieht natürlich noch keine Schwierigkeiten ... Gestern hatte Leni einen besonders guten Tag, mittags gab es Kartoffelpfannkuchen, am Nachmittag war sie zur Religionsstunde, die sie besonders liebt, abends gab es Steckrüben, die sie als ihr Leibgericht angibt. Also an einem Tag dreimal geboft“ (Glück gehabt). Ab dem 2. Mai 1942 mussten jüdische Menschen auch in den Niederlanden den ausgrenzenden gelben Stern tragen. Verhaftung und Deportation Am 5. Oktober 1942 wurde Leni mit ihrer Tante Hertha in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Kamp Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt – 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. 65 Transporte mit 57.000 Jüdinnen und Juden verließen Westerbork mit dem Ziel Auschwitz-Birkenau. Lenis Cousin Josef Valk und ihr Onkel Isaak Valk waren bereits drei Tage vorher nach Westerbork verschleppt worden. Dort traf sie am 15. Oktober 1942 auch ihren Onkel Otto und ihre Tante Sophie Stern wieder, bei der sie eine Zeit lang in Goch gelebt hatte. Otto und Sophie Stern wurden schon zwei Wochen nach ihrer Ankunft in Westerbork, am 30. Oktober 1942, in die deutsche Mordstätte Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie wurden am 2. November, direkt nach ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau, ermordet. Lenis Cousine Hildegart Susanne Valk arbeitete als Krankenschwester in der Apeldoornse Bos, einer jüdischen psychiatrischen Einrichtung in Amsterdam. In der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1943 wurden alle Patienten und das Personal der Klinik verhaftet und in einem Transport nach Auschwitz-Birkenau im heutigen Polen verbracht. Nach ihrer Ankunft in Auschwitz wurden Hildegart Susanne Valk und alle weiteren Menschen dieses Transportes ermordet. Lenis Cousin Josef Valk wurde nur wenige Wochen später, am 16. Februar, nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Es ist davon auszugehen, dass auch er am 18. Februar 1943, direkt nach der Ankunft in Auschwitz – Birkenau, ermordet wurde. Am Morgen des 18. Mai 1943 mussten Leni, ihre Tante Hertha und ihren Onkel Isaak zusammen mit weiteren 2508 Menschen einen Deportationszug besteigen. Sie wurden mit dem 12. Transport von Westerbork aus in die Mordstätte Sobibor verschleppt. Leni, ihre Tante und ihr Onkel wurden am 21. Mai 1943, unmittelbar nach ihrer Ankunft dort ermordet. Niemand aus diesem Transport überlebte. Die Eltern Lenis Eltern, Erna und Walter Valk, wurden bereits am 10. Dezember 1941 verhaftet, für sie begann ein langer und fürchterlicher Weg durch verschiedene deutsche Arbeits- und Konzentrationslager. Es ist davon auszugehen, dass Lenis Abwesenheit zum Überleben der Mutter beigetragen hat, da Kinder meist eine Selektion in den Tod mit sich brachten. Am 30. Juni 1945 kehrte Erna Valk zurück nach Goch, wo zehn Tage später auch ihr Mann eintraf. Sie suchten nach ihrer Tochter Leni, ihre Spur verlor sich vorerst in Westerbork. Erst später erhielten sie Auskunft darüber, was ihrer kleinen Tochter Leni widerfahren war und wo sie ermordet wurde. Walter Valk eröffnete sein Bekleidungsgeschäft in Goch erneut. Er starb am 30. Juli 1962 in Goch. Erna Valk setzte sich nach dem Krieg in ihrer Heimatstadt als Zeitzeugin dafür ein, das Gedenken an ihre Tochter Leni aufrecht zu erhalten, für ihren Einsatz erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. 1979 wurde die Realschule in Goch nach Leni Valk benannt. Erna Valk verstarb 88-jährig am 10. August 1993 in Goch. Erinnerung an Leni Valk in Goch Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website einer Initiative aus Goch zu Leni Valk Erinnerungen: Die Mutter von Leni, Erna Valk, hat die Zeit ihres Leidens in Ghettos und Konzentrationslagern festgehalten. Ihre Erinnerungen sind hier in deutscher Sprache nachzulesen
- Rosenthal | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Alma Rosenthal geboren am 15. März 1895 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 11. Juni 1943 in der Mordstätte Sobibor Familie Vater: David Rosenthal geboren am: 12. Juli 1854 in Neuenhaus, Niedersachsen, Deutschland gestorben am 4.12.1931 in Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Mutter: Elka Rosenthal, geborene Werthan geboren am 1. März 1852 in Rotenburg an der Fulda, Hessen, Deutschland gestorben 1932 in Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Schwester: Hulda Rosenthal geboren am 24. Juli 1880 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland verstorben 14. August 1887 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Bruder: Siegfried Rosenthal geboren am 5. November 1881 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland verstorben am 11. Juli 1918 an Kriegsverletzungen aus dem 1. Weltkrieg Schwester: Dina Zilversmit, geborene Rosenthal geboren am 10. Mai 1883 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 19. Februar 1943 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Bruder: Karl Rosenthal geboren am 16. Juli 1885 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland emigrierte 1939 über England in die USA verstorben 1952 in Wilmington, USA Schwester: Rosalie Rosa Rosenthal geboren am 15. November 1886 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 14. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Bruder: Hugo Rosenthal geboren am 14. Dezember 1887 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland emigriert 1938 nach Israel verstorben 6. Dezember 1989 in Israel Bruder: Georg Rosenthal geboren am 21. August 1889 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland gefallen 1916 im Ersten Weltkrieg Bruder: Leopold Rosenthal geboren am 21. August 1889 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland emigrierte 1939 in die USA verstorben 1960 in Los Angeles, USA Schwester: Grete Rosenthal, Rufname Gretchen geboren am 24. Juli 1891 in Lage, Nordrhein-Westfalen, Deutschland überlebte in einem Versteck in den Niederlanden verstorben 1955 in den Niederlanden Schwager:Zilversmit, David geboren am 11. Dezember 1888 in Losser, Overijssel, Niederlande ermordet am 19. Februar 1943 in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau Lebensdaten 1895 Geburt ihrer acht Geschwister 189x Umzug nach Herford 189x Aufenthalt des Vaters in den USA 1997 Umzug der Familie zurück nach Lage 189x Rückkehr des Vaters aus den USA 1898 Umzug der Familie nach Bielefeld 191x Ausbildung zur Stenotypistin ab 1914 fünf Brüder sind Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg 1916 Tod von Bruder Georg im Ersten Weltkrieg 1918 Tod des Bruders Siegfried an Spätfolgen der Kriegsteilnahme 1931/32 Tod der Eltern 1938 Flucht der Schwester Dina in die Niederlande 1938 Inhaftierung des Bruders Leopold im Konzentrationslager Buchenwald 1938 Inhaftierung des Bruders Karl im Konzentrationslager Sachsenhausen 1939 Flucht in die Niederlande zusammen mit Schwester Rosalie 1939 Flucht des Bruders Leopold in die USA 1939 Flucht des Bruders Karl nach Großbritannien 1939 Flucht des Bruders Hugo mit seiner Familie nach Israel 1939 Flucht der Schwester Grete in die Niederlande 1942 Inhaftierung der Schwester Dina und des Schwagers David in Westerbork 1943 Verhaftung und Verschleppung zusammen mit Schwester Rosalie nach s’Hertogenbosch 1943 Verschleppung und Ermordung ihrer Schwester Dina und des Schwagers David in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau 1943 Verschleppung von Alma und Rosalie nach Westerbork 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor 1943 Verschleppung und Ermordung der Schwester Alma in Sobibor nächste Rosa Rosenthal, Almas Schwester Almas Name auf dem Holocaust Monument der Namen in Amsterdam Biografie Alma Rosenthal wurde in Lage in Westfalen als jüngstes von neun Kindern von Elka und David Rosenthal geboren. Sie waren vier Mädchen und fünf Jungen. Die ersten Lebensjahre verbrachte sie mit der Familie im Haus in der Heidenschen Straße in der kleinen westfälischen Stadt Lage. Am Haus gab es einen großen Garten und es gab auch eine kleine Landwirtschaft. Vater David verdiente den Lebensunterhalt als Textilhändler, die Mutter versorgte die riesige Familie. Der Vater war gut in das gesellschaftliche Leben des Ortes integriert. Er war Mitglied in verschiedenen Vereinen, unter anderem dem örtlichen Schützenverein und dem Männer-Gesangsverein. Die Liebe zur Musik verband die Familie und spielte im Alltag eine große Rolle, es wurde viel gesungen und musiziert. Kurz nach der Geburt der jüngsten Tochter Alma zog die Familie nach Herford um, wo die Familie nun in einer Stadtwohnung lebte. Der Vater ging Ende des 19. Jahrhunderts in die USA, die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Mit seinem Weggang brach das Einkommen der Familie weg. Mutter Elka kehrte mit ihren Kindern zurück nach Lage, ins Armenhaus. Die schwierige Situation der Familie verschärfte sich noch durch Krankheit. Mutter Elka und einige der Kinder erkrankten an Typhus. Im darauffolgenden Jahr kehrte der Vater aus den USA zurück und die Familie zog in eine Wohnung in Bielefeld. Der Vater ging verschiedenen Gelegenheitsarbeiten nach und erzielte nur ein spärliches Einkommen. Rosalie und Hugo verdienten für die Familie etwas Geld mit Heimarbeit, der sie nach der Schule nachgingen. Trotz des geringen Einkommens der großen Familie machten alle Kinder eine gute Ausbildung. Drei Brüder besuchten das jüdische Lehrerseminar in Münster. Karl Rosenthal studierte in Münster, Berlin und Köln und wurde später Rabbiner in Dortmund und Berlin. Alma, die Jüngste, ließ sich zur Stenotypistin ausbilden. Nachdem Rosalie ihre Schulausbildung abgeschlossen hatte, machte sie eine Ausbildung zur Schneiderin in Celle. Dina Rosenthal machte eine Ausbildung als Verkäuferin und fand eine gute Anstellung, mit der sie die Familie finanziell unterstützen konnte. Grete erlernte den Beruf der Buchhalterin und war in verschiedenen Firmen tätig. Alle fünf Söhne waren Weltkriegsteilnehmer. 1916 fiel der Bruder Georg im Krieg im Beisein des Bruders Hugo. Der Bruder Siegfried verstarb kurz nach dem Krieg an seinen Kriegsverletzungen. Anfang der dreißiger Jahre verstarben die Eltern, beide weit über 70 Jahre alt, in Bielefeld. Flucht ins Ausland In den 30er Jahren floh die gesamte Familie ins Ausland. Vier Töchter der Familie gingen in die Niederlande. Alma und Rosalie, beide über vierzig Jahre alt, emigrierten wenige Monate nach der Reichspogromnacht 1938 nach Enschede in die Niederlande. Dort wohnte bereits ihre ältere Schwester Dina mit ihrer Familie. Vermutlich floh die Schwester Gretchen 1939 in die Niederlande. Drei Brüder aus der Familie setzten sich ebenfalls ins Ausland ab, sie flohen in die USA, nach Großbritannien und nach Israel. Die mit der Flucht in die Niederlande erhoffte Sicherheit vor den Nationalsozialisten dauerte nur kurze Zeit. Im Mai 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande. Die nationalsozialistischen Besetzer führten innerhalb kurzer Zeit auch hier antijüdischen Gesetze ein und setzten sie sukzessive um. Verhaftung und Deportation nach Sobibor Anfang Mai 1943 wurden Alma und Rosalie verhaftet und in das deutsche Konzentrationslager s´Hertogenbusch verschleppt. Schwester Rosalie wurde am 8. Mai in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht, Alma einen Monat später, am 7. Juni 1943. Die Schwester Dina Rosenthal heiratete in Witten David Zilversmit, der 1888 in den Niederlanden geboren wurde. Zuerst lebte das Paar in Castrop-Rauxel. 1937 entschlossen sie sich, in die Niederlande zu emigrieren. Sie bewohnten ebenfalls eine Wohnung in Enschede. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am Montag, dem 11. Mai 1943, musste ihre Schwester Rosalie einen Viehwaggons besteigen, der von Westerbork in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen fuhr. Nach der dreitägigen Fahrt erreichte der Zug Sobibor. Rosalie wurde direkt nach ihrer Ankunft im Lager ermordet. Vier Wochen später, am 8. Juni 1943, ereilte Alma dasselbe Schicksal. Auch sie wurde in einer dreitägigen Fahrt in einem Viehwaggon in die Mordstätte Sobibor deportiert und unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Die Geschwister Dina und David Zilversmit wurden im Oktober 1942 verhaftet und im polizeilichen Durchgangslager in Westerbork interniert. Fünf Monate später, am 16. Februar 1943, wurden sie in das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zusammen mit weiteren 1108 Jüdinnen und Juden verschleppt, von denen 200 Männer und 61 Frauen zur Arbeit ins Lager aufgenommen wurden. Sie und alle anderen Deportierten wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Grete Rosenthal blieb ledig und arbeitete bis 1933 als Buchhalterin in verschiedenen Firmen. Nach 1933 fand sie nur noch Anstellung in jüdischen Haushalten. 1939 emigrierte sie in die Niederlande zu ihrer Schwester Dina. Sie versuchte in die USA auszuwandern. Ihre Bemühungen zu emigrieren waren jedoch vergebens. Eine gute Freundin, die Bibliothekarin Hendrika Hondius, versteckte Grete bis zur Befreiung, als einziges weibliches Kind der Großfamilie überlebte sie die Zeit der Verfolgung. Sie starb 1955 in Enschede. Karl Rosenthal wurde Rabbi in der jüdischen Gemeinde in Dortmund, wo er auch seine spätere Ehefrau Gertrude Schuster kennenlernte. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges heirateten sie. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Ab 1924 war Karl Rosenthal Rabbiner der Jüdischen Reformgemeinde in Berlin und Vorsitzender mehrerer "B’nai Brith-Logen", sowie des Central-Vereins Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens und Mitglied im Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde Karl Rosenthal verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Nach drei Monaten wurde er mit der Auflage Deutschland sofort zu verlassen, aus der Haft entlassen und flüchtete nach Oxford in Großbritannien. Die Familie von Karl Rosenthal lebte nach Kriegsende in den USA. Karl Rosenthal war Rabbiner u.a. in Wilmington, North Carolina, wo er 1952 starb. Leopold Rosenthal heiratete 1920 Meta Stern. Sie wohnten mit ihren beiden Söhnen in Montabaur in Rheinland-Pfalz, Deutschland. Von Beruf war er Schuhmacher. Während der Reichspogromnacht im November 1938 wurde er verhaftet und musste mehrere Wochen im Konzentrationslager Buchenwald verbringen. Unter der Auflage auszuwandern wurde er entlassen. Die Familie emigrierte im Mai 1939 in die USA und zog nach Los Angeles. Leopold starb 1950. Hugo Rosenthal wurde am jüdischen Lehrerseminar in Münster zum Lehrer ausgebildet. Er unterrichtete bis 1910 an einer einklassigen jüdischen Volksschule in Gütersloh. Dort erfuhr er erste offene antijüdischen Anfeindungen. Im Fronteinsatz des 1. Weltkriegs starb sein jüngerer Bruder Georg direkt neben ihm. Nach Kriegsende wendete er sich dem Zionismus zu. Hugo Rosenthal heiratete Betty Goldschmidt, sie war ausgebildete Konzertpianistin. Aus ihrer Ehe gingen drei Kindern hervor. Von 1920 bis 1924 wohnte die Familie in Wolfenbüttel. Hugo war in dieser Zeit in der Arbeit der zionistischen Jugendbewegung aktiv. 1925 wanderte die Familie nach Palästina aus. Das Paar arbeitete dort an einer Schule in Haifa. 1929 kamen sie aufgrund wirtschaftlicher Probleme zurück nach Deutschland und wohnten in Berlin. Hugo unterrichtete in Berlin in einer jüdischen Schule und publizierte wissenschaftliche Veröffentlichungen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten übernahm er die Leitung des jüdischen Landschulheims in Herrlingen in Süddeutschland. Die Schule wurde im März 1939 geschlossen und die Familie wanderte endgültig nach Palästina aus. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Rosenthal, Hugo (Jashuvi, Josef), Lebenserinnerungen, hg. von Prüter-Müller, Micheline und Schmidt, Peter Wilhelm A., 2000
- Ochs | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Rosi Hanna Ochs geboren am 26. Juni 1929 in Herleshausen, Hessen, Deutschland ermordet am 7. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Recha Ochs, geborene Hirnheimer geboren am 1. August 1900 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 1. Oktober 1944 im deutschen Konzentrationslager Stutthof Vater: Karl Kallmann Ochs geboren am 7. Mai 1896 in Herleshausen, Hessen, Deutschland ermordet 1942 im Ghetto von Riga Großmutter: Gitta (Gitla) Hirnheimer geboren am 14. Dezember 1862 in Greussenheim, Bayern, Deutschland ermordet am 2. Juli 1943 im Mordlager Sobibor Großvater:Max Hirnheimer geboren am 6. August 1861 in Reichmannsdorf, Bayern, Deutschland gestorben am 31. Mai 1938 in Oss, Niederlande Tante: Mathilde Kahn-Hirnheimer geboren am 24. Oktober 1893 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 6. Oktober 1944 im deutschen Konzentrations- und Mordlager Auschwitz-Birkenau Onkel: Josef Hirnheimer geboren am: 3. Mai 1904 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 7. Mai 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Tante: Estera Hirnheimer geboren am 18. März 1897 in Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet am 14. Oktober 1944 im deutschen Konzentrations- und Mordlager Auschwitz-Birkenau Tante: Selma Hirnheimer, verheiratete Neumark geboren am: 26. Februar 1899 geboren in: Bamberg, Bayern, Deutschland ermordet: 13. Mai 1942 im deutschen Mordlager Chelmno Lebensdaten 1929 Geburt in Herleshausen 1933 Besuch des Kindergartens in Herleshausen 1935 Besuch der Volksschule Herleshausen 1937 Auswanderung der Großeltern und der Tante Estera in die Niederlande 1938 Großvater Max Hirnheimer verstirbt in den Niederlanden 1938 Ausschluss vom Schulbesuch in Herleshausen 1938 Vater Karl Ochs wird im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert 1938 Verschickung in die Niederlande zur Großmutter 1939 Umzug der Eltern nach Berlin 1940 Rückkehr der Eltern nach Herleshausen 1941 Verschleppung der Eltern ins Ghetto Riga 1941 Schulbesuch in Herzogenbusch 1942 Einweisung in ein jüdisches Waisenhaus in Amsterdam 1942 Tod der Tante Selma Hirnheimer im Mordlager Chelmno 1942 Tod des Vaters im Ghetto Riga 1943 Verschleppung nach Sobibor und Ermordung 1943 Verschleppung und Ermordung des Onkels Josef Hirnheimer in Sobibor 1943 Verschleppung und Ermordung der Großmutter in Sobibor 1944 Tod der Mutter im Konzentrationslager Stutthof 1944 Tod der Tante Mathilde Kahn-Hirnheimer in Auschwitz-Birkenau 1944 Tod der Tante Estera Hirnheimer in Auschwitz-Birkenau nächste Gedenktafel Rosi Ochs Herleshausen Kindergartenfoto von Rosi Recha Ochs, Rosis Mutter Biografie Seit dem 17. Jahrhundert lebten Jüdinnen und Juden in Herleshausen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine Synagoge, die 1938 in der Reichspogromnacht zerstört wurde, es gab eine jüdische Schule, eine Mikwe und einen jüdischen Friedhof. 1933 lebten 60 jüdische Gemeindeglieder in Herleshausen, viele von ihnen zogen in der Folgezeit wegen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weg oder wanderten aus. Im Herbst 1938 lebten noch 34 jüdische Personen im Ort, von denen niemand den Holocaust überlebte. Rosi Ochs wurde am 26. Juni 1929 in Herleshausen geboren. Ihre Eltern waren Recha und Karl (auch Kallmann genannt) Ochs, die seit 1928 verheiratet waren. Rosi besuchte den evangelischen Kindergarten in Herleshausen, auf einem erhaltenen Gruppenfoto ist sie 1933 zu sehen. Rosis Vater Karl Ochs war Viehhändler und betrieb mit seiner Frau ein Geschäft in Herleshausen. Nach dem Sabbat Gottesdienst trafen sich die jüdischen Männer oft im Hause Ochs. Das Geschäft blieb nicht von den antijüdischen Übergriffen verschont. Unter anderem 1935 wurde ihnen eine Fensterscheibe eingeschlagen. Rosis Mutter Recha Ochs stammte aus einer großen Familie, sie hatte noch weitere elf Geschwister. Drei Geschwister starben bereits im Kindesalter, zwei Geschwister konnten rechtzeitig emigrieren, Schwester Ida überlebte in den Niederlanden. Vier Geschwister kamen in Konzentrationslagern ums Leben. Nach 1938 Karl Ochs wurde nach der Reichspogromnacht im November 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, aus dem er am 23.11.1938 entlassen wurde. Rosi besuchte zu dieser Zeit die örtliche Schule im Ort. Nach der Pogromnacht wurde ein Gesetz erlassen, das jüdischen Mädchen und Jungen den Besuch von öffentlichen Schulen untersagte. Im Herbst 1938 kamen Männer in Rosis Schule. Die Klassenlehrer der Schule wurden aufgefordert, die Namen der jüdischen Schülerinnen und Schüler anzugeben. Diese wurden daraufhin aus dem Schulbesuch ausgeschlossen und aufgefordert, die Schule sofort zu verlassen. Eine ehemalige christliche Schulkollegin beschrieb die damals neunjährige Rosi Ochs als intelligente Schülerin mit einer auffallend schönen Handschrift. Ihre Eltern beschlossen noch im Dezember 1928, Rosi zur Großmutter in die Niederlande in Sicherheit zu bringen. Ihre Großeltern, Gitta Hirnheimer und deren Ehemann Max, waren schon 1937 in die Niederlande ausgewandert. Auch weitere Geschwister von Rosis Mutter lebten bereits in den Niederlanden. Rosis Großeltern wohnten in Oss in der Ridderstraat 38, ihr Großvater Max verstarb im Mai 1938. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 waren Rosi und ihre Großmutter erneut den Schikanen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Nach und nach wurden in den Niederlanden antijüdische Gesetze eingeführt. Rosi Ochs besuchte zuerst die öffentliche Grundschule in Eikenboomgaard,wurde erneut der Schule verwiesen und musste ab Oktober 1941 das jüdische Gymnasium im zwanzig Kilometer entfernten Den Bosch besuchen. Am 6. Dezember 1942 wurde sie in das Niederländisch-israelische Mädchenwaisenhaus in Amsterdam aufgenommen, die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Verschleppung nach Westerbork Im Februar 1943 wurden die Kinder des Waisenhauses `evakuiert´, die meisten der Mädchen, so auch Rosi Ochs, kamen in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Kamp Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt – 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Deportation nach Sobibor Am 4. Mai 1943 musste Rosi Ochs mit weiteren 1187 Menschen einen Deportationszug besteigen. Dies war der 10. Transport, der Westerbork in Richtung des deutschen Vernichtungslagers Sobibor in Polen verließ. Rosi Ochs wurde im Alter von 13 Jahren am 7. Mai 1943 unmittelbar nach ihrer Ankunft im Mordlager Sobibor ermordet. Sowohl in Herleshausen, Am Anger 2, als auch in Oss in der Ridderstraat 38 erinnern Stolpersteine an Rosi Ochs. Ihr Onkel Josef Hirnheimer, geboren am 3. Mai.1904 in Bamberg, war in den Niederlanden im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv und wurde verraten. Er war von Beruf Hopfenhändler und hatte in Vlijmen in der Wolput 12 gelebt. Er wurde im selben Transport wie Rosi Ochs ebenfalls von Westerbork aus nach Sobibor deportiert, wo er am 7.Mai 1943 ermordet wurde. Rosis Großmutter Gitta wurde wenige Wochen später, am 29. Juni von Westerbork nach Sobibor gebracht und am 2. Juli 1943 dort ermordet. Rosis Eltern Die Eltern von Rosi Ochs zogen Ende 1939 nach Berlin, kamen aber schon im Februar 1940 zurück nach Herleshausen. Ihre Bemühungen um eine Emigration ins rettende Ausland blieben vergebens. Am 8. Dezember 1941 mussten sich die Eltern von Rosi Ochs in Kassel in die Turnhalle am Schulkomplex Schillerstrasse melden. Sie wurden durchsucht und ihre Wertsachen konfisziert. Am nächsten Tag, am 9. Dezember 1941, wurden sie zusammen mit 1032 weiteren Menschen in das Ghetto in Riga im heutigen Lettland deportiert. Ihr Vater Karl Ochs starb vermutlich im Ghetto Riga, sein Todesdatum ist mit dem 1. Januar 1942 angegeben. 1942 erwarb die Gemeinde das „Judenhaus“ Karl Ochs, Herleshausen, Am Anger 2, noch bevor seine rechtmäßige Erbin ausfindig gemacht werden konnte. Rosis Mutter Recha Ochs wurde von Riga aus weiter in das Konzentrationslager Stutthof gebracht, sie starb dort am 1. Oktober 1944. Verwendete Dokumente und Literatur Website Dokin – jüdische deutsche Kinder in den Niederlanden Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Webssite Statistik des Holocaust Website Alemannia Judaica Gedenkbuch der jüdischen Bürgern Bambergs
- Rosenstock | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Rosa Rosenstock geboren am 1. April 1882 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Schwester: Maria (Minna) Rosenstock geboren am 15. März 1879, Volkmarsen, Hessen, Deutschland gestorben 10. Februar 1907, Volkmarsen, Hessen, Deutschland Bruder: Albert Rosenstock geboren am 4. Juli 1880 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland gestorben am 15. September 1919 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland Mutter: Ricke Rika Rosenstock geboren am 21. August 1841 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland gestorben am 15. April 1899 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland Vater: Hermann Rosenstock geboren am 18. April 1846 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland gestorben am 7. Juli 1897 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland Lebensdaten 1882 Geburt in Volkmarsen 1897 Tod des Vaters 1899 Tod der Mutter 1907 Tod der Schwester 1919 Tod des Bruders 1934 Selbstmord ihres Schwagers 1938 Flucht der Witwe des Bruders in die USA 1938 Verkauf ihres Hauses , Erlös geht auf ein Sperrkonto 1938 Einweisung in ‚Judenhaus‘ 1939 Zwangszahlung an Finanzamt wg. Hausverkauf 1942 Zwangszahlung für die Deportation in den Osten 1942 Deportation in den Osten und Ermordung in der Mordstätte Sobibor 1942 Auflösung ihres Kontos durch das Finanzamt Kassel nächste Biografie Die Familie Rosenstock gab es seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Volkmarsen. Seit den 1830er Jahren gab es am Ort eine Synagoge, die 1936 verkauft wurde. 1932 existierten zwei jüdische Wohltätigkeitsvereine, ein Lehrer unterrichtete am Ort jüdische Religion. Die jüdischen Familien trieben Handel oder waren Handwerker. 1933 lebten noch 34 Jüdinnen und Juden in Volkmarsen. Rosa Rosenstock wurde in Volkmarsen als jüngste Tochter von Hermann und Rike (Rufname Rika) Rosenstock geboren. Sie hatte zwei Geschwister, ihre drei Jahre ältere Schwester Maria (Rufname: Minna) wurde 1879 geboren, ihr Bruder Albert 1880. Schon in jungen Jahren war sie mit Todesfällen in ihrer Familie konfrontiert. Ihre Mutter verstarb, als Rosa 17 Jahre alt war, ihr Vater, als sie 15 Jahre alt war. Ihre Schwester verstarb 1907 als 28-Jährige, der nun verwitwete Schwager beging 1934 Selbstmord. Rosa Rosenstocks Bruder Albert war Weltkriegsteilnehmer und verstarb 1919 an seinen Kriegsverletzungen. Seine Witwe und ihre Tochter emigrierten 1938 bzw. 1940 in die USA. Rosa Rosenstock bewohnte ihr kleines Haus in der Wittmarstraße 10 in Volkmarsen. Ihren Lebensunterhalt verdiente die allein stehende Frau als Putzmacherin. Sie fertigte, reparierte und verkaufte Damenhüte. Am 4. Juli 1938 lieferte Rosa Rosenstock beim Landesleihhaus Kassel “Edelmetalle“ ab, die in einer Nachkriegsaufstellung des Regierungspräsidiums Kassel in der Rubrik „hinterlassenes persönliches Eigentum“ erfasst waren. Raub, Bevormundung und Einschränkungen In der Reichspogromnacht, am 9. November 1938, wurde auch ihr Haus angegriffen und die Haustür eingeschlagen. Fünf Tage danach verkaufte sie das Haus unter Wert zum Preis von 2.500 Reichsmark. Ein halbes Jahr später erteilte das Regierungspräsidium Kassel die Genehmigung des Kaufvertrags, allerdings mit Auflagen. Es mussten 600 RM als „Ausgleichszahlung zu Gunsten des Reiches“ geleistet werden. Der Verkaufspreis musste auf das Sperrkonto 1781 bei der Kreissparkasse, auf dem sich ihr gesamtes Erspartes befand, eingezahlt werden. Von diesem Konto durfte Erna Rosenstock monatlich 100 Reichsmark für ihren Lebensunterhalt abheben. Nach der Reichspogromnacht wurden die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner Volkmarsens, auch Rosa Rosenstock, beengt im ehemaligen jüdischen Volkmarser Schulhaus konzentriert - diese Maßnahme zielte schon auf die späteren Deportationen ab. Für die Bewohnerinnen und Bewohner dieses „Judenhauses“ gab es eine Reihe von Einschränkungen. Es gab ein nächtliches Ausgangsverbot. Ihnen wurden nur sehr knappe Lebensmittelmarken zugeteilt, sie erhielten weder Milch noch Fleisch noch Eier. Einige wenige christliche Bürgerinnen und Bürger aus Volkmarsen unterstützten sie. Ende 1941 setzten die Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Nordhessen in den Osten ein. Den Betroffenen wurde eine Umsiedlung in den Osten vorgegaukelt, wo sie sich eine neue Existenz aufbauen könnten. Aus Kassel fuhren insgesamt drei große Deportationszüge in den Osten. Rosa muss ihre Deportation selbst bezahlen Am 27.5.1942 wurden auf Veranlassung der Finanzbehörde, vom Sperrkonto von Rosa Rosenstock 1.700 Reichsmark an die „Reichsvereinigung der Juden“ für ihren Abtransport in den Osten überwiesen. Rosa Rosenstock wurde zum 30.5.1942 in die „Sammelstelle“ in der Turnhalle des Schulkomplexes in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Dort wurde sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurde sie mit insgesamt 508 Jüdinnen und Juden aus dem Bezirk der Geheimen Staatspolizei Kassel zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportzuges, in dem sich Rosa Rosenstock befand, war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohner*innen, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Menschen für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Der Sonderzug „Da 57“ fuhr vom Anschlussgleis“ Alter Flughafen“ auf direktem Weg nach Sobibor, wo er am 3. Juni 1942 ankam. Die sechzigjährige Rosa Rosenstock aus Volkmarsen wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Zwei Wochen nach Rosas Deportation zog das Finanzamt Kassel-Innenstadt die restlichen 2.572,30 RM vom Sperrkonto von Rosa Rosenberg ein. (Im Wiedergutmachungsverfahren 1954 wurden der Erbin 340 DM als Entschädigung für die geleisteten Transportkosten in den Tod von Rosa Rosenstock zugestanden.) Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Statistik des Holocaust Website Alemannia Judaica Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Klein, Ernst, Volkmarsen, Was geschah mit dem Eigentum der Rosa Rosenstock?, unveröffentlichtes Manuskript, ohne Datumsangabe Kammler, Jörg u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933 – 1945, Bd. I und II, 1984 und 1987 Klein, Ernst in: Waldecksche Landeszeitung vom 16.8.2012 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang, Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945, Ein Gedenkbuch, Hg. Magistrat der Stadt Kassel-Stadtarchiv, 1986 Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013
- Selowsky, geborene Eichenberg | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Eleonora Selowsky geboren am 1. April 1902 in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 13. März 1943 im Mordlager Sobibor Familie Ehemann: Oskar Selowsky geboren am 19. Dezember 1891 in Dresden, Sachsen, Deutschland ermordet am 13. März 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Sohn: Heinrich Peter Selowsky geboren am 8. Oktober 1925 in Dresden, Sachsen, Deutschland ermordet am 13. März 1943 im Mordlager Sobibor Tochter: Karin Friedel Selowsky geboren am 1. August 1931 in Delft, Niederlande ermordet am 13. März 1943 im Mordlager Sobibor Mutter: Fridoline Eichenberg, geborene Kaufmann geboren am 26. September 1880 in Mannheim, Deutschland, Baden-Württemberg verstorben 1908 in Düsseldorf, Deutschland Stiefmutter: Johanna Eichenberg, geborene Nathan geboren am 31. März 1879 in Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland umgekommen am 13. März 1943 im Ghetto Theresienstadt Vater: Albert Eichenberg geboren am 9. Mai 1861 in Adelebsen, Niedersachsen, Deutschland verstorben am 2. Mai 1922 in Düsseldorf Bruder: Hubert Eichenberg geboren am 04. Juni 1903 in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland verstorben am 08. Juni 1903 in Düsseldorf Bruder: Gerhard-Michel Eichenberg geboren am 26. Januar 1908 in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland geflüchtet 1939 über Großbritannien in die USA verstorben am 22. Mai 1999 in Indianapolis, Indiana, USA Halbschwester: Ruth Eichenberg, verheiratete Ruschkewitz geboren am 9. Februar 1911 geboren in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland umgekommen am 26. Oktober 1942 in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau Schwager: Ernst Richard Selowsky geboren am 29. August 1895 in Dresden, Sachsen, Deutschland flüchtet 1938 nach Südamerika verstorben 1975 in Genf, Schweiz Schwager: Selowsky, Heinz Kurt geboren am 25. Dezember 1903 in Dresden, Sachsen, Deutschland flüchtet 1938 nach Südamerika verstorben nach 1963 Lebensdaten 1902 Geburt in Düsseldorf 1903 Tod ihres Bruders Hubert 1908 Geburt ihres Bruders Gerhard Michael 1908 Tod der Mutter Fridoline Eichenberg 1910 zweite Heirat des Vaters 1911 Geburt der Halbschwester Ruth 1923 Heirat mit Oskar Selowsky 1925 Geburt des Sohnes Heinrich Peter 1929 Auswanderung in die Niederlande 1931 Geburt der Tochter Karin Friedel 1933 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft 1935 Stiefschwester Ruth wandert mit ihrem Ehemann in die Niederlande aus 1937 Geburt ihres Neffen Jan in Den Haag 1937 Anerkennung als Physiotherapeutin 1938 setzt sich für die Aufnahme von Kindern in den Niederlanden ein 1938 Flucht des Schwagers Heinz Kurt Selowsky nach Chile 1938 Flucht des Schwagers Ernst Richard Selowsky nach Chile 1938 Tod der Schwiegermutter Elli Selowsky in Dresden 1939 Abitur des Sohnes Heinrich Peter in Delft 1939 Flucht ihres Bruders Gerhard Michael Eichenberg in die USA 1942 Verschleppung der Stiefmutter Johanna nach Theresienstadt 1942 Verschleppung und Ermordung der Halbschwester Ruth und ihres Sohnes Jan nach Auschwitz 1943 Einquartierung der befreundeten Nachbarfamilie van Hoorn 1943 Verhaftung der Familien Selowsky und van Hoorn 1943 Verschleppung nach Westerbork 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor, zusammen mit Jenny Jeidels-Stamm in Sobibor 1943 Tod der Stiefmutter Johanna in Theresienstadt 1943 Verschleppung und Ermordung der Familie van Hoorn nach Sobibor 1945 Tod ihres Schwagers Ernst in einem Außenlager von Buchenwald nächste Der 4. Geburtstag von Oskars Tochter Karin, das Mädchen mit dem weißen Hut vorn links, ihr Bruder Peter hinten Mitte. Emmy van Hoorn ganz rechts und daneben Reni Jeidels, die Kinder der befreundeten Familien Stolpersteine für die Familie Selowsky in der Julianalaan in Delft Biografie Eleonora Selowsky wurde 1902 in Düsseldorf geboren. Die jüdische Geschichte Düsseldorfs reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Es gab eine Synagoge, eine jüdische Schule und einen jüdischen Friedhof. 1933 lebten etwa 5.500 Jüdinnen und Juden in Düsseldorf, von denen etwa wie Hälfte auswanderte. Die erste Deportation fand im bereits Oktober 1941 statt, die letzte im Januar 1945. Nach 1945 kehrten etwa 60 jüdische Überlebende nach Düsseldorf zurück. Eleonore Eichenberg, spätere Selowsky, wurde als ältestes Kind von Fridoline und Albert Eichenberg in Düsseldorf geboren. Ihre beiden jüngeren Brüder Hubert und Gerhard Michael kamen 1903 und 1908 ebenfalls in Düsseldorf zur Welt. Hubert verstarb wenige Tage nach der Geburt. Die Mutter Fridoline verstarb im Jahr der Geburt des jüngeren Bruders Gerhard-Michael. Der Vater heiratete 1910 ein zweites Mal, seine zweite Frau hieß Johanna Nathan. Sie wurde im August 1942 aus Frankfurt am Main in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie im März 1943 umkam. Emigration in die Niederlande Eleonora Eichenberg ehelichte im Oktober 1923 den aus Dresden stammenden Oskar Selowsky. In der Heiratsurkunde ist als Beruf ‚Haustochter‘ angegeben. Bei der Geburt ihres ältesten Sohnes Peter im Jahr 1925 lebte die Familie noch in Dresden. 1929, also noch vor der Geburt der Tochter Karin, emigrierte die Familie in die Niederlande und ließ sich in Delft nieder. Hier wohnten sie in der heutigen Julianalaan 74. 1931 wurde dann ihre Tochter Karin geboren. In der Nachbarschaft wohnten zwei weitere deutsch-jüdische Familien, zu denen die Selowskys engen Kontakt pflegten. Das waren die Familie Van Hoorn mit ihren beiden Kindern und Familie Jeidels mit Tochter Reni und der Großmutter Jenny Jeidels-Stamm. Am 14. Juli 1933 wurde den Selowskys die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Ihr Ehemann Oskar Selowsky arbeitete in einer Farbenfabrik in Delft. Eleonora war Physiotherapeutin. Sie legte 1937 die entsprechende Prüfung ab. Sie annoncierte ihre Dienste in der Zeitung und behandelte ihre Patientinnen und Patienten zuhause. 1938 starb ihre Schwiegermutter in Dresden, ihre beiden Schwager waren im selben Jahr von Dresden nach Südamerika geflüchtet. Von Sohn Heinrich Peter ist bekannt, dass er Briefmarken sammelte und sich mit seiner Bienenzucht beschäftigte. Er machte 1939 seinen Abschluss am Delfter Gymnasium. Die Tochter Karin war mit dem Nachbarskind Reni Jeidels befreundet. Später erinnerte Reni ihre Freundin Karin als ein süßes Mädchen mit großen braunen Augen. Von ihr stammt auch die Information, dass es in der Wohnung der Selowskys ein lebensgroßes Porträt von Elenora mit ihrem Baby Karin auf dem Schoß gab. Eleonora Selowsky setzte sich für geflüchtete jüdische Kinder ein, die nach der Pogromnacht mit den Kindertransporten aus Deutschland in die Niederlande kamen. Schon am 17.11.1938 rief sie mit einer Anzeige in der Delfter Zeitung dazu auf, deutsche Kinder bei sich aufzunehmen. Im Mai 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande. Das hatte für die jüdische Bevölkerung Schritt für Schritt zur Folge, dass sie ausgegrenzt, entrechtet, beraubt und verfolgt wurde. Auch ihre Halbschwester Ruth war vermutlich 1936 in die Niederlande geflohen. Ihr Sohn kam 1937 in Den Haag zur Welt, für den Ehemann Ernst gibt es einen entsprechenden Eintrag, dass er 1936 in die Niederlande ausgewandert ist. Bereits im Oktober 1942 wurde sie von Westerbork aus mit ihrem Ehemann Ernst und dem 5-jährigem Jan in das Konzentrations- und Todeslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. Mutter und Sohn kamen dort um. Ihr Ehemann starb kurz vor Ende des Krieges im Frühjahr 1945 in einem Außenlager von Buchenwald. Verhaftung und Deportation Zu Beginn des Jahres 1943 musste die befreundete Familie Van Hoorn ihr Haus für die deutschen Besatzer räumen und zog mit ihren zwei Kindern zu den Selowskys. Anfang März 1943 wurden die beiden Elternpaare von der niederländischen Polizei verhaftet. Die Kinder gingen zu Fuß zur Polizeistation, um bei ihren Eltern zu sein. Beide Familien wurden zusammen mit ihren Kindern nach Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 10. März 1943 mussten Eleonora Selowsky und ihr Ehemann Oskar mit ihren beiden Kindern und der Großmutter der befreundeten Familie, Jenny Jeidels, im 2. Transport zusammen mit 1000 weiteren Jüdinnen und Juden die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt im Viehwaggon dauerte drei Tage. Eleonora und Oskar Selowsky und Jenny Jeidels-Stamm wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft, am 13 März 1943, im Todeslager Sobibor ermordet. Die Familie Van Hoorn wurde zwei Wochen später deportiert. Am 23. März verließen sie Westerbork und kamen drei Tage später in Sobibor an, wo sie unmittelbar nach der Ankunft ermordet wurden. Im November 2021 wurden in Delft auf der Julianalaan vier Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Selowsky verlegt. Die Stolpersteine für die Familie Van Hoorn wurden vor ihrem Haus verlegt, aus dem sie von den Deutschen verjagt wurden. Verwendete Dokumente und Literatur Bundesarchiv Gedenkbuch Joods Monument ITS Archiv Arlosen Niederländisches Zeitungsarchiv Delpher Stolpersteine Delft
- Simon | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Werner Simon geboren am 7. Februar 1920 in Bodenfelde, Kreis Northeim, Deutschland ermordet am 7. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Selma Simon, geborene Wolf geboren am 27. Februar 1897 in Nesselröden, Niedersachsen Deutschland gestorben im Juni 1982 in Oxford, UK Vater: Jacob Simon geboren am 2. Februar 1886 in Schweinsberg, Hessen, Deutschland gestorben im September 1958 in Oxford, UK Schwester: Grete Simon geboren am 16. April 1924 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland gestorben im September 1996 in Oxford, UK Lebensdaten 1920 Geburt in Bodenfelde 1934 Konkurs des elterlichen Ladens ab 1934 Arbeit in einer Bodenfelder Gärtnerei 1936 Umzug der Familie nach Bochum und Übernahme eines Hotels 1936 Flucht in die Niederlande 1938 Zerstörung des elterlichen Hotels und Inhaftierung des Vaters in Sachsenhausen 1939 Schwester Grete kommt mit Kindertransport in die Niederlande 1939 Flucht der Eltern nach Großbritannien ab 1942 lebt in Verstecken in den Niederlanden 1943 Verhaftung und Verschleppung nach Westerbork 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor nächste Das Haus der Familie Simon in Bodenfelde Die Familie Simon Werner Simons Name auf dem Holocaust Monument der Namen in Amsterdam Biografie Werner Simon wurde in Bodenfelde geboren. Seine Eltern Jacob und Selma führten waren seit 1919 verheiratet führten viele Jahre ein Bekleidungsgeschäft in Bodenfelde. Seine Familie war streng gläubig. Schon kurz nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurden jüdische Geschäfte boykottiert. Im elterlichen Geschäft blieben die Kunden weg, sie mussten das Geschäft bald aufgeben. 1936 zog die Familie ohne die 12-jährige Tochter und ohne den 16jährigen Sohn nach Bochum. Schwester Grete war für ein halbes Jahr im jüdischen Internatsschule in Paderborn untergebracht. Danach zog sie zu ihren Eltern nach Bochum. Die Eltern übernahmen in Bochum ein jüdisches Hotel. Nach 1938 In der Pogromnacht im November 1938 zerstörten Angehörige der SA das Hotel. Sie zerschlugen das Inventar und zündeten das Hotel an. Aus Angst versteckte sich das Ehepaar in der obersten Etage und verbarrikadierte sich dort. Kurz bevor die Flammen das Versteck erreichten, kam ihnen ein unbekannter SA-Mann zu Hilfe und geleitete sie durch den Hinterausgang nach draußen. Die Familie versteckte sich den Rest der Nacht in einem ehemaligen jüdischen Geschäft. Am nächsten Morgen wurden jüdische Männer und Jugendliche abgeholt und auf Lastwagen abtransportiert, darunter auch sein Vater Jacob Simon. Er wurde in Sachsenhausen interniert, jedoch nach wenigen Wochen Haft entlassen, da er im Ersten Weltkrieg teilgenommen hat, er musste Deutschland allerdings innerhalb der nächsten 8 Monate verlassen. Für ihre Tochter Gete gelang es der Familie im Dezember 1938 noch einen Platz in einem Kindertransport nach England zu bekommen. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gelang es Selma und Jacob Simon nach Großbritannien zu emigrieren. Sie lebten in Oxford, sein Vater arbeitete als Housekeeper, seine Mutter als Köchin. Sein Vater Jacob starb 1958 und seine Mutter Selma 1982. Seine Schwester Grete Simon hatte ihren Wohnsitz ebenfalls in Oxford und war als Kindermädchen tätig. Werner Simon war wohl alleine in Bodenfelde geblieben und arbeitete nach seinem Schulabschluss in der Gärtnerei Stübner. Schon kurz nach dem Umzug seiner Eltern nach Bochum, emigrierte er selbst in die Niederlande. Er wohnte in Delder einer kleinen Stadt nordwestlich von Enschede. Er arbeitete in einer Metzgerei. Seit 1933 waren deutsche Jüdinnen und Juden legal oder illegal in die Niederlande eingewandert. 1938 lebten bis zu 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden in den Niederlanden. Mit der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 verschärfte sich die Situation der Flüchtlinge zusehends. Simon Werner versuchte noch vergeblich nach England zu seinen Eltern zu entkommen. Die Verhaftung und die Verschleppung nach Sobibor An seiner letzten Wohnadresse in Delden waren weitere drei Personen gemeldet, darunter vermutlich seine Tante. Diese vier Personen versteckten sich ab 1942, allerdings wurde nach ihnen gefahndet. Im Nationalarchiv der Niederlande existiert ein Haftbefehl, ausgestellt am 10. September 1942 auf den Namen Werner Simon, der ohne erforderliche Genehmigung seinen Wohnsitz geändert habe. Simon Werner wurde letztlich entdeckt und festgenommen und am 28.4. 1943 in das polizeiliche Durchgangslager Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Simon Werner wurde mit dem 10. Transport aus Westerbork in die deutsche Mordstätte Sobibor deportiert. Der Deportationszug verließ am 4. Mai 1943 Westerbork mit weiteren 1186 Menschen. Der Transport erreichte drei Tage später am Sobibor. Er wurde unmittelbar nach der Ankunft im Vernichtungslager ermordet. Keiner der jüdischen Menschen aus diesem Transport überlebte den Krieg. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Spuren in Vest
- Seelenfreund | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Yvonne Seelenfreund geboren am 22. November 1936 in Leipzig, Sachsen, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Gertrud Seelenfreund, geborene Marcus geboren am 2. Mai 1899 in Wien, Österreich ermordet am 23. Juli 1943 in der Mordstätte Sobibor Vater: Fritz Seelenfreund geboren am 14. Oktober 1901 in Leipzig, Sachsen, Deutschland geflüchtet 1939 nach Shanghai eingewandert 1947 in die USA gestorben im März 1983 in den USA Bruder: Robert-Hermann Seelenfreund geboren am 18. Januar 1935 in Leipzig, Sachsen, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der Mordstätte Sobibor Lebensdaten 1936 Geburt 1938 Kindertransport in die Niederlande zusammen mit ihrem Bruder 1939 Scheidung der Eltern 1939 Flucht der Mutter in die Niederlande 1939 Vater flieht nach Shanghai ab 1940 Familie wohnt mit den Kindern in Amsterdam 1943 Verhaftung und Verschleppung nach Westerbork 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor zusammen mit Mutter und Bruder nächste Die Namen von Yvonne, ihrem Bruder Robert und ihrer Mutter Gertrud auf dem Holocaust Monument der Namen in Amsterdam Biografie Yvonne Seelenfreund wurde 1936 in Leipzig geboren. Sie verbrachte die ersten Lebensjahre im Borkumerweg 7 in Leipzig, wo sie zusammen mit ihrem Bruder Robert-Hermann und ihren Eltern Fritz und Gertrud wohnte. Erste Ansiedlungen von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern gab es in Leipzig bereits im Mittelalter. Ab 1430 war es für Jüdinnen und Juden auf Anordnung des sächsischen Kurfürsten verboten in der Stadt zu wohnen, sie durften die Stadt nur zum Handeln betreten. Dies blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts so. Erst dann war es jüdischen Bürgerinnen und Bürgern erlaubt sich dauerhaft in der Stadt niederzulassen. Es wurden Synagogen und jüdische Schulen errichtet und es entwickelte sich ein vielfältiges jüdisches Leben in der Stadt. In den 1920ger Jahren zählte die Gemeinde mit 13.000 Mitgliedern zu den sechs größten in Deutschland. 1938 Yvonne und ihr kleiner Bruder erlebten die Schrecken der Reichspogromnacht im November 1938 noch in Leipzig. Ihr Vater Fritz und ihr Onkel Benno wurde festgenommen und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Erst einige Wochen später wurden sie wieder entlassen. Nach den gewalttätigen Vorkommnissen in der Reichspogromnacht versuchten viele Eltern, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Zehntausend Kinder wurden von November 1938 bis zu Kriegsbeginn im September 1939 – man hoffte nur für vorübergehend - in Gebiete außerhalb des damaligen Deutschen Reiches verschickt.10.000 Kinder kamen so u.a. nach Großbritannien. In den Niederlanden wurden 1.500 jüdische Kinder aufgenommen. Allerdings gerieten mit der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 diese Kinder erneut in Gefahr. Die meisten Kinder der Kindertransporte sahen ihre Eltern das letzte Mal, wenn sie am Bahnhof von ihnen Abschied nahmen. Viele der Kinder dieser Hilfsaktion wurden durch die Trennung von ihren Familien und dem Verlust der Eltern traumatisiert. Fritz und Gertrud Seelenfreund wollten ihre Kinder ebenfalls nicht länger in dieser bedrohlichen Situation in Deutschland leben lassen. Bereits am 6. Dezember 1938 wurden die beiden kleinen Geschwister, zwei und drei Jahre alt, mit einem Kindertransport in die Niederlande verschickt. In den Unterlagen der niederländischen Archive befindet sich der Hinweis, dass sich die Mutter in psychiatrischer Behandlung befände und der Vater nach Shanghai ausgewandert sei. Yvonne und ihr Bruder Robert Hermann waren zusammen in jüdischen Kinderheimen in Amsterdam, Rotterdam und Scheveningen untergebracht. Yvonne und Hermann-Robert sahen ihre Mutter Gertrud im Herbst 1939 wieder, als auch sie in die Niederlande flüchtete. Sie hatte sich vorher scheiden lassen. Über die genaueren Umstände dieser Scheidung ist nichts bekannt. 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande und die erhoffte Sicherheit war verloren. Gertrud und ihre beiden Kinder wohnten in einer Wohnung im Amsterdamer Süden. Der Vater bemühte sich um Visa für Japan. Das bestätigen Unterlagen des Judenrates von Amsterdam. Denen ist zu entnehmen, dass sich Fritz Seelenfreund um Auswanderungspapiere für seine Kinder und seine geschiedene Frau bemühte. Leider vergeblich, denn Gertrud, Yvonne und Hermann-Robert wurden Anfang März 1943 verhaftet und in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork verschleppt. Deportation nach Sobibor Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 20 Juli mussten auch Gertrud, Yvonne und Hermann-Robert einen der Waggons eines Deportationszuges besteigen, der sie und weitere 2006 Jüdinnen und Juden in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen brachte. Nach einer dreitägigen Fahrt in den engen und überfüllten Waggons erreichte der Zug am 23. Juli Sobibor. Gertrud, ihr 8-jähriger Sohn Hermann-Robert und ihre 6-jährige Tochter Yvonne, wurden direkt nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Curt Marcus Yvonnes Onkel Curt Marcus, Bruder von Gertrud, geboren am 10. Juli 1896, wurde im September 1942 nach Theresienstadt und von dort weiter in die Mordstätte Auschwitz-Birkenau verschleppt. Er kam dort am 20. Januar 1944 ums Leben. Überleben im Ausland Vater Fritz Seelenfreund flüchtete 1939 zusammen mit seinem Bruder Benno nach Shanghai. Während der Zeit in Shanghai starb sein Bruder 1943. Seine Bemühungen, Tochter, Sohn und Exfrau zu sich zu holen, blieben vergebens Fritz emigrierte 1947 in die USA. Er heiratete 1950 in Kalifornien erneut, seine Frau Margaret stammte aus Wroclaw, dem früheren Breslau. Er starb 1983 in Kalifornien. Drei Familienangehörige mütterlicherseits überlebten die Shoa. Großmutter Ida Herzfeld wurde 1875 in Wien geboren und wanderte über Lissabon/Portugal nach Montevideo/Uruguay aus. Ihr Onkel Helmut Marcus, 1907 in Berlin geboren, verstarb am 10. Mai 1992 in Montevideo/Uruguay. Ihre Tante Käthe Schoeninger, geboren 1905 in Berlin, verstarb in Brasilien. Verwendete Dokumente und Literatur Website Dokin – jüdische deutsche Kinder in den Niederlanden Website ITS Archiv Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Susanne Heim (Hg,), Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, München, 2009
- Pardis | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Selma Pardis geboren am 24. April 1880 in Hannover, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 17. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Wolf Willy Pardis geboren am 5. Februar 1870 in Hamburg, Deutschland verstorben am 22. Januar 1942 in Düsseldorf Sohn: Emil Pardis gefallen/ gefallen am 27. Oktober 1918 Lebensdaten 1880 Geburt in Hannover ? Heirat mit Wolf Willi Pardis 1906 Umzug nach Düsseldorf 1918 Sohn Emil fällt im 1. Weltkrieg 1942 Tod des Ehemannes Wolf Willy in Düsseldorf 1942 Flucht nach Köln und München 1942 Rückkehr nach Düsseldorf und Festnahme 1942 Deportation und Ermordung in Sobibor nächste Biografie Selma Pardis wurde in Hannover geboren. Über ihr Leben vor dem Zweiten Weltkrieg ist nicht viel bekannt. Sie war verheiratet mit Wolf Willy Pardis, der 1870 in Hamburg geboren wurde. Seit 1906 lebten die beiden in Düsseldorf mit ihrem Sohn Emil. Emil fiel 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg, er war Träger des Eisernen Kreuzes mit Band. Das Paar wohnte in den Jahren 1941/1942 in der Worringstraße 80. In Düsseldorf lebten 1933 rund 5500 Jüdinnen und Juden. Bis 1938 halbierte sich durch Wegzug und Auswanderung ihre Einwohnerzahl. Bereits ab Herbst 1941 wurden die zurückgeblieben Jüdinnen und Juden aus Düsseldorf in Transportzügen „In den Osten“ gebracht. Der Großteil von ihnen starb in den Ghettos, Mordlagern und bei Erschießungen. Am 22. Januar 1942 verstarb Selma Pardis‘ Ehemann Willy mit 72 Jahren und sie blieb allein zurück. Kurz darauf erhielt die trauernde Witwe im Frühjahr 1942 die Aufforderung, sich zur Deportation bereit zu halten. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten Für sie begann damit eine zugleich mutige, verzweifelte und aussichtslose Odyssee, sich zu verstecken um den Nationalsozialisten zu entrinnen. Im späteren Verhörprotokoll der Geheimen Staatspolizei vom 21. Mai 1942 gab sie an, dass sie für den 13. April 1942 vorgeladen war und sich für einen Transport ab Düsseldorf bereithalten sollte. Sie wurde angehalten, am 21. April 1942 sich am städtischen Schlachthof einzufinden. Selma Pardis, 62 Jahre alt, hatte Angst, einen solchen Transport nicht überstehen zu können. So verließ sie am 20. April 1942 ihre Wohnung mit dem Plan, sich in den Rhein zu stürzen, wozu ihr letztlich der Mut fehlte. Sie fuhr nach Köln. Um unbehelligt eine Fahrkarte lösen zu können, hatte sie den Judenstern von ihrem Mantel entfernt. In Köln wusste sie nicht, wohin sie sich wenden sollte. Dort saß sie nun nach ihrer Aussage laut weinend in der Bahnhofshalle, wo sie ein Münchner ansprach. Mit ihm fuhr sie noch in derselben Nacht nach München und hielt sich zwölf Tage lang in dessen Wohnung auf. Dann fuhr sie zurück nach Düsseldorf. Sie wurde festgenommen und von der Gestapo verhört. Deportation nach Sobibor Am 23. Mai 1942 wurde sie wieder aus dem Gerichtsgefängnis entlassen. Auf der Deportationsliste ist als letzter Wohnsitz eine Adresse der jüdischen Gemeinde angegeben, wahrscheinlich bekam sie dort Unterkunft. Am 15. Juni 1942 musste sie sich am städtischen Schlachthof einfinden. Dieser diente als Sammelpunkt für die Jüdinnen und Juden die verschleppt werden sollte. Hier wurden auch Selma registriert und beraubt, bevor sie den Deportationszug am Güterbahnhof Düsseldorf Derendorf besteigen musste. Nach einer dreitägigen Fahrt erreichte der Zug mit weiteren 1000 Jüdinnen und Juden das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Polen. Selma Pardis wurde im Alter von 62 Jahren direkt nach ihrer Ankunft ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Fleermann, Bastian u.a., Düsseldorfer Deportationen: Massenverschleppungen von 1933 bis zur Befreiung 1945, 2015 Verhörprotokoll der Geheimen Staatspolizei Düsseldorf, Ausstellung im Erinnerungsort Alter Schlachthof Düsseldorf
- Speier, geborene Abt | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Flora Speier geboren am 23. Oktober 1873 in Melsungen, Hessen, Deutschland ermordet am 21. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Isaak Speier geboren am 17. Februar 1856 in Melsungen, Hessen, Deutschland verstorben am 11. Mai 1925 in Melsungen Sohn: Leo Speier geboren am 26. Oktober 1905 in Melsungen, Hessen, Deutschland ermordet am 11. Februar 1943 in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau Schwiegertochter: Elize Nanthhe Jetty Speier, geborene Leefsma geboren am 1. April 1911 in Henglo, Niederlande ermordet am 11. Februar 1911 in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau Enkelsohn: Isaac Alfred Speier geboren am 22. Dezember 1935 in Amsterdam, Niederlande ermordet am 11. Februar 1911 in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau Vater: Leiser Abt geboren am 17. November 1833 in Melsungen, Hessen Deutschland verstorben am 4. November 1908 in Melsungen, Hessen, Deutschland Mutter: Jettchen Abt, geborene Wertheim geboren am 18 Oktober 1845 in Witzenhausen, Hessen, Deutschland verstorben am 24. August 1938 in Melsungen, Hessen, Deutschland Bruder: Abraham Abt geboren am 10. April 1860 in Melsungen, Hessen, Deutchland verstorben 1935 in Berlin, Deutschland Bruder:Siegfried Abt geboren am 8. April 1870 in Melsungen, Hessen, Deutschland umgekommen am 10. Januar 1943 im Ghetto Theresienstadt Bruder: Julius Abt geboren am 31. Oktober 1971 in Melsungen, Hessen, Deutschland verstorben 1945 in Kreuzlingen in der Schweiz Lebensdaten 1873 Geburt in Melsungen 1892 Heirat mit Isaak Speier 1905 Geburt des Sohnes Leo 1908 Tod des Vater Leiser 1925 Tod des Ehemannes 1927 die Witwe ist Alleinerbin von Haus und Geschäft 1927 Übertragung des Erbes an den Sohn 1932 Konkurs des Geschäftes 1933 Sohn Leo Speier flieht in die Niederlande 1935 Versteigerung des Hauses in Melsungen 1935 Heirat des Sohnes 1935 Geburt des Enkelssohnes 1938 Tod der Mutter Jettchen 1939 Flora Speier flieht in die Niederlande 1943 Verhaftung in Amsterdam 1943 Verschleppung von Flora Speier nach Sobibor und Ermordung 1943 Ermordung des Bruders Siegfried und seiner Familie 1944 Ermordung des Sohnes Leo und seiner Familie in Sobibor nächste Flora mit ihrem Sohn Leo und ihrer Mutter ihr Sohn Leo der Grabstein ihres Mannes Isaak auf dem jüdische Friedhof in Melsungen Das Haus der Familie Speier in der Kasseler Straße in Melsungen (2. Haus linke Seite) Biografie Flora Abt wurde als jüngste Tochter von Leyser und Jettchen Abt im hessischen Melsungen geboren und wuchs zusammen mit ihren drei älteren Brüdern auf. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts lebten in Melsungen bereits Jüdinnen und Juden. Zur jüdischen Gemeinde zählte eine Religionsschule, eine Synagoge und es gab den jüdischen Friedhof. Um 1900 waren 116 der Einwohner Juden. 1933 lebten noch 76 Jüdinnen und Juden in der Stadt. 1892 heiratete Flora Abt den deutlich älteren und ebenfalls aus Melsungen stammenden Isaak Speier. Isaak Speier erbte im Jahr 1903 nach dem Tod seines Vaters das stattliche Haus in der Kasseler Straße 28, das sein Großvater 1842 gekauft hatte. Isaak Speier führte den Lederwarenhandel seines Vaters weiter. Im Oktober 1905 wurde ihr gemeinsamer Sohn Leo geboren. 1925 starb Isaak Speier, sein Grabstein steht auf dem jüdischen Friedhof in Melsungen. Flora Speier war die Alleinerbin und übertrug 1927 Haus und Geschäft an ihren Sohn Leo. Dieser verschuldete sich aus nicht bekannten Gründen mit hohen Summen. Er musste 1932 Konkurs anmelden. Leo Speier floh bereits kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Mai 1933 nach Amsterdam. 1935 kam es zur Zwangsversteigerung des Hauses und des Ladens, der Zuschlag ging für 12.000 RM an Gustav Köhler aus Melsungen. Flora Speier blieb vorerst in Melsungen und wohnte in der Schlossstraße und in der Kasseler Straße 1. Flora Speier wurde noch 1935 als Mitglied des israelitischen Müttervereins in einer entsprechenden Liste aufgeführt. Flucht in die Niederlande Am 16.1.1939 floh die nun bereits sechsundsechzigjährige Flora Speier zu ihrem Sohn nach Amsterdam. Leo Speier hatte 1935 geheiratet und wohnte mit Frau und Sohn, geb. 1935, und nun mit seiner Mutter Flora in Amsterdam. Die letzte Wohnanschrift der Familie war in der Gaaspstraat 54 I. Mit ihnen lebten zu diesem Zeitpunkt bis zu 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden in den Niederlanden, sie waren seit 1933 legal oder illegal eingewandert. Mit der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht, verschlechterte sich die Situation der Flüchtlinge drastisch. Die Ausgrenzung, Entrechtung, Beraubung und Verfolgung, die die Juden und Jüdinnen bereits im Deutschen Reich mitgemacht hatten, mussten sie nun ein zweites Mal in den Niederlanden erleben. Flora Speier erhielt im Frühjahr 1943 die Aufforderung, sich in der Hollandsche Schouwburg zu melden. Dieses ehemalige Theater diente den deutschen Besatzern seit Sommer 1942 als Sammelstelle für die Jüdinnen und Juden aus Amsterdam. Wenn sich diese nicht freiwillig in der Schouwburg meldeten, wurden sie bei Razzien, in ihren Wohnungen, an ihren Arbeitsplätzen oder auf der Straße von deutschen oder auch niederländischen Polizisten aufgegriffen und zur Sammelstelle gebracht und weiter in das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ verschleppt. Westerbork diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die deutschen Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Jüdinnen und Juden verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Flora Speier wurde am 18. Mai 1943 mit dem 12. Transport, zusammen mit 2501 weiteren Jüdinnen und Juden in Viehwaggons nach Sobibor verschleppt und drei Tages später unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Flora Speiers Sohn Leo, seine Frau Jetty und ihr Sohn Isaac wurden ebenfalls verhaftet und nach Westerbork verschleppt. Am 8. Februar 1944 wurden sie in das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und am 11. Februar 1944 ermordet. Die Brüder von Flora Speier Flora Speier wuchs mit ihren drei älteren Brüdern auf. Ihr ältester Bruder Abraham verstarb mit 75 Jahren 1935 in Berlin, Siegfried wurde als 72-Jähriger ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt und kam dort ums Leben, seine Frau Fanny kam im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz um. Julius wurde ebenfalls nach Theresienstadt verschleppt, überlebte und verstarb nach 1945 in der Schweiz; seine Frau hatte Theresienstadt nicht überlebt. Verwendete Dokumente und Literatur Der Gedenkstein in Sobibor wurde von Bernd Köhler, dem Sohn des Nachbesitzers des Hauses, gespendet; der sich intensiv mit der Geschichte seines Elternhauses beschäftigt hat -> Link Bundesarchiv Gedenkbuch Joods Monument ITS Archiv Arlosen Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012
- Höflich | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Gerda Höflich geboren am 7. Juni 1932 in Melsungen, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 im deutschen Mordlager Sobibor Familie Vater: Nathan Höflich geboren am 7. Juni 1894 in Rengshausen, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juli 1942 im deutschen Konzentrationslager Lublin/Majdanek Mutter: Hilde Höflich, geborene Rothschild geboren am 25. Februar 1896 in Abterode, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 im deutschen Mordlager Sobibor Lebensdaten 1932 Geburt in Melsungen 1938 Einschulung 1938 Inhaftierung des Vaters in Buchenwald für einige Wochen 1938 Aufenthalt im Versteck mit der Mutter 1938 Plünderung und Verlust des Geschäfts und des Hauses 1938 Inhaftierung des Vaters im Konzentrationslager Buchenwald für einen Monat 1939 Zwangsweiser Umzug der Familie nach Kassel 1939 Unterbringung im jüdischen Waisenhaus 1939 Besuch der jüdischen Schule in Kassel 1940 Zwangsarbeit des Vaters u.a. bei der Straßenreinigung 1942 Verschleppung der Familie nach Lublin 1942 Selektion des Vaters in Lublin zur Arbeit in Majdanek 1942 Weiterfahrt von Gerda, ihrer Schwester und ihrer Mutter nach Sobibor, wo sie ermordet werden 1942 Tod des Vaters in Majdanek 1942 Konfiszierung des gesamten Vermögens der Familie nächste Biografie Gerda Höflich wurde 1932 in Melsungen geboren. Ihr Vater Nathan Höflich war in dem kleinen Dorf Rengshausen in der Nähe von Kassel aufgewachsen. Sein Vater, Gerdas Großvater, war früh verstorben. Die Großmutter führte den Familienbetrieb, einen Gemischtwarenladen, den sie später an ihren Sohn übergab. 1930 heiratete er in Abterode Hilde Höflich. Die Familie waren die einzigen jüdischen Bewohner im Dorf. Sie wohnten im Haus Nr. 7. Der Ort war sehr klein, eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof gab es im benachbarten Beiseförth. Der Ehe von Nathan und Hilde Höflich entstammte die Tochter Gerda, sie wurde 1932 im Krankenhaus in Melsungen geboren. Ausgrenzung und Verfolgung Gerda besuchte die öffentliche Schule im Ort, wo sie von ihren Mitschülern wegen ihres jüdischen Glaubens oft gehänselt wurde. In der der Dorfschule gab es nur zwei Schulklassen, Gerda musste von Beginn an die höhere Klasse besuchen, denn der Lehrer der anderen Klasse weigerte sich, ein jüdisches Mädchen zu unterrichten. Der Boykott der jüdischen Geschäfte nach 1933 wirkte sich schnell auf das Geschäft der Familie Höflich aus. Immer weniger Kunden kamen in den Laden. In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde das Geschäft der Höflichs überfallen und geplündert, die Familie war zu diesem Zeitpunkt nicht zuhause. Nachbarn hatten sie gewarnt und in der Papiermühle im Dorf versteckt. Ihr Vater Nathan Höflich entging allerdings nicht der Verhaftung. Er wurde im Konzentrationslager Buchenwald bis zum 10. Dezember 1938 interniert. Die Mutter Hilde Höflich blieb mit ihrer Tochter Gerda einige Wochen in einer kleinen Wohnung in ihrem Versteck in der Papiermühle. Ohne ihr Geschäft war es der Mutter nicht möglich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Also verkaufte sie nach und nach ihr Hab und Gut. Die Familie konnte nun nicht mehr zurück in ihr Haus und zog gezwungenermaßen nach Kassel. Auch hier waren sie in verschiedenen Wohnungen gemeldet. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sie immer wieder zwangsweise die Wohnung wechseln mussten. Gerda war eine Zeit lang im israelitischen Waisenhaus in Kassel gemeldet. Wahrscheinlich besuchte sie von hier aus die jüdische Schule in Kassel, die sich im benachbarten Gebäude befand. Ihr Vater Nathan Höflich musste Zwangsarbeit leisten. Eine ehemalige Nachbarin aus Rengshausen sah ihn mit einer jüdischen Arbeitskolonne in Kassel beim Straßenkehren. Raub, Deportation Im Frühjahr 1942 erhielt die Familie Höflich die Nachricht über ihre bevorstehende „Umsiedlung in den Osten“. Zum 31. Mai 1942 wurden sie in die ‚Sammelstelle‘ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert Vater Nathan Höflich verfügte im Oktober 1939 über 15.015 Reichsmark. Vermutlich bestritt die Familie damit ihren Unterhalt. Im Juni 1942 verfügte Nathan Höflich noch über 1.115,41 Reichsmark. Mutter Hilde Höflich hatte bei der Sparkasse Homberg ein Guthaben von 2354,37 Reichsmark. Das Vermögen fiel mit der Deportation an das Reich. Das bewegliche Inventar und Grundeigentum wurde 1942 ebenfalls konfisziert und in der Folgezeit vermietet bzw. verpachtet. 1958 wurden die Immobilien der Familie Höflich an einen privaten Besitzer verkauft. Die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel fand am 1. Juni 1942 statt. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurden 508 jüdische Kinder, Frauen und Männern aus dem-Bezirk Kassel von der Geheimen Staatspolizei von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Sobibor, Auschwitz, Treblinka Vom „Alten Flughafen“ fuhr der Zug mit Gerda und ihrer Mutter Hilde direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam. Gerda wurde kurz vor ihrem 10. Geburtstag zusammen mit ihrer Mutter Hilde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. In dem Zug befanden sich auch Gerdas Cousin Fritz und ihre Cousine und Margarethe Falkenstein. Fritz starb in Majdanek, Margarethe in Sobibor. Ihre Mutter Hanna, Nathans Schwester, und ihr Ehemann Victor wurden über Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Hildes Eltern wurden in Treblinka ermordet. Ihre Schwester Flora Oppenheimer, ihr Ehemann Isidor und 2 Söhne wurden ebenfalls in demselben Zug aus Kassel verschleppt. Die Söhne starben in Majdanek, Flora und ihr Ehemann in Sobibor. 3 weitere Kindern gelang rechtzeitig die Emigration in die USA. Hildes Schwester Rachel wurde im Frühjahr 1943 ebenso in Sobibor ermordet, ihre Schwester Grete 1942 in Treblinka. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website zu Deportationen aus dem Deutschen Reich Website Hassia Judaica - Jüdisches Kleinstadt- und Landleben in Hessen Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018
- Hellmann | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Bernhard Wolfgang Hellmann Geboren am 7. November 1903 in Wien, Österreich ermordet am 02. April 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehefrau: Clarissa Hellmann, geborene Hauchmann geboren am 16. Januar 1909 in Rotterdam, Niederlande verstorben 1974 in Nordwijk, Niederlande Sohn: Paul Hellmann Geboren am 06.Mai 1935 Geboren in Rotterdam, Niederlande Mutter: Irene Hellmann-Redlich, geborene Redlich Geboren am 3. November 1882 in Göding heute Hodonín, Tschechien ermordet am 6. März 1944 im Konzentrations- und Mordlager Auschwitz-Birkenau Vater: Paul Hellmann geboren am 19. April 1876 in Wien, Oesterreich gestorben am 8. Dezember 1938 in Wien, Oesterreich Lebensdaten 1903 geboren in Wien 1922 Matura in Wien 1920ger Jurastudium 1930 Fortbildung in Textilbetrieben in England und den Niederlanden 1932 Heirat mit Clarissa Hauchmann 1935 Geburt des Sohnes Paul 1938 Tod des Vaters 1939 Flucht der Geschwister nach England bzw. Australien 1942 Scheidung zum Schutz der Ehefrau, die überlebt 1942 versuchte Flucht mit Sohn Paul 1942 übergibt Sohn Paul einer Pflegefamilie, in der er überlebt 1942 geht selbst in den Untergrund 1943 Verhaftung 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor 1944 Verschleppung und Ermordung der Mutter in Auschwitz nächste Biografie Bernhard Hellmann wurde am 7. November 1903 in Wien im Bezirk „Am Alsergrund“ geboren. Er hatte zwei jüngere Geschwister, Ernst Richard und Ilse Rosa. Bernd Hallmann wuchs in einem wohlhabenden und angesehenen Elternhaus auf. Die Eltern Paul und Irene Hellmann besaßen in Wien eine Textilfabrik. Sie spielten eine wichtige Rolle im österreichischen Kulturwesen, unterstützten die Salzburger Festspiele und förderten zahlreiche KünstlerInnen und Institutionen. Bernhard wurde protestantisch getauft und besuchte später eine katholische Privatschule. Er studierte Rechtswissenschaften, um später die Firma übernehmen zu können. Sein Interesse galt allerdings mehr der Zoologie. Er experimentierte zusammen mit seinem damaligen Freund, Konrad Lorenz, über die Verhaltensweisen von Tieren. Dieser bezeichnete ihn später als verlorenes Genie. Eine weitere Leidenschaft der beiden Jugendfreunde waren ihre Motorräder, mit denen sie durch halb Europa fuhren. Umzug in die Niederlande Zur beruflichen Fortbildung ging Bernhard Hellmann Anfang der 30er Jahre nach England und später nach Rotterdam in die Niederlande. In Rotterdam 1932 heiratete er Clarissa Hauchmann. Ihre Mutter kam aus Groningen in den Niederlanden, ihr Vater stammte aus einer russisch-jüdischen Familie. Am 6. März 1935 kam Clarissas und Bernhards Sohn Paul in Rotterdam zu Welt, er wurde nicht im jüdischen Glauben erzogen. Der Vater war seinem Faible für Tiere treu geblieben, die Familie hatte viele Haustiere. 1938 starb der Vater Paul Hellmann in Wien und die Mutter Irene Hellmann zog zur Familie ihres Sohnes nach Rotterdam. Wegen der zunehmenden Bedrohung erwog die gesamte Familie auszuwandern. Ihr Vermögen war mittlerweile bereits so weit zusammengeschmolzen, dass die finanziellen Mittel zur -Auswanderung nicht mehr reichten. Im Mai 1940 besetzten die Deutschen die Niederlande. Zu diesem Zeitpunkt lebten bis zu 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden in den Niederlanden. Sie waren seit 1933 legal oder illegal eingewandert. Auch für die Familie Hellman verschlechterte sich die Situation noch einmal deutlich. Das Ehepaar Hellman ließ ihren Sohn Paul taufen und sie ließen sich scheiden in der Hoffnung, so die Überlebenschancen der Ehefrau Clarissa und des Sohnes zu verbessern. Bernhard Hellmann versuchte mit seinem Sohn nach Belgien zu fliehen, was aber misslang. Daraufhin versteckte er ihn bei verschiedenen Familien in den Niederlanden. Letztendlich brachte der Vater den 7-jährigen Paul bei einer Familie in Veluwe unter. Mit der Aufforderung, sich zu benehmen, verabschiedete er sich von seinem Sohn. Die Pflegefamilie gab ihn als „Neffen aus Rotterdam“ aus und er konnte unbehelligt die Schule besuchen und überlebte. Verhaftung und Deportation nach Sobibor Bernhard Hellmann versteckte sich auf einem Bauernhof in Lunteren. Im Frühjahr 1943 wurde er verraten, verhaftet und in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Westerbork diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die deutschen Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Jüdinnen und Juden verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Bernd Hellmann wurde am 30. März 1943 mit dem 5. Transport, der Westerbork in Richtung des deutschen Mordlagers Sobibor verließ, deportiert. Er und weitere 1254 Menschen wurden direkt nach ihrer Ankunft in Sobibor am 2. April 1943 ermordet. Die weitere Familie Seine Mutter Irene Hellmann wurde ebenfalls verraten und am 3. März 1944 von Westerbork aus nach Auschwitz deportiert, wo sie in den Gaskammern ermordet wurde. Bernhard Hellmanns geschiedene Ehefrau Clarissa wurde in ihrem Versteck in einem Hausboot verhaftet. Sie wurde nach Auschwitz deportiert, überlebte und kehrte 1945 zurück in die Niederlande. Sie verstarb 1974 in Noordwijk. Der gemeinsame Sohn Paul Hellmann, Journalist und Autor seiner Familiengeschichte, trat als Nebenkläger im Prozess gegen den Trawniki-Täter Demjanjuk von Sobibor auf, der in den Jahren 2009 bis 2011 in München stattfand. Bernhard Hellmanns Geschwister Ernst Richard und Ilse Rosa gelang rechtzeitig die Flucht mit ihren Familien nach Australien und England. Ernst Richard verstarb 1980 im Alter von 75 Jahren in Sydney. Ilse Rosa verstarb 1998 im Alter von 90 Jahren in London. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Artikel im Der Standard Artikel in Die Presse
- Jonas, geborene Loewental | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Laura Jonas, geborene Loewenthal geboren am 23. Oktober 1867 in Jastrow, Provinz Westpreussen ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Jonas, Simon Sigismund geboren am 13. Februar 1866 in Rogasen, Provinz Posen, Polen (heute Rogoźno) ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Sohn: Jonas, Max geboren am 16. Januar 1894 in Rogasen, Provinz Posen, Polen (heute Rogoźno) gestorben 24. Oktober 1959 in Los Angeles, USA Tochter: Jonas, Genja geboren am 2. September 1895 in Rogasen, Provinz Posen, Polen (heute Rogoźno) gestorben 8. Mai 1938 in Dresden, Sachsen, Deutschland Sohn: Jonas, Kurt geboren am 14. Februar 1998 in Bromberg, Provinz Posen, Polen (heute Bydgoszcz) gestorben 31. Mai 1974 in Los Angeles, USA Tochter: Jonas, Erna, verheiratete Rosenbaum geboren am 28. November 1907 in Bromberg, Provinz Posen, Polen (heute Bydgoszcz) gestorben 14. November 1996 in Tel Aviv, Israel Lebensdaten 1867 Geburt in Jastrow, Westpreussen 1893 Heirat mit Simon Sigismund Jonas 1894 Geburt des Sohnes Max 1895 Geburt der Tochter Genja 1898 Geburt des Sohnes Kurt 1907 Geburt Tochter Erna 1918 Eröffnung eines Fotoateliers durch Tochter Genja in Dresden 1921 Umzug nach Dresden 1923 Geburt des Enkels Gert 1929 Geburt der Enkelin Anita 1925 Heirat der Tochter Genja mit Alfred Günther 1933 Ausschluss von Alfred Günther aus der Schrifttumskammer 1938 Tod der Tochter Genja 1938 Flucht des Schwiegersohns Alfred Günther in die USA 1938 Umzug in die Niederlande 1938 Flucht von Sohn Kurt mit Familie in die USA 1938 Flucht von Sohn Max mit Familie in die USA 1940? Flucht der jüngsten Tochter Erna mit Familie nach Palästina 1943 Verhaftung, Deportation und Ermordung in Sobibor nächste Sigismund Jonas, Lauras Ehemann Biografie Laura Loewenthal wurde in Jastrow in Westpreussen geboren, ihre Eltern waren Ernestina und Michaelis Loewenthal. Sie heiratete im Jahr1893 in ihrer Heimatstadt Simon Sigismund Jonas aus Rogasen, heute Rogoznó. Das Paar bekam vier Kinder, die in Rogasen und Bromberg, heute Bydgoszcz, geboren wurden. Ihr Ehemann betrieb dort ein Zigarrengeschäft. Anfang der 20ger Jahre zog die Familie nach Dresden, wo schon die vier Kinder lebten und - soweit erwachsen - sich beruflich integriert hatten. 1925 zog das Ehepaar in eine Wohnung in der Haydnstraße 16, wo Simon Sigismund Jonas als Handelsvertreter gemeldet war. In den Jahren zwischen 1933 und 1938 lebten sie dann in der Gutzkowstraße 32. Vor diesem Haus befinden sich auch heute die Stolpersteine für Sigismund und Laura Jonas. Auswanderung und Flucht Der älteste Sohn Kurt Jonas studierte Medizin und arbeitete als Arzt in Dresden. Wegen seines sozialen Verhaltens armen Patienten gegenüber erfreute er sich großer Beliebtheit. Seine Frau Ilse brachte 1929 Tochter Anita zur Welt. 1938 gelang es der Familie per Schiff in die USA auszuwandern. Anita erinnerte sich an ihren Großvater: „Meinem Großvater verdanke ich mein Leben. Als ich ein und ein halbes Jahr alt war, bekam ich eine Mittelohr- und beidseitige Lungenentzündung. Mein Großvater nahm mich in seine großen Arme und trug mich 48 Stunden lang hin und her, so dass ich nie still lag. Zwischendurch badete er mich, einmal warm und einmal kühl, immer wieder, unermüdlich. An meinem Großvater ist ein Arzt verloren gegangen. Er hatte zwar ein humanistisches Gymnasium besucht, aber weiter reichte das Geld wohl nicht. Er sprach und las Griechisch und Latein, war sehr gebildet und gescheit, nur anscheinend ein lausiger Geschäftsmann.“ Sohn Max heiratete Iwanka Michailoff, ihr Sohn Gert wurde 1923 in Dresden geboren. Max war wie sein Vater Zigarrenhändler und geschäftlich in Europa unterwegs. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wanderte er mit seiner Familie in die Niederlande aus. 1938 holte er seine Eltern nach. Kurze Zeit später wanderten Max und Iwanka Jonas allerdings in die USA aus und Max Eltern blieben allein in den Niederlanden zurück. In einem Brief an ihre Enkelin Anita Jonas schreibt Laura Jonas: „Meine süße Anita! Wie sehr ich mich über deinen letzten Brief freute brauche ich wohl nicht erwähnen. Du hast ja eine so gute Handschrift bekommen […] wir nicht genug wundern. Ich danke dir meine Süße recht recht herzlich für Deine Wünsche. Für mich gibt es nur einen Wunsch, recht lange bei Euch zu sein und Dich wieder nach Herzenslust abzuknuddeln! Wie schön war doch immer mein Geburtstag, wenn du mit dem schönsten Blumentopf, der im Lande (?) war, zu uns kamst und damit der Opi nicht leer ausgehen sollte, bekam er auch noch einen! Wirst du in L: A. auch zur Schule gehen u. das wird wohl nicht so leicht sein. Hoffentlich findest du dort auch eine so nette Lehrerin u. Schulfreundin. Uns gegenüber wohnt ein sehr nettes Mädchen bei ihrer Großmutter, die Eltern sind in England. Sie ist so alt wie du und ich hole sie mir öfter herüber. Dorle heißt sie und dann denke ich sehr Dich! […] Nun bleib gesund meine Süße, ich grüße und küsse Dich in aller Herzlichkeit, Deine Omi.“ Tochter Genja machte in Berlin eine Ausbildung zur Fotografin. 1918 eröffnete sie das Fotoatelier `Portikus´ in der Brüderwiese 6 in Dresden. 1925 heiratete sie den 1885 in Dresden geborenen Alfred Günther. Genja machte sich einen Namen als Porträtfotografin. Berühmt wurde sie durch ihre Fotos von Gret Palucca und weiteren Vertretern des modernen Ausdrucktanzes. In der Wohnung des Paares trafen sich regelmäßig Künstler, Schriftsteller, Maler und Bildhauer. Ihre Porträts zeichnen sich durch einen eigenen Stil aus. Sie erhielt Aufträge in Frankreich und England, wo sie Miglieder des Königshauses und ihre Vertreter fotografierte. Genjas Mann Alfred Günther war freier Schriftsteller, Redakteur an den Dresdener Neuesten Nachrichten und literarischer Berater. Durch seine Ehe mit Genja wurde er 1933 aus der Schrifttumskammer ausgeschlossen und als Lektor seines Postens enthoben. Genja und ihr Mann planten die Auswanderung. Eine todbringende Diagnose hinderte sie daran. Genja verstarb am 8. Mai 1938 an ihrer Krankheit in Dresden. Ihrem Mann gelang es im Herbst 1938 auszuwandern. Die jüngste Tochter Erna Jonas heiratete 1938 in Dresden den Witwer Arthur Rosenbaum. Ihnen gelang die Emigration nach Israel mit der Tochter von Arthur Rosenbaum, die er mit in die Ehe brachte. Deportation und Ermordung Simon Sigismund Jonas und seine Frau Laura lebten ab Anfang 1939 alleine in Amsterdam. Sie mussten in den folgenden Jahren noch mehrmals ihre Wohnung wechseln. Im Sommer 1943 wurde das Paar verhaftet und in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork verschleppt. Dieses Lager diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen vor allem der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt. 34.000 von Ihnen wurden nach Sobibor deportiert. Am 20. Juli mussten sie einen Deportationszug steigen der sie und 2207 weitere Jüdinnen und Juden in das deutsche Mordlager Sobibor verbrachte. Nach einer dreitägigen Fahrt, eng gedrängt in den Viehwaggons, kamen sie am 23. Juli in Sobibor im heutigen Ostpolen an. Sie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Simon Sigismund Jonas wurde 77 Jahre, seine Frau Laura 75 Jahre alt. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Stolpersteine Dresden Arbeitskreis Gedenkbuch d. Gesellschaft f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (Hg.)Buch der Erinnerung. Juden in Dresden – deportiert, ermordet, verschollen 1933–1945, 2006








