1011 Ergebnisse gefunden mit einer leeren Suche
- Hamberg | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Susanne `Susi´ Hamberg geboren am 11. August 1929 in Breuna, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Betty Hamberg, geborene Pulver geboren am 11. September 1898 in Westheim, Bayern, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der Mordstätte Sobibor Vater: Moritz Hamberg geboren am 15. Juli 1885 in Breuna, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Schwester: Irmgard `Irma´ Hamberg geboren am 5. Juni 1923 in Breuna, Kreis Kassel ausgewandert 1940 in die USA gestorben am 19. Januar 2006 in den USA Lebensdaten 1929 Geburt in Breuna 1936 Einschulung 1937 Umzug ins Nachbardorf, um dort zur Schule zu gehen 1938 erlebt die gewalttätigen Übergriffe von Nazis in ihrem Elternhaus 1938 Inhaftierung in Volkmarsen für eine Nacht, zusammen mit ihrer Mutter und Schwester 1938 Inhaftierung des Vaters im Konzentrationslager Buchenwald 1938 Erkrankung der Mutter 1940 Umzug nach Kassel, um die Schule zu besuchen 1940 Flucht der sechs Jahre älteren Schwester in die USA 1942 Verschleppung und Ermordung in Sobibor nächste Das Kaufhaus der Familie Hamberg in Breuna Die Schwestern zusammen mit Freundinnen - Susi Hamberg vorne rechts, Irmgard Hamberg hinten links Biografie Susanne Hamberg lebte mit ihrer Familie im Geburtshaus ihres Vaters Moritz Hamberg im nordhessischen Breuna im Kirchweg 6. Mit im Haus wohnte ihr Onkel Hermann, der jüngere unverheiratete Bruder des Vaters. Die beiden Brüder stammten aus einer großen Familie mit insgesamt elf Geschwistern. Die Familie Hamberg gab es in Breuna seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Am Ort gab es noch eine weitere jüdische Familie und ein älteres jüdisches Ehepaar. Von 1876 bis 1938 gab es am Ort eine kleine Synagoge, die für die Gemeindemitglieder der Umgebung als Gebetsraum diente. Susannes Eltern versorgten sich und ihre Familie mit einer kleinen Landwirtschaft, es gab eine Kuh, ein Pferd und einige Hühner, dazu einen Gemüsegarten und Ackerland. Zudem betrieben sie im Erdgeschoß ihres Hauses ein gut gehendes Ladengeschäft. Kunden dieses Ladens waren die Nachbarn und vor allem die Bauern der Umgebung. Die Hambergs gewährten bei Bedarf Kredit und holten vor Weihnachten ihre Kunden mit Bussen zum Einkauf aus den nahen Dörfern ab. Die Hambergs waren als Juden bekannt und respektiert. Die beiden Kinder spielten mit ihren Freunden aus dem Dorf und besuchten sich gegenseitig, zumindest die ältere Schwester besuchte für einige Jahre die örtliche Volksschule. Die ältere Schwester Irmgard, einzige Überlebende der kleinen Familie, beschrieb in einem Interview der Shoa Foundation 1997 anschaulich die Ausgrenzung und Entrechtung der Familie nach 1933. Ob die sechs Jahre jüngere Schwester Susanne überhaupt in die Volksschule Breuna eingeschult wurde, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass sie 1937 in einem Nachbardorf eine Schule für jüdische Kinder besuchte, in der ein Cousin des Vaters unterrichtete, bei dem sie auch wohnte. Die Trennung von den Eltern fiel dem kleinen Mädchen schwer, nur in den Ferien und an Feiertagen durfte sie ihre Familie in Breuna besuchen. Die Ausgrenzung und Verfolgung nimmt zu Susi musste die Reichspogromnacht in Breuna hautnah erleben: SA-Männern und Dorfbewohner versammelten sich vor ihrem Haus – die Fenster wurden eingeschlagen, die Inneneinrichtung zerstört. Die Familie bangte um ihr Leben, sie verbarrikadierten sich in einem hinteren Raum. Die Familie wurde im benachbarten Volkmarsen eine Nacht inhaftiert. Der Vater wurde nach Buchenwald verschleppt. Er kehrte nach einigen Wochen alt, ergraut und verstummt in sein Dorf zurück. Die Mutter erholte sich nach diesen Vorgängen nicht und kränkelte. Der Boykott jüdischer Geschäfte traf die Familie hart. Zu den Existenzängsten gesellte sich Angst vor Gewalt und neuen Erlassen und Einschränkungen. Susanne wohnte ab 27.10.1940 in einem „Judenhaus“ in der Kasseler Große Rosenstraße 22, vermutlich um eine jüdische Schule zu besuchen, da jüdische Kinder nach der Reichspogromnacht vom Besuch der öffentlichen Schulen ausgeschlossen waren. Die Familie sah für sich keine Zukunft in Breuna und bemühte sich um eine Einreiseerlaubnis in die USA, wo bereits Verwandte lebten. Nur die ältere Schwester Irmgard konnte der weiteren antisemitischen Verfolgung rechtzeitig entkommen: Die amerikanischen Verwandten hatten ihr die notwendige Bürgschaft ausgestellt, Voraussetzung für ein Visum für die Vereinigten Staaten. Sie floh im August 1940 in die USA. Der Abschied war schwer. Die Mutter segnete sie, der Vater brachte sie zum Hauptbahnhof in Kassel. Irmgard war froh darüber, dass sie ihre kleine Schwester Susi nicht verabschieden konnte, weil sie in der Schule war. Am 28. April 1942 schickten die Eltern aus Breuna eine Geburtstagskarte an ihre Tochter nach New York, die sie kurz vor ihrem Geburtstag Anfang Juni erhielt – da waren ihre Eltern und ihre Schwester Susanne bereits ermordet. Raub und Deportation nach Sobibor Für die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel stehen sechs Personen aus Breuna auf der Deportationsliste des Internationalen Suchdienstes Arolsen. Die Familie Moritz Hamberg, Vater, Mutter und Tochter Susanne, und der jüngere Bruder des Vaters wurden zum 31. Mai 1942 in die „Sammelstelle“, die Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt, das gesamte vorhandene Hab und Gut der Familie wurde staatlich konfisziert. Die Familie Moritz Hamberg wurde am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem GeStaPo-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1000 Jüdinnen und Juden aus über 70 verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Schtetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüd*innen eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im Distrikt Lublin im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüd*innen für die geplante Ermordung konzentriert und in neue Transporte zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Menschen Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzuges “Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flugplatz“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden auch die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Dieser Zug jedoch fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam, ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr über Izbica. Die verschleppten Mitglieder der Familie Hamberg aus Breuna wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft im deutschen Mordlager Sobibor ermordet. Susi Hamberg war erst 13 Jahre alt. Irmgard Hambergs Erinnerungen an ihre Kindheit in Breuna „Mein Name ist Irma Meyer. Ich bin 1923 in Breuna, im Bezirk Kassel, geboren, die Tochter von Moritz und Betty Hamberg und Enkelin von Baruch Hamberg. Ich hatte eine Schwester, Susanne, die 1929 geboren war. Meine Familie hat viele Generationen in Breuna gelebt. Unser Familienname ist nach dem Berg “Hamberg” benannt worden, als es den Juden am Anfang des 19. Jahrhunderts erlaubt wurde, Nachnamen anzunehmen. Bis zur Hitler Zeit hatten wir ein gutes Verhältnis mit unseren Mitbürgern. Wir hatten etwas Landwirtschaft und ein kleines, aber gutgehendes Geschäft, welches vielen Kunden in der Umgebung gedient hat. Als Hitler zur Macht kam haben diese Leute, die uns freundlich gesonnen waren, sich plötzlich gegen uns gewandt und uns als Feinde angesehen. Die Maßnahmen gegen die Juden wurden stetig härter. Zum Beispiel: Wir durften nicht nach acht Uhr abends auf der Straße sein, oder mussten eine besondere Erlaubnis haben, etwas Wichtiges zu erledigen. Wir konnten nur zweimal die Woche unsere Lebensmittel einkaufen und dann nur morgens vor acht Uhr, damit wir nicht mit “Ariern” in Kontakt kämen. Keiner durfte uns in irgendeiner Weise behilflich sein. Für mich persönlich wurden die Schuljahre unerträglich. Ich war zu dieser Zeit das einzige jüdische Kind in der Schule, und musste alleine in einer Ecke sitzen, getrennt von den anderen Kindern. Während der “Religionsstunde” war ich entschuldigt, aber es wurde keine Religion gelehrt, sondern Haß gegen die Juden verbreitet. Bilder aus dem “Stürmer” wurden gezeigt. Die Kinder waren so aufgehetzt, dass jedes Mal, wenn ich zur Klasse zurückkehrte, sie mich angespuckt und auch oft meine Kleider zerrissen haben. Zur Mittagsstunde wurde mir das Butterbrot aus der Hand geschlagen. Täglich musste ich mir diese hasserfüllten Worte anhören, und meine Eltern wussten nie, in welcher Verfassung ich nach Hause kam. Dann kam der 9. November 1938: Wir hörten Gerüchte, dass etwas Schlimmes passieren würde. Aber wir hatten keine Ahnung, was zu erwarten war. Früh am Morgen wurden mein Vater und Viktor Braunsberg von der Polizei abgeholt, die uns keine Auskunft gab, wo sie ihn hinführten. Ab und zu während des Tages hat man Steine gegen unser Haus geworfen. Wir fragten die einzige andere jüdische Familie in Breuna, Emmy Braunsberg, mit ihren alten Schwiegereltern, zu uns zu kommen, um aneinander Trost zu finden. Um uns zu beschützen, haben wir oben in einem Zimmer nach hinten gesessen, und einen Schrank vor das Fenster gestellt, damit wir nicht von den Steinen getroffen wurden. Eine Menschenmenge hatte sich draußen angesammelt. Wir hörten die Fensterscheiben fallen. Wir hatten große Angst und wussten kaum, was zunächst geschehen würde. Dann, mit einem furchtbaren Krach, kam die Nazihorde durch die Türe, mit Beilen, Latten und Stöcken bewaffnet, und haben alles in ihrem Weg zerbrochen. Wir wurden aus dem Haus kommandiert, auf einen Lastwagen geladen, wo wir zusehen mussten, wie unser Haus zerstört wurde. Zur selben Zeit sahen wir unsere Synagoge in Flammen aufgehen. Diesen Anblick werde ich nie vergessen! Wir wurden dann nach Volkmarsen zum Polizeiamt gefahren und in sogenannte Schutzhaft genommen, wo wir einige Tage in einer Zelle verbrachten. Es war besonders schwer für das alte Ehepaar, Mathias und Helene Braunsberg, die damals fast 80 Jahre alt waren. Wir wurden dann entlassen und durften wieder nachhause gehen. Was wir vorfanden, war unbeschreiblich. Alles war vernichtet. Noch nicht mal eine Tasse oder ein Glas war da zum Trinken. Die Bettkissen waren aufgerissen und Federn waren überall. Alle Möbel waren zerhackt. Es dauerte Tage, bis wir die Trümmer aufgeräumt hatten. Während dieser ganzen Zeit wussten wir nicht, wo mein Vater war. Dann hörten wir, dass er in Buchenwald wäre, und freigesetzt würde, wenn er beweisen könnte, dass er im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet wurde. Wir schickten ihm die Beweise, und nach ungefähr vier Wochen kam mein Vater zurück, ein alter, gebrochener Mann. Ich konnte ihn kaum wiedererkennen. Er hatte sehr in Buchenwald gelitten, konnte aber nicht darüber sprechen. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, mussten wir unser Haus verlassen und bei den Braunsbergs einziehen. Das Haus wurde uns einfach weggenommen und Leuten gegeben, die von der französischen Grenze zurückziehen mussten. In der Zwischenzeit hatten wir unser Geschäft verloren. Mein Vater und Viktor Braunsberg wurden zur Straßenarbeit in Kassel gezwungen. Das Leben wurde täglich schwerer für uns. Wir hatten dann nur den einzigen Wunsch, das Land zu verlassen, und haben uns sehr bemüht, nach den Vereinigten Staaten auszuwandern. Ich war die erste in meiner Familie, die Bürgschaft zu bekommen. Meine Wartenummer beim Amerikanischen Konsulat war viel niedriger als die meiner Eltern und Schwester. Es ist mir gelungen, im August 1940 wegzukommen. Da durch den Krieg die Reise über den Atlantik gesperrt war, musste ich den viel weiteren Weg nach Osten wählen, und zwar durch Litauen, Russland, Sibirien, Mandschurei und Japan, dann über den Stillen Ozean nach Seattle, USA. Die Reise dauerte ungefähr vier Wochen, bis ich in New York ankam.“ Quelle: Lebenserinnerungen Irmgard Meyer, geborene Hamberg, 1988 in: Ernst Klein, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Alemmannia Judaica Breuna Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013 Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg., Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945 Lebenserinnerungen Irmgard Meyer, geborene Hamberg, 1988 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang Prinz, Ein Gedenkbuch, 1982 Die Familie Hamberg aus Breuna, jimh.lima-city.de Interview: Interview mit Irma Meyer, geb. Hamberg, USC Shoah Foundation; 21.5.1997, Pennsylvania, USA - online verfügbar
- Hohenberg, geborene Levy | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Ella Hohenberg, geborenen Levy geboren am 13. Mai 1882 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Hohenberg, Abraham Arthur geboren am 12. März 1893 in Karlshafen, Hessen, Deutschland emigriert im Sommer 1939 nach England verstorben 1971 in den USA Lebensdaten 1882 geboren in Kassel, Heinrichstraße 5 1918 Ihr Bruder Louis stirbt im 1. WK 1922 Heirat mit Abraham Arthur Hohenstein, geb. in Karlshafen 1922 wohnhaft Kassel; Heinrichstraße 3 1938 Inhaftierung ihres Ehemannes im Konzentrationslager Buchenwald 1939 Flucht des Ehemannes nach England 1939 erzwungener Umzug in die Schäfergasse 30 in Kassel 1942 Deportation und Ermordung in Sobibor nächste Biografie Ella Hohenberg, geborene Levy, wurde in Kassel als drittes Kind von Marianne und Isaac Levy geboren. Sie hatte vier Brüder und eine Schwester. Vor ihr waren bereits Abraham und Louis geboren, nach ihr kamen noch Erna, Max und Salli zur Welt. Ihr Bruder Louis starb während des 1. Weltkriegs, ihr Bruder Max konnte in Kassel die Zeit der Verfolgung überleben, über das Schicksal der weiteren Geschwister ist nichts überliefert. Kassel war eine der größten städtischen jüdischen Gemeinden des Reiches mit fast 3.000 Mitgliedern. Die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner trugen erheblich zum wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Leben der Stadt bei. Das städtische Judentum setzte sich aus v.a. assimilierten und liberalen Juden, aber auch streng Gläubigen zusammen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Synagoge und eine für orthodox orientierte Juden. Zum jüdischen Leben in Kassel gehörten u.a. ein Krankenhaus, ein Altersheim, ein Waisenhaus, ein Kinderhort und eine jüdische Schule, die 1933 noch von 176 Kindern besucht wurde. Viele Gemeindemitglieder engagierten sich in zahlreichen Wohltätigkeits- und anderen Vereinen und Einrichtungen. Im Ersten Weltkrieg waren in Kassel 62 jüdische Männer gefallen. 1922 heiratete Ella den aus Karlshafen gebürtigen Kaufmann Arthur Hohenberg. In der Heiratsurkunde ist ihr Beruf als „Verkäuferin“ angegeben. Das kinderlose Paar lebte in Kassel in der Heinrichstraße 3 in unmittelbarer Nähe zu Ellas Geburtshaus in der Heinrichstraße 5. Nach der Reichspogromnacht 1938 Nach dem Novemberpogrom wurde Arthur Hohenberg – wie weitere 250 Kasseler jüdischen Männer – verhaftet und in das 200 Kilometer entfernte Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, wo er mehrere Wochen festgehalten wurde. Nach seiner Entlassung kehrte er zurück nach Kassel. Im Juli 1939 floh er ohne seine Frau nach England, die genaueren Umstände sind nicht überliefert. Als sein Wohnsitz war bis Mai 1939 Kassel angegeben, danach ein Lager in Kent in England, als Beruf war „Bergarbeiter“ aufgeführt. Nach dem antijüdisch verschärften Wohnrecht musste die alleinstehende Ella Hohenberg aus ihrer Wohnung ausziehen, ab 15.7.1939 lebte sie in der Schäfergasse 30. Die Deportation von Kassel nach Sobibor Zum 31.5.1942 wurde Ella Hohenberg in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurde sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert. Ella Hohenberg wurde am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohner*innen, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Juden für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt. Der Sonderzug „Da 57“ fuhr vom Anschlussgleis „Alter Flughafen“ direkt nach Sobibor weiter. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, auch nicht nach Izbica. Da 57 kam am 3. Juni 1942 in Sobibor an; Ella Hohenberg wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Ihr Mann Arthur Hohenberg suchte über den Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes nach 1945 vergebens nach seiner Frau Ella. Er heiratete in England erneut und wanderte 1947 mit seiner zweiten Frau in die USA aus, wo er 1971 starb. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Geschichte jüdischer Gemeinden - Kassel Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Kammler, Jörg, u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933 – 1945, Bd. I und II, 1984 und 1987 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang ,Namen und Schicksale der Juden Kassels. Ein Gedenkbuch, Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg.,1986 Thiele, Helmut, Die jüdischen Einwohner zu Kassel, 2006
- Katz , geborene Aschoff | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Rosa Katz, geborene Aschhoff geboren am 17. Juni 1879 in Horn an der Lippe, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Nathan Katz geboren am 24. Juli 1873 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Tochter: Grete Katz geboren am 23. März 1903 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland verstorben am 21. Juni 2003 in Paris, Frankreich Sohn: Albert Katz geboren am 14. Juli 1904 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland verstorben am 13. April 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen, Niedersachsen, Deutschland Sohn: Rudolf Katz geboren am 9. März 1909 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland verstorben 1991 in Haifa, Israel Lebensdaten 1879 Geburt in Horn an der Lippe 1901 Heirat mit Nathan Katz aus Bodenfelde 1903 Geburt der Tochter Grete 1904 Geburt des Sohnes Albert 1909 Geburt des Sohnes Rudolf 1928 Heirat der Tochter Grete 1930 Umzug des Sohnes Albert nach dem Studium nach Dortmund 1931 Heirat des Sohnes Albert 1933 Geburt der Enkelin Gabriele 1933 Flucht der Familie der Tochter Grete nach Paris 1934 Verkauf des Geschäftes 1934 Flucht des Sohnes Rudolf in die Niederlande 1935 Heirat des Sohnes Rudolf und Auswanderung nach Palästina 1936 Flucht der Familie des Sohnes Albert in die Niederlande 1936 Flucht des Sohnes Rudolf nach Palästina ? Umzug nach Düsseldorf 1938 Flucht in die Niederlande 1941 Verschleppung und Ermordung der Schwester Else in Riga 1942 Verschleppung der Familie des Sohnes Albert nach Westerbork 1942 Ermordung der Schwester Helene in Auschwitz 1943 Verhaftung und Verschleppung in das Lager Westerbork 1943 Deportation und Ermordung im Todeslager Sobibor 1944 Verschleppung des Sohnes Albert in Bergen-Belsen 1945 Tod des Sohnes Albert in Bergen-Belsen nächste die Kinder Rudolf, Grete und Albert Katz Biografie Rosa Katz wurde 1879 in Horn an der Lippe als Tochter von Abraham und Fanni Aschoff geboren. Sie hatte mindestens zwei Schwestern, Helene und Else. Helene wurde mit ihrem Ehemann nach Auschwitz deportiert, ihr Todesdatum wird mit dem 27. November 1942 angegeben. Die Schwester Else wurde 1941 ins Ghetto Riga deportiert, ihr Todesdatum ist unbekannt. Einer ihrer Söhne wurde im Mordlager Sobibor ermordet, der andere im Konzentrationslager Mauthausen. Ihre drei Töchter konnten untertauchen und überlebten. Rosa Katz heiratete am 2. September 1901 Nathan Katz. Die Familie wohnte in Bodenfelde und hatte gemeinsam drei Kinder, die Tochter Grete und die beiden Söhne Rudolf und Albert. Die Familie Katz waren angesehene Bürger in Bodenfelde. Nathan unterhielt ein gutgehendes Bekleidungsgeschäft in der Bleekstraße 14. Mit dem Boykott jüdischer Geschäfte ab Frühjahr 1933 wurde auch dieses Geschäft ständig von der SA überwacht und Kaufwillige wurden am Betreten des Geschäftes gehindert. Infolge dieser Repressalien ging der Umsatz des Geschäftes erheblich zurück, so dass Nathan Katz im Frühjahr 1934 beschloss, sein Geschäft an seinem Freund Heinrich Dickhuth zu verkaufen, er bekam einen reellen Marktwert dafür. Laut Kaufvertrag behielt das Ehepaar Katz das Wohnrecht in der rechten Haushälfte. Offensichtlich bestand ein gutes Verhältnis mit dem neuen Besitzer. Nathans Bruder Sally führte die Buchhaltung im Geschäft der Dickhuths. Anlässlich eines Staatsfeiertages beflaggte der neue Besitzer versehentlich auch die rechte Haushälfte mit einer Hakenkreuzfahne. Dies brachte ihm eine Ermahnung ein, da Hakenkreuzflaggen vor jüdischen Häusern verboten waren. Flucht in die Niederlande und Deportation Da es immer wieder zu Repressalien gegen die Familie Katz kam, verließ das Ehepaar Bodenfelde und wohnte bis Dezember 1938 in Düsseldorf-Oberkassel, Adalbertstraße 22. Angesichts der Zerstörungen und der Erniedrigungen im Verlaufe der Reichspogromnacht 1938 emigrierte das Ehepaar nach Alkmaar in die Niederlande, wo bereits der Sohn Albert Zuflucht gefunden hatte. Von dort aus zogen sie nach Hilversum in den Eikbosscherweg 179. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 setzten die Deutschen sehr bald ihre antijüdische Politik durch. Das Ehepaar Katz wurde verhaftet und ins Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Rosa und Nathan Katz wurden am 20. Juli 1943 vom Durchgangslager Westerbork in das deutsche Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dies war der 19. und letzte Transport, der Westerbork in Richtung des deutschen Mordlagers in Polen verließ. Mit ihnen wurden an diesem Tag insgesamt 2009 jüdische Menschen nach Sobibor deportiert. Nathan und Rosa Katz wurden direkt nach ihrer Ankunft am 23. Juli 1943 im Vernichtungslager ermordet. Sohn Albert und seine Familie Albert Katz, der ältere Sohn von Rosa und Nathan, wurde am 14. Juli 1904 in Bodenfelde geboren. Er besuchte das heutige Felix-Klein Gymnasium in Göttingen und studierte nach dem Abitur Jura. Bekannt ist, dass er im August 1930 – damals noch als Referendar - in das Haus des jüdischen Textilhändlers Arthur Jordan in der Dreihüttenstr. 8 in Dortmund zog. Nach Abschluss des Referendariats eröffnete er eine Anwaltskanzlei. Er heiratete am 27. März 1931 Anne Jordan, die am 6. Mai 1906 in Dortmund geboren wurde. Im August 1933 wurde die gemeinsame Tochter Gabriele geboren. Nach mehreren Umzügen zwischen Dortmund, Berlin und London flüchtete die Familie 1936 nach Alkmaar und zog 1940 nach Hilversum. 1942 wurden sie in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht und am 12. Januar 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Dort starb Albert Katz am 13. April 1945, nur zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers. Seine Ehefrau Anne und die Tochter Gabriele überlebten die unmenschliche Zeit in Bergen-Belsen und zogen nach dem Krieg wieder zurück in die Niederlande. Anne Katz heiratete später erneut, sie starb als Anne Gersons 1982 in Hilversum. Tochter Grete und ihre Familie Die Tochter Grete Katz wurde 1903 in Bodenfelde geboren. Nach ihrer Hochzeit mit Alfred Gottschalk am 5. September 1928 in der letzten Bodenfelder Synagoge zog sie nach Mülheim an der Ruhr. 1933 emigrierte das Ehepaar nach Paris und eröffnete ein Kurzwarengeschäft. 1942 wurden sie von der Gestapo verhaftet. Beim Abtransport in ein Internierungslager gelang ihnen die Flucht durch einen Sprung von einem LKW. Die folgenden Jahre bis zur Befreiung verbrachten sie in einem Versteck bei französischen Freunden in Aix-les-Bains, die ihnen falsche Pässe besorgten. Sohn Rudolf und seine Familie Auch der jüngste Sohn von Nathan und Rosa Katz, Rudolf, wurde 1909 in Bodenfelde geboren. Nach der Grundschule besuchte er das heutige Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen bis zum Abitur. Wegen der Repressalien durch die Nationalsozialisten emigrierte Rudolf Katz 1934 in die Niederlande. Da er keine offizielle Arbeitserlaubnis erhielt, fiel es ihm schwer, dort Fuß zu fassen. Nach seiner Hochzeit im Sommer 1935 wanderte er zusammen mit seiner Frau nach Palästina aus. Mangelnde Hebräischkenntnisse und die fehlende Berufsausbildung erschwerten ihm auch hier, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anfang 1936 gelang es ihm, bei der britischen Mandatsverwaltung die Führerscheinprüfung für Lkw abzulegen. Zusammen mit einem anderen deutschen Emigranten gründete er ein Taxiunternehmen in Haifa. Wegen einer Knieverletzung musste er ab 1943 seinen Beruf als Taxifahrer aufgeben. Er fand bei der Einwanderungsbehörde ein neues Betätigungsfeld und war dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1973 für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen zuständig. Rudolf Katz verstarb 1991 in Haifa. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945, 1989 Der Synagogenverband Bodenfelde – Uslar – Lippoldsberg und die Synagogengemeinde Lauenförde – , Jüdisches Leben im Solling, Schlieper-Druck und Verlag 1997 Anwaltsverein Dortmund Hg., Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte und Notare während der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel Dortmund, 2011
- Jonas | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Simon Sigismund Jonas geboren in Rogasen, Provinz Posen, Polen (heute Rogoźno) ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehefrau: Laura Jonas, geborene Loewenthal geboren am 23. Oktober 1867 in Jastrow, Provinz Westpreussen ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Sohn: Max Jonas geboren am 16. Januar 1894 in Rogasen, Provinz Posen, Polen (heute Rogoźno) gestorben am 24. Oktober 1959 in Los Angeles, USA Tochter: Genia Jonas geboren am 2. September 1895 in Rogasen, Provinz Posen, Polen (heute Rogoźno) gestorben:8. Mai 1938 in Dresden, Sachsen, Deutschland Sohn: Kurt Jonas geboren am 14. Februar 1898 in Bromberg, Provinz Posen, Polen (heute Bydgoszcz) gestorben am 31. Mai 1974 in Los Angeles, USA Tochter: Erna Jonas, verheiratete Rosenbaum geboren am 28. November 1907 in Bromberg, Provinz Posen, Polen (heute Bydgoszcz) gestorben14. November 1996 in Tel Aviv, Israel Lebensdaten 1866 Geburt in Rogasen/Poznan, Polen 1893 Heirat mit Laura Loewenthal aus Jastrow 1894 Geburt Sohn Max 1895 Geburt Tochter Genja 1898 Geburt Sohn Kurt 1907 Geburt Tochter Erna 1918 Tochter Genja eröffnet Fotoatelier in Dresden und macht danach Karriere als Porträtfotografin 1921 Umzug nach Dresden 1923 Geburt des Enkels Gert 1929 Geburt der Enkelin Anita 1925 Heirat der Tochter Genja mit Alfred Günther 1933 Ausschluss von Alfred Günther aus der Schrifttumskammer 1938 Tod der Tochter Genja 1938 Flucht des Schwiegersohns Alfred Günther in die USA 1939 Umzug in die Niederlande 1938 Flucht von Sohn Kurt mit Familie in die USA 1938 Flucht von Sohn Max mit Familie in die USA 1940? Flucht der jüngsten Tochter Erna mit Familie nach Palästina 1943 Verhaftung, Deportation und Ermordung in Sobibor nächste Laura Jonas, Sigismunds Ehefrau Biografie Simon Sigismund Jonas wurde 1866 in Rogasen/Poznan geboren, seine Eltern waren Scheinske und Jacob Jonas. Er heiratete im Jahr 1893 Laura Loewenthal aus Jastrow in Westpreussen. Das Paar bekam vier Kinder, die in Rogasen und Bromberg, heute Bydgoszcz, geboren wurden. Er betrieb dort ein Zigarrengeschäft. Anfang der 20iger Jahre zog die Familie nach Dresden, wo schon die vier Kinder lebten und – soweit erwachsen - sich beruflich integriert hatten. 1925 zog das Ehepaar in eine Wohnung in der Haydnstraße 16, wo Simon Sigismund Jonas als Handelsvertreter gemeldet war. In den Jahren zwischen 1933 und 1938 lebten sie dann in der Gutzkowstraße 32. Vor diesem Haus befinden sich auch heute die Stolpersteine für ihn und seine Ehefrau Laura Jonas. Flucht ins Ausland Der älteste Sohn, Kurt Jonas, studierte Medizin und arbeitete als Arzt in Dresden. Wegen seines sozialen Verhaltens armen Patienten gegenüber erfreute er sich großer Beliebtheit. 1929 kam Tochter Anita zur Welt. 1938 gelang es der Familie per Schiff in die USA auszuwandern. Anita erinnerte sich an ihren Großvater: „Meinem Großvater verdanke ich mein Leben. Als ich ein und ein halbes Jahr alt war, bekam ich eine Mittelohr- und beidseitige Lungenentzündung. Mein Großvater nahm mich in seine großen Arme und trug mich 48 Stunden lang hin und her, so dass ich nie still lag. Zwischendurch badete er mich, einmal warm und einmal kühl, immer wieder, unermüdlich. An meinem Großvater ist ein Arzt verloren gegangen. Er hatte zwar ein humanistisches Gymnasium besucht, aber weiter reichte das Geld wohl nicht. Er sprach und las Griechisch und Latein, war sehr gebildet und gescheit, nur anscheinend ein lausiger Geschäftsmann.“ Sohn Max heiratete Iwanka Michailoff, ihr Sohn Gert wurde 1923 in Dresden geboren. Max war wie sein Vater Zigarrenhändler und geschäftlich in Europa unterwegs. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 wanderte er mit seiner Familie nach Rotterdam in die Niederlande aus. 1938 holte er seine Eltern in die Niederlande. Kurze Zeit später wanderten Max und Iwanka Jonas allerdings in die USA aus und Max Eltern blieben allein in Rotterdam zurück. In einem Brief an ihre Enkelin Anita Jonas schrieb Laura Jonas: „Meine süße Anita! Wie sehr ich mich über deinen letzten Brief freute brauche ich wohl nicht erwähnen. Du hast ja eine so gute Handschrift bekommen […] wir nicht genug wundern. Ich danke dir meine Süße recht recht herzlich für Deine Wünsche. Für mich gibt es nur einen Wunsch, recht lange bei Euch zu sein und Dich wieder nach Herzenslust abzuknuddeln! Wie schön war doch immer mein Geburtstag, wenn du mit dem schönsten Blumentopf, der im Lande (?) war, zu uns kamst und damit der Opi nicht leer ausgehen sollte, bekam er auch noch einen! Wirst du in L:A. auch zur Schule gehen u. das wird wohl nicht so leicht sein. Hoffentlich findest du dort auch eine so nette Lehrerin u. Schulfreundin. Uns gegenüber wohnt ein sehr nettes Mädchen bei ihrer Großmutter, die Eltern sind in England. Sie ist so alt wie du und ich hole sie mir öfter herüber. Dorle heißt sie und dann denke ich sehr Dich! […] Nun bleib gesund meine Süße, ich grüße und küsse Dich in aller Herzlichkeit, Deine Omi.“ Tochter Genja machte in Berlin eine Ausbildung zur Fotografin. 1918 eröffnete sie das Fotoatelier `Portikus´ in der Brüderwiese 6 in Dresden. 1925 heiratete sie den 1885 in Dresden geborenen Alfred Günther. Genja machte sich einen Namen als Porträtfotografin. Berühmt wurde sie durch ihre Fotos von Gret Palucca und weiteren Vertretern des modernen Ausdrucktanzes. In der Wohnung des Paares trafen sich regelmäßig Künstler, Schriftsteller, Maler und Bildhauer. Ihre Porträts zeichnen sich durch einen eigenen Stil aus. Sie erhielt Aufträge in Frankreich und England, wo sie das Königshaus und ihre Vertreter fotografierte. Genjas Mann Alfred Günther war freier Schriftsteller, Redakteur an den Dresdener Neuesten Nachrichten und literarischer Berater. Durch seine Ehe mit Genja wurde er 1933 aus der Schrifttumskammer ausgeschlossen und als Lektor seines Postens enthoben. Genja und ihr Mann planten die Auswanderung. Eine todbringende Diagnose hinderte sie daran. Genja verstarb am 8. Mai 1938 an ihrer Krankheit in Dresden. Ihrem Mann gelang es im Herbst 1938 auszuwandern. Die jüngste Tochter Erna Jonas heiratete 1938 in Dresden den Witwer Arthur Rosenbaum. Ihnen gelang die Emigration nach Israel mit der Tochter von Arthur Rosenbaum, die er mit in die Ehe brachte. Deportation und Ermordung Simon Sigismund Jonas und seine Frau Laura lebten ab Anfang 1939 alleine in Amsterdam. Sie mussten in den folgenden Jahren noch mehrmals ihre Wohnung wechseln Im Sommer 1943 wurde das Paar verhaftet und in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork verschleppt. Dieses Lager diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen vor allem der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt. 34.000 von Ihnen wurden nach Sobibor deportiert. Am 20. Juli mussten sie einen Deportationszug steigen, der sie und 2207 weitere Jüdinnen und Juden in das deutsche Mordlager Sobibor verbrachte. Nach einer dreitägigen Fahrt, eng gedrängt in den Viehwaggons, kamen sie am 23. Juli in Sobibor im heutigen Ostpolen an. Es ist davon auszugehen, dass sie direkt nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Simon Sigismund Jonas wurde 77 Jahre, seine Frau Laura 75 Jahre alt. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Stolpersteine Dresden Arbeitskreis Gedenkbuch d. Gesellschaft f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (Hg.)Buch der Erinnerung. Juden in Dresden – deportiert, ermordet, verschollen 1933–1945, 2006
- Isenberg | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Emilie Isenberg geboren am 18. August 1883 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet am 03. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Sara Isenberg, geborene Neumark geboren am 4. Juli 1854 in Rothenkirchen, Hessen, Deutschland verstorben am 01. Juli 1925 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland Vater: Julius Isenberg geboren am 16. September 1845 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland verstorben am 31. Juli 1911 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland Schwester: Johanna Isenberg geboren am 3. Oktober 1880 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland verstorben am 24. Oktober 1904 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland Bruder: Hermann Isenberg geboren 1882 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland verstorben im Alter von wenigen Monaten Bruder: Sally Isenberg geboren am 26. Oktober 1885 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland verstorben am 22. August 1925 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland Lebensdaten 1880 Geburt der Schwester Johanna 1882 Geburt und Tod des Bruders Hermann 1883 Geburt in Volkmarsen als drittes Kind 1885 Geburt des Bruders Sally 1904 Tod der Schwester Johanna 1911 Tod des Vaters Julius Isenberg 1925 Tod der Mutter Sara, geborene Neumark 1925 Tod des Bruders Sally 1940 Enteignung und Einquartierung bei ihren jüdischen Nachbarn 1942 Deportation und Ermordung in der Mordstätte Sobibor nächste Biografie Ab dem 17 Jahrhundert lebten jüdische Familien in Volkmarsen. Seit den 1830er Jahren gab es am Ort eine Synagoge, die 1936 verkauft wurde. 1932 existierten zwei jüdische Wohltätigkeitsvereine und es gab einen Lehrer für jüdische Religion. Die meisten Volkmarser Juden trieben Handel oder waren Handwerker. Im 1. Weltkrieg verloren fünf Volkmarser Juden ihr Leben. 1933 hatte Volkmarsen 34 jüdische Bürgerinnen und Bürger, 22 von ihnen sind Opfer des Holocaust. Emilie Isenberg wurde als drittes Kind von Sara und Julius Isenberg in Volkmarsen geboren. Ihr Vater stammte aus einer Metzgerfamilie und war auch selbst von Beruf Metzger. Emilies ältere Schwester Johanna war bereits 1880 geboren und verstarb am 24. 10. 1904, da war Emilie Isenberg 21 Jahre alt. Ihr älterer Bruder Hermann wurde 1882 geboren, er starb bereits im Säuglingsalter. 1885 wurde ihr jüngerer Bruder Sally geboren. Auch er verstarb früh, am 22. August 1925. Im selben Jahr ist auch der Tod ihrer Mutter verzeichnet, sie verstarb nur wenige Tage vor ihrem jüngsten Sohn. Ab 1925 lebte Emilie Isenberg als Alleinstehende in Volkmarsen. Sie bewohnte das Haus der Familie an der Oberen Stadtmauer Nr. 36, für das in den Wiedergutmachungsakten von 1971 ein Wert von 6500 RM angegeben wurde. Das Haus wurde enteignet, ab 1940 war Emilie Isenberg bei den jüdischen Nachbarn Lichtenstein gemeldet. Über das Leben von Emilie Isenberg ist nur wenig bekannt. Deportation und Ermordung Im Frühjahr 1942 erhielt auch Emilie Isenberg die Mitteilung über ihre geplante „Umsiedlung in den Osten“. Sie musste sich am 31. Mai 1942 nach Kassel begeben. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurde sie mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Juden für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, sondern direkt zu den Endstationen. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüd*innen aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Das tatsächliche erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ war nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Da 57 fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; Emilie Isenberg wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Hessisches Archiv, HHSTAW, Bestand 365, Nr. 842 (Transskript Grabinschriften Jüdischer Friedhof Volkmarsen)
- Karlsberg | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Moses Karlsberg geboren am 26. April 1865 in Fränkisch Crumbach, Hessen, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehefrau: Bertha Emilie Karlsberg geboren am 12. November 1872 in Mainz, Rheinland Pfalz, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Tochter: Ilse Karlsberg, verh. Unna geboren am 16. Dezember 1893 in Hamburg, Deutschland verstorben am 21. Juni 1984 in Givat Haim, Israel Sohn: Ernst Karlsberg geboren am 29. März 1895 in Hamburg, Stadt Hamburg, Deutschland verstorben am 8. Oktober 1935 in Hamburg, Deutschland Sohn: Bernhard Karlsberg geboren am 11. Oktober 1899 in Hamburg, Deutschland verstorben am 18. Januar 1985 in Hoofddorp, Provinz Nordholland, Niederlande Lebensdaten 1865 Geburt in Fränkisch Crumbach 1868 Umzug der Familie nach Hamburg 1882 Ausbildung im Betrieb seines Vaters 1893 Heirat mit Bertha Emilie Simon 1893 Geburt der Tochter Ilse 1895 Geburt des Sohnes Ernst Karlsberg 1897 Übernahme des Postens des Vaters 1897 Kauf eines Hauses als Familienwohnsitz 1899 Geburt des Sohnes Bernhard 1913 Heirat der Tochter Ilse, verheiratete Unna 1917 Notabitur des Sohnes Bernhard 1917 Teilnahme des Sohnes Bernhard am Ersten Weltkrieg 1921 Promotion des Sohnes Bernhard in Jura 1922 Eintritt von Sohn Bernhard in den väterlichen Betrieb 1922 Heirat des Sohnes Ernst mit Nanette Lanzkorn 1922 Heirat des Sohnes Bernhard mit Ilse Heilbronn 1922 Geburt der Enkelin Luise 1923 Geburt der Enkelin Rachel 1925 Geburt der Enkelin Ruth 1926 Geburt des Enkels Walter 1933 Unterbringung der Kinder von Sohn Bernhard in der Schweiz >1933 Sohn Bernhard verteidigt als Jurist KPD-Mitglieder bei Gericht 1935 Haftbefehl gegen Sohn Bernhard wegen Hochverrats 1935 Flucht von Sohn Bernhard und Ehefrau Ilse in die Schweiz 1935 Tod des Sohnes Ernst Karlsberg 1936 Haftbefehl gegen Schwiegertochter Ilse wegen KPD-Mitgliedschaft 1936 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft von Sohn Bernhard und Ehefrau Ilse 1936 Auswanderung von Schwiegertochter Nanette Karlsberg mit den beiden Kindern nach Palästina 1937 Flucht des Sohnes Bernhard in die Niederlande 1937 Nachzug der Schwiegertochter Ilse und der drei Enkelkinder in die NL 1938 Kündigung des Postens als Mitinhaber und Direktor 1938 Verteilung des Vermögens an die Kinder und Geschwister 1938 Nichtinanspruchnahme des englischen Dauervisums 1938 Auswanderung in die Niederlande, zusammen mit Ehemann Moses 1938 Emigration der Tochter Ilse mit ihrem Ehemann nach Palästina 1940 Sohn Bernhard geht in den niederländischen Untergrund 1940 Verhaftung der Schwiegertochter Ilse Karlsberg 1941 Die Kinder von Bernhard und Ilse Karlsberg gehen in den Untergrund 1941 Ihre Schwester Alice wird mit ihrem Ehemann nach Litzmannstadt verschleppt, das weitere Schicksal ist unbekannt 1942 Verschleppung der Schwiegertochter Ilse nach Theresienstadt 1942Tod seiner Schwester Bella im Altersheim in Bremen 1942Deportation seiner Schwester Leopoldine nach Theresienstadt, später nach Treblinka 1943 Verhaftung und Verschleppung nach Westerbork 1943 Verschleppung und Tod der Schwiegermutter von Sohn Bernhard in Sobibor 1943 Deportation und Tod in der Mordstätte Sobibor 1944 Verschleppung und Tod der Schwiegertochter Ilse in der Mordstätte Auschwitz - Birkenau nächste Schwiegertochter Ilse Mathilde Karlsberg Biografie Moses, Rufname Moritz, Karlsberg wurde 1865 im südhessischen Fränkisch-Krumbach als einziger Sohn des Kaufmanns Bernhard Karlsberg und seiner Ehefrau Louise, geb. Moos, geboren. Er hatte drei Schwestern, Bella, Ida und Leopoldine. Bella starb im Februar 1942 im jüdischen Altersheim in Bremen. Leopoldine wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt und später nach Treblinka verschleppt und dort ermordet. Ida Karlsberg starb bereits im Alter von etwa 20 Jahren. 1868 zog die Familie in die norddeutsche Großstadt Hamburg. Hier besuchte er die jüdische Schule und später die Gelehrtenschule des Johanneums, zusätzlich erhielt er Unterricht in Hebräisch und Religion. Anschließend trat er mit 17 Jahren die Lehre im väterlichen Geschäft an. Die deutsche Vertretung der Cunard Steam Ship Company, der ältesten Nordatlantikroute, lag seit 1849 in den Händen der Familie. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Moritz 1897 dessen Position. Gründung der eigenen Familie 1890 lernte Moritz Karlsberg seine spätere Ehefrau Bertha Emilie aus Mainz in Hamburg kennen. Zwei Jahre später verlobten sie sich und heirateten 1893 in Frankfurt. Im selben Jahr erblickte auch ihre Tochter Ilse das Licht der Welt. Nach dem Tod seines Vaters Bernhard, kaufte er ein Haus für die Familie in der Klosterallee 8, wo er mit seiner Familie 28 Jahre lang lebte. Dort wuchsen die drei Kinder der Familie auf. Moritz und Emilie engagierten sich unter anderem in der Henry-Jones-Loge, dem Humanitären Frauenverein und in der jüdischen Gemeinde. Soziales Engagement war schon seinem Vater wichtig und er setzte dies fort. Moritz Karlsberg baute eine der größten Passagier-Agenturen auf dem europäischen Kontinent für die britische Cunard-Linie aus. Sein Sohn Bernhard arbeitete ab 1922 ebenfalls in der Firma. Flucht in die Niederlande und Deportation Moritz leitete die Agentur bis ins Frühjahr 1938. Nach der Anfrage der Nationalsozialisten an die Cunard-Line Gesellschaft ob die Leitung des Betriebes in arischen Händen sei, kündigte Moritz seine Stellung als Mitinhaber und Direktor. Von seinem Dezernenten aus Liverpool erhielt er Unterstützung. Man plante gemeinsam seine Auswanderung nach England. Sein Vermögen verteilte er unter seinen Kindern und Geschwistern. Moritz und seine Frau hatten ein Dauer- Visum für England. Im August 1938 verließen sie Hamburg. Moritz und Emilie gingen aber nicht in das letztlich sichere England, sondern zogen zu ihrem Sohn Bernhard in die Niederlande. Moses Moritz und Bertha Emilie Karlsberg wurden am 20. Juni 1943 in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Sie wurden mit dem 19. Transport, der das Lager Westerbork in Richtung der deutschen Mordstätte Sobibor im heutigen Polen verließ, am 20. Juli 1943 deportiert. Sie waren zu diesem Zeitpunkt 71 und 78 Jahre alt. In diesem Transport befanden sich weitere 2007 Menschen, keiner dieser Menschen überlebte. Moses und Bertha Karlsberg wurden am 23. Juli 1943 unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Tochter Ilse Karlsberg Sie heiratete 1913 den 1888 in Altona geborenen Zahnarzt Alfred Unna. Dem Paar gelang es, im September 1938 nach Palästina auszuwandern. Ilse Unna verstarb 1984 in Israel. Sohn Ernst Karlsberg Er legte 1917 seinem Notabitur ab und diente noch im 1. Weltkrieg, unter anderem als Übersetzer. Nach dem Krieg begann er sein Studium in Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten in Berlin, Kiel, München und Hamburg. 1921 promovierte er und nahm eine Anstellung in der Firma seines Vaters an. Er betätigte sich politisch in der Kommunistischen Partei Deutschlands. 1922 heiratete die ebenfalls aus Hamburg stammende Kindergärtnerin Ilse Heilbronn. Das Paar bekam in den nächsten vier Jahren drei Kinder, Rahel wurde 1923 geboren, Ruth 1925 und Walter 1926. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten verteidigte Bernhard Karlsberg politische Gefangene. 1934 wurde wegen des Verdachts des Hochverrats ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Seine 10-, 8- und 7-jährigen Kinder hatte er bereits vorsorglich in die Schweiz geschickt. Er selbst floh im Januar 1935 und seine Frau wenige Monate später ebenfalls in die Schweiz. Ehefrau und Kinder flohen weiter nach Prag. Bernhard versuchte währenddessen eine Arbeitsgenehmigung in Frankreich oder in den Niederlanden zu bekommen. In der Zwischenzeit wurde ihm und seiner Frau die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Auch gegen seine Ehefrau Ilse wurde Haftbefehl erlassen, ihr wurde die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei zur Last gelegt. 1937 gelang es Bernhard eine Arbeitserlaubnis als Rechtsanwalt in den Niederlanden zu bekommen. Er zog nach Amsterdam und wenige Monate später konnten auch seine Frau und die drei Kinder nachkommen. Seine Schwiegermutter Franziska Heilbronn zog im Februar 1939 ebenfalls nach Amsterdam. 1940, nach der Besetzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten ging Bernhard in den Untergrund, da der Haftbefehl von 1935 noch immer galt, er engagierte sich im Widerstand. Er überlebte. Die Ehefrau Ilse Mathilde Karlsberg lebte weiter in der Legalität, sie wollte für ihre Mutter und die Schwiegereltern sorgen. Im September 1940 wurde Ilse verhaftet und 1941 ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel gebracht. Nach einigen Wochen wurde sie unter der Auflage von Hausarrest entlassen und wohnte in Hamburg. Am 20. Juli 1942 wurde sie nach Theresienstadt verschleppt und am 19. Oktober 1944 von dort nach Auschwitz deportiert, wo sie umkam. Die drei Kinder wurden 1940 in ein Flüchtlingslager für deutsch-jüdische Kinder nach Wieringen gebracht. Als das Lager 1941 geschlossen wurde, lebten die Kinder im Untergrund. 1943 wurden die beiden Mädchen Ruth und Rachel an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten verhaftet und nach Westerbork verschleppt. Mit der Hilfe des Vaters und von Freunden konnten sie jedoch fliehen und lebten anschließend wieder im Untergrund, wo auch ihr Bruder Walter den Krieg überlebte. (Eine Aussage der Enkelin Rachel zeigt, wie dramatisch sich für sie die Realität tatsächlich gestaltete. Siehe unten) Die Schwiegermutter von Ilse Karlsberg, Franziska Heilbronn wurde über Westerbork nach Sobibor verschleppt, wo sie am 16. Juli 1943 ermordet wurde. Aussage der Enkelin Rachel zu ihrer geplanten Deportation aus Westerbork Rachel stand für den 4. Februar 1944 auf der Transportliste von Westerbork nach Auschwitz. Sie hatte bereits den Waggon bestiegen, sprang aber wieder hinaus und landete direkt vor den Füßen des Kommandanten von Westerbork. Sie bat ihn höflich nicht mitfahren zu müssen. Der Kommandant schickte sie tatsächlich wieder zurück in ihre Baracke. Beim nächsten Transport, für den sie vorgesehen war, versteckte sie sich in einer nahegelegenen Toilette. Danach konnte sie für zwei Tage im Lager untertauchen. Mit Hilfe anderer Menschen konnte sie fliehen und in den Untergrund gehen. Aus: Interview USC Shoa Foundation mit Rahel Raven am 19. Januar 1996 in Clifton, New Jersey Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website zu Stolpersteinen aus Hamburg Website Joods Monument Interview USC Shoa Foundation mit Rachel Raven am 19. Januar 1996 in Clifton, New Jersey
- Hecht | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Fri(e)da Hecht geboren am 23. Juli 1888 in Herford, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 28. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Lebensdaten 1888 Geburt ca 1894 Einschulung ? Ausbildung zur Kontoristin ? Tod der Mutter ? Tod des Vaters ? Erbe des Elternhauses 1939 Zwangsverkauf ihres Hauses 1940 Flucht in die Niederlande 1943 Inhaftierung in Herzogenbusch 1943 Verschleppung nach Westerbork nächste Biografie Frida Hecht wuchs in Herford auf und lebte dort in der Brüderstraße 3. Von Beruf war sie Kontoristin. Nach dem Tod ihrer Mutter erbte sie das Wohnhaus der Eltern. Ihr Vater stammte aus dem niederländischen Zwolle, wohnte in Deutschland, war aber niederländischer Staatsbürger, wie Tochter Frieda auch. Beide mussten immer wieder ihre Aufenthaltserlaubnis verlängern lassen. Herfords jüdische Geschichte reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert waren die Herforder Juden v.a. im Textilhandel tätig. 1933 lebten und arbeiteten noch 200 Jüdinnen und Juden am Ort. Durch Emigration und Wegzug verminderte sich ihre Zahl auf 120 im Jahr 1933. In der Pogromnacht 1938 wurde auch in Herford die Synagoge niedergebrannt. 1941 setzten die Deportationen der Herforder Jüdinnen und Juden ein. Etwa 90 Angehörige der jüdischen Gemeinde fielen dem Holocaust zum Opfer. Enteignung und Flucht in die Niederlande Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten und dem Verbot von Grundbesitz von Jüdinnen und Juden wurde Frida Hecht staatlicherseits immer wieder aufgefordert, ihr Haus zu verkaufen. Lange Zeit konnte sie sich dagegen zu Wehr setzen, bis man ihr 1939 schließlich mit Enteignung drohte. Im September 1939 musste sie das Haus und das Grundstück unter Preis für 9.046 Reichsmark an die Stadt Herford zwangsweise verkaufen. Ob sie davon tatsächlich etwas für sich behalten konnte, ist nicht überliefert. Im Januar 1940 verließ Frieda Hecht Herford und emigrierte in die Niederlande. Sie bezog in Amsterdam eine Wohnung in der Daniël Willinkplein 13 II. Mit ihr lebten bis zu 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden in den Niederlanden, die seit 1933 legal oder illegal eingewandert waren. Mit der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 verschärfte sich die Situation der Jüdinnen und Juden zusehends. Die Ausgrenzung, Entrechtung, Beraubung und Verfolgung, die Juden und Jüdinnen bereits im Deutschen Reich mitgemacht hatten, mussten sie nun ein zweites Mal in den Niederlanden erleben. Im Januar 1943 erhielt Frieda Hecht den Aufruf, sich in der Hollandse Schouwburg zu melden. Dieses ehemalige Theater diente den deutschen Besatzern seit Sommer 1942 als Sammelstelle für Jüdinnen und Juden aus Amsterdam, bevor man sie zum angeblichen Arbeitseinsatz in den Osten „aussiedelte“. Wenn sie sich nicht freiwillig in der Schouwburg meldeten, wurden sie bei Razzien in ihren Wohnungen, an ihren Arbeitsplätzen und auf der Straße von deutschen oder auch niederländischen Polizisten aufgegriffen und zur Sammelstelle gebracht. Deportation nach Sobibor Frida Hecht wurde per Bahn von Amsterdam nach Vught gebracht und dort am 16. Januar 1943 ins Konzentrationslager Kamp Vught, von den Deutschen Herzogenbusch genannt, eingewiesen. Vier Monate später, am 23. Mai wurde sie nach Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Kamp Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt – 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Zwei Tage später musste sie am 25. Mai 1943 mit weiteren 2861 Jüdinnen und Juden einen Deportationszug besteigen. Nach einer dreitägigen Fahrt in überfüllten Waggons erreichte der Zug am 28.5.1943 sein Ziel – das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen. Frida Hecht wurde direkt nach ihrer Ankunft im Lager ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Pdf zu Frida Hecht von der Gedenkstätte Zellentrakt Herford Website zur Geschichte jüdischer Gemeinden in Deutschland
- Katz | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Nathan Katz geboren am 24. Juli 1873 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehefrau: Rosa Katz, geborene Aschoff geboren am 17. Juni 1879 in Horn an der Lippe, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Tochter: Grete Katz geboren am 23. März 1903 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland verstorben am 21. Juni 2003 in Paris, Frankreich Sohn: Albert Katz geboren am 14. Juli 1904 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland verstorben am 13. April 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen, Niedersachsen, Deutschland Sohn: Rudolf Katz geboren am 9. März 1909 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland verstorben 1991 in Haifa, Israel Bruder: Sally Katz geboren am 11. August 1876 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland umgekommen 15. August 1942 im Ghetto Litzmannstadt Schwester: Frieda Katz, verheiratete Levy geboren am 2. September 1881 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 3. November 1942 im Konzentrations- und Mordlager Auschwitz-Birkenau Schwester: Lea Katz geboren am 30. Oktober 1882 in Bodenfelde, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 3. November 1942 im Konzentrations- und Mordlager Auschwitz-Birkenau Bruder: Harry Katz geboren am 29. September 1884 in Bodenfelde, Niedersachsen; Deutschland gefallen am 15. September 1915 im Ersten Weltkrieg Lebensdaten 1873 Geburt in Bodenfelde 1901 Heirat mit Nathan Katz aus Bodenfelde 1903 Geburt der Tochter Grete 1904 Geburt des Sohnes Albert 1909 Geburt des Sohnes Rudolf 1915 sein Bruder Harry fällt im Ersten Weltkrieg 1917 Tod der Mutter Johanna Katz 1922 Tod des Vaters Joel Katz 1928 Heirat der Tochter Grete 1930 Umzug des Sohnes Albert nach dem Studium nach Dortmund 1931 Heirat des Sohnes Albert 1933 Geburt der Enkelin Gabriele 1933 Flucht der Familie der Tochter Grete nach Paris 1934 Verkauf des Geschäftes 1934 Flucht des Sohnes Rudolf in die Niederlande 1935 Heirat des Sohnes Rudolf und Auswanderung nach Palästina 1936 Flucht der Familie des Sohnes Albert in die Niederlande 1936 Flucht des Sohnes Rudolf nach Palästina ? Umzug nach Düsseldorf 1938 Flucht in die Niederlande 1941 Verschleppung des Bruders Sally Katz in das Ghetto Litzmannstadt 1942 Verschleppung der Familie des Sohnes Albert nach Westerbork 1942 Deportation und Tod der Schwester Frieda Levy in Auschwitz 1942 Deportation und Tod der Schwester Lea Katz in Auschwitz 1942 Tod seines Bruders Sally im Ghetto Litzmannstadt 1943 Verhaftung und Verschleppung in das Lager Westerbork 1943 Deportation und Ermordung im Todeslager Sobibor 1944 Verschleppung des Sohnes Albert in Bergen-Belsen 1945 Tod des Sohnes Albert in Bergen-Belsen nächste die Kinder Rudolf, Grete und Albert Katz Biografie Nathan Katz wurde 1873 in Bodenfelde an der Weser geboren Seine Eltern waren Johanna Katz, geborene Herzstein, und Joe Katz. Seine Mutter kam aus Bodenfelde, sein Vater war in Sielen geboren. In Bodenfelde lebten seit dem späten 16. Jahrhundert Jüdinnen und Juden. Seit 1820 gab es einen jüdischen Friedhof am Ort und ab 1825 eine Synagoge. Die Kinder wurden in der jüdischen Elementarschule unterrichtet. Nathan Katz hatte mehrere Geschwister, die genaue Anzahl ist nicht bekannt. Schicksal der Geschwister Seine Schwestern Frieda Katz, verheiratete Levy, und Lea Katz wurden am 31.10.1942 vom belgischen Durchgangslager Mechelen nach Auschwitz deportiert. Am 3. November 1942 kamen zwei belgische Transporte mit 1696 Menschen in Auschwitz an, über 919 von ihnen wurden sofort ermordet. Sein Bruder Sally Katz wurde am 22. Oktober 1941 von Köln nach Litzmannstadt deportiert. Er starb dort am 15 August 1942. Sein Bruder Harry war bereits am 15. September 1915 im Ersten Weltkrieg gefallen. Ausgrenzung und Raub und Flucht Nathan Katz heiratete am 2.9.1901 Rosa Aschoff aus Horn an der Lippe. Die Familie wohnte in Bodenfelde und sie hatten drei Kinder, die Tochter Grete und die beiden Söhne Rudolf und Albert. Die Familie Katz waren angesehene Bürger in Bodenfelde. Nathan unterhielt ein gutgehendes Bekleidungsgeschäft in der Bleekstraße 14. Seit dem Boykott jüdischer Geschäfte im Frühjahr 1933 wurde auch dieses Geschäft ständig von der SA überwacht und Kaufwillige wurden am Betreten des Geschäftes gehindert. Infolge dieser Repressalien ging der Umsatz des Geschäftes erheblich zurück, so dass Nathan Katz beschloss, sein Geschäft im Frühjahr 1934 an seinem Freund Heinrich Dickhuth zu verkaufen; er bekam dafür den reellen Marktwert. Laut Kaufvertrag behielt das Ehepaar Katz das Wohnrecht in der rechten Haushälfte. Offensichtlich bestand ein gutes Verhältnis mit dem neuen Besitzer. Nathans Bruder Sally führte die Buchhaltung im Geschäft der Dickhuths. Seine Frau Rosa war die Tochter von Abraham und Fanni Aschoff. Sie hatte mindestens zwei Schwestern, Helene und Else. Helene wurde mit ihrem Ehemann nach Auschwitz deportiert, ihr Todesdatum wird mit dem 27.11.1942 angegeben. Einer ihrer Söhne wurde ebenfalls in Sobibor ermordet, der andere in Mauthausen. Ihre drei Töchter konnten untertauchen und überlebten. Die Schwester Else wurde 1941 nach Riga deportiert, ihr Todesdatum ist unbekannt. Anlässlich eines Staatsfeiertages beflaggte der neue Besitzer des Geschäftes versehentlich auch die rechte Haushälfte mit einer Hakenkreuzfahne. Dies brachte Nathan Katz eine Ermahnung ein, da Hakenkreuzflaggen vor jüdischen Häusern verboten waren. Da es immer wieder zu Repressalien gegen die Familie Katz kam, verließ das Ehepaar Bodenfelde und wohnte bis Dezember 1938 in Düsseldorf-Oberkassel, Adalbertstraße 22. Angesichts der Zerstörungen und der Erniedrigungen im Verlaufe der Reichspogromnacht 1938 emigrierte das Ehepaar nach Alkmaar in die Niederlande, wo bereits der Sohn Albert Zuflucht gefunden hatte. Von dort aus zogen sie nach Hilversum, Eikbosscher Weg 179. Deportation und Ermordung Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde das Ehepaar Katz im März 1943 verhaftet und ins Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Rosa und Nathan Katz wurden am 20. Juli 1943 vom Durchgangslager Westerbork in das deutsche Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dies war der 19. und letzte Transport, der Westerbork in Richtung des deutschen Mordlagers in Polen verließ. Mit ihnen wurden insgesamt 2009 jüdische Menschen an diesem Tag nach Sobibor deportiert. Nathan und Rosa Katz wurden direkt nach ihrer Ankunft am 23. Juli 1943 im Vernichtungslager ermordet. Sohn Albert und seine Familie Albert Katz, der ältere Sohn von Rosa und Nathan wurde am 14. Juli 1904 in Bodenfelde geboren. Er besuchte das heutige Felix-Klein Gymnasium in Göttingen und studierte nach dem Abitur Jura. Er lebte in Berlin und zog später nach Dortmund. Bekannt ist, dass er im August 1930 – damals noch als Referendar - in das Haus des jüdischen Textilhändlers Arthur Jordan in der Dreihüttenstr. 8 in Dortmund zog. Nach Abschluss des Referendariats eröffnete er eine Anwaltskanzlei. Er heiratete am 27. März 1931 Anne Jordan, die am 6. Mai 1906 in Dortmund geboren wurde. Im August 1933 wurde die gemeinsame Tochter Gabriele geboren. Nach mehreren Umzügen zwischen Dortmund, Berlin und London flüchtete die Familie 1936 nach Alkmaar und zog 1940 nach Hilversum. 1942 wurden auch sie in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht und am 12. Januar 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Dort starb Albert Katz am 13. April 1945, nur zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers. Seine Ehefrau Anne und die Tochter Gabriele überlebten die unmenschliche Zeit in Bergen-Belsen und zogen nach dem Krieg wieder zurück in die Niederlande. Anne Katz heiratete später erneut, sie starb als Anne Gersons 1982 in Hilversum. Tochter Grete und ihre Familie Die Tochter Grete Katz wurde 1903 in Bodenfelde geboren. Nach ihrer Hochzeit mit Alfred Gottschalk am 5. September 1928 in der letzten Bodenfelder Synagoge zogen sie nach Mülheim an der Ruhr. 1933 emigrierte das Ehepaar nach Paris und eröffnete ein Kurzwarengeschäft. 1942 wurden sie von der Gestapo verhaftet. Beim Abtransport in ein Internierungslager gelang ihnen die Flucht durch einen Sprung von einem LKW. Die folgenden Jahre bis zur Befreiung verbrachten sie in einem Versteck bei französischen Freunden in Aix-les-Bains, die ihnen falsche Pässe besorgten. Sohn Rudolf und seine Familie Auch der jüngste Sohn von Nathan und Rosa Katz, Rudolf, wurde 1909 in Bodenfelde geboren. Nach der Grundschule besuchte auch er das heutige Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen bis zum Abitur. Wegen der Repressalien durch die Nationalsozialisten emigrierte Rudolf Katz 1934 in die Niederlande. Da er keine offizielle Arbeitserlaubnis erhielt, fiel es ihm schwer, dort Fuß zu fassen. Nach seiner Hochzeit im Sommer 1935 wanderte er zusammen mit seiner Frau nach Palästina aus. Mangelnde Hebräischkenntnisse und die fehlende Berufsausbildung erschwerten ihm auch hier, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anfang 1936 gelang es ihm, bei der britischen Mandatsverwaltung die Führerscheinprüfung für Lkws abzulegen. Zusammen mit einem anderen deutschen Emigranten gründete er ein Taxiunternehmen in Haifa. Wegen einer Knieverletzung musste er ab 1943 seinen Beruf als Taxifahrer aufgeben. Er fand bei der Einwanderungsbehörde ein neues Betätigungsfeld und war dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1973 für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen zuständig. Rudolf Katz verstarb 1991 in Haifa. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945, 1989 Der Synagogenverband Bodenfelde – Uslar – Lippoldsberg und die Synagogengemeinde Lauenförde – , Jüdisches Leben im Solling, Schlieper-Druck und Verlag 1997 Anwaltsverein Dortmund Hg., Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte und Notare während der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel Dortmund, 2011
- Hoorn van | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Maurits van Hoorn geboren am 27. Januar 1891 in t´Zandt, Groningen, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehefrau: Hilda van Hoorn-Katz geboren am 15. Januar 1895 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Tochter: Emma van Hoorn, Rufname Emmy geboren am 27. August 1928 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Sohn: Berend van Hoorn, Rufname Beertje geboren am 10. Januar 1931 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Bruder: Carel Jacob van Hoorn geboren am 06. Mai 1880 in t’Zandt, Niederlande verstorben 04. April 1890 in t’Zandt, Niederlande Schwester: Grietje van Hoorn, verheiratete Minco geboren am 04. Juli 1889 in t’Zandt, Niederlande ermordet am 07. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Schwester: Estella-Carolina van Hoorn, verheiratete Denneboom geboren am 28. September 1892 in t‘Zandt, Niederlande ermordet am 11. Oktober 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Lebensdaten 1880 Geburt des Bruders Carel Jacob 1889 Geburt der Schwester Grietje 1890 Tod des Bruders Carel Jacob 1891 Geburt 1892 Geburt der Schwester Estella-Carolina 1918 Tod des Vaters Berend 1919 Heirat mit Hilda Katz 1922 Umzug nach Delft 1928 Geburt der Tochter Emma 1931 Geburt des Sohnes Berend 1940 Tod der Mutter Betje 1940/1941 Verbot der Arbeit in der öffentlichen Schule 1941/1942 Lehrer an der jüdischen Schule in Den Haag 1942 Tod der Schwester Estella-Carolina in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau, zusammen mit Ehemann und drei Kindern 1943 Verhaftung der Familie 1943 Inhaftierung in Westerbork 1943 Ermordung von Maurits van Hoorn, seiner Ehefrau und seiner beiden Kinder in Sobibor 1943 Ermordung der Schwester Grietje in Sobibor nächste Sohn Berend mit seiner Schwester Emma, links die Freundin der Kinder Reni Jeidels Ehefrau Hilda Tochter Emma mit Sohn Berend Tochter Emmas Eintrag in das Posiealbum ihrer Freundin Reni Jeidels Biografie Maurits van Hoorn wurde in dem kleinen Ort ´t Zandt in der Nähe von Groningen geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Berend und Betje van Hoorn. Maurits hatte zwei Schwestern und einen Bruder, der bereits als Kleinkind verstarb. Maurits Schwestern und ihre Familien kamen in Konzentrations- und Mordlagern um. Nur ein Neffe überlebte die Zeit des Krieges. Nach Abschluss seiner Schulzeit studierte Maurits van Hoorn. Er wurde Lehrer und heiratete am 21.12.1919 die Hilde Katz. Sie kam aus Langenholzhausen in Nordrhein-Westfalen. Das Paar ließ sich in Delft nieder. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Delft in Südholland eine jüdische Gemeinde mit bis zu 200 Mitgliedern. Es gab eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof. Maurits van Hoorn arbeitete als Lehrer an der Universität am Rotterdamsche Weg und unterrichtete zusätzlich Deutsch an der Handelsabendschule. Nach der Geburt der Tochter Emma im August 1928 zog die kleine Familie in ein eigenes Häuschen in die Juliana Laan 54. Zwei Jahre später kam ihr Sohn Berend zur Welt. Seine Frau Hilda hatte Schwierigkeiten mit der niederländischen Sprache, ein Grund dafür, dass sie sich gerne mit deutschsprachigen Nachbarinnen zusammentat. Das waren die Familie Anne und Kurt Jeidels aus Berlin und die Familie Eleonora und Oskar Selowsky aus Dresden. Erwachsene und Kinder pflegten einen freundschaftlichen Umgang. Emma van Hoorn und die Jeidels-Tochter Reni waren beste Freundinnen. Anne Jeidels beschrieb später Emma als ein tapferes sommersprossiges Mädchen mit schwarzen Locken, die es liebte Witze zu erzählen. Sie besuchten dieselbe Grundschule Nr. 11 in der Van Spreykstraat, waren aber nicht in einer Klasse. Der Sohn Berend, Beertje gerufen, war ein fröhlicher Junge, er besuchte die Grundschule zusammen mit der Selowsky-Tochter Karin aus der Nachbarschaft. Besetzung der Niederlande durch die Deutschen 1940, als die Deutschen die Niederlande besetzten, gab es etwa 140.000 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in den Niederlanden, davon waren an die 15.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland. Etwa 75 Prozent der jüdischen niederländischen Jüdinnen und Juden fielen dem Holocaust zum Opfer, vor allem in den Mordstätten Auschwitz und Sobibor. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde es Maurits van Hoorn verboten, weiter an der Hochschule zu unterrichten. Er nahm eine Stelle an der jüdischen Schule in Den Haag an. Auch seine Kinder durften nicht mehr in der öffentlichen Schule am Unterricht teilnehmen. Sie besuchten ab 1941 ebenfalls die jüdische Schule in Den Haag. Im Januar 1943 musste die Familie van Hoorn innerhalb von drei Tagen ihr Haus verlassen. Sie mussten es für einen deutschen Offizier räumen. Die Familie van Hoorn fand Unterschlupf bei den Selowskys in der Julianalaan 74. Wenige Wochen später wurden die beiden Elternpaare Selowsky und van Hoorn von der niederländischen Polizei abgeholt. Ihre vier Kinder Emma, Behrend, Peter und Karin hatten keinen Platz mehr im Wagen, der sie abholte. Also liefen die Kinder zu Fuß zur Polizeistation zu ihren Eltern. Von der Polizeistation aus wurden die beiden Familien, gemeinsam mit der Großmutter Jenny Jeidels, in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Emma van Hoorn schrieb am 9. März 1943 an ihre Freundin Reni Jeidels noch einen letzten Brief aus Westerbork. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen der niederländischen Juden und Jüdinnen und der jüdischen Flüchtlinge in die deutschen Mordstätten. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 23. März 1943 mussten Maurits, Hilda und die Kinder Emma und Behrend in Westerbork einen Deportationszug besteigen. Mit weiteren 1246 jüdischen Menschen wurden sie in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer dreitägigen Zugfahrt in überfüllten Waggons kamen sie am 26. März 1943 in Sobibor an. Sie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Die Familie Selowsky war bereits zwei Wochen vorher mit ihren beiden Kindern und der Großmutter von Reni, Jenny Jeidels, nach Sobibor verschleppt und dort ermordet worden. Verwendete Dokumente und Literatur Bundesarchiv Gedenkbuch Joods Monument ITS Archiv Arlosen Niederländisches Zeitungsarchiv Delpher Stolpersteine Delft
- Jastrow | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Gertrude Emilie Jastrow geboren am 25. Dezember 1895 in Döbeln, Sachsen, Deutschland ermordet am 4. Juni 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Joseph Jastrow geboren am 12. Januar 1881 in Hamburg, Deutschland ermordet am 4. Juni 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Mutter: Selma Ikenberg, geborenen Auerbach geboren am 23. Mai 1865 in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland gestorben am 28 Dezember 1939 in Berlin-Schöneberg, Deutschland Vater: Adolf Ikenberg geboren am 5. November 1862 in Vlotho, Nordrhein-Westfalen, Deutschland gestorben am 14. September 1942 im Ghetto Theresienstadt Lebensdaten 1895 Geburt in Döbeln ca. 1897 Umzug der Familie nach Leipzig ca. 1913 Umzug der Familie nach Berlin 1923 Ehemann gründet Verlagsbuchhandlung 1924 Heirat mit Joseph Jastrow in Berlin 1939 Enteignung bzw. Liquidierung der Buchhandlung 1939 Tod der Mutter Selma Ikenberg in Berlin 1942 Verschleppung des Vaters Adolf Ikenberg ins Ghetto Theresienstadt, 1942 Tod des Vaters im Ghetto Theresienstadt 1943 Deportation und Ermordung von Gertrud Emilie und ihrem Ehemann Joseph in Sobibor nächste Biografie Leben in Sachsen Gertrud Emilie Ikenberg wurde 1895 in der sächsischen Kleinstadt Döbeln als Tochter von Adolf und Selma Anna Ikenberg geboren. Ihr Vater war Kaufmann und die Familie wohnte in der Königstraße 14, der heutigen Straße des Friedens. Gertrud war noch ein Kleinkind , als die Familie nach Leipzig zog, eine Zeitungsanzeige aus dem Jahr 1897 bewarb das Kaufhaus Ikenberg, ein Geschäft für Putz- und Weißwaren am Lindenauer Markt in Leipzig, das der Vater betrieb. Anfang der 1910er Jahre zog die Familie dann nach Berlin. Leben in Berlin In Berlin lernte Gertrud ihren späteren Ehemann Joseph Jastrow kennen, den sie 1924 heiratete. In der Heiratsurkunde war für sie „ohne Beruf“ angegeben. Gertrud lebte mit ihrem Ehemann in Berlin-Schöneberg, ihr letzter Wohnsitz war die Kaiserallee 21. Die Ehe blieb kinderlos. Ihr Ehemann Joseph war in Hamburg als ältestes Kind von Jenny und Joseph Jastrow geboren. Sein Vater verstarb bereits ein halbes Jahr vor seiner Geburt. Seine Mutter musste Joseph und die älteren Schwestern Rebekka und Amelie allein großziehen. Mit 42 Jahren zog Joseph Jastrow nach Berlin und gründete 1923 eine Verlagsbuchhandlung in Kreuzberg in der Ritterstraße 36. Unter den Nationalsozialisten wurde es Joseph Jastrow immer schwerer gemacht seinen Verlagsbuchhandel erfolgreich zu führen. 1939 wurde seine Buchhandlung schließlich enteignet oder liquidiert. Ende des Jahres 1939 starb Gertrudes Mutter Selma in Berlin. Am 19. August 1942 wurde Gertrudes Vater Adolf im Alter von 79 Jahren von Berlin, zuletzt wohnhaft in der Barbarossasstrasse 40, ins Ghetto Theresienstadt verschleppt, wo er einen Monat später verstarb. Deportation und Ermordung Ende Mai 1943 erhielten Gertrud Jastrow und ihr Ehemann die Aufforderung, sich für einen „Umsiedlungstransport“ in den Osten bereitzuhalten. Anfang Juni mussten sie sich in der „Sammelstelle“ in der Synagoge Levetzowstraße melden. Hier wurden sie registriert, sie mussten ihre Wohnungsschlüssel und Wertgegenstände abgeben. In einem Verzeichnis der Staatspolizei-Leitstelle in Berlin ist das Vermögen von Joseph Jastow als „eingezogen“ deklariert. Am 2. Juni wurden sie zum Bahnhof Berlin-Grunewald gebracht. Mit etwa 1.000 weiteren Jüdinnen und Juden wurden sie von hier aus in Personenwagen dritter Klasse in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer zweitägigen Fahrt erreichte der Zug zuerst Lublin, wo etwa 40 arbeitsfähige Männer zwischen 15 und 50 Jahren zur Arbeit ausgesucht wurden. Anschließend fuhr der Zug weiter in das Mordlager. Josef und Gertrud Emilie Jastrow wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.Ende Mai 1943 erhielten Gertrud Jastrow und ihr Ehemann die Aufforderung, sich für einen „Umsiedlungstransport“ in den Osten bereitzuhalten. Anfang Juni mussten sie sich in der „Sammelstelle“ in der Synagoge Levetzowstraße melden. Hier wurden sie registriert, sie mussten ihre Wohnungsschlüssel und Wertgegenstände abgeben. In einem Verzeichnis der Staatspolizei-Leitstelle in Berlin ist das Vermögen von Joseph Jastow als „eingezogen“ deklariert. Am 2. Juni wurden sie zum Bahnhof Berlin-Grunewald gebracht. Mit etwa 1.000 weiteren Jüdinnen und Juden wurden sie von hier aus in Personenwagen dritter Klasse in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer zweitägigen Fahrt erreichte der Zug zuerst Lublin, wo etwa 40 arbeitsfähige Männer zwischen 15 und 50 Jahren zur Arbeit ausgesucht wurden. Anschließend fuhr der Zug weiter in das Mordlager. Josef und Gertrud Emilie Jastrow wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website zu Deportationen aus dem Deutschen Reich Website zu Stolpersteinen aus Hamburg Treibhaus Döbeln, Niemand kam zurück - Jüdisches Leben im Altkreis Döbeln bis 1945; 2017
- Hoorn van | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Emma `Emmy´van Hoorn geboren am 27. August 1928 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Hilda Hoorn geboren am 15. Januar 1895 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Vater: Maurits van Hoorn geboren am 27. Januar 1891 in t´Zandt, Groningen, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Bruder: Berend `Beertje´van Hoorn geboren am 10. Januar 1931 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Lebensdaten 1922 Umzug der Mutter nach Delft 1928 Geburt 1931 Geburt des Bruders Berend 1938 Tod der Tante Emilie-Kroon 1939 Flucht des Onkels Erich-Sally Katz mit Familie in die Niederlande 1940/1941 Vater verliert seine Arbeit an der Universität 1941/1942 Vater wird Lehrer an der jüdischen Schule in Den Haag 1941/1942 Schulverbot und Umschulung in die jüdische Schule in Den Haag 1942 Tod der Tante Estella-Carolina in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau, zusammen mit Ehemann und drei Kindern 1943 Ermordung der Tante Henni Irma Kroon in Auschwitz 1943 Verhaftung der Familie 1943 Inhaftierung in Westerbork 1943 Ermordung von Emma van Hoorn, seinen Eltern und seinem Bruder in Sobibor 1943 Ermordung der Tante Grietje Minco in Sobibor 1943 Ermordung des Onkel Erich Sally Katz in Auschwitz nächste Emma steht in der hinteren Reihe, das zweite Mädchen von rechts. Vor ihr Reni Seidels. Links außen in der 2. Reihe ihr Bruder Berend, Vorn in der Mitte mit dem karierten Kleid Karin Selowsky Mutter Hilda Emma und Berend Emmas Eintrag in das Posiealbum ihrer Freundin Reni Jeidels Biografie Emma Van Hoorn wurde 1928 in Delft in den Niederlanden geboren. Ihre Mutter Hilda Katz war bereits Anfang der 1920er Jahre in die Niederlande verzogen. Die Familie wohnte in Delft. Ihr Vater Maurits van Hoorn hatte studiert und arbeitete als Lehrer an der Universität am Rotterdamsche Weg. Zusätzlich unterrichtete er Deutsch an der Handelsabendschule. Nach ihrer Geburt im August 1928 zog die kleine Familie in ein eigenes Häuschen in die Juliana Laan 54. Zwei Jahre später kam ihr Bruder Berend zur Welt. Ihre Mutter nannte ihren Vater ’Mo‘, sie buk gerne Butterkuchen und sorgte liebevoll für ihre Kinder. Ihre Mutter Hilda hatte Schwierigkeiten mit der niederländischen Sprache, so tat sie sich gerne mit deutschsprachigen Nachbarinnen zusammen. Das waren die Familie Anne und Kurt Jeidels aus Berlin und die Familie Eleonora und Oskar Selowsky aus Dresden. Erwachsene und Kinder, so auch Emma, pflegten einen freundschaftlichen Umgang. Emma van Hoorn und Reni Jeidels waren beste Freundinnen. Anne Jeidels beschrieb Emma als ein tapferes sommersprossiges Mädchen mit schwarzen Locken, die es liebte Witze zu erzählen. Die beiden Mädchen besuchten dieselbe Grundschule Nr. 11 in der Van Spreyk Straat, waren aber nicht in einer Klasse. Ihr Bruder Berend wurde Beertje gerufen. Er war ein fröhlicher Junge, er besuchte die Grundschule zusammen mit Karin Selowsky aus der Nachbarschaft. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande 1940, als die Deutschen die Niederlande besetzten, gab es etwa 140.000 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in den Niederlanden, davon waren an die 15.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland. Etwa 75 Prozent der jüdischen niederländischen Bevölkerung fiel dem Holocaust zum Opfer, vor allem in den Mordstätten Sobibor und Auschwitz. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde Emmas Vater Maurits van Hoorn verboten, weiter an der Hochschule zu unterrichten. Er nahm eine Stelle an der jüdischen Schule in Den Haag an. Auch Emma und Berend durften nicht mehr in der öffentlichen Schule am Unterricht teilnehmen. Sie besuchten ab 1941 ebenfalls die jüdische Schule in Den Haag. Im Januar 1943 mussten Emma und ihre Familie innerhalb von drei Tagen ihr Haus verlassen. Danach wurde es von einem deutschen Offizier bewohnt. Emma und ihre Familie fanden Unterschlupf bei den Selowskys in der Julianalaan 74. Verhaftung und Deportation Wenige Wochen später wurden die beiden Elternpaare van Hoorn und Selowsky von der niederländischen Polizei abgeholt. Emma, Berend, Peter und Karin hatten keinen Platz mehr im Auto, das die Eltern wegholte. Also liefen die Kinder gemeinsam zu Fuß zur Polizeistation zu ihren Eltern. Von der Polizeistation aus wurden die beiden Familien gemeinsam mit der Großmutter Jenny Jeidels in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Emma van Hoorn schrieb am 9. März 1943 an die Familie ihrer Freundin Reni Jeidels noch einen letzten ergreifenden Brief aus Westerbork, in dem es um versteckte Lebensmittel in ihrem zurückgelassenen Hausstand geht (siehe unten). Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen der niederländischen Juden und Jüdinnen und der jüdischen Flüchtlinge in die deutschen Mordstätten. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 23. März 1943 mussten Emma, ihr Bruder und die Eltern in Westerbork einen Deportationszug besteigen. Mit weiteren 1246 jüdischen Menschen wurden sie in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer dreitägigen Zugfahrt in überfüllten Waggons kamen sie am 26. März 1943 in Sobibor an. Sie und ihre Familie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Die Familie Selowsky war bereits zwei Wochen vorher mit ihren beiden Kindern und der Großmutter von Reni, Jenny Jeidels, nach Sobibor verschleppt und dort ermordet worden. Ihre Mutter hatte zwei Schwestern und einen Bruder. Eine Schwester, Emmas Tante Emilie, verstarb 1938 in Winschoten, die zweite Schwester der Mutter Henni Irma wurde mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern in der Mordstätte Auschwitz ermordet. Der Bruder, Onkel Erich Sally Katz, wurde wie seine Ehefrau in Auschwitz ermordet, einer seiner Söhne starb kur nach der Befreiung in Bergen-Belsen, der zweite Sohn überlebte. Ihr Vater hatte drei Geschwister, ihr Onkel Carel Jacob verstarb bereits mit zehn Jahren, die Tante Grietje wurde 1943 in Sobibor ermordet, die Tante Estella Carolina 1942 in Auschwitz -Birkenau. Nur ein Neffe des Vaters überlebte die Zeit des Krieges. Brief von Emmy an Hoorn aus Westerbork "Westerbork, 9-3-43 Liebe Familie Jeidels … Im Auftrag von Mutter schreibe ich, da sie so müde ist. …. Jetzt sind wir hier. Mutter sitzt hier ohne Stopffaden und ohne Nadeln. Auch keine Butter, weil … sie noch im Keller liegt. Im dunklen Schrank in Mutters Schlafzimmer stehen auch 3 Marmeladengläser. Ein kleiner Käse liegt im Kleiderschrank der Mutter auf dem Dachboden. Gegenüber diesem Schrank steht ein Koffer mit etwas Tee. Wir hätten alles so gerne hier. Im dunklen Schrank im Schlafzimmer der Mutter hängt Mutters Bademantel und darunter ein Kleid, das diese Mutter für die Arbeit haben wollte. Im Keller steht auch eine Dose mit Margarine … in einem grünen Buttertopf. … Und auch Haarnadeln und Sicherheitsnadeln, die in einer Sirupdose auf Mutters Nachttisch liegen. Mutter hat gerade mit deiner Schwiegermutter gesprochen. (Emmy meint meine Großmutter Jenny Jeidels-Stamm …) Sie ist sehr stark, ebenso Frau Feldmann (Jennys Schwester Lina), letztere ist sehr stark. Die Delfter sind alle zusammen in einer Baracke. … Wir dürfen einmal alle 14 Tage schreiben. Jetzt muss ich Schluss machen. Grüßen Sie alle Bekannten. Nun liebe Familie … Grüße von uns allen und einen Kuss von Emmy. P.S. Mach dir keine Sorgen um deine Schwiegermutter und Tante. Sie halten sich sehr gut. Möchten Sie auch Father's Shaver benutzen? Wir besuchen oft Onkel Erich, du kennst Mutters Bruder." Emmys Mutter, Hilda van Hoorn-Katz, schreibt noch einige Zeilen: „Ich bin am Boden, alle Lebensmittel sind zurückgelassen worden. Ich hoffe, dass einige davon nachgeschickt werden können.“ Unter dem Bademantel hängt ein Kleid mit Knöpfen … das hätte mir gefallen. Auf dem Nachttisch oben steht eine Schachtel mit Haarnadeln etc. Mit freundlichen Grüßen H. van Hoorn.“ Auf der Rückseite des Umschlags an der Absenderstelle steht: "M. van Hoorn und Katz, Barak 67, Westerbork (Dr)" … Verwendete Dokumente und Literatur Bundesarchiv Gedenkbuch Joods Monument ITS Archiv Arlosen Niederländisches Zeitungsarchiv Delpher Stolpersteine Delft
- Hoorn van, geborene Katz | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Hilda Hoorn, geborene Katz geboren am 15. Januar 1895 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Maurits van Hoorn geboren am 27. Januar 1891 in t´Zandt, Groningen, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Tochter: Emma van Hoorn, Rufname Emmy geboren am 27. August 1928 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Sohn: Berend van Hoorn, Rufname Beertje geboren am 10. Januar 1931 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Schwester: Emilie Katz, verheiratete Cohen geboren am 29. Dezember 1877 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland verstorben am 24. Februar 1938 in Winschoten, Niederlande Schwester: Henni Irma Katz, verheiratete Kroon geboren am 21. Juni 1891 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 14. Januar 1943 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Bruder: Erich-Sally Katz geboren am 4. Mai 1897 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland umgekommen am 30. September 1944 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Schwägerin: Grietje van Hoorn, verheiratete Minco geboren am 04. Juli 1889 in t’Zandt, Niederlande ermordet am 07. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Schwägerin: Estella-Carolina van Hoorn, verheiratete Denneboom geboren am 28. September 1892 in t‘Zandt, Niederlande ermordet am 11. Oktober 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Lebensdaten 1877 Geburt der Schwester Emilie Katz 1891 Geburt der Schwester Henni Irma Katz 1895 Geburt 1897 Geburt des Bruders Erich Sally Katz 1919 Heirat mit Maurits van Hoorn 1922 Umzug nach Delft 1928 Geburt der Tochter Emma 1931 Geburt des Sohnes Berend 1938 Tod der Schwester Emilie-Kroon 1939 Flucht des Bruders Erich-Sally Katz mit Familie in die Niederlande 1940/1941 Ehemann verliert seine Arbeit an der Universität 1941/1942 Ehemann wird Lehrer an der jüdischen Schule in Den Haag 1942 Tod der Schwägerin Estella-Carolina in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau, zusammen mit Ehemann und drei Kindern 1943 Ermordung der Schwester Henni Irma in Auschwitz 1943 Verhaftung der Familie 1943 Inhaftierung in Westerbork 1943 Ermordung von Hilde van Hoorn, ihrem Ehemann und seiner beiden Kinder in Sobibor 1943 Ermordung der Schwägerin Grietje in Sobibor 1943 Ermordung des Bruders Erich Sally Katz in Auschwitz nächste Sohn Berend mit seiner Schwester Emma, links die Freundin der Kinder Reni Jeidels Sohn Berend mit Tochter Emma Tochter Emma mit Sohn Berend Tochter Emmas Eintrag in das Posiealbum ihrer Freundin Reni Jeidels Biografie Hilda Katz wurde 1895 in Langenholzhausen in Nordrhein-Westfalen geboren. Ihre Eltern waren Emma und Abraham Katz. Ihr Vater war von Beruf Viehhändler und Metzger. In Langenholzhausen waren seit Ende des 17. Jahrhunderts jüdische Familien ansässig. Es gab zeitweise eine Betstube am Ort. Da die jüdische Gemeinde sehr klein war, besuchten die Kinder in umliegenden Dörfern die jüdische Schule. Es gab einen jüdischen Friedhof, der in den 1930er Jahren für eine Zufahrt zum christlichen Friedhof eingeebnet wurde. Hilda Katz hatte zwei Schwestern und einen Bruder. Ein Teil ihrer Familie wanderte in den 1920er Jahren in die Niederlande aus. Ihre Schwester Emilie Cohn verstarb 1938 in Winschoten. Ihre Schwester Henni Irma wurde am 14. Januar 1943 in Auschwitz ermordet. Ihr Bruder Erich Sally kam am 30. September 1943 ebenfalls in der Mordstätte Auschwitz ums Leben, einer seiner Söhne starb kurz nach der Befreiung in Bergen Belsen, dem anderen Sohn gelang es zu überleben. Hilda Katz heiratete am 23.12.1918 Maurits van Hoorn aus t’Zandt in Südholland. Das Paar ließ sich in Delft nieder. Ihr Ehemann Maurits van Hoorn hatte studiert und arbeitete als Lehrer an der Universität am Rotterdamscheweg und unterrichtete zusätzlich Deutsch an der Handelsabendschule. Nach der Geburt der Tochter Emma im August 1928 zog die kleine Familie in ein eigenes Häuschen in die Julianalaan 54. Zwei Jahre später kam ihr Sohn Berend zur Welt. Hilda van Hoorn hatte Schwierigkeiten mit der niederländischen Sprache, sie tat sich gern mit deutschsprachigen Nachbarinnen zusammen. Das waren die Familie Anne und Kurt Jeidels aus Berlin und die Familie Eleonora und Oskar Selowsky aus Dresden. Erwachsene und Kinder pflegten einen freundschaftlichen Umgang. Von Hilde van Hoorn ist bekannt, dass sie Ihren Mann ’Mo‘ rief, gerne Butterkuchen buk und eine besorgte Mutter war. Tochter Emma van Hoorn und die Jeidels-Tochter Reni waren beste Freundinnen. Rene Jeidels beschrieb später Emma als ein tapferes sommersprossiges Mädchen mit schwarzen Locken, die es liebte Witze zu erzählen. Sie besuchten dieselbe Grundschule Nr. 11 in der Van Spreykstraat, waren aber nicht in einer Klasse. Der Sohn Berend, Beertje gerufen, war ein fröhlicher Junge, er besuchte die Grundschule zusammen mit der Selowsky-Tochter Karin aus der Nachbarschaft. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande Als die Deutschen 1940 die Niederlande besetzten, gab es etwa 140.000 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in den Niederlanden, davon waren an die 15.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland. Etwa 75 Prozent der jüdischen niederländischen Bevölkerung fiel dem Holocaust zum Opfer, vor allem in den Mordstätten Sobibor und Auschwitz. Nach der Besetzung war es ihrem Ehemann Maurits van Hoorn verboten weiter an der Hochschule zu unterrichten. Er nahm eine Stelle an der jüdischen Schule in Den Haag an. Auch ihre Kinder durften nicht mehr in der öffentlichen Schule am Unterricht teilnehmen. Sie besuchten ab 1941 ebenfalls die jüdische Schule in Den Haag. Im Januar 1943 musste die Familie van Hoorn innerhalb von drei Tagen ihr Haus verlassen. Sie mussten es für einen deutschen Offizier räumen. Die Familie van Hoorn fand Unterschlupf bei den Selowskys in der Julianalaan 74. Wenige Wochen später wurden die beiden Elternpaare Selowsky und van Hoorn von der niederländischen Polizei abgeholt. Ihre vier Kinder Emma, Behrend, Peter und Karin hatten keinen Platz mehr im Auto, das die Eltern abholte. Also liefen die Kinder zu Fuß zur Polizeistation zu ihren Eltern. Von der Polizeistation aus wurden die beiden Familien gemeinsam mit der Großmutter Jenny Jeidels, in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Emma van Hoorn schrieb am 9. März 1943 an die Familie Jeidels noch einen letzten Brief aus Westerbork. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen der niederländischen Juden und Jüdinnen und der jüdischen Flüchtlinge in die deutschen Mordstätten. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 23. März 1943 mussten Hilda, Maurits und die Kinder Emma und Behrend in Westerbork einen Deportationszug besteigen. Mit weiteren 1246 jüdischen Menschen wurden sie in die deutsche Mordstätte Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer dreitägigen Zugfahrt in überfüllten Waggons kamen sie am 26. März 1943 in Sobibor an. Sie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Die befreundete Familie Selowsky war bereits zwei Wochen vorher mit ihren beiden Kindern und der Großmutter von Reni, Jenny Jeidels, nach Sobibor verschleppt und dort ermordet worden. "Westerbork, 9-3-43 Liebe Familie Jeidels … Im Auftrag von Mutter schreibe ich, da sie so müde ist. …. Jetzt sind wir hier. Mutter sitzt hier ohne Stopffaden und ohne Nadeln. Auch keine Butter, weil … sie noch im Keller liegt. Im dunklen Schrank in Mutters Schlafzimmer stehen auch 3 Marmeladengläser. Ein kleiner Käse liegt im Kleiderschrank der Mutter auf dem Dachboden. Gegenüber diesem Schrank steht ein Koffer mit etwas Tee. Wir hätten alles so gerne hier. Im dunklen Schrank im Schlafzimmer der Mutter hängt Mutters Bademantel und darunter ein Kleid, das diese Mutter für die Arbeit haben wollte. Im Keller steht auch eine Dose mit Margarine … in einem grünen Buttertopf. … Und auch Haarnadeln und Sicherheitsnadeln, die in einer Sirupdose auf Mutters Nachttisch liegen. Mutter hat gerade mit deiner Schwiegermutter gesprochen. (Emmy meint meine Großmutter Jenny Jeidels-Stamm …) Sie ist sehr stark, ebenso Frau Feldmann (Jennys Schwester Lina), letztere ist sehr stark. Die Delfter sind alle zusammen in einer Baracke. … Wir dürfen einmal alle 14 Tage schreiben. Jetzt muss ich Schluss machen. Grüßen Sie alle Bekannten. Nun liebe Familie … Grüße von uns allen und einen Kuss von Emmy. P.S. Mach dir keine Sorgen um deine Schwiegermutter und Tante. Sie halten sich sehr gut. Möchten Sie auch Father's Shaver benutzen? Wir besuchen oft Onkel Erich, du kennst Mutters Bruder." Emmys Mutter, Hilda van Hoorn-Katz schreibt noch einige Zeilen: „Ich bin am Boden, alle Lebensmittel sind zurückgelassen worden. Ich hoffe, dass einige davon nachgeschickt werden können.“ Unter dem Bademantel hängt ein Kleid mit Knöpfen … das hätte mir gefallen. Auf dem Nachttisch oben steht eine Schachtel mit Haarnadeln etc. Mit freundlichen Grüßen H. van Hoorn.“ Auf der Rückseite des Umschlags an der Absenderstelle steht: "M. van Hoorn und Katz, Barak 67, Westerbork (Dr)" … Verwendete Dokumente und Literatur Olschewski, Ursula (Bearb.), Kalletal - Langenholzhausen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S.468 - 470 Bundesarchiv Gedenkbuch Joods Monument ITS Archiv Arlosen Niederländisches Zeitungsarchiv Delpher Stolpersteine Delft







