1011 Ergebnisse gefunden mit einer leeren Suche
- Lieberg | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Wilhelm Lieberg geboren am 19. Dezember 1893 in Kassel, Hessen, Deutschland umgekommen am 8. September 1942 im Konzentrations- und Todeslager Majdanek Familie Ehefrau: Hertha Lieberg geboren am 26. Oktober 1898 in Berlin, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Tochter: Marion Lieberg geboren am 16. Februar 1924 in Kassel, Hessen, Deutschland ausgewandert im Mai 1939 nach Groß England gestorben am 19. Juni 1996 in den USA Sohn: Wolfgang Lieberg geboren am 5. Juni 1927 in Kassel, Hessen, Deutschland gestorben am 5. Juni 1929 in Kassel, Hessen, Deutschland Sohn: Ralf Michael Lieberg geboren am 16. Juni 1933 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 im Mordlager Sobibor Lebensdaten 1893 Geburt in Kassel 1922 Heirat mit Berta-Hertha Hirsch aus Berlin 1924 Geburt der Tochter Marion 1927 Geburt des Sohnes Wolfgang 1927 Übernahme des Betriebs seines Vaters 1929 Tod des Sohnes Wolfgang 1933 Geburt des Sohnes Ralf-Michael 1938 Inhaftierung im Konzentrationslager Buchenwald 1938 Zwangsverkauf des Betriebes und Berufsverbot 1938 Flucht beider Schwestern in die Schweiz bzw. nach Palästina 1938 Schulverbot für die Tochter Marion 1939 Tochter Marion geht auf Kindertransport nach England 1940 Zwangsarbeit in seinem eigenen ehemaligen Betrieb 1942 Deportation gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinem Sohn 1942 Ermordung seiner Ehefrau und seines Sohnes im Sobibor 1942 Inhaftierung und Tod im Konzentrations- und Mordlager Majdanek nächste Wilhelms Ehefrau Hertha mit den beiden Kindern Marion und Wolfgang, 1927 Wilhelm mit seinem Sohn Ralf Michael Hochzeitsfoto, Kassel 1922 Ralf Lieberg, 1935 Biografie Wilhelm Lieberg wuchs in Kassel auf. Kassel war eine der größten städtischen jüdischen Gemeinden des Reiches, Ende des 19. Jahrhunderts mit fast 3000 Mitgliedern. Die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner trugen entscheidend zum wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Leben der Stadt bei. Das städtische Judentum setzte sich vor allem aus assimilierten und liberalen, aber auch streng gläubigen Juden zusammen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Synagoge und eine für orthodox orientierte Juden.Viele Gemeindemitglieder engagierten sich in zahlreichen Wohltätigkeits- und anderen Vereinen und Einrichtungen. Zum jüdischen Leben in Kassel gehörten u.a. ein Krankenhaus, ein Altersheim, ein Waisenhaus, ein Kinderhort. Im Ersten Weltkrieg fielen 62 jüdische Männer. 1933 lebten noch 2300 Jüdinnen und Juden in Kassel. Die jüdische Schule besuchten in diesem Jahr 176 Kinder. Bis 1936 wanderten 400 Kasseler Jüdinnen und Juden aus. 1922 heiratete Wilhelm Lieberg Berta Hertha Hirsch aus Berlin. Das Paar lebte bis 1926 in ihrem Haus in der Hohenzollernstraße 78 und zog dann in die Lessingstraße 18 um. Sie bekamen drei Kinder, die älteste Tochter Marion wurde 1924 geboren, der Sohn Wolfgang 1927, der an seinem zweiten Geburtstag verstarb, 1933 wurde der Sohn Ralf Michael geboren. Wilhelm Lieberg wuchs in einer weit verzweigten gutbürgerlichen Unternehmerfamilie auf. Der Familienbetrieb war in der Metallverarbeitung tätig und hatte seinen Firmensitz im Messinghof im Industriegebiet Bettenhausen, das später nach Kassel eingemeindet wurde. Von 1922 bis 1935 waren bei den „Metallwerke Lieberg & Co. GmbH Kassel-Bettenhausen“ etwa 140 Menschen beschäftigt. Wilhelm Lieberg übernahm 1927 nach dem Tod seines Vaters Moritz Lieberg den Betrieb. Mitgesellschafterinnen waren seine beiden Schwestern Erna, verheiratete Sander, und Margarethe, verheiratete Garthe und Kurt Kaufmann, ein Verwandter aus der Schweiz. Ausgrenzung, Raub, Vertreibung Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten begann die sukzessive Ausgrenzung, Verfolgung und der Raub an den jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern in Kassel. Wilhelm Liebergs Familie und das Unternehmen erfuhren von Anfang an eine besondere Aufmerksamkeit durch die Nationalsozialisten. Schon am 26. August 1933 wurde ein Neffe von Wilhelm Lieberg von einer aufgebrachten Menschenmenge durch Kassels Straßen geführt. Er war mit einem nicht-jüdischen Mädchen befreundet. Nach diesen Übergriffen kehrte der Mitgeschäftsführer der Firma von Wilhelm Lieberg, Kurt Kaufmann, dem Deutschen Reich den Rücken und zog zurück in die Schweiz, die Geschäfte leitete er von dort aus. Am 12.11.1938 verordnete Hermann Göring das Ende der wirtschaftlichen Betätigung der Juden. Damit wurde der Betrieb in der dritten Generation enteignet und „arisiert“.Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde Wilhelm Lieberg - wie weitere 250 Kasseler jüdische Männer - verhaftet und in das 200 Kilometer entfernte Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und für mehrere Wochen festgehalten. Während seiner Haftzeit wurde der Messinghof weit unter Wert verkauft. Wilhelm Lieberg wurde 1938 zudem eine beträchtliche „Judenvermögensabgabe“ von annähernd 50.000 Reichsmark auferlegt. (In einem Entschädigungsverfahren nach dem Krieg wurde der Verkaufspreis als fair eingestuft, Treuhänder in diesem Verfahren war allerdings der Geschäftsführer eines Nachfolgebesitzers.) Die beiden Schwestern von Wilhelm Lieberg wanderten 1938 in die Schweiz bzw. nach Israel aus. Die wertvolle Gemäldesammlung von Carl Lieberg, Onkel von Wilhelm Lieberg und früherer Mitinhaber der Firma, wurde 1939 einer Sicherungsanordnung unterworfen und später für 40.000 RM versteigert. (Teile der Kunstsammlung befinden sich heute im Besitz der Museumslandschaft Hessen Kassel.) Nach dem Schulverbot für jüdische Kinder war es der Tochter Marion Lieberg nicht mehr möglich, in Kassel eine angemessene Schulausbildung zu machen. Ihren Eltern gelang es, für die Fünfzehnjährige einen Platz in einem der Kindertransporte nach Großbritannien zu bekommen. So konnte sie im Mai 1939 ins rettende Ausland flüchten. 1946 heiratete sie einen US-Bürger und emigrierte mit ihm in die USA. Wilhelm Lieberg arbeitete ab Beginn des 2. Weltkrieges als einfacher Arbeiter gegen geringes Entgelt in seiner ehemaligen eigenen Firma. Deportation nach Majdanek Zum 31.5.1942 wurden Wilhelm Lieberg, seine Frau Berta und der 9-jährige Sohn Ralf in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte noch vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert. Die Familie Lieberg wurde am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten vor allem aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohner*innen, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Menschen für die geplante Ermordung konzentriert und in neue Transporte zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt. Unter diesen Männern befand sich auch Wilhelm Lieberg. Unter der Häftlingsnummer 10177 wurde sein Tod am 8. September 1942 im Todes- und Konzentrationslager Majdanek registriert. Der Sonderzug „Da 57“ fuhr vom Anschlussgleis „Alter Flughafen“ direkt nach Sobibor weiter. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, auch nicht nach Izbica. „Da 57“ kam am 3. Juni 1942 in Sobibor an. Berta Lieberg und ihr Sohn Ralf wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft im deutschen Mordlager Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Stolpersteine Kassel Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Kammler, Jörg u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933-1945, Bd. I und II, 1984 und 1987 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang, Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945, Ein Gedenkbuch, Hg. Magistrat der Stadt Kassel-Stadtarchiv, 1986 Lilienthal, Marion u.a. Hg., Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013 Matthäus, Wolfgang, Kaiserstraße 13. Geschichten vom jüdischen Leben im Vorderen Westen, in Kassel und Region, 2014
- Mansbach, geborene Eichengrün | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Rosa Rosalie Mansbach geboren am 18. Februar 1885 in Beringhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 21. Mai 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Familie Ehemann: Leopold Louis Mansbach geboren am 18. Juli 1918 in Dordrecht, Niederlande ermordet am 30. April 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Sohn: Erwin Mansbach geboren am 21. August 1909 in Gudensberg, Hessen, Deutschland umgekommen am 14. Mai 1940 bei einem Bombenangriff in Rotterdam Sohn: Julius Mansbach geboren am 13. September 1913 in Gudensberg, Hessen, Deutschland verstorben am 27. Dezember 2015 in San Francisco, Carlifornien, USA Tochter: Beate Hildegard Leviticus-Mansbach geboren am 4. Februar 1916 in Gudensberg, Hessen, Deutschland ermordet am 30. April 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Schwiegersohn: Louis Leviticus geboren am 18. Juli 1918 in Dordrecht, Niederlande ermordet am 30. April 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Lebensdaten 1885 Geburt in Beringhausen 1908 Heirat mit Leopold Louis Mansbach 1909 Geburt von Sohn Erwin 1913 Geburt von Sohn Julius 1914 Weltkriegsteilnahme des Ehemanns 1916 Geburt von Tochter Beate Hildegard 1933 Emigration der Kinder in die Niederlande 1934 Emigration in die Niederlande mit ihrem Ehemann 1940 Tod des Sohnes Erwin beim Bombenangriff auf Rotterdam 1942 Untertauchen der Kinder Julius und Hildegard 1943 Verhaftung der Tochter Hildegard 1943 Deportation und Ermordung der Tochter Hildegard in Sobibor 1943 Verhaftung zusammen mit ihrem Ehemann 1943 Deportation und Ermordung in Sobibor nächste Leopold, Rosas Ehemann Beate, Rosas Tochter Biografie Rosa Rosalie Mansbach wurde 1885 in Beringhausen bei Marsberg im Sauerland geboren. Ihre Eltern waren Simon und Wilhelmine Eichengrün. Sie hatte sechs Geschwister. Erstmals wurden jüdische Bewohner in Beringhausen im 17. Jahrhundert erwähnt. Es gab ab Mitte des 18. Jahrhunderts einen Betraum, zeitweise existierte eine jüdische Schule und es gab einen jüdischen Friedhof. Am 12. Oktober 1908 heiratete Rosa Eichengrün Leopold Louis Mansbach aus Gudensberg in Niedermarsberg. Das Paar ließ sich in Gudensberg nieder und bekam drei Kinder: Erwin, Julius und Beate Hildegard. Ihr Ehemann Leopold diente als Soldat im Ersten Weltkrieg und erhielt 1917 das Eiserne Kreuz verliehen. Leopold Mansbach führte zusammen mit seinem Bruder einen Viehhandel in der Bahnhofstraße in Gudensberg, er war im Aufsichtsrat der Gewerbebank des Ortes. Sohn Julius Mansbach berichtete in späteren Jahren von seiner schönen Kindheit in Gudensberg. Noch vor 1933 begann er eine Lehre in einem Kaufhaus im Rheinland. Nach 1933 Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten änderte sich das Alltagsleben für die jüdische Bevölkerung schnell. Das vorher scheinbar friedliche Zusammenleben zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Einwohnern der Gemeinde endete bereits 1933, als jüdische Geschäfte und Häuser geplündert und jüdische Bürger misshandelt und verprügelt wurden. Unter dem Eindruck dieser Übergriffe entschied sich die Familie in die Niederlande auszuwandern, ihre zwei Schwägerinnen wohnten bereits dort. Nach dem Aufruf zum Boykott der jüdischen Geschäfte im Frühjahr 1933, wanderte Sohn Julius nach Rotterdam aus. Auch seine Schwester Beate und sein Bruder Erwin flüchteten ebenfalls in die Niederlande. Wenige Monate später verließen auch Rosa und ihr Ehemann Leopold Gudensberg und flohen ebenfalls nach Rotterdam. Leopold verdiente dort sein Geld als Metzger, sein Sohn Erwin arbeitete bei ihm im Geschäft. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande Beim Überfall der Deutschen auf die Niederlande wurde am 14. Mai 1940 Rotterdam bombardiert. Sohn Erwin wurde, wie viele Deutsche Emigranten, von den Niederländern verhaftet und in einem Untergrund-Theater in Rotterdam festgehalten, das Gebäude wurde von Bomben getroffen. Sohn Erwin starb bei diesem Angriff. Mit der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 verschärfte sich sowohl die Situation der niederländischen Jüdinnen und Juden als auch der aus Deutschland Geflüchteten dramatisch. Die jüdische Bevölkerung musste Rotterdam verlassen, die Familie zog nach Gorinchem in die Zuisterhuis 9. Als man immer mehr junge Frauen und Männer zur Zwangsarbeit abholte, entschieden sich ihre beiden Kinder Beate und Julius unterzutauchen. Julius fand Unterschlupf bei einer Familie auf einem Dorf in der Nähe von Osterhaut. Die Familie hatte fünf eigene kleine Kinder und versteckte Julius über zwei Jahre auf dem Dachboden des Hauses. Mit ihrer Hilfe gelang es ihm zu überleben. 1947 wanderte er in die USA aus. Er verstarb im Alter von 102 Jahren 2015 in San Francisco. Auch Tochter Beate tauchte in Hardinxveld-Giessendam unter, vermutlich zusammen mit ihrem Freund Louis Leviticus. Louis hatte in der Nähe der Mansbachs gewohnt und dort mit seiner Schwester ein Optikergeschäft betrieben. Die beiden Untergetauchten wurden verraten. Am 10. März 1943 wurden Beate und Louis in ihrem Versteck von der Sicherheitspolizei verhaftet. Beide kamen in Arrest in Rotterdam und wurden am 14. April 1943 in das „Polizeiliche Durchgangslager Westerbork“ gebracht. Deportation von Westerbork nach Sobibor Von Westerbork wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Menschen in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen das Lager mit dem Ziel Mordstätte Sobibor. In Westerbork heirateten die beiden noch, bevor sie am 27. April 1943 den Deportationszug nach Sobibor besteigen mussten. Die Fahrt im Viehwaggon dauerte drei Tage. Beate Hildegard und ihr Mann Louis Leviticus wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft am 30. April 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor ermordet. In diesem Transport befanden sich weitere 1202 Menschen, niemand von ihnen überlebte. Rosa und Leopold wurden ebenfalls im April verhaftet und in das deutsche Konzentrationslager Herzogenbosch (Camp Vught) eingewiesen. Nach zwei Wochen wurden sie in das „Polizeiliche Durchgangslager Westerbork“ gebracht. Rosa und ihr Ehemann wurden am 18. Mai 1943 mit dem 12. Transport aus dem Lager Westerbork nach Sobibor deportiert. In diesem Transport befanden sich weitere 2509 Menschen, keiner dieser Menschen überlebte. Rosa und Leopold Mansbach wurden direkt nach ihrer Ankunft am 21. Mai 1943 in Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Alemannia-Judaica zu Gudensberg Website Stolpersteine Dordrecht Interview: Julius Mansbach - United States Holocaust Memorial Museum Collection, 2.12.1986 in San Francisco
- Meyer, geborene Neuhaus | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Berta Meyer geboren am 12. September 1898 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie 2. Ehemann: Siegbert Meyer geboren am 3. April 1898 in Hamburg, Deutschland umgekommen am 22. Juni 1942 im deutschen Konzentrations- und Mordlager Majdanek 1. Ehemann: Ernst Fritz Erich Hungerland geboren am 15. Oktober 1900 in Kassel, Hessen, Deutschland umgekommen am 30. März 1943 im Konzentrationslager Neuengamme Lebensdaten 1898 Geburt in Hamburg 1926 Heirat mit Ernst Fritz Erich Hungerland 1929 Scheidung 1932 Heirat mit Siegfried Meyer 1938 Haft des Ehemannes im Konzentrationslager Buchenwald 1938 Zwangsumzug in ein Kasseler „Judenhaus“ 1942 Verschleppung und Ermordung in Sobibor 1942 Tod des Ehemannes in Majdanek nächste Biografie Berta Meyer wurde am 3. April 1898 in Kassel geboren. Berta Meyer war von Beruf Verkäuferin. Kassel war eine der größten städtischen jüdischen Gemeinden des Reiches mit fast 3.000 Mitgliedern. Die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner trugen erheblich zum wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Leben der Stadt bei. Das städtische Judentum setzte sich aus v.a. assimilierten und liberalen Juden, aber auch streng Gläubigen zusammen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Synagoge und eine für orthodox orientierte Juden.Zum jüdischen Leben in Kassel gehörten u.a. ein Krankenhaus, ein Altersheim, ein Waisenhaus, ein Kinderhort und eine jüdische Schule, die 1933 noch von 176 Kindern besucht wurde. Viele Gemeindemitglieder engagierten sich in zahlreichen Wohltätigkeits- und anderen Vereinen und Einrichtungen. Im Ersten Weltkrieg waren in Kassel 62 jüdische Männer gefallen. Berta war vom 24.11.1926 bis 1929 mit dem Christen Ernst Fritz Erich Hungerland verheiratet. Ernst Hungerland kam 1943 im Konzentrationslager Neuengamme um, im Totenschein ist die offizielle Todesurache; Herz- Kreislaufversagen bei Magen- Darmkatarrh. 1932 heiratete sie ein zweites Mal, sie ehelichte den aus Hamburg stammenden Siegbert Meyer. Bereits seit 1930 betrieb er einen Gemischtwarenhandel in der Kolonialstraße 6 in Kassel, wo das Paar auch wohnte. Die Ehe blieb kinderlos. Nach 1938 Nach der Pogromnacht 1938 wurde ihr Ehmann verhaftet und am 11. November in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Erst nach einigen Wochen kehrte er nach Kassel zurück. Nach seiner Rückkehr musste das Paar ihre Wohnung in der Kolonialstraße verlassen und in eines der „Judenhäuser“ in Kassel ziehen. Zuerst in die Große Rosenstraße 9 und später in die Große Rosenstraße 22, wo sie zusammen mit anderen jüdischen Familien untergebracht wurden. Deportation nach Sobibor Ende Mai 1942 mussten sich Berta und ihr Ehmann Siegbert in die „Sammelstelle“ in der Schillerstraße begeben. Hier wurden sie durchsucht und beraubt. Sie durften nur wenige Dinge auf die als „Umsiedlung in den Osten“ ausgegebene Deportation mitnehmen. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurden sie mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau aus u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Jüdinnen und Juden aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die Verschleppten für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten noch einmal ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, sondern direkt zu den Endstationen. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Das tatsächliche erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“war nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt. Hier wurden auch die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Auch ihr Ehemann Siegbert Meyer wurde hier aus dem Zug geholt und sie blieb ohne ihn zurück. „Da 57“ fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; Berta Meyer wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Ihr Ehemann Siegbert Meyer überlebte die Bedingungen in Majdanek nur wenige Wochen. Im Totenbuch des Konzentrationslagers Majdanek ist sein Tod mit dem 22.Juni 1942 verzeichnet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Geschichte jüdischer Gemeinden - Kassel Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Kammler, Jörg, u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933 – 1945, Bd. I und II, 1984 und 1987 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang ,Namen und Schicksale der Juden Kassels. Ein Gedenkbuch, Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg.,1986 Thiele, Helmut, Die jüdischen Einwohner zu Kassel, 2006
- Lieberg | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Ralf Michael Lieberg geboren am 16. Juni 1933 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 im deutschen Mordlager Sobibor Familie Mutter: Hertha Lieberg geboren am 26. Oktober 1898 in Berlin, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Vater: Wilhelm Lieberg geboren am 19. Dezember 1893 in Kassel, Hessen, Deutschland umgekommen am 8. September 1942 im Konzentrations- und Todeslager Majdanek Schwester: Marion Lieberg geboren am 16. Februar 1924 in Kassel, Hessen, Deutschland ausgewandert im Mai 1939 nach Groß England gestorben am 19. Juni 1996 in den USA Bruder: Wolfgang Lieberg geboren am 5. Juni 1927 in Kassel, Hessen, Deutschland gestorben am 5. Juni 1929 in Kassel, Hessen, Deutschland Lebensdaten 1933 Geburt in Kassel 1938 Inhaftierung seines Vaters im Konzentrationslager Buchenwald 1938 Flucht seiner beiden Tanten in die Schweiz bzw. nach Palästina 1938 Schulverbot für die Schwester Marion 1939 Schwester Marion geht mit einem Kindertransport nach England 1939 Einschulung 1940 Zwangsarbeit seines Vaters in seinem eigenen ehemaligen Betrieb 1942 Deportation gemeinsam mit seinen Eltern 1942 Inhaftierung und Tod des Vaters im KZ- und Mordlager Majdanek 1942 Ermordung, gemeinsam mit seiner Mutter in Sobibor nächste Ralf Lieberg, 1935 Ralf mit seiner Schwester Marion, 1934 Ralf mit seinem Vater Wilhelm, 1940 Biografie Ralf Lieberg war das jüngste der drei Kinder von Hertha und Wilhelm Lieberg. Seine ältere Schwester Marion wurde 1924 geboren, der Bruder Wolfgang 1927, der zweijährig verstarb. Am 28. Juni 1922 hatten seine Eltern geheiratet. Seine Mutter stammte aus Berlin. Sie heiratete in die gutbürgerliche und weit verzweigte Unternehmerfamilie Lieberg aus Kassel ein. Das Paar lebte bis 1926 in ihrem Haus in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 78. 1926 zog die Familie in die Lessingstraße 18 um. Der Familienbetrieb Lieberg war in der Metallverarbeitung tätig und hatte seinen Firmensitz im Messinghof im Industriegebiet Bettenhausen. Ralf Liebergs Vater Wilhelm übernahm nach dem Tod seines Vaters 1927 den Messinghof, Mitgesellschafterinnen waren seine beiden Tanten Erna und Margarethe. Kurt Kaufmann, ein schweizerischer Verwandter war ebenfalls Gesellschafter und auch Geschäftsführer der Firma. Verfolgung, Raub, Vertreibung Die Familie Lieberg, ihre Unternehmen und ihr Besitz erfuhren von Anfang an eine besondere Aufmerksamkeit durch die Nationalsozialisten. Schon am 26. August 1933 war ein Neffe seines Vaters wegen „Kontakten zu deutschen Frauen“ von einer aufgebrachten Menschenmenge durch Kassels Straßen geführt worden. Der Vorbesitzer des Betriebs und Großonkel von Ralf hatte eine wertvolle Kunstsammlung zusammengetragen, die mit dem übrigen Vermögen des Unternehmers bereits im Jahr 1939 einer staatlichen Sicherungsanordnung unterlag und später versteigert wurde. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde sein Vater Wilhelm Lieberg verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und für mehrere Wochen festgehalten. Während seiner Haftzeit wurde der Messinghof „arisiert“ und weit unter Wert verkauft. Sein Vater musste 1938 zudem eine beträchtliche „Judenvermögensabgabe“ von annähernd 50.000 Reichsmark leisten. Seine beiden Tanten wanderten 1938 in die Schweiz und nach Israel aus. Der Geschäftsführer des Betriebes war bereits 1933 zurück in die Schweiz gegangen und leitete den Betrieb von dort aus. Seine Schwester Marion konnte in Kassel ihren Schulabschluss nicht mehr machen. Seinen Eltern gelang es, für die Fünfzehnjährige einen Platz in einem der Kindertransporte nach Großbritannien zu bekommen. So konnte sie im Mai 1939 in das rettende Ausland flüchten. 1946 heiratete sie einen US-Bürger und emigrierte in die USA. Sein Vater arbeitete ab Beginn des 2. Weltkrieges als einfacher Arbeiter gegen geringes Entgelt in seiner ehemaligen eigenen Firma. Deportation nach Majdanek und Sobibor Zum 31.5.1942 wurden sein Vater Wilhelm Lieberg, seine Mutter Hertha und er selbst, er war neun Jahre alt, in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle der Wörth-Schule zur „Aussiedlung in den Osten“ in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Es waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Die Familie Lieberg wurde am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem GeStaPo-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern tatsächlich das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt. Unter diesen Männern befand sich auch sein Vater Wilhelm Lieberg. Unter der Häftlingsnummer 10177 wurde dessen Tod am 8. September 1942 im Todes- und Konzentrationslager Majdanek registriert. Ralf Lieberg und seine Mutter fuhren im Sonderzug „Da 57“ vom Anschlußgleis „Alter Flughafen“ direkt nach Sobibor weiter. „Da 57“ kam am 3. Juni 1942 in Sobibor an. Der erst achtjährige Ralf Lieberg und seine Mutter Bertha wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Stolpersteine Kassel Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Kammler, Jörg u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933-1945, Bd. I und II, 1984 und 1987 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang, Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945, Ein Gedenkbuch, Hg. Magistrat der Stadt Kassel-Stadtarchiv, 1986 Lilienthal, Marion u.a. Hg., Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013 Matthäus, Wolfgang, Kaiserstraße 13. Geschichten vom jüdischen Leben im Vorderen Westen, in Kassel und Region, 2014
- Lieberg, geborene Hirsch | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Hertha Lieberg geboren am 26. Oktober 1898 in Berlin, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Wilhelm Lieberg geboren am 19. Dezember 1893 in Kassel, Hessen, Deutschland umgekommen am 8. September 1942 im Konzentrations- und Todeslager Majdanek Tochter: Marion Lieberg geboren am 16. Februar 1924 in Kassel, Hessen, Deutschland ausgewandert im Mai 1939 nach Groß England gestorben am 19. Juni 1996 in den USA Sohn: Wolfgang Lieberg geboren am 5. Juni 1927 in Kassel, Hessen, Deutschland gestorben am 5. Juni 1929 in Kassel, Hessen, Deutschland Sohn: Ralf Michael Lieberg geboren am 16. Juni 1933 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 im Mordlager Sobibor Lebensdaten 1898 Geburt in Berlin 1922 Heirat mit dem Unternehmersohn Wilhelm Lieberg aus Kassel 1924 Geburt der Tochter Marion 1927 Geburt des Sohnes Wolfgang 1927 Übernahme des Betriebs durch ihren Ehemann 1929 Tod des Sohnes Wolfgang 1933 Geburt des Sohnes Ralf-Michael 1938 Inhaftierung ihres Ehemannes im Konzentrationslager Buchenwald 1938 Zwangsverkauf des Betriebes und Berufsverbot für den Ehemann 1938 Flucht der beiden Schwägerinnen in die Schweiz bzw. Palästina 1938 Schulverbot für die Tochter Marion 1939 Tochter Marion geht mit einem Kindertransport nach England 1940 Zwangsarbeit des Ehemannes im eigenen ehemaligen Betrieb 1942 Deportation gemeinsam mit Ihrem Ehemann und Sohn 1942 Inhaftierung und Tod ihres Ehemannes im KZ Majdanek 1942 Ermordung, gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn in Sobibor nächste Hertha mit den beiden Kindern Marion und Wolfgang, 1927 Hertha Lieberg 1920 auf Norderney Herthas Kinder Marion und Ralf Ralf Lieberg, 1935 Biografie Hertha Lieberg, geborene Hirsch, wuchs in Berlin auf. Am 28. Juni 1922 heiratete sie den in einer gutbürgerlichen Unternehmerfamilie aufgewachsenen Wilhelm Lieberg aus Kassel. Kassel war eine der größten städtischen jüdischen Gemeinden des Reiches, Ende des 19. Jahrhunderts mit fast 3000 Mitgliedern. Die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner trugen entscheidend zum wirtschaftlichen, geistigen und kulturellen Leben der Stadt bei. Das städtische Judentum setzte sich vor allem aus assimilierten und liberalen, aber auch streng gläubigen Juden zusammen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Synagoge und eine kleine für orthodox orientierte Juden. Viele Gemeindemitglieder engagierten sich in zahlreichen Wohltätigkeits- und anderen Vereinen und Einrichtungen. Zum jüdischen Leben in Kassel gehörten u.a. ein Krankenhaus, ein Altersheim, ein Waisenhaus, ein Kinderhort. Im Ersten Weltkrieg fielen 62 jüdische Männer. 1933 lebten noch 2300 Jüdinnen und Juden in Kassel. Die jüdische Schule besuchten in diesem Jahr 176 Kinder. Bis 1936 wanderten 400 Kasseler Jüdinnen und Juden aus. Die Familie Lieberg lebte bis 1926 in ihrem Haus in der Hohenzollernstraße 78 und zog dann in die Lessingstraße 18 um. Sie bekamen drei Kinder, die älteste Tochter Marion wurde 1924 geboren, der Sohn Wolfgang 1927, der an seinem zweiten Geburtstag verstarb, 1933 wurde der Sohn Ralf Michael geboren. Der Familienbetrieb der Liebergs war in der Metallverarbeitung tätig und hatte seinen Firmensitz im Messinghof im Industriegebiet Bettenhausen, das Anfang des 20. Jahrhunderts nach Kassel eingemeindet worden war. Wilhelm Lieberg übernahm nach dem Tod seines Vaters Moritz Lieberg 1927 den Messinghof; Mitgesellschafterinnen waren seine beiden Schwestern Erna, verheiratete Sander, und Margarethe, verheiratete Garthe. Ein weiterer Gesellschafter und Geschäftsführer war der schweizerische Verwandte Kurt Kaufmann. Verfolgung und Raub, Vertreibung Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten begann die sukzessive Ausgrenzung und Verfolgung und der Raub an den jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern. Wilhelm Liebergs Familie und das Unternehmen erfuhren von Anfang an eine besondere Aufmerksamkeit durch die Nationalsozialisten. Schon am 26. August 1933 wurde ein Neffe ihres Ehemannes Wilhelm Lieberg wegen „Kontakte zu deutschen Frauen“ von einer aufgebrachten Menschenmenge durch Kassels Straßen geführt. Sein Teilhaber und Mitgeschäftsführer Kurt Kaufmann kehrte nach diesen Übergriffen dem Deutschen Reich den Rücken und zog in die Schweiz zurück, die Geschäfte leitete er von dort aus. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde Wilhelm Lieberg - wie weitere 250 Kasseler jüdische Männer - verhaftet und in das 200 Kilometer entfernte Konzentrationslager Buchenwald verschleppt und für mehrere Wochen festgehalten. Während seiner Haftzeit wurde der Messinghof enteignet und „arisiert“ und weit unter Wert verkauft. (In einem Entschädigungsverfahren nach dem Krieg wurde der Verkaufspreis als fair eingestuft, Treuhänder in diesem Verfahren war allerdings der Geschäftsführer des Nachfolgebesitzers.) Zudem wurde Wilhelm Lieberg 1938 eine beträchtliche Judenvermögensabgabe von annähernd 50.000 Reichsmark auferlegt. Die wertvolle Gemäldesammlung des Onkels von Wilhelm Lieberg wurde mit dem übrigen Vermögen des Unternehmers 1939 einer Sicherungsanordnung unterworfen und später versteigert. Die beiden Schwestern und Mitgesellschafterinnen waren bereits 1938 in die Schweiz und nach Palästina ausgewandert. Nach dem Schulverbot für jüdische Kinder vom November 1938 konnte die Tochter Marion in Kassel keine entsprechende Schulausbildung mehr machen. Dem Ehepaar Lieberg gelang es, für die Fünfzehnjährige einen Platz in einem der Kindertransporte nach Großbritannien zu bekommen. So konnte sie im Mai 1939 in das rettende Ausland flüchten. 1946 heiratete sie einen US-Bürger und emigrierte in die USA. Hertha Liebergs Ehemann Wilhelm arbeitete ab Beginn des 2. Weltkrieges als einfacher Arbeiter gegen ein geringes Entgelt in seiner ehemaligen eigenen Firma. Deportation nach Majdanek und Sobibor Zum 31.5.1942 wurden Hertha, ihr Ehemann Wilhelm und der 9-jährige Sohn Ralf in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße zur „Aussiedlung in den Osten“ bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Es waren fünfzig Kilogramm Gepäck und an Geldwert fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Die Familie Lieberg wurde am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Bezirk Kassel der Geheimen Staatspolizei von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Juden für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt. Unter diesen Männern befand sich auch der Ehemann von Hertha Lieberg. Unter der Häftlingsnummer 10177 wurde der Tod von Wilhelm Lieberg am 8. September 1942 im Todes- und Konzentrationslager Majdanek registriert. Der Sonderzug „Da 57“ fuhr vom Anschlussgleis „Alter Flughafen“ direkt nach Sobibor weiter. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, auch nicht nach Izbica. “Da 57“ kam am 3. Juni 1942 in Sobibor an; Hertha Lieberg und ihr Sohn Ralf wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Statistik des Holocaust Website Stolpersteine Kassel Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Kammler, Jörg u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933-1945, Bd. I und II, 1984 und 1987 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang, Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945, Ein Gedenkbuch, Hg. Magistrat der Stadt Kassel-Stadtarchiv, 1986 Lilienthal, Marion u.a. Hg., Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013 Matthäus, Wolfgang, Kaiserstraße 13. Geschichten vom jüdischen Leben im Vorderen Westen, in Kassel und Region, 2014
- Lichtenstein | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Meinhard Lichtenstein geboren am 05. Juni 1886 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehefrau: Käthe Lichtenstein geboren am 18. März 1892 in Altenlotheim, Hessen, Deutschland ermordet am 03. Juni 1942 in der Mordstätte Sobibor Sohn: Arthur Lichtenstein geboren am 7. Februar 1920 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ausgewandert 1938 in die USA gestorben am 8. September 1971 in den USA Tochter: Ilse Lichtenstein geboren am 24. Februar 1923 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ausgewandert im Frühjahr 1940 in die USA gestorben am 26. April 2006 in den USA Tochter: Inge Lichtenstein geboren am 4. Februar 1930 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der Mordstätte Sobibor Lebensdaten 1892 Geburt in Volkmarsen ab 1914 Kriegstod ihres Bruders Siegfried 1919 Heirat mit Käthe Lichtenstein aus Altenlotheim 1920 Geburt ihres Sohnes Arthur 1923 Geburt ihrer Tochter Ilse 1930 Geburt ihrer Tochter Inge 1938 Flucht des Sohnes Arthur in die USA 1938 Inhaftierung in Volkmarsen zusammen mit der Tochter Ilse 1938 Zerstörung ihrer Schneiderwerkstatt und Berufsverbot 1938 Inhaftierung im Konzentrationslager Buchenwald 1939 Beschlagnahme ihres Hauses und Zwangseinquartierung in die Volksschule 1939 Zwangsarbeit beim Autobahnbau 1939 Verschickung ihrer Töchter mit einem Kindertransport in die Niederlande 1940 Flucht ihrer Tochter Ilse in die USA 1941 Rückkehr der jüngeren Tochter Inge nach Volkmarsen zurück 1942 Verschleppung und Ermordung in Sobibor nächste Familienfoto mit den Töchtern und den Schwiegereltern Foto zur Bar Mitzwah von Sohn Arthur Telegram von Meinhard an die Kinder in den USA vom 3. Juni 1942 -dem Tag ihrer Deportation von Kassel Käthe und Meinhard Lichtenstein Biografie Die Familie Lichtenstein lebte spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts im nordhessischen Volkmarsen. Seit den 1830er Jahren gab es am Ort eine Synagoge, die 1936 verkauft wurde. 1932 existierten zwei jüdische Wohltätigkeitsvereine und es gab einen Lehrer für jüdische Religion. 1933 hatte Volkmarsen insgesamt 2650 Einwohner, davon waren 34 jüdischen Glaubens. Sie trieben Handel oder waren Handwerker. Meinhard Lichtenstein war ein aktives Mitglied seiner jüdischen Gemeinde, er war der 2. Vorsitzende der jüdischen Gemeinde und Thora-Vorleser in der Synagoge. Meinhard und Käthe Lichtenstein wohnten mit ihren drei Kindern Arthur, Ilse und der jüngsten Tochter Inge in Volkmarsen in ihrem eigenen Haus an der Oberen Stadtmauer 33. Die zwei älteren Kinder von Meinhard und Käthe Lichtenstein besuchten die Volksschule in Volkmarsen Am Mönchepfuhl, vermutlich wurde auch die Jüngste noch in Volkmarsen eingeschult. Meinhard Lichtenstein erteilte seinen Kindern am Schabbat Religionsunterricht. Er war ein angesehener Schneidermeister und betrieb zusammen mit seiner Frau einen eigenen Laden in ihrem Wohnhaus. Meinhard Lichtenstein war Weltkriegsteilnehmer, die jüdische Gemeinde Volkmarsen hatte fünf Weltkriegsopfer zu beklagen. Die Eheleute Lichtenstein waren kulturell interessiert und besuchten Aufführungen im Opernhaus Kassel. Ab 1933 nahm die Hetze, Ausgrenzung, Verfolgung und der Raubzug gegen die jüdische Bevölkerung ständig zu. Der Laden der Familie Lichtenstein wurde bereits 1933 im Zuge der Aktion ‚Kauft nicht bei Juden‘ angegriffen. Reichspogromnach 1938 Im Mai 1938 floh der älteste Sohn in die USA und baute sich dort eine Schneiderwerkstatt auf, 1941 ging er zur US-Armee. Die zurückgebliebene Familie sah für sich keine Zukunft mehr im Deutschen Reich und bemühte sich ebenfalls um Ausreisepapiere. In der Reichspogromnacht waren der Vater und die ältere Tochter nicht in Volkmarsen. Die Wohnung und die Schneiderwerkstatt der Familie Lichtenstein wurden völlig ausgeraubt und demoliert. Auch Stammkunden beteiligten sich daran. Am nächsten Tag erlitt die Mutter, Käthe Lichtenstein, eine Herzattacke, Tochter Ilse kümmerte sich in der Folgezeit um die Mutter und die jüngere Schwester. Meinhard Lichtenstein, seine Frau und die achtjährige Tochter kamen in Schutzhaft und wurden im örtlichen Gefängnis im Kellergewölbe des Rathauses eingesperrt, vollzogen von einem Polizisten, der sein Freund und Nachbar war. Zwei Tage später wurde Meinhard Lichtenstein ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, von wo er sechs Wochen später von Misshandlungen gekennzeichnet, abgemagert und erschöpft zurückkehrte. In der Folgezeit musste Meinhard Lichtenstein Zwangsarbeit beim Autobahnbau leisten. Das Geschäft durfte nicht wiedereröffnet werden. Die Familie lebte vorerst vom Ersparten und den Erträgen ihres Gartens. Neben dem Wohnhaus, das 1942 beschlagnahmt wurde, besaß die Familie ein Gartengrundstück, das sie Anfang 1939 verkaufen mussten. Allerdings gestattete ihnen der Käufer – eben jener erwähnte Nachbar - das halbe Nutzungsrecht. Meinhard Lichtenstein hatte 600 Reichsmark zur „Wiederherstellung des Straßenbildes“ nach den Zerstörungen der Pogromnacht zu zahlen. Durch das Gewerbe- und Berufsverbot, weitere steuerliche Belastungen und Vermögensabgaben verarmte die Familie Lichtenstein weitestgehend. Nach der Reichspogromnacht wurden die jüdischen Bewohner*innen Volkmarsens, auch die Lichtensteins beengt im jüdischen Schulhaus konzentriert - diese Maßnahme zielte schon auf die späteren Deportationen. Es gab ein Nachtausgehverbot. Den jüdischen Familien wurden knappe Lebensmittelmarken zugeteilt, für sie gab es weder Milch, noch Fleisch, noch Eier. Einige wenige christliche Volkmarser Bürgerinnen und Bürger unterstützten sie heimlich. Verschickung der Kinder in die Niederlande Am 3. Januar 1939 verschickten die Eltern schweren Herzens ihre beiden Töchter zu deren Sicherheit in ein Kinderheim ins niederländische Bergen aan Zee. Am 4. April 1940 verließ die 17-jährige Tochter Ilse die Niederlande ebenfalls in Richtung USA, laut Ilses Angaben, hatte ihr Bruder das Visum besorgt. Später heiratete sie Meinhard Meyer – ebenfalls Immigrant und ein alter Schulfreund aus Kassel. Die Odyssee der jüngsten Tochter Inge war noch nicht beendet, sie kam bei Pflegeeltern in Rotterdam unter. Die jüdische Pflegefamilie brachte Inge Ende Juni 1941 per Bahn zurück nach Volkmarsen – sie fürchteten Repressionen der deutschen Besatzer. Da jüdische Kinder keinen Zugang mehr zu öffentlichen Schulen hatten, pendelte die Tochter Inge nun täglich von Volkmarsen nach Kassel zur Jüdischen Schule. Die Deportation nach Sobibor Für die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel standen sechs Personen aus Volkmarsen auf der Deportationsliste. Zum 31.5.1942 wurde die Familie Lichtenstein in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte noch vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert. Einige für die Lichtensteins wichtige Dinge – Stoffe, Bücher, Nähmaschine und Porzellan – verwahrten Nachbarn vierzig Jahre lang, bis sie diese der überlebenden Tochter Ilse Meyer übergeben konnten. Die Lichtensteins wurden am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohner, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Menschen für die geplante Ermordung konzentriert und in neue Transporte zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Dieser Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto. Die Familie Lichtenstein wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft im deutschen Mordlager Sobibor ermordet. In Volkmarsen erinnert ein Straßenname an die mit 12 Jahren in Sobibor ermordete Inge Lichtenstein. Brief von Ilse Lichtenstein an ihren Bruder Arthur Ilse Lichtenstein hielt sich zu der Zeit auf Initiative eines jüdischen Wohltätigkeitsvereins in einem Kinderheim in den Niederlanden auf, ihr Bruder Arthur war bereits in die USA ausgewandert: Bergen, den 10.1.1939 Meine Lieben! Heute will ich euch ein paar Zeilen senden. Wir sind hier in Bergen in einem Kinderheim. Am Mittwoch, dem 4. sind wir hierhergekommen. Es gefällt uns sehr gut. 91 Kinder sind wir hier. Jungens und Mädels. Wir haben es gut hier. Stehen morgens um 7 Uhr auf und gehen abends um 8 Uhr zu Bett. Jeden Morgen und auch oft nachmittags gehen wir spazieren. Jetzt haben wir Wolle bekommen für Pullover zu stricken. Jeden Abend werden wir gebadet. Jetzt will ich euch in bisschen von Deutschland erzählen. Aber nicht viel. Wie ihr ja wisst, sind alle Männer im KZ gewesen. Der liebe Papa und Friedel* waren auch da. Papa war 4 Wochen und Friedel 5 Wochen dort. Natürlich kamen sie mit kahlgeschorenen Köpfen zurück. Auch dort haben sie es nicht besonders gehabt. 3 Tage nichts zu essen und überhaupt kein Wasser. Viele Leute sind meschugge geworden. Auch Lehrer Stern aus Frankenberg. Er ist in die Latrine gesprungen. Onkel Isaak ist einen Tag zurückgekommen und dann gleich irr gewesen. Er hatte Eiter in Mund und Nase und konnte gar nicht sprechen. Hugo Wertheim hatte Blutvergiftung und ist verbrannt worden. Die Urne ist zurückgekommen. Auch der Vater von Walter Steinmann ist 3 Tage zu Hause gewesen, hat Lungenentzündung bekommen und ist gestorben. Ach, so manches könnte ich Euch schreiben. Jeden Tag hat man nur andere Todesanzeigen gelesen. Ihr könnt euch ja gar nicht denken, was wir alles mitgemacht haben. An die Demolierung zu Hause darf ich gar nicht denken. Du. Lieber Arthur, würdest die Zimmer kaum wiedererkennen. In Friedels Zimmer ist nichts mehr ganz. Schränke, Betten, Kommode, Stühle und alles was im Zimmer war, sind kaputt. Die langen Matratzen haben auf der Straße gelegen. Auch die Federbetten und Friedels ganze Wäsche. Die Schränke haben auch umgelegen. Keine Tasse und kein Teller waren ganz. Gelee und Eier sind zusammengelaufen. 3 große Fässer Scherben haben wir gehabt. Nur in meinem Zimmer ist der Spiegel noch ganz. Die Wäsche aus den Schränken musste alle gewaschen werden, denn sie war schmutzig und nass. Acht Tage vorher, Ihr werdet es noch wissen, hatten wir Würste gemacht. Von 30 Stück sind noch 5 übriggeblieben. Im Wohnzimmer hat es bunt ausgesehen. Kein Bild, kein Teller und keine Tasse waren mehr ganz. Die Schabbeslampe ist auch kaputt. Der Teppich war mit Mehl, Himbeersaft und Erdbeeren verziert. Daß keine Scheibe im Haus mehr heil war, könnt ihr euch ja denken. Dieses war der Donnerstagabend und des Morgens ist der liebe Papa geholt worden. In der Nacht waren die Lieben noch alle zusammen und am anderen Morgen ist Papa nach Buchenwald gekommen. Was alles gestohlen ist kann ich gar nicht sagen. Friedels 2 Anzüge und Mantel, Papas schwarzer Anzug, meine ganze Wäsche und Kleider. Vom Lager sind 18 Anzüge, 6 gestreifte Hosen, Winterulster und viele Futtersachen. Und dann noch das schönste, 1600 Reichsmark Vermögensabgabe als Buße. Ist das nicht allerhand? Wenn der liebe Papa jetzt arbeiten dürfte, könnte er sich 5 Gesellen halten. Wenn nur das Konsulat schneller arbeiten würde, daß wir fort könnten, denn die ganze Ungewissheit ist entsetzlich. Seht bitte mal zu, ob Ihr nicht etwas machen könnt, denn die lieben Eltern können unmöglich länger in Deutschland bleiben. Denn käme noch einmal eine Trennung, so wäre es sehr schlimm. Auch sorgt bitte dafür, dass wir bald weiter können, denn wir wollen den Leuten hier nicht zur Last fallen. Schreibt bitte mal an das Hilfskomitee in Amsterdam oder in New York, ob nichts zu machen ist. … Ich glaube Euch nun genug geschrieben zu haben, antwortet bald und seid herzlich gegrüßt von Eurer Ilse. *Friedel ist Siegfried Meyer, Schneidergeselle; er lebte und arbeitete im Haus der Lichtensteins Quelle: Ernst Klein, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012, S. 109 f. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Statistik des Holocaust Website Alemannia Judaica Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013 Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg., Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945,ein Gedenkbuch, 1986 Ernst Klein in: Waldecksche Landeszeitung vom 16.8.2012 (Verhaftung durch Nachbarn) Interviews: Interview mit Ilse Meyer, geb. Lichtenstein; USC Shoah Foundation, 29.4.1996 in Louisville, Kentucky, USA Interview mit Meinhardt Meyer; USC Shoah Foundation, 29.4.1996 in Louisville, Kentucky, USA
- Michel, geborene Meyerhoff | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Erna Rosa Michel geboren am 4. November 1894 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet: 03. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Michel, Siegmund geboren am 20. August 1888 in Vetzberg, Hessen, Deutschland begeht Selbstmord am 1. März 1934 in Korbach Tochter: Michel, Lieselotte geboren am 5. Juli 1926 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet am 26. März 1943 in der Mordstätte Sobibor Mutter: Betty Meyerhoff, geborenen Oppenheimer geboren am 8. Mai 1868 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet am 2. Oktober 1942 in der deutschen Mordstätte Treblinka Vater: Albert Abraham Meyerhoff geboren am 7. April 1866 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland ermordet am 2. Oktober 1942 in der Mordstätte Treblinka Lebensdaten 1894 Geburt in Volkmarsen 1925 Heirat mit Siegmund Michel aus Vetzberg 1926 Geburt der Tochter Lieselotte 1926 wohnen und arbeiten im Haus ihrer Eltern 1932 Einschulung der Tochter Lieselotte 1934 Selbstmord des Ehemannes Siegmund 1938 Überfall der SA auf ihr Haus 1938 Berufsverbot und Enteignung 1938 Einquartierung in einer Sammelunterkunft 1939 Tochter Lieselotte fährt mit einem Kindertransport in die Niederlande und lebt u.a. bei Pflegeeltern 1942 Deportation und Ermordung in der Mordstätte Sobibor 1942 Deportation und Ermordung der Eltern von Erna Michel in Treblinka 1943 Deportation und Ermordung der Tochter Lieselotte und der Großmutter ihrer Pflegefamilie in Sobibor 1943 Deportation und Ermordung der Pflegeeltern und deren Tochter in Sobibor nächste 3 Generationen der Familie Michel, Mutter Betty, Erna und ihre Tochter Lieselotte Halskette von Lieselotte Michel, ihre Mutter hatte sie kurz vor der Deportation dem Nachbarkind, Lieselottes Freundin, Josephine Langer geschenkt Biografie Die Familie Meyerhoff gab es seit Anfang des 18. Jahrhunderts im nordhessischen Volkmarsen. Seit den 1830er Jahren gab es am Ort eine Synagoge, die 1936 verkauft wurde. 1932 existierten zwei jüdische Wohltätigkeitsvereine und es gab einen Lehrer für jüdische Religion.1933 lebten noch 34 Jüdinnen und Juden in Volkmarsen. Sie trieben Handel oder waren Handwerker. Fünf jüdische Männer aus Volkmarsen fielen im Ersten Weltkrieg. Erna Meyerhoff heiratete am 23. Oktober 1925 den Witwer Siegmund Michel aus Vetzberg. Sie wohnten in Volkmarsen bei ihren Eltern in der Geilingstrasse 11. Dort betrieben die Eltern in ihrem eigenen Haus seit vielen Jahren einen Gemischtwarenladen. 1926 wurde ihre Tochter Lieselotte geboren. Acht Jahre später, am 1. März 1934, beging Siegmund Michel Selbstmord im dreißig Kilometer entfernten Korbach im „Hotel Zur Post“. Die nun verwitwete Erna Michel und ihre Tochter Lieselotte blieben bei den Eltern wohnen. Lieselotte wurde 1932 in die Katholische Volksschule Volkmarsen eingeschult. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 und den damit einhergehenden Boykottmaßnahmen, Handels-, Arbeitsverboten und Zwangsabgaben gegen Jüdinnen und Juden, verschlechterte sich die finanzielle Situation der Familie Michel/Meyerhoff schnell. Immer weniger Kunden wagten es, in ihrem Laden einzukaufen. Der Familie wurde die Existenzgrundlage entzogen Nach 1938 In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde ihr Haus von der SA überfallen, demoliert und ausgeraubt, unterstützt von Volkmarser Nachbarn. In den Wochen nach diesen Übergriffen wurde ihr Haus staatlich konfisziert. Die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner Volkmarsens, auch die Familie Michel und Meyerhoff, wurden beengt im ehemaligen jüdischen Schulhaus einquartiert. Für die hier zusammen gepferchten Menschen galten eine Reihe von Einschränkungen. Es gab ein nächtliches Ausgangsverbot. Ihnen wurden nur sehr knappe Lebensmittelmarken zugeteilt, sie erhielten weder Milch, noch Fleisch, noch Eier. Einige wenige christliche Volkmarser Bürgerinnen und Bürger unterstützten ihre ehemaligen jüdischen Nachbarn. Einige europäische Länder nahmen nach der Pogromnacht schnell und unbürokratisch jüdische Kinder auf. Von einer befreundeten Familie am Ort hörte Erna Michel von den Kindertransporten in die Niederlande, wo die Kinder sogar eine Schule besuchen könnten. Am 3. Januar 1939 fuhr die 13-jährige Lieselotte, zusammen mit insgesamt 150 jüdischen Kindern ins niederländische Bergen aan Zee. Unter ihnen befanden sich Ilse und Inge Lichtenstein, ebenfalls aus Volkmarsen. Bergen aan Zee war nicht Lieselottes letzte Station: ab März 1939 kam sie in ein Kinderheim in Amsterdam, danach lebte sie in verschiedenen Pflegefamilien in Amsterdam und Haarlem. Deportation der Mutter und der Großeltern Ab November 1941 setzten die Deportationen von Jüdinnen und Juden in den Osten ein. Den Betroffenen wurde eine „Umsiedlung“ mit einer möglichen Existenzgründung vorgegaukelt. Aus Kassel fuhren insgesamt drei große Deportationszüge in den Osten. Die in Volkmarsen verbliebene Mutter Rosa Erna Michel wurde Ende Mai 1942 in die „Sammelstelle“ in der Turnhalle des Schulkomplexes in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Kurz vor ihrer Abfahrt hatte sie eine Kette ihrer Tochter Lieselotte an deren Freundin verschenkt, die erhalten blieb. Rosa Erna Michel wurde in der „Sammelstelle“ registriert und ihr Gepäck durchsucht. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurde sie mit insgesamt 508 Jüdinnen und Juden aus dem Bezirk der Geheimen Staatspolizei Kassel zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten vor allem aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohner*innen, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Menschen für die geplante Ermordung konzentriert und in neue Transporte zusammengefasst, damit einhergehend wurden die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Der Sonderzug „Da 57“ fuhr vom Anschlussgleis „Alter Flughafen“ nicht wie angegeben nach Izbica, sondern auf direktem Weg nach Sobibor, wo er am 3. Juni 1942 ankam. Rosa Erna Michel aus Volkmarsen wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in der deutschen Mordstätte Sobibor ermordet. Die Eltern von Rosa Erna Michel, Albert und Betty Meyerhoff, wurden drei Monate später, am 8. September 1942, von Kassel aus nach Theresienstadt und am 29. September 1942 ins Todeslager Treblinka deportiert und dort ermordet. Sie waren 74 und 76 Jahre alt. Deportation nach Sobibor Ein dreiviertel Jahr nach ihrer Mutter, am 23. März 1943, musste Lieselotte Michel in den Niederlanden zusammen mit insgesamt 1250 Jüdinnen und Juden vom „Polizeilichen Judendurchgangslager Kamp Westerbork“ aus ebenfalls die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt im Viehwaggon dauerte drei Tage. Lieselotte Michel wurde direkt nach ihrer Ankunft, am 26. März 1943, im Todeslager ermordet. Lieselotte Michel fand ihren Tod zusammen mit der Großmutter ihrer niederländischen Pflegefamilie. Sie fuhren im selben Zug nach Sobibor. Einige Wochen später wurden auch ihre Pflegeeltern mit ihrer kleinen Tochter nach Sobibor verschleppt. Sie wurden am 16. Juli 1943 in Sobibor ermordet Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Dokin - Informationen zu Kinder aus Kindertransporten in die Niederlande Website Statistik des Holocaust Website Alemmannia Judaica-Volkmarsen Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012 Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang Prinz, Ein Gedenkbuch, 1982 Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013
- Lewandowski, geborene Mecca | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige `Lina´Caroline Lewandowski geboren am 2. Februar 1875 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehemann: Jakob Lewandowski geboren am 06. Oktober 1860 in Hamburg, Deutschland gestorben am 27. Januar 1936 in Kassel, Hessen, Deutschland Sohn: Dr. Herbert Lewandowski geboren am 20. März 1896 in Kassel, Hessen, Deutschland gestorben am 04. März 1996 in Genf, Schweiz Tochter: Irma Lewandowski geboren am 10. Januar 1903 in Kassel, Hessen, Deutschland verstorben am 21. September 1915 in Kassel, Hessen, Deutschland Sohn: Hans Wolfgang Lewandowski geboren am 10. Februar 1911 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 01. Dezember 1942 im deutschen Mord- und Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Sohn: Paul Walter Lewandowski geboren am 10. Februar 1911 in Kassel, Hessen, Deutschland verstorben am 25. Januar 2005 in Portland, Oregon, USA Schwester: Dorothea Mosberg, Rufname Dora, geborene Mecca geboren am 09. Mai 1878 in Kassel, Hessen, Deutschland deportiert am 9. Dezember 1941 von Kassel nach Riga - ermordet Vater: Julius Mecca geboren am 16. Januar 1843 in Neisse, Preußen verstorben am 20. Oktober 1915 in Kassel, Hessen, Deutschland Mutter: Olga Mecca, geborene Fränkel geboren am 8. Februar 1853 in Neiße, Preußen gestorben am 10. Juni 1935 in Kassel, Hessen, Deutschland Lebensdaten 1875 Geburt in Kassel 1881 Schulbesuch 1895 Heirat mit Jakob Lewandowski 1903 Geburt der Tochter Irma 1911 Geburt der Zwillinge Hans Wolfgang und Peter Walter 1914 Teilnahme ihres Sohnes Herbert am Weltkrieg I 1915 Tod ihrer 12-jährigen Tochter Irma 1915 Tod ihres Vaters Julius Mecca 1923 Sohn Herbert wandert in die Niederlande aus 1935 Flucht des Sohnes Hans Wolfgang in die Niederlande 1936 Tod ihres Ehemannes Jakob Lewandowski 1935 Flucht ihres Sohnes Paul Walter in die Niederlande 1936 Umzug mit ihrer Schwester Dora Mosberg in die Hardenbergstraße 1937 Emigration ihres Sohnes Paul Walter in die USA 1937 Flucht ihres Sohnes Herbert aus den Niederlanden nach Frankreich 1939 Flucht in die Niederlande zu ihrem Sohn Hans Wolfgang 1941 Verschleppung und Tod ihrer Schwester Dora in Riga 1942 Verschleppung von Caroline und Hans Wolfgang nach Westerbork 1942 Flucht ihres Sohnes Herbert von Frankreich in die Schweiz 1942 Verschleppung und Tod ihres Sohnes Hans Wolfgang nach Auschwitz 1943 Verschleppung und Ermordung in Sobibor nächste Dora Mosberg; Linas Schwester Biografie Caroline Linas Mutter Olga und ihr Vater Julius stammten beide aus Neiße an der Oder, einer kleinen Stadt in Oberschlesien. Das Paar heiratete 1873. Ab wann sie in Kassel lebten, ist unbekannt. Ihr Vater Julius Mecca verdiente den Familienunterhalt als Kaufmann. Er unterhielt mehrere Firmen, verteilt über die Stadt. Caroline wurde 1875 in Kassel geboren. Drei Jahre später kam ihre jüngere Schwester Dora zur Welt. Die Eltern ermöglichten ihren beiden Kindern eine gute Schulbildung an der höheren Töchterschule. Beide Töchter galten als außerordentlich gebildet. Gründung der eigenen Familie Caroline Lina heiratete am 8. Mai 1895 den Hamburger Jakob Lewandowski. Er betrieb eine Wollwäscherei am Rande von Kassel. Das Paar bekam vier Kinder. Herbert kam 1896 zur Welt, die Tochter Irma 1903 und 1911 folgten die Zwillinge Hans Wolfgang und Paul Walter. Die Familie zog 1911 in eine größere Wohnung in die Hohenzollernstraße 78, die heutige Friedrich-Ebert-Straße. Caroline Lewandowski war es wichtig, dass ihre Kinder auch die christlichen Traditionen kennenlernten, so schmückte jedes Jahr zu Weihnachten ein Christbaum ihre Wohnung. 1915 war für Caroline Lina mit zwei Todesfällen ein schweres Jahr. Erst starb ihre 12-jährige Tochter Irma und wenige Wochen später Carolines Vater Julius Mecca. Sohn Herbert Der älteste Sohn Herbert legte sein Abitur in Kassel ab.Bereits 1914 wurde er zum Militär eingezogen und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Da war er 18 Jahre alt. Seine Teilnahme war nicht freiwillig, sein Vater hatte ihn dahingehend beeinflusst. Sein Bruder erinnerte sich in einem späteren Interview an die Argumente seiner Eltern, die nachträglich geradezu blauäugig klingen: „You are a German. This country gives us a good living. We can live here, and you go to the army …“. 1917 kam Herbert zur Filmabteilung des deutschen Heeres in Budapest, wo er auch seine ersten Lieder und Novellen verfasste und für Zeitungen schrieb. Nach Kriegsende begann er sein Studium der Germanistik in Berlin. Nebenbei arbeitete er für Filmzeitschriften als Redakteur und Kritiker. Sein Studium beendete er 1923 in Bonn, wo er mit einer Dissertation über Lyrik promovierte. Noch im selben Jahr emigrierte er in die Niederlande. 1924 heiratete Herbert in Utrecht seine aus Berlin stammende Frau Marta Berkowski. Sie war Christin. Die beiden bekamen zwei Kinder. Herbert verdiente den Lebensunterhalt mit Buch- und Briefmarkenhandel und durch die Einnahmen aus dem Berliner Pfeil-Verlag, den er schon während seines Studiums 1922 erworben hatte. 1933 erhielt er ein Publikationsverbot für Deutschlande. Viele seiner Bücher fielen 1933 der Bücherverbrennung zum Opfer. 1934 besuchte Herbert das letzte Mal seine Eltern in seiner Heimatstadt Kassel. Später erinnerte er sich, wie er seinen Vater auf dem zentral gelegenen Königsplatz davon abhielt, wütend auf eine Gruppe Hitlerjugend loszugehen, die lauthals antisemitische Lieder sang. Ein Jahr später besuchten ihn die Eltern in Utrecht, dort sah er seinen schwerkranken Vater das letzte Mal: „Er reichte mir vom Fenster aus noch einmal die Hand, zog dann das Fenster herauf und verschwand. Und ich stand auf dem Bahnsteig und sagte mir stumm: ‚Dieser Mann war mein Vater, mein innig geliebter Vater – er geht von mir fort, um allein, einsam zu sterben – und ich stehe hier tatenlos – und lasse den gehen, den mir niemals ein anderer Mensch ersetzen wird.‘ Noch heute wird es mir kalt und heiß, wenn ich an diesen Abschied im Oktober 1935 in Utrecht denke … “ Wenige Monate später verstarb Jakob Lewandowski in Kassel. Der Pfeil-Verlag wurde 1935 beschlagnahmt. 1937 emigrierte die Familie nach Frankreich und wurde bei Kriegsbeginn 1939 vorübergehend von den Franzosen interniert. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs wurde Herbert Lewandowski erneut interniert, entkam aber in die Schweiz, wo er von 1942 bis 1945 in schweizerischen Internierungslagern leben musste. Nach dem Krieg entschied er sich mit seiner Familie in der Schweiz zu bleiben. Schwester Dora Mosberg Caroline Linas Schwester Dora war mit dem Kaufmann Theodor Mosberg verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Dora arbeitete als Prokuristin im Geschäft ihres Mannes. 1929 verstarb ihr Ehemann. 1936 verstarb auch der Ehemann von Caroline-Lina. Sie und ihre Schwester waren nun Witwen und bezogen zusammen eine Wohnung in der Kasseler Hardenbergstraße 6. Unter dem Druck der zunehmenden Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung flüchtete Caroline Lina Lewandowski im April 1939 in die Niederlande, wo seit 1935 bereits ihr Sohn Hans als Fotograf in Enschede lebte. Ihre Schwester Dora konnte sich wohl nicht für eine Flucht entscheiden. Sie hielt sich nun für kurze Zeit in Freiburg auf, von wo aus sie nach wenigen Wochen wieder nach Kassel zurückkehrte. Am 9. Dezember 1941 musste sie mit über 1000 anderen jüdischen Menschen am Kassler Hauptbahnhof einen Deportationszug „in den Osten“ besteigen. Der Zug `DA 26´ hatte das Ziel Riga. Dora Mosberg überlebte nicht. Ihr erhebliches Vermögen aus dem Erbe ihres Mannes und ihres Vaters wurde vom NS-Staat eingezogen. Von Kassel aus gab es zwischen Dezember 1941 und September 1942 drei große Deportationen von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern. Insgesamt wurden 2380 Menschen aus dem Regierungsbezirk Kassel in nationalsozialistische Mordstätten gebracht. Sohn Paul Walter Der Sohn Paul Walter Lewandowski arbeitete 1933 in Koblenz als Kaufmann. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten verlor er seine Arbeit und emigrierte im selben Jahr nach Amsterdam in die Niederlande. Er heiratete dort 1935 die aus Wiesbaden stammende Edith Rosenthal. Dem Paar gelang 1937 mit dem Schiff RMS Ausonia rechtzeitig die Emigration in die USA. Deportation des Sohnes Hans Wolfgang Sohn Hans war 1935 in die Niederlande geflüchtet. Er wurde 1942 verhaftet und musste am 19. Oktober 1942 mit 1326 jüdischen Menschen im polizeilichen Durchgangslager Westerbork einen Deportationszug besteigen. Das Ziel des Zuges war das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von den Nazis besetzten Polen. Nach zwei Tagen erreichte der Zug sein Ziel. Im Kalendarium von Auschwitz-Birkenau heißt es zu diesem Transport „… Mit einem Transport des RSHA aus Holland sind 1237 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem Lager Westerbork eingetroffen. Nach der Selektion werden 497 Männer, die die Nummern 69212 bis 69708 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 830 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“ Hans Lewandowski war einer dieser zur Arbeit Ausselektierten und wurde im sogenannten Stammlager Auschwitz untergebracht. Er erhielt die Häftlingsnummer 69448. Die Inhaftierung in Auschwitz überlebte er keine zwei Monate. In den Sterbebüchern von Auschwitz ist sein Tod mit dem 1. Dezember 1942 angegeben. Deportation nach Sobibor Caroline Lewandowski hatte in Enschede zusammen mit ihrem Sohn Hans Wolfgang in der Dahliastraat 51 gewohnt. Sie wurde1943 verhaftet und ins polizeiliche Durchgangslager nach Westerbork gebracht. Lina Lewandowski musste sieben Monate nach ihrem Sohn am 11. Mai 1943 einen Viehwaggon besteigen. Es war der 11. Transport, der das Lager Westerbork in Richtung der deutschen Mordstätte Sobibor im heutigen Ostpolen verließ. Mit weiteren 1445 jüdischen Männern, Kindern und Frauen erreichte sie drei Tage später Sobibor. Caroline Lewandowski wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor in der Gaskammer ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Website Museum Auschwitz-Birkenau Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Jewish Museum Oregon - Transkript Interviel Paul Walters Website des Vereins Kassel West Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz – Birkenau 1939 – 1945, 1989
- Goldstern | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige 'Jenia' Eugenie Goldstern geboren am 1. März 1884 in Odessa, Russisches Kaiserreich ermordet am 8. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Marie Goldstern geboren am 19. Dezember 1844 in Odessa, Russisches Kaiserreich verstorben am 24. November1913 in Wien, Österreich Vater: Abraham Goldstern geboren am 22. Januar 1832 in Lemberg, heute Ukraine, damals K&K verstorben am 15. August 1905 in Wien, Österreich Bruder: Salomon Goldstern Geboren am 1. Mai 1880 in Odessa, Russisches Kaiserreich ermordet am 11. Juni 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Lebensdaten 1884 Geburt in Odessa 1905 Umzug der Familie nach Wien 1905 Tod des Vaters 1913 Tod der Mutter 1921 Promotion in Fribourg/Schweiz 1921? Rückkehr nach Wien 1938 'Arisierung' des Betriebes ihres Bruders Salomon 1939 Tod des Bruders Samuel 1942 Deportation und Ermordung in Sobibor 1943 Deportation und Ermordung des Bruders Salomon in Sobibor nächste Jenia in Südtirol Porträt Eugenie Dissertation von Eugenie Goldstern Der Gedenkstein für Eugenie Goldstern in der Gedenkstätte Sobibór wurde von der Gemeinde Silbertal im Montafon/ Österreich gestiftet. Biografie Kindheit in Odessa Eugenie Goldstern wurde als jüngstes Kind einer kinderreichen Familie mit vermutlich dreizehn Geschwistern in Odessa im damaligen russischen Kaiserreich geboren. Der Vater Abraham Goldstern war Getreidegroßhändler. Die Familie war wohlhabend und assimiliert. Die Eltern konnten ihren Kindern eine gute Schulbildung bieten. Eugenie Goldstern besuchte das Mädchengymnasium in Odessa. Wegen des wachsenden Antisemitismus und der Pogrome in ihrer Heimatstadt verließ die Familie Odessa 1905 in Richtung Wien. Hilfreich war dabei, dass der in Lemberg (Lviv) geborene Vater die österreichische Staatsbürgerschaft hatte. Einige von Eugenies Brüdern waren schon in den Jahren zuvor nach Wien ausgewandert und arbeiteten dort. Flucht nach Wien Auf dem Gebiet Österreichs gab es schon seit dem 12. Jahrhundert jüdische Gemeinden. Mit der Industrialisierung, der eine Gleichstellung der Juden folgte, zog es im 19. Jahrhundert viele Juden nach Österreich, vor allem nach Wien. Sie spielten in Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft eine wichtige Rolle. Nach dem Ersten Weltkrieg lebten etwa 200.000 jüdische Bürger in Wien. 65.000 Wiener Jüdinnen und Juden fielen der Shoa zum Opfer. Noch im Jahr des Umzugs nach Wien verstarb Eugenie Goldsterns Vater Abraham im Alter von 73 Jahren, die Mutter Marie verstarb acht Jahre später mit 68 Jahren. Studium der Ethnologie Eugenie beschloss, Volkskunde in Wien bei dem angesehenen Ethnologen Michael Haberlandt zu studieren. Wegen ihrer russischen Herkunft konnte sie allerdings nur als Gasthörerin teilnehmen. Im Rahmen ihrer Studien war sie mehrere Jahre in den österreichischen, französischen und schweizerischen Alpenregionen zu Feldstudien tätig. Sie legte 1921 im schweizerischen Fribourg im Üechtland ihre Promotion zum Thema Hochgebirgsvolk in Savoyen und Graubünden ab. Eugenie Goldstern war in ihrem Denken und der Rezeption ihrer Studien ihrer Zeit weit voraus. Ihre Arbeiten werden bis heute beachtet und genutzt. Der Name Goldstern ist im Gebiet Maurienne in den französischen Westalpen auch aktuell ein Begriff. Nach ihrer Promotion kehrte Eugenie Goldstern nach Wien zurück, konnte beruflich am männerdominierten ethnologischen Institut allerdings nicht Fuß fassen. Die aufsteigende rassistische und antisemitische Ideologie im Umfeld der Volkskundeforschung an der Wiener Universität ließ ihr keine Möglichkeit, ihre wissenschaftliche Arbeit in Wien fortzusetzen. Sie litt zeitweise unter Depressionen. Die unverheiratete Eugenie Goldstern lebte in Wien bei der Familie ihres Bruders Samuel Goldstern, der ein Sanatorium leitete und sie finanziell unterstützte. Ausgrenzung und Verfolgung Mit dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 verschlimmerte sich die Situation für die jüdische Bevölkerung in Österreich. Die Klinik ihres Bruders Samuel wurde 1938 arisiert, er verstarb im Jahr darauf. Schon zu Beginn des Jahres 1941 begann eine große Deportationswelle aus Wien. Eugenie Goldstern musste am 5. Juni 1942 mit weiteren 1.000 Jüdinnen und Juden am Wiener Aspangbahnhof in einen Deportationszug steigen. Nach einer dreitätigen Fahrt erreichte der Zug das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen am 8. Juni 1942. Es ist davon auszugehen das Jenia Eugenie Goldstern in Sobibor direkt nach ihrer Ankunft ermordet wurde. Ermordung des Bruders in Sobibor Ihr Bruder Salomon, von Beruf Ingenieur, war bereits 1933 in die Niederlande ausgewandert. Er war verheiratet mit Edith Kunke. Das Paar hatte drei Kinder. Die Ehefrau Edith Goldstern war im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz inhaftiert und überlebte. Die drei Kinder haben den Holocaust in den Niederlanden überlebt. Salomon Goldstern wurde von Westerbork aus deportiert und am 11. Juni 1943 unmittelbar nach seiner Ankunft in Sobibor ermordet. Verwendete Dokumente und Literatur Keintzel, Brigitta, Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich: Leben-Werk-Wirken, 2002 Website Albert Ottenbacher zur Geschichte von Eugenie Goldstern Website Dokumentationsarchiv österreichischen Widerstands Website Hohenems Genealogie - Jüdische Familiengeschichten in Voralberg und Tirol
- Braunschild | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Albert Samuel Braunschild geboren am 3. Februar 1875 in Nieheim, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 5. März 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Familie Ehefrau: Emilie Braunschild, geborene Löwenstein geboren am 9. April 1887 in Peckelsheim, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 5. März 1943 im deutschen Mordlager Sobibor Sohn: Kurt Braunschild geboren am 31. Januar 1911 in Nieheim, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 5. Januar 1943 im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau Tochter: Gertrude Berta Braunschild, verh. Rosendahl geboren am 30. August 1909 in Nieheim, Nordrhein-Westfalen, Deutschland gestorben am September 1998 in Hove, England, Vereinigtes Königreich Lebensdaten 1875 Geburt in Nieheim 1908 Heirat mit Emilie Braunschild 1909 Geburt der Tochter Gertrude Berta 1911 Geburt des Kurt 1913 Umzug der Familie nach Paderborn 1914 Weltkriegsteilnehmer 1922? Ausbildung von Sohn Kurt zum Maschinenbauer 1933 Sohn Kurt flieht in die Niederlande 1934 Umzug der Familie nach Bielefeld 1938 Umzug der Familie nach Essen 1938 Zerstörung der Wohnung, Verhaftung 1938 Flucht mit der Familie in die Niederlande 1940 Heirat von Tochter Gertrud 1942 Verschleppung des Sohnes und seiner Frau Mathilde nach Westerbork 1942 Ermordung der Schwiegertochter Mathilde in Auschwitz 1943 Ermordung des Sohnes Kurt in Auschwitz 1943 Verschleppung und Ermordung zusammen mit Ehefrau Emilie in Sobibor nächste Biografie Albert Samuel Braunschild wurde in Nieheim als Sohn von Isaak Braunschild und Bertha, geborene Rosskamm geboren. Er wuchs in einer kinderreichen Familie auf, zusammen mit fünf Schwestern und fünf Brüdern. Ihre Lebensläufe sind nur teilweise bekannt. Sein Bruder Josef wurde 1938 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet, seine Schwester Emma war im Lager Gurs in Südfrankreich inhaftiert und konnte überleben. Seine Schwester Rosa wurde in der Euthanasieanstalt Grafeneck ermordet. Bruder Emil flüchtete vermutlich nach Buenos Aires in Argentinien; sein Name ist auf einer Passagierliste verzeichnet. Albert heiratete mit 33 Jahren im September 1908 Emilie Löwenstein. Emilie stammte aus Peckelsheim, einer Gemeinde 25 Kilometer südlich von Nieheim gelegen. 1909 wurde ihre Tochter Gertrude Berta geboren, zwei Jahre später ihr Sohn Kurt. 1913 zog die Familie nach Paderborn. Albert nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Seine Frau und die Kinder zogen zurück nach Nieheim, vermutlich zu den Eltern. Nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1925 siedelte die Familie wieder nach Paderborn um, wo sie in der Bleichstraße 25 und ab 1933 in der Fürstenbergstraße 41 lebten. Albert arbeitete als Kaufmann in einer Werkstatt zur Herstellung von Räuchergeräten. Sohn Kurt machte nach seiner Schule eine kaufmännische Ausbildung an einer Maschinenbauschule in Lage und sein Volontariat in Paderborn. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten floh er im Juli 1933 in die Niederlande und ließ sich in Amsterdam nieder. Die Familie zog 1934 nach Bielefeld und im Jahr 1938 nach Essen. In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Wohnung der Familie in Essen vollkommen zerstört, Albert Braunschild verhaftet und für zwölf Tage festgehalten. 1938 holte Sohn Kurt erst seine Schwester Berta nach Amsterdam und später, nach seiner Haftentlassung, auch seine Eltern. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Jahr 1940 Tochter Getrud heiratete im März 1940 in Amsterdam den aus Meiderich stammenden Joseph Rosendahl. Nur wenige Wochen später holte die Familie die Verfolgung durch die Nationalsozialisten ein. Im Mai 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande. In Amsterdam mussten Albert, seine Frau Dorothea und ihre Tochter sehr oft die Wohnung wechseln. So war beispielsweise Tochter Gertrud innerhalb vier Jahren an 13 verschiedenen Adressen polizeilich gemeldet. Schwiegersohn Joseph Rosendahl gelang es nach England zu flüchten, Tochter Gertrud blieb in Amsterdam. Sohn Kurt Braunschild heiratete im Herbst 1941 in Amsterdam die aus Ostfriesland stammende Mathilde Tilly Cohen. Schon 1942 wurden beide im Polizeilichen Durchgangslager Westerbork interniert. Deportation des Sohnes und seiner Ehefrau und Auschwitz Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. 65 Deportationszüge fuhren zwischen 1942 und 1944 in die Mordstätte Auschwitz – Birkenau. Am 19.10.1942 mussten Sohn Kurt und seine Frau Mathilde einen Deportationszug besteigen und wurden in das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. Mathilde wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet. Im Kalendarium von Auschwitz ist dazu zu lesen: „Mit einem Transport des RSHA aus Holland sind 1327 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem Lager Westerbork eingetroffen. Nach der Selektion werden 497 Männer, die die Nummern 69212 bis 69708 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen. Die übrigen 890 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“ Mathildes Ehemann Kurt Braunschild überlebte vorerst. Er wurde in Auschwitz in das Lager aufgenommen und erhielt die Häftlingsnummer 69254. Seine Häftlingsnummer ist unter dem 5. Januar 1943 im Leichenhallenbuch aufgeführt. An diesem Tag führte der SS-Lagerarzt eine sogenannte Selektion im Krankenrevier des“ Stammlagers“ in Block 28 durch, bei der 56 Häftlinge mit Phenolspritzen getötet wurden. Kurt Braunschild war einer von ihnen Deportation von Albert und Emilie Braunschild nach Sobibor Im Februar 1943 wurden auch Emilie und Albert Braunschild nach Westerbork verschleppt. Schon einige Wochen später, am 2. März, mussten sie mit weiteren 1003 Jüdinnen und Juden den Deportationszug besteigen. Nach einer dreitägigen Fahrt erreichten sie am 5. März das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen. Die 55-jährige Emilie und der 68-jährige Albert Braunschild wurden direkt nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. Tochter Gertrud Ihrer Tochter Gertrud gelang es zu überleben. Sie wurde im Frühjahr 1943 in den Niederlanden verhaftet und nach Westerbork verschleppt später in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Anfang April 1945, als die alliierten Truppen sich Bergen-Belsen näherten, wurde sie mit mehrere Tausend Mithäftlingen nach Theresienstadt deportiert. Während dieser Fahrt wurde sie bei Tröbitz von sowjetischen Truppen befreit. Sie emigrierte zu 1949 nach England, wo ihr Ehemann lebte, dem rechtzeitig die Flucht gelungen war. Sie starb 1998 in Hove, England. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website zur jüdischen Geschichte Höxters Danuta Czech, Das Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 – 1945, 1989, S. 323 und 377
- Baruch | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Abraham Baruch geboren am 9. April 1875 in Bellingwolde, Provinz Groningen, Niederlande ermordet am 14. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Ehefrau: Bertha Baruch, geborene Jacobsohn geboren am 8. Mai 1871 in Northeim, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 14. März 1943 in der Mordstätte Sobibor Tochter: Johanne Baruch geboren am 12. Februar 1902 inOldenburg, Niedersachsen, Deutschland geflüchtet 1927 nach England verstorben 1986 in Leiden, Niederlande Tochter: Hella Baruch geboren am 9. Mai 1903 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 9. April 1943 in der Mordstätte Sobibor Sohn: Siegfried Baruch geboren am 17. Februar 1905 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland verstorben 1995 in Bergen aan Zee, Niederlande Tochter: Martha Baruch geboren am 9. Dezember 1907 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland flüchtete in den 1930er Jahren in die USA verstorben 1959 in New York, USA Sohn: Kurt Baruch geboren am 1. August 1913 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland verstorben 2001 in Den Haag, Niederlande Lebensdaten 1875 Geburt in Bellingwolde, Niederlande 1901 Heirat mit Berta Jacobsohn 1902 Geburt der Tochter Johanne 1902 Umzug nach Göttingen 1903 Geburt der Tochter Hella 1905 Geburt des Sohnes Siegfried 1907 Geburt der Tochter Martha 1913 Geburt des Sohnes Kurt 1927 Übergabe des Geschäfts an Sohn Siegfried 1931 Flucht der Tochter Johanne nach England 1931 Übergabe des Geschäfts an Tochter Martha 1933 Überfall auf das Geschäft und weitere Übergriffe 1933 Flucht zurück in die Niederlande 1933 Ausweisung des ältesten Sohnes Siegfried in die Niederlande 1933 Flucht des jüngsten Sohnes Kurt in die Niederlande 1938 Flucht der jüngsten Tochter Martha in die USA 1943 Verhaftung von Abraham und seiner Frau 1943 Deportation und Ermordung der Schwägerin Amanda und deren Tochter 1943 Deportation und Ermordung 1943 Ermordung der Tochter Hella nächste Bertha und Abraham Baruch Hella Baruch Biografie Abraham Baruch wurde 1875 in Bellingwolde in Holland als Sohn von Johanna Sophia und Henoch Ignatz Baruch geboren. Er hatte acht Geschwister, von denen sieben in den Mordlagern Auschwitz oder Sobibor ermordet wurden. 1901 heiratete er Bertha, geborene Jacobsohn, in Northeim. Im Jahr darauf zogen sie zusammen mit ihrer Erstgeborenen Johanne, nach Göttingen. Die jüdische Gemeinde in Göttingen bestand zu dieser Zeit aus 400 Mitglieder. Abraham Baruch betrieb dort entsprechend der Familientradition eine koschere Schlachterei, die sich, wie auch die Wohnung der Familie, ab 1913 in der Düstere Straße 10/11 in der Göttinger Innenstadt befand. Im Geschäft halfen auch seine Frau Bertha und später auch die Kinder mit, auch waren ein, zwei Lehrlinge beschäftigt. Die Familie hatte ihr Auskommen, Ende der 20er Jahre hatten sie sogar eine Kutsche für Ausfahrten. Die Baruchs verstanden sich als assimiliert, als Deutsche, politisch links orientiert. Die jüdische Religion bedeutete ihnen wenig. Da sich Abraham im Schlachthof häufig anti-jüdischen Beschimpfungen ausgesetzt sah, änderte er 1922 seinen Vornamen in Adolf. Wegen finanzieller Probleme ging 1927 das Geschäft offiziell an den ältesten Sohn Siegfried und im Jahr 1932 weiter an die Tochter Martha über. Am 5. März 1933, dem Tag der letzten Reichstagswahl, wurden, wie bei den meisten anderen jüdischen Geschäften in Göttingen auch, die Fenster der Fleischerei eingeschlagen. Abraham Baruch, der die niederländische Staatsbürgerschaft besaß, schrieb daraufhin an das niederländische Konsulat. Dieses bat die Polizeistelle in Göttingen um eine Stellungnahme zu den Vorfällen. In diesem Schreiben hieß es, dass die Vorfälle auf die politische Einstellung der Familie Baruch zurückzuführen seien. Abraham Baruch sei Kommunist und sein Sohn Kurt habe eine führende Rolle in der KPD. Daher habe er das Geschehene sich selbst zuzuschreiben. Nach einem weiteren Anschlag auf das Geschäft, der sich Ende März ereignete, ging ein Schreiben des niederländischen Konsulats an den Regierungspräsidenten, mit der Forderung, die Schlachterei vor weiteren Anschlägen zu schützen. Flucht in die Niederlande und Deportation Nach weiteren antisemitischen Aktionen gegen die Familie im Jahre 1933 verließ die Familie Deutschland im Oktober desselben Jahres und ging in die Niederlande, der Vater und auch die Kinder hatten die niederländische Staatsbürgerschaft. Sie lebten dort in Twello, in der Nähe von Deventer. Abraham fand Arbeit in einer Schlachterei, die er bis zu seiner Pensionierung 1937 behielt. Später zog auch Berta Baruchs Schwester Amanda zu ihnen. Mit der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht änderte sich die Lebenssituation für die Familie. Nach und nach waren sie mit der Ausgrenzung, Entrechtung, Beraubung und Verfolgung konfrontiert. Im Frühjahr 1943 wurden Abraham und Berta Baruch verhaftet. Für einen Monat waren sie im Konzentrationslager Herzogenbusch in Vught inhaftiert. Von dort wurden sie nach Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Menschen in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 11. Mai 1943 mussten Abraham und Berta Baruch im 11. Transport zusammen mit 1443 Jüdinnen und Juden die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt in den Viehwaggons dauerte drei Tage. Berta und Abraham Baruch wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft, am 14. Mai 1943, im deutschen Todeslager Sobibor ermordet. Bertas Schwester Amanda war bereits einige Tage zuvor deportiert worden. Auch sie starb in Sobibor, am 30. April 1943. Die Kinder der Familie Johanne Baruch war die älteste Baruch-Tochter, sie wurde am 12. Februar 1902 in Oldenburg geboren. Sie verließ Göttingen 1926 in Richtung Hannover und emigrierte später nach England. Sie heiratete dort Heinz Weinberg. 1946 zog sie zusammen mit ihrer Tochter in die Niederlande. Johanne Baruch starb am 10. Oktober 1986 in Leiden. Die zweite Tochter der Baruchs, Hella zog 1927 nach Berlin, verließ später ebenfalls Deutschland und emigrierte in die Niederlande. Sie lebte dort in Amsterdam und war Verkäuferin in einem Lederwarengeschäft. Hella Baruch wurde bei einer Razzia verhaftet und in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Am 6. April 1943 wurde sie mit weiteren 2019 Menschen mit dem 6. Transport aus dem Lager Westerbork in das deutsche Mordlagers Sobibor deportiert. Hella Baruch wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Siegfried „Friedl“ Baruch wurde am 17. Februar 1905 in Göttingen geboren. Er studierte Wirtschaft in Göttingen und Hamburg und trat 1929 der KPD bei. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er als „lästiger Ausländer“ 1933 in die Niederlande ausgewiesen. Auch dort war er aktives Mitglied Kommunistischen Partei. Während der Besatzungszeit war er eines der führenden Mitglieder der Partei, arbeitete im Untergrund und überlebte dort die Besatzungszeit. Auch in der Nachkriegszeit war er weiter politisch tätig. Friedl Baruch starb am 3. November 1995 in Bergen aan Zee. Martha Baruch wurde am 9. Oktober 1907 in Göttingen geboren. Sie war Buchhändlerin und wohnte 1927 in Hamburg und Berlin. 1933 zog sie nach München, heiratete 1934 einen Arzt in Wien und emigrierte Ende der 30er Jahre nach New York. Dort starb sie im April 1959. Kurt Baruch wurde am 1. August 1913 in Göttingen geboren. Er lernte Tischler und verließ Göttingen am 13. Mai 1933 in Richtung Niederlande. 1938 heiratete er Annaliese Baruch, seine Cousine. Da er die niederländische Staatsbürgerschaft besaß, konnte er seine Cousine und deren Mutter in die Niederlande holen. Beide waren im Widerstand aktiv, seine Frau wurde in der Zeit im Untergrund schwanger, hatte aber eine Fehlgeburt. Annaliese wurde entdeckt und von Rotterdam aus nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Ihr Todesdatum ist mit dem 30. September 1944 angegeben. Kurt Baruch überlebte die Zeit der Besatzung, ließ sich später in Den Haag nieder, heiratete erneut und wurde Bildhauer. Menschen, die seine erste Frau Annaliese kannten, sagten, dass all seine Skulpturen an sie erinnerten. Kurt Baruch starb im Dezember 2001. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Geschichtswerkstatt Göttingen – Die Baruchs 1875-1946, Die jüdischen Bürger im Kreis Göttingen, 1933-1945, Uta Schäfer Richter, 1992
- Beck | Gedenksteine Sobibor
< zurück vorherige Walter Beck geboren am 6. April 1932 in Magdeburg, Sachsen-Anhalt, Deutschland ermordet am 28. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Familie Mutter: Gerda Beck, geborene Meissner geboren am 2. September 1911 in Berlin, Deutschland ermordet am 28. Mai 1943 in der Mordstätte Sobibor Vater: Karl Beck geboren am 27. Mai 1899 in Wien, Oesterreich-Ungarn ermordet am 16. Juli 1936 im Gefängnis in Berlin-Moabit Stiefvater: Franz-Otto Seligsohn geboren am 28. Oktober 1899 in Berlin, Deutschland verstorben am 29. Mai 1945 bei Tröbitz, Brandenburg, Deutschland Lebensdaten 1932 Geburt in Magdeburg 1933 Verhaftung und Verurteilung der Eltern 1933 Walter lebt bei seinen Großeltern mütterlicherseits 1935 Haftentlassung der Mutter 1935 Ermordung des Vaters 1937 Tod der Großmutter mütterlicherseits 1938 Verhaftung des Großvaters mütterlicherseits 1938 Flucht in die Niederlande 1938/39 lebt in Quarantäneunterkunft/ Kinderheimen in Amsterdam 1939 seine Mutter heiratet Franz-Otto Seligsohn 1939 wohnt bei seiner Mutter und seinem Stiefvater 1942 Deportation und Ermordung des Großvaters mütterlicherseits 1943 Walter und seine Mutter werden deportiert und in Sobibor ermordet 1945 Stiefvater Franz-Otto Seligsohn stirbt kurz nach Kriegsende nächste Biografie Walter Beck war der Sohn von Karl und Gerda Beck. Die Familie wohnte in Magdeburg, der Vater war Handelsgehilfe, arbeitete aber als Gleisarbeiter bei der Reichsbahn. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 waren Mutter und Vater im kommunistischen Widerstand engagiert; wegen einer Flugblattaktion wurden beide zu Gefängnisstrafen verurteilt. Während ihrer Inhaftierung kümmerten sich die Großeltern um den kleinen Walter. Kurz vor der Entlassung aus dem Zuchthaus Luckau wurde sein Vater in das Gefängnis der Geheimen Staatspolizei in Berlin-Moabit überstellt, zwei Tage später war er tot, nach Aussagen von Mithäftlingen wurde er bei einem Verhör erschlagen. Die Mutter war bereits einige Wochen vorher aus dem Gefängnis entlassen worden. Sie musste nicht nur die Nachricht über den Tod ihres Mannes verkraften, in den nächsten beiden Jahren starben auch ihre Mutter und ihre Großmutter. Während des Novemberpogroms 1938 wurde der Großvater Leopold Meissner verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Flucht in die Niederlande In dieser verzweifelten Situation verließ Gerda mit ihrem Sohn Walter Magdeburg in Richtung Amsterdam. Bis zu 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden flohen bis zur deutschen Besetzung in die Niederlande, legal oder illegal. Das Leben der Flüchtlinge war schwierig. Emigranten erhielten keine Arbeitserlaubnis und waren von Hilfsorganisationen abhängig. Für den 6-jährigen Walter Beck ist einem Eintrag vom 28.11.1938 in der Quarantäneunterkunft in der Amsterdamer Zeeburgerdijk 321 zu entnehmen: „legal, zu klein zu antworten, keine Papiere“. Bis September 1939 war Walter Beck in verschiedenen Kinderheimen in Amsterdam untergebracht. Diphtherieerkrankungen in seinem Heim führten dazu, dass er erneut von September bis Mitte Dezember 1939 in seiner alte Quarantäneunterkunft im Zeeburgerdijk untergebracht wurde. Der Aufenthaltsort seiner Mutter Gerda in diesem ersten Jahr in den Niederlanden ist unbekannt. Bekannt ist, dass sie den Berliner Emigranten Franz-Otto Seligsohn kennenlernte, im Mai 1939 das Aufgebot bestellt wurde und Mitte September desselben Jahres heiratete. Erst ab 14. Dezember 1939 konnte Walter Beck endlich wieder bei seiner Mutter leben. Die kleine Familie wohnte in der Dintelstraat 84 in Amsterdam. Mit der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 verschärfte sich die Situation der deutschen Flüchtlinge zusehends durch Ausgrenzung, Entrechtung, Beraubung und Verfolgung. Die Familie zog in Amsterdam noch zweimal um, 1941 in die Biesboschstraat 67 III und kurz vor ihrer Deportation in die Amstelkade 3. Verhaftung und Deportation Im Frühjahr 1943 erhielten Walter Beck und seine Mutter die Aufforderung, sich in der Hollandse Schouwburg zu melden. Dieses ehemalige Theater diente den deutschen Besatzern ab Sommer 1942 als Sammelstelle für Jüdinnen und Juden aus Amsterdam. Wenn sie sich nicht freiwillig meldeten, wurden sie bei Razzien in ihren Wohnungen, an ihren Arbeitsplätzen oder auf der Straße von deutschen oder auch niederländischen Polizisten aufgegriffen und zur Sammelstelle gebracht und in das Lager Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 25. Mai 1943 mussten der mittlerweile zehnjährige Walter und seine Mutter Gerda im 13. Transport zusammen mit insgesamt 2860 Jüdinnen und Juden die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt im Viehwaggon dauerte drei Tage. Walter und seine Mutter wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft, am 28. Mai 1943, in Sobibor ermordet. Walters Großvater Leopold Meissner, bei dem Walter Beck als Baby während der Haftzeit seiner leiblichen Eltern lebte, wurde am 14. April 1942 in das Warschauer Ghetto deportiert und von dort aus in das Mordlager Treblinka verschleppt und ermordet. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt. Der Stiefvater Franz-Otto Seligsohn wurde im April 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt. Nur einen Tag vor der Befreiung durch die britische Armee wurde er am 10. April 1945 noch in einen Zug mit 2400 Menschen gemeinsam in Richtung Konzentrationslager Theresienstadt gepfercht. Nach einer Irrfahrt durch die noch unbesetzten Teile Deutschlands ließ man den Zug auf offener Strecke nahe der brandenburgischen Gemeine Tröbitz stehen. Erst am 23. April 1945 befreite die vorrückende Rote Armee die Insassen des Zuges. Etwa 200 Menschen waren in den Waggons bereits verstorben, viele waren an Typhus erkrankt. Franz Otto Seligsohn starb wenige Wochen später am 29. Mai 1945 in einem Krankenrevier an Typhus. Verwendete Dokumente und Literatur Website des Archivs ITS Arolsen Website Gedenkbuch des Bundesarchivs Website Joods Monument Website Dokin - Informationen zu Kinder aus Kindertransporten in die Niederlande Website der Stadt Magdeburg zum Schicksal der Familie Beck









