top of page

Emilie Braunsberg

geboren am 1. Juni 1892 in Betziesdorf, bei Kirchhain/Hessen, Deutschland
ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Ehemann Braunsberg, Viktor geboren am 29. März 1887 in Breuna, Kreis Kassel, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der Mordstätte Sobibor

Lebensdaten

1892 Geburt in Betziesdorf 1919 Heirat mit Viktor Braunsberg aus Breuna 1930ger Flucht zwei ihrer Brüder in die USA 1938 Inhaftierung für einen Tag 1938 Einquartierung der Familie Hamberg in ihrem Haus 1939 Selbstmord ihres Vater Moses Stern 1942 Deportation und Ermordung in Sobibor
Porträtfoto
Porträtfoto

Porträtfoto


Viktor Braunsberg, Emilies Ehemann


Porträtfoto

Porträtfoto

Porträtfoto

Biografie

In Betziesdorf bei Kirchhain, dem Geburtsort von Emilie Braunsberg, lebten Juden bereits ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Eltern von Emilie Braunsberg waren Moses und Emma Stern, geborene Katz. Emilie Braunsberg hatte mindestens zwei Brüder, Julius und Henry/Harry, die in die USA ausgewandert sind.


Emilie Braunsberg wohnte mit ihrem Ehemann Viktor im Geismarweg 42 in Breuna; sie besaßen ein Wohnhaus, ein Gartengrundstück und einen Acker. Die Familie Braunsberg betrieb ein Stoff- und Kurzwarengeschäft. Ihr Ehemann Viktor Braunsberg engagierte sich in der Jüdischen Gemeinde und leitete bis 1932 den Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chevroth. Von ihrer Nichte Hannah Altbush wurde Emmi Braunsberg als intelligente und warmherzige Frau beschrieben, sie hatte die Tante hin und wieder besucht. Beim Abschiedsbesuch vor ihrer Auswanderung schenkte ihr Emmi einen Diamantring.




Die Reichspogromnach 1938

In Breuna, dem Wohnort des Ehepaares, lebten zwei jüdische Familien. Am Tag der Reichspogromnacht versteckten sich Emmi Braunsberg und ihre alten Schwiegereltern bei ihren jüdischen Nachbarn, der Familie Hamberg im Kirchweg 6 vor den gewalttätigen Nazi-Horden. Das Haus der Hambergs wurde verwüstet und demoliert. Hermann Hamberg, konnte durch einen Hinterausgang in die Felder flüchten. Die Verbliebenen wurden im benachbarten Volkmarsen für einen Tag in Schutzhaft genommen. Am nächsten Tag wurden Frauen und Kinder entlassen, die Väter der beiden Familien, Viktor Braunsberg und Moritz Hamberg in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Von dort kehrten sie nach einigen Wochen in ihr Dorf zurück. 1938 wurde die Familie Hamberg aus dem Kirchweg 6 bei der Familie Braunsberg im Geismarweg 42 einquartiert, ihr eigenes Haus war wegen eines Feuerschadens für Jahre nur noch teilweise bewohnbar. Viktor Braunsberg und Moritz Hamberg hatten sich zur Zwangsarbeit im Straßenbau in Kassel zu melden. Emilies Vater Moses Stern beging am 24. Mai 1939 Selbstmord. Viktor und Emilie Braunsberg wollten bei Viktors alten Eltern in Breuna bleiben, erst nach deren Tod 1939/1940, bemühten sie sich um ein Visum für die USA.




Die Deportation von Kassel nach Sobibor

Für die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel standen sechs Personen aus Breuna auf der Deportationsliste. Neben der Familie Hamberg waren das Viktor Braunsberg und seine Frau Emilie. Zum 31.5.1942 wurden die Familien Hamberg und Braunsberg in die ‚Sammelstelle‘ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert.


Die Braunsbergs wurden am Morgen des 1. Juni 1942, Emmis 50. Geburtstag,  mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem-Bezirk Kassel der Geheimen Staatspolizei von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt.


Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Jude für die geplante Ermordung konzentriert und in neue Transporte zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg.


Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt.


Dieser Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto. Emmi und Viktor Braunsberg aus Breuna wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft im deutschen Mordlager Sobibor ermordet.

Verwendete Dokumente und Literatur

Website des Archivs ITS Arolsen

Website Gedenkbuch des Bundesarchivs

Website Statistik des Holocaust

Website Alemmannia Judaica Breuna

Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018

Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005

Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998

Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012

Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag  fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus  Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt,  2013

Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg., Namen  und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945 Lebenserinnerungen Irmgard  Meyer, geborene Hamberg, 1988

Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang Prinz, Ein Gedenkbuch, 1982

Die Familie Hamberg aus Breuna, jimh.lima-city.de


Interviews:

Interview mit Hannah Altbush, USC Shoa Foundation; 20.3.1996 in Rye Brook, New York, USA

Interview mit Ilse Greening, USC Shoa Foundation; 21.4.1996 in Sarasota, Florida, USA

Interview mit Irma Meyer, geb. Hamberg, USC Shoah Foundation; 21.5.1997, Pennsylvania, USA - online verfügbar

bottom of page