Bernhard Wolfgang Hellmann
Geboren am 7. November 1903 in Wien, Österreich
ermordet am 02. April 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor
Familie
Lebensdaten
Bernhard Hellmann mit seinem Jugendfreund Konrad Lorenz
Biografie
Bernhard Hellmann wurde am 7. November 1903 in Wien im Bezirk „Am Alsergrund“ geboren. Er hatte zwei jüngere Geschwister, Ernst Richard und Ilse Rosa. Bernd Hallmann wuchs in einem wohlhabenden und angesehenen Elternhaus auf. Die Eltern Paul und Irene Hellmann besaßen in Wien eine Textilfabrik. Sie spielten eine wichtige Rolle im österreichischen Kulturwesen, unterstützten die Salzburger Festspiele und förderten zahlreiche KünstlerInnen und Institutionen.
Bernhard wurde protestantisch getauft und besuchte später eine katholische Privatschule. Er studierte Rechtswissenschaften, um später die Firma übernehmen zu können. Sein Interesse galt allerdings mehr der Zoologie. Er experimentierte zusammen mit seinem damaligen Freund, Konrad Lorenz, über die Verhaltensweisen von Tieren. Dieser bezeichnete ihn später als verlorenes Genie. Eine weitere Leidenschaft der beiden Jugendfreunde waren ihre Motorräder, mit denen sie durch halb Europa fuhren.
Umzug in die Niederlande
Zur beruflichen Fortbildung ging Bernhard Hellmann Anfang der 30er Jahre nach England und später nach Rotterdam in die Niederlande. In Rotterdam 1932 heiratete er Clarissa Hauchmann. Ihre Mutter kam aus Groningen in den Niederlanden, ihr Vater stammte aus einer russisch-jüdischen Familie.
Am 6. März 1935 kam Clarissas und Bernhards Sohn Paul in Rotterdam zu Welt, er wurde nicht im jüdischen Glauben erzogen. Der Vater war seinem Faible für Tiere treu geblieben, die Familie hatte viele Haustiere.
1938 starb der Vater Paul Hellmann in Wien und die Mutter Irene Hellmann zog zur Familie ihres Sohnes nach Rotterdam. Wegen der zunehmenden Bedrohung erwog die gesamte Familie auszuwandern. Ihr Vermögen war mittlerweile bereits so weit zusammengeschmolzen, dass die finanziellen Mittel zur -Auswanderung nicht mehr reichten.
Im Mai 1940 besetzten die Deutschen die Niederlande. Zu diesem Zeitpunkt lebten bis zu 50.000 deutsche Jüdinnen und Juden in den Niederlanden. Sie waren seit 1933 legal oder illegal eingewandert. Auch für die Familie Hellman verschlechterte sich die Situation noch einmal deutlich. Das Ehepaar Hellman ließ ihren Sohn Paul taufen und sie ließen sich scheiden in der Hoffnung, so die Überlebenschancen der Ehefrau Clarissa und des Sohnes zu verbessern.
Bernhard Hellmann versuchte mit seinem Sohn nach Belgien zu fliehen, was aber misslang. Daraufhin versteckte er ihn bei verschiedenen Familien in den Niederlanden. Letztendlich brachte der Vater den 7-jährigen Paul bei einer Familie in Veluwe unter. Mit der Aufforderung, sich zu benehmen, verabschiedete er sich von seinem Sohn. Die Pflegefamilie gab ihn als „Neffen aus Rotterdam“ aus und er konnte unbehelligt die Schule besuchen und überlebte.
Verhaftung und Deportation nach Sobibor
Bernhard Hellmann versteckte sich auf einem Bauernhof in Lunteren. Im Frühjahr 1943 wurde er verraten, verhaftet und in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Westerbork diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die deutschen Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Jüdinnen und Juden verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.
Bernd Hellmann wurde am 30. März 1943 mit dem 5. Transport, der Westerbork in Richtung des deutschen Mordlagers Sobibor verließ, deportiert. Er und weitere 1254 Menschen wurden direkt nach ihrer Ankunft in Sobibor am 2. April 1943 ermordet.
Die weitere Familie
Seine Mutter Irene Hellmann wurde ebenfalls verraten und am 3. März 1944 von Westerbork aus nach Auschwitz deportiert, wo sie in den Gaskammern ermordet wurde.
Bernhard Hellmanns geschiedene Ehefrau Clarissa wurde in ihrem Versteck in einem Hausboot verhaftet. Sie wurde nach Auschwitz deportiert, überlebte und kehrte 1945 zurück in die Niederlande. Sie verstarb 1974 in Noordwijk.
Der gemeinsame Sohn Paul Hellmann, Journalist und Autor seiner Familiengeschichte, trat als Nebenkläger im Prozess gegen den Trawniki-Täter Demjanjuk von Sobibor auf, der in den Jahren 2009 bis 2011 in München stattfand.
Bernhard Hellmanns Geschwister Ernst Richard und Ilse Rosa gelang rechtzeitig die Flucht mit ihren Familien nach Australien und England. Ernst Richard verstarb 1980 im Alter von 75 Jahren in Sydney. Ilse Rosa verstarb 1998 im Alter von 90 Jahren in London.
Verwendete Dokumente und Literatur