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Siegbert Meyer

geboren am 3. April 1898 in Hamburg, Deutschland
umgekommen am 22. Juni 1942 im deutschen Konzentrations- und Mordlager Majdanek

Familie

Ehefrau: Berta Meyer, geb. Neuhaus geboren am 12. September 1898 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Lebensdaten

1898 Geburt in Hamburg 1916 Umzug nach Kassel 1930 betreibt einen Gemischtwarenhandel in der Kolonialstraße 1932 heiratet die Verkäuferin Berta Neuhaus 1938 Inhaftierung für einige Wochen im Konzentrationslager Buchenwald 1938 Zwangsumzug in ein „Judenhaus“ in die Große Rosenstraße 1942 Verschleppung und Ermordung seiner Ehefrau in Sobibor 1942 Verschleppung und Tod in Majdanek
Porträtfoto
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Biografie

Siegbert Meyer wuchs in der Hafenstadt Hamburg auf. In Hamburg waren seit dem 16. Jahrhundert jüdische Menschen ansässig. Mitte des 18. Jahrhunderts existierte dort die größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Mit 18 Jahren verließ er Hamburg und zog ins hessische Kassel; er wohnte ab 2. Juni 1916 in Kassel, seine erste Meldeadresse war in der Hohenzollernstraße 75. Er arbeitete als Schlosser. In den folgenden Jahren zog er bis zu seiner Verheiratung noch dreimal innerhalb Kassels um, als Berufe sind im Melderegister Schlosser und Elektrotechniker angegeben. Ab 1930 betrieb er einen Gemischtwarenhandel in der Kolonialstraße 6, dort wohnte er auch. 1932 heiratete er Berta Neuhaus, sie war bereits einmal verheiratet und seit 1929 geschieden. Das Paar blieb kinderlos. Berta war von Beruf Verkäuferin.

Im Einwohnerbuch von Kassel taucht für Siegbert Meyer in den Jahren 1936 bis 1938 kein Eintrag des Geschäftes mehr auf, er wird als Kaufmann geführt.




Nach 1938

Nach der Pogromnacht 1938 wurde Siegbert Meyer verhaftet und am 11. November in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Erst nach einigen Wochen durfte er nach Kassel zurückkehren.

Nach seiner Rückkehr musste das Paar ihre Wohnung in der Kolonialstraße verlassen und in eines der „Judenhäuser“ in Kassel ziehen. Zuerst in die Große Rosenstraße 9 und später in die Große Rosenstraße 22, wo sie zusammen mit anderen jüdischen Familien untergebracht wurden.




Deportation nach Majdanek und Sobibor

Ende Mai 1942 mussten sich Siegbert und seine Frau Berta in die „Sammelstelle“ in der Schillerstraße begeben. Hier wurden sie durchsucht und ihrer Habe beraubt. Sie durften nur wenige Dinge auf die als „Umsiedlung in den Osten“ ausgegebene Deportation mitnehmen. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurden sie mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau aus kommend u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt.


Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die Verschleppten für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten noch einmal ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, sondern direkt zu den Endstationen. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg.


Das tatsächliche erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“war nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt.  Hier wurden auch die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Auch Siegbert Meyer wurde hier aus dem Zug geholt, seine Frau musste er im Zug zurücklassen. Er überlebte nur wenige Wochen, sein Tod ist mit dem 22.Juni 1942 im Totenbuch des Konzentrationslagers Majdanek verzeichnet.


Der Zug Da 57 fuhr nach dem Halt am „Alten Flughafen“ anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; Siegbert Meyers Frau Berta wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.




Verwendete Dokumente und Literatur

Website des Archivs ITS Arolsen

Website Gedenkbuch des Bundesarchivs

Website Statistik des Holocaust

Website Geschichte jüdischer Gemeinden - Kassel

Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005

Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018

Kammler, Jörg, u.a., Hg., Volksgemeinschaft und Volksfeinde, Kassel 1933 – 1945, Bd. I und II, 1984 und 1987

Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998

Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang ,Namen und Schicksale der Juden Kassels. Ein Gedenkbuch,

Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg.,1986

Thiele, Helmut, Die jüdischen Einwohner zu Kassel, 2006



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