Frühjahr 1943: Das Lagertor von Sobibor. Foto: Archiv Bildungswerk Stanislaw Hantz
Frühjahr 1943: Blick vom Wachturm am Lagereingang auf das Vorlager.
Foto: Archiv Bildungswerk Stanislaw Hantz
Frühsommer 1943: Von einem Wachturm aufgenommene Übersicht über das Lager I und das Vorlager im Hintergrund. Foto: Archiv Bildungswerk Stanislaw Hantz
Frühjahr 1943: Blick aus dem Vorlager Richtung Lager I und II. Foto: Archiv Bildungswerk Stanislaw Hantz
Sommer 1943: Das Eingangstor zum sogenannten Erbhof. Foto: Archiv Bildungswerk Stanislaw Hantz
Sommer 1943: Das neugebaute Kasino für die deutschen Täter im Vorlager. Foto: Archiv Bildungswerk Stanislaw Hantz
Die Lagerbereiche
Das Gelände der Mordstätte Sobibor
Das Areal der Mordstätte Sobibor war anfänglich etwa 600 Meter lang und 400 Meter breit, im Sommer 1943 wurde das Gelände auf 1000 mal 400 Meter erweitert. Das Lagergebiet war von einem drei Meter hohen, mit Zweigen durchflochtenen doppelten Stacheldrahtzaun umgeben. Der Zaun sollte nicht nur die Flucht von jüdischen Gefangenen verhindern, sondern auch vor neugierigen Blicken schützen, beispielsweise aus den vorbeifahrenden Zügen. Während der gesamten Zeit seines Bestehens befand sich das Lager im Aus- oder Umbau. Die Deutschen ließen weitere Unterkünfte, Magazine und Werkstätten erbauen. Das eingezäunte Terrain von Sobibor war zunächst in vier, ab Sommer 1943 in fünf Bereiche unterteilt, wie der nebenstehenden Karte zu entnehmen ist.
Das Vorlager
Im sogenannten Vorlager der Mordstätte befand sich der Wohn- und Freizeitbereich für die deutschen Täter und die Trawniki. Die sogenannten Trawniki waren zumeist sowjetische Kriegsgefangene, bevorzugt Volksdeutsche und Ukrainer, die in einem Ausbildungslager in der Ortschaft Trawniki eine kurze militärische Ausbildung durchliefen. Ab Mitte 1943 meldeten sich auch Zivilisten aus dem Distrikt Lublin freiwillig zu diesen Einheiten. Die Trawniki wurden u.a. bei der Auflösung der Ghettos und in den Mordlagern der „Aktion Reinhardt“ als Wachmänner eingesetzt. Im Vorlager mussten jüdische Gefangene u.a. auch Blumenbeete anlegen und pflegen. Die Täter wollten in einer gepflegten Anlage und in unverfänglicher Atmosphäre leben und ihre Freizeit verbringen. Dazu sagte Jahrzehnte später die Sobibor-Überlebende Eda Lichtman:
„Wenn man in das Lager hineinkam, machte es den Eindruck eines Erholungsortes. Ästhetisch gebaute Villen, Kasino, Gärten, mit Kies bedeckte Pfade, Rasenflächen, Blumenbeete, Rosen- und Sonnenblumenalleen vertuschten sorgfältig und täuschten das Auge fremder Ankömmlinge darüber hinweg, dass dort die Todesfabrik war.“
Das Lager I
An das Vorlager grenzte das Lager I, abgetrennt durch Stacheldrahtzäune. In diesem Bereich befanden sich die Unterkunftsbaracken der jüdischen Gefangenen und Werkstätten: Schusterei, Schreinerei, Tischlerei und andere Werkstätten. Unter Franz Stangl, dem ersten Kommandanten des Lagers, gab es auch einen Goldschmied, der für die deutschen Täter u.a. aus Zahngold Schmuck herstellen musste.
Das Lager II
Das Lager II war der „Aufnahmebereich“ des Lagers, in dem sich die ankommenden Jüdinnen und Juden auf einem Auskleideplatz ausziehen und ihr Gepäck abgeben mussten. In diesem Bereich wurde die geraubte Habe der Ermordeten nach Wertgegenständen durchsucht, sortiert und aufbewahrt. Hier befand sich zudem der sogenannte Erbhof, ein abgeschlossenes Areal u.a. mit Pferde-, Schweine-, Gänse- und Kaninchenställen. Das ehemalige Forsthaus innerhalb des Lagers II nutzten die Deutschen als Verwaltungs- und Wohngebäude.
Das Lager III
Ein mehrere hundert Meter langer Weg verband das Lager II mit dem Tötungsbereich im Lager III. Dieser Verbindungsweg war mit einem Stacheldrahtzaun mit eingeflochtenen Zweigen eingefasst. Am Ende dieses von den deutschen Tätern als „Schlauch“ benannten Weges befand sich das Lager III mit den Gaskammern und Leichengruben. Die Gaskammern befanden sich in einem Gebäude aus Stein, das im Sommer 1942 erweitert wurde. Im April 1942 wurde zur Erzeugung des tödlichen Gases ein 200 PS-Motor aus dem 200 Kilometer entfernten Lemberg (heute Ukraine) geholt. Jede Kammer hatte einen Eingang und einen Ausgang. Durch den Ausgang schleppte man die Körper der Ermordeten zu den riesigen Leichengruben. In diesen wurden die Leichen verscharrt. Ab Spätherbst 1942 begann man, die Leichen zu verbrennen. Zu diesem Zweck wurden riesige Scheiterhaufen mit Eisenbahnschienen mit Brennholz errichtet. Für die Gefangenen, die in diesem vom restlichen Lager isolierten Bereich arbeiten mussten, gab es einen eigenen abgeteilten, eingezäunten Unterkunftsbereich.
Das Lager IV
Ab Sommer 1943 begann man mit dem Bau von Lager IV im nördlichen Bereich der Mordstätte. Es gab den Plan, in Sobibor Beutemunition für die Wehrmacht zu lagern und aufzuarbeiten. Dafür wurde das Lagergelände großzügig erweitert und mehrere bunkerähnliche Gebäude in errichtet. Die Arbeiten am Lager IV dauerten bis zum Aufstand der jüdischen Gefangenen im Oktober 1943 an, danach wurde das Vorhaben der Munitionsverwertung aufgegeben.