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1950

 

1950: Die Sobibor-Überlebende Esther Raab identifiziert Erich Bauer im Prozess gegen ihn. Foto: Ghetto Fighter’s House Archive Catalog Number 25073

6. September 1965 - Hintereinander sitzen in 2 Reihen die Angeklagten im Sobiborprozess. Auf der Anklagebank im Hagener Sobibór-Prozess sitzen Fuchs, Frenzel, Dubois, Bolender (untere Reihe von links) und Wolf, Unverhau, Schütt, Lambert, (obere Reihe von links). Foto: Die Welt, 7. September 1965

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6. September 1965: Auf der Anklagebank im Hagener Sobibór-Prozess sitzen Fuchs, Frenzel, Dubois, Bolender (untere Reihe von links) und Wolf, Unverhau, Schütt, Lambert, (obere Reihe von links). Foto: Die Welt, 7. September 1965

1967 in Brasilien: Der Sobibor-Überlebende Stanislaw Szmajzner  steht Franz Stangl gegenüber. Beide Männer schauen sich an. Links von ihnen steht noch ein weiterer Mann

 

1967: Der Sobibor-Überlebende Stanislaw Szmajzner identifiziert Franz Stangl (rechts)in Brasilien. Foto: Thomas Blatt, Sobibor. The Forgotten Revolt, H.E.P. Issaquah/USA, 1998

1978 Polizeirevier Sao Paulo: Der Sobibor-Überlebende Stanislaw Szmajzner identifiziert Gustav Wagner (rechts )auf einem Polizeirevier in Sao Paulo 1978. 
Das Mikrofone wird Gustav Wagner vor dem Mund gehalten, er stellt eine Frage, schaut dabei Stanislaw Szmajzner an.

 

1978: Der Sobibor-Überlebende Stanislaw Szmajzner identifiziert Gustav Wagner (rechts )auf einem Polizeirevier in Sao Paulo 1978. Foto: Thomas Blatt, Sobibór Zapomniane Powstanie, Muzeum Pojezierza Leczynsko-Wlodawskiego we Wlodawie, 2003

John Iwan Demjanjuk - er sitzt mit Sonnebrille im Rollstuhl, hinter ihm 3 Justizbeamte

 

2010: John Iwan Demjanjuk im Münchner Landgericht. Foto: Süddeutsche Zeitung, 15.8.2010

Strafverfolgung der Täter nach dem Krieg
 

Der deutsche Täter Erich Bauer aus Sobibor wurde im August 1949 von den Überlebenden Ester Raab und Samuel Lerer in Berlin auf einem Rummelplatz erkannt. Das Berliner Landgericht verurteilte ihn am 8. Mai 1950 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode. Das Urteil wurde in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Erich Bauer verstarb 1980 in Berlin.

 

1950 mussten sich vor dem Landgericht in Frankfurt am Main die deutschen Täter Hubert Gomerski und Johann Klier strafrechtlich verantworten. Gomerski war in Sobibór im Lager III, dem Tötungsbereich, eingesetzt. In dem Verfahren wurde er von Sobibór-Überlebenden als einer der brutalsten Täter im Lager beschrieben. Er wurde zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt. Nachdem 1972 der Bundesgerichtshof das Urteil aufgehoben hatte, wurde er entlassen. In einem Revisionsverfahren wurde das Urteil 1977 in eine 15-jährige Haftstrafe umgewandelt, ein weiteres Revisionsverfahren wurde 1981 wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten eingestellt. Hubert Gomerski verstarb 1999. Johann Klier wurde 1950 vom Landgericht Frankfurt am Main freigesprochen. Sobibór-Überlebende hatten entlastend für ihn ausgesagt.

 

1965/66 fand vor dem Landgericht in Hagen ein Prozess gegen zwölf deutsche Täter statt. Die Anklage gegen zehn von ihnen lautete auf Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord. Fünf der Angeklagten wurden wegen Putativnotstands (Befehlsnotstand) freigesprochen, weitere fünf wurden wegen Beihilfe zum Mord zu Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren verurteilt. Karl Frenzel und Kurt Bolender wurden zusätzlich neben Beihilfe zum Mord auch eigenhändige Morde nachgewiesen. Kurt Bolender entzog sich wenige Wochen vor der Urteilsverkündung dem Richterspruch durch Suizid.

 

Karl Frenzel wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihm konnte durch die Aussagen der Sobibor-Überlebenden die eigenhändige Tötung von neun jüdischen Gefangenen nachgewiesen werden. Nach mehreren Revisionsverfahren wurde er 1985 erneut zu lebenslanger Haft verurteilt, ihm wurde allerdings die Strafe aufgrund seines Gesundheitszustandes erlassen. Karl Frenzel verstarb 1996 in Hannover.

 

Franz Stangl, dem ersten Kommandanten von Sobibór, gelang nach dem Zweiten Weltkrieg die Flucht über Syrien nach Brasilien. Nach Bemühungen von Simon Wiesenthal wurde er 1967 in Brasilien verhaftet und noch im selben Jahr an die Bundesrepublik Deutschland ausgeliefert. 1970 wurde er vor dem Landgericht in Düsseldorf angeklagt, allerdings nur für seine Beteiligung an den Morden in Treblinka, wo er von September 1942 bis August 1943 Kommandant war. Im Dezember 1970 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, legte allerdings Revision gegen das Urteil ein. Er starb im Juni 1971 in einem Düsseldorfer Gefängnis an Herzversagen bevor das Urteil rechtskräftig wurde.

 

Gustav Wagner, den die Überlebenden als den brutalsten und unberechenbarsten deutschen Täter beschrieben, konnte wie Franz Stangl über Italien und Syrien nach Brasilien flüchten. 1978 wurde er wie Stangl von Simon Wiesenthal aufgespürt. Der in Brasilien lebende Sobibor-Überlebende Stanislaw Szmajzner erkannte Gustav Wagner, woraufhin dieser verhaftet wurde. Mehrere Auslieferungsbegehren aus Polen, Österreich, der Bundesrepublik und Israel lehnten die brasilianischen Behörden ab und Gustav Wagner kam nach wenigen Monaten wieder frei. Am 3. Oktober 1980 fand man ihn tot in seinem Wohnhaus. Die offizielle Todesursache lautete Suizid.

 

In der Nachkriegszeit fanden in der Sowjetunion mehrere Prozesse gegen Trawniki statt. Einige von ihnen waren in Sobibor eingesetzt. Es wurden mehrere Todesurteile gegen sie ausgesprochen.

 

Am 30. November 2009 begann in München der Prozess gegen den Trawniki John Iwan Demjanjuk. Er wurde der Beihilfe zum Mord an 28.060 Menschen im Mordlager Sobibor beschuldigt. Er wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt, die er aber nicht mehr antreten musste, da keine Fluchtgefahr bestand. Gegen das Urteil legte er Revision ein und verstarb im März 2012 in einem Altenheim im bayrischen Bad Feilnbach.

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